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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Zwentzigste
die guoten werck / die gleich auß glauben geschähend / das Reich der himmlen nitt verdienend / (dann die ehr gehört dem einigen verdienst Christi zuo /) also verdienet auch das fasten / das allein ein behilff vnnd fürdernuß ist zuo guoten wercken / das Reich der himmlen nit.

962 Hie disputierend aber der mertheyl Theologi zuo vnseren zeiten gar hefftig / von der zeit vnd maß deß fastens / Jtem vom vnderscheid der speisen. Etliche sind die wöllend die viertzigtägig fasten / Jtem die vier fronfasten / vnd anders mer für göttliche fasten halten vnd schirmen. Etliche sind / die meynend / du heigest nit gefastet / vnd könnist nit fasten wenn du fleisch eßist. Etliche bestimmend denn dem fasten gwüsse stunden. Jch finden aber nitt / das vns deß dings ützit in der heiligen geschrifft fürgestellt werde. Dann der Herr hat im Euangelio die xl. tag nit also gefastet / sonder er hat gar nichts gässen / vnd sich von aller menschlichen speiß enthalten / wie auch Moses vnd Helias / vnd hat vns deßhalb mitt diser that kein gebott deß fastens fürgeschriben. So leert er auch im Euangelio gar heiter / das was durch den mund eingange / dz verunreinige den menschen nicht / sonder was auß dem hertzen herauß gange. Den reinen ist es alles rein. Vnd Paulus spricht964 / Jch weiß vnd bins gwüß in dem Herren Jesu / das nichts vnrein ist an jm selbs / on dem der es rechnet für vnrein / dem selben ist es vnrein. Jtem / welcher jsset / der verachte den nitt / der nit jsset / vnd welcher nitt jsset / der richte den nit der da jsset / dann Gott hat jn auffgenommen. (verstand den der da jsset) So ist auch einem yeden bekannt das ort deß heiligen Apostels Pauli j. Tim. iiij. Da er das verbieten der speisen / nennt ein leer der Teüfflen. Vnd darff sein nicht das vns yemand hie entgegen wärffe die Tacianer vnnd Encratiter / dann die selbigen lestertend gantz vnnd gar die guote geschöpfft Gottes. Paulus redt von denen die den brauch der speiß verbietend / ob sie gleich die speiß vnd die Ee vberal nit verdammend.

965 Dahar dienet auch / das gleich inn der nächsten zeit / nach dem vnnd die heyligen Apostel prediget / wir niendert läsend / das einige gesatzt deß fastens halb sygind auffgesetzt / darinn gwüsse maß vnnd zeit zuo fasten / oder einiger vnderscheyd der speisen für werde geschriben. dauon wil ich euwer lieb vor läsen die wort deß heiligen Marterers Jrenei / welche in Ecclesiastica Historia Eusebij stond vnnd also lautend / Es ist nicht nur span von dem Osterfäst / sonnder auch von der form deß fastens. Dann ettlich meynend man sölle allein ein tag fasten halten / Ettliche aber zwen / ettlich meer / ettlich auch viertzig / tag vnd nacht für ein tag rechnende / Welche vngleiche haltung / nicht erst yetzund vnd zuo vnseren zeiten angefangen hat / sonder vor langest / von denen als ich acht / die nit einfaltig bey dem bliben sind / das von anfang an gäben was. Deßhalb sie naherwärts also eintweders durch hinläßigkeyt / oder aber durch vnuerstand vnd vnkönnende in ein andere weiß geraten sind. Vnd sind doch dise allsammen / ob sie schon nit gleiche breüch gehebt wie wir / mit vns eins vnnd wol zefriden gewesen / vnd sinds noch / vnnd hat die vngleichheyt deß fastens die einigkeyt deß glaubens nit gehinderet noch zerbrochen. Das schreibt Jreneus. Dise vngleichheyt aber ist auch noch in der kirchen gewesen / als Theodosius der jünger geregiert hatt / ongefar nach deß Herren geburt 453. jar / Wie söllichs Socrates bezeüget in Tripart. hist.lib.9.cap.38. Da er also schreibt / Sie haltend auch nit gleiche fasten in den speisen. Dann etlich enthaltend sich von allem das daß läben gehebt hat / Etlich aber ässend vnder allen läbenden thieren allein die fisch. Ettlich ässend mit sampt den fischen / auch was gefügel ist / Von wegen (wie sie sagend) dz Moses schreibt / das sie jr substantz vnnd vrsprung auß dem wasser habind. Etliche dann ässend auch weder kraut noch eyer. Etlich ässend allein trochen brot. Andere ässend aber auch das selb nit.

962 Von dem vnderscheyd der speisen Auch zeit vnd maß deß fastens.
964 Rom.14.
965 Vnglichheit deß fastens.

Die Zwentzigste
die guͦten werck / die gleich auß glauben geschaͤhend / das Reich der himmlen nitt verdienend / (dann die ehr gehoͤrt dem einigen verdienst Christi zuͦ /) also verdienet auch das fasten / das allein ein behilff vnnd fürdernuß ist zuͦ guͦten wercken / das Reich der himmlen nit.

962 Hie disputierend aber der mertheyl Theologi zuͦ vnseren zeiten gar hefftig / von der zeit vnd maß deß fastens / Jtem vom vnderscheid der speisen. Etliche sind die woͤllend die viertzigtaͤgig fasten / Jtem die vier fronfasten / vnd anders mer für goͤttliche fasten halten vnd schirmen. Etliche sind / die meynend / du heigest nit gefastet / vnd koͤnnist nit fasten wenn du fleisch eßist. Etliche bestimmend denn dem fasten gwüsse stunden. Jch finden aber nitt / das vns deß dings ützit in der heiligen geschrifft fürgestellt werde. Dann der Herr hat im Euangelio die xl. tag nit also gefastet / sonder er hat gar nichts gaͤssen / vnd sich von aller menschlichen speiß enthalten / wie auch Moses vnd Helias / vnd hat vns deßhalb mitt diser that kein gebott deß fastens fürgeschriben. So leert er auch im Euangelio gar heiter / das was durch den mund eingange / dz verunreinige den menschen nicht / sonder was auß dem hertzen herauß gange. Den reinen ist es alles rein. Vnd Paulus spricht964 / Jch weiß vnd bins gwüß in dem Herren Jesu / das nichts vnrein ist an jm selbs / on dem der es rechnet für vnrein / dem selben ist es vnrein. Jtem / welcher jsset / der verachte den nitt / der nit jsset / vnd welcher nitt jsset / der richte den nit der da jsset / dann Gott hat jn auffgenommen. (verstand den der da jsset) So ist auch einem yeden bekannt das ort deß heiligen Apostels Pauli j. Tim. iiij. Da er das verbieten der speisen / nennt ein leer der Teüfflen. Vnd darff sein nicht das vns yemand hie entgegen waͤrffe die Tacianer vnnd Encratiter / dann die selbigen lestertend gantz vnnd gar die guͦte geschoͤpfft Gottes. Paulus redt von denen die den brauch der speiß verbietend / ob sie gleich die speiß vnd die Ee vberal nit verdammend.

965 Dahar dienet auch / das gleich inn der naͤchsten zeit / nach dem vnnd die heyligen Apostel prediget / wir niendert laͤsend / das einige gesatzt deß fastens halb sygind auffgesetzt / darinn gwüsse maß vnnd zeit zuͦ fasten / oder einiger vnderscheyd der speisen für werde geschriben. dauon wil ich euwer lieb vor laͤsen die wort deß heiligen Marterers Jrenei / welche in Ecclesiastica Historia Eusebij stond vnnd also lautend / Es ist nicht nur span von dem Osterfaͤst / sonnder auch von der form deß fastens. Dann ettlich meynend man soͤlle allein ein tag fasten halten / Ettliche aber zwen / ettlich meer / ettlich auch viertzig / tag vnd nacht für ein tag rechnende / Welche vngleiche haltung / nicht erst yetzund vnd zuͦ vnseren zeiten angefangen hat / sonder vor langest / von denen als ich acht / die nit einfaltig bey dem bliben sind / das von anfang an gaͤben was. Deßhalb sie naherwaͤrts also eintweders durch hinlaͤßigkeyt / oder aber durch vnuerstand vnd vnkoͤnnende in ein andere weiß geraten sind. Vnd sind doch dise allsammen / ob sie schon nit gleiche breüch gehebt wie wir / mit vns eins vnnd wol zefriden gewesen / vnd sinds noch / vnnd hat die vngleichheyt deß fastens die einigkeyt deß glaubens nit gehinderet noch zerbrochen. Das schreibt Jreneus. Dise vngleichheyt aber ist auch noch in der kirchen gewesen / als Theodosius der jünger geregiert hatt / ongefar nach deß Herren geburt 453. jar / Wie soͤllichs Socrates bezeüget in Tripart. hist.lib.9.cap.38. Da er also schreibt / Sie haltend auch nit gleiche fasten in den speisen. Dann etlich enthaltend sich von allem das daß laͤben gehebt hat / Etlich aber aͤssend vnder allen laͤbenden thieren allein die fisch. Ettlich aͤssend mit sampt den fischen / auch was gefügel ist / Von wegen (wie sie sagend) dz Moses schreibt / das sie jr substantz vnnd vrsprung auß dem wasser habind. Etliche dann aͤssend auch weder kraut noch eyer. Etlich aͤssend allein trochen brot. Andere aͤssend aber auch das selb nit.

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                   nit gehinderet noch zerbrochen. Das schreibt Jreneus. Dise vngleichheyt aber ist
                   auch noch in der kirchen gewesen / als Theodosius der jünger geregiert hatt /
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                   Tripart. hist.lib.9.cap.38. Da er also schreibt / Sie haltend auch nit gleiche
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[[109]/0310] Die Zwentzigste die guͦten werck / die gleich auß glauben geschaͤhend / das Reich der himmlen nitt verdienend / (dann die ehr gehoͤrt dem einigen verdienst Christi zuͦ /) also verdienet auch das fasten / das allein ein behilff vnnd fürdernuß ist zuͦ guͦten wercken / das Reich der himmlen nit. 962 Hie disputierend aber der mertheyl Theologi zuͦ vnseren zeiten gar hefftig / von der zeit vnd maß deß fastens / Jtem vom vnderscheid der speisen. Etliche sind die woͤllend die viertzigtaͤgig fasten / Jtem die vier fronfasten / vnd anders mer für goͤttliche fasten halten vnd schirmen. Etliche sind / die meynend / du heigest nit gefastet / vnd koͤnnist nit fasten wenn du fleisch eßist. Etliche bestimmend denn dem fasten gwüsse stunden. Jch finden aber nitt / das vns deß dings ützit in der heiligen geschrifft fürgestellt werde. Dann der Herr hat im Euangelio die xl. tag nit also gefastet / sonder er hat gar nichts gaͤssen / vnd sich von aller menschlichen speiß enthalten / wie auch Moses vnd Helias / vnd hat vns deßhalb mitt diser that kein gebott deß fastens fürgeschriben. So leert er auch im Euangelio gar heiter / das was durch den mund eingange / dz verunreinige den menschen nicht / sonder was auß dem hertzen herauß gange. Den reinen ist es alles rein. Vnd Paulus spricht 964 / Jch weiß vnd bins gwüß in dem Herren Jesu / das nichts vnrein ist an jm selbs / on dem der es rechnet für vnrein / dem selben ist es vnrein. Jtem / welcher jsset / der verachte den nitt / der nit jsset / vnd welcher nitt jsset / der richte den nit der da jsset / dann Gott hat jn auffgenommen. (verstand den der da jsset) So ist auch einem yeden bekannt das ort deß heiligen Apostels Pauli j. Tim. iiij. Da er das verbieten der speisen / nennt ein leer der Teüfflen. Vnd darff sein nicht das vns yemand hie entgegen waͤrffe die Tacianer vnnd Encratiter / dann die selbigen lestertend gantz vnnd gar die guͦte geschoͤpfft Gottes. Paulus redt von denen die den brauch der speiß verbietend / ob sie gleich die speiß vnd die Ee vberal nit verdammend. 965 Dahar dienet auch / das gleich inn der naͤchsten zeit / nach dem vnnd die heyligen Apostel prediget / wir niendert laͤsend / das einige gesatzt deß fastens halb sygind auffgesetzt / darinn gwüsse maß vnnd zeit zuͦ fasten / oder einiger vnderscheyd der speisen für werde geschriben. dauon wil ich euwer lieb vor laͤsen die wort deß heiligen Marterers Jrenei / welche in Ecclesiastica Historia Eusebij stond vnnd also lautend / Es ist nicht nur span von dem Osterfaͤst / sonnder auch von der form deß fastens. Dann ettlich meynend man soͤlle allein ein tag fasten halten / Ettliche aber zwen / ettlich meer / ettlich auch viertzig / tag vnd nacht für ein tag rechnende / Welche vngleiche haltung / nicht erst yetzund vnd zuͦ vnseren zeiten angefangen hat / sonder vor langest / von denen als ich acht / die nit einfaltig bey dem bliben sind / das von anfang an gaͤben was. Deßhalb sie naherwaͤrts also eintweders durch hinlaͤßigkeyt / oder aber durch vnuerstand vnd vnkoͤnnende in ein andere weiß geraten sind. Vnd sind doch dise allsammen / ob sie schon nit gleiche breüch gehebt wie wir / mit vns eins vnnd wol zefriden gewesen / vnd sinds noch / vnnd hat die vngleichheyt deß fastens die einigkeyt deß glaubens nit gehinderet noch zerbrochen. Das schreibt Jreneus. Dise vngleichheyt aber ist auch noch in der kirchen gewesen / als Theodosius der jünger geregiert hatt / ongefar nach deß Herren geburt 453. jar / Wie soͤllichs Socrates bezeüget in Tripart. hist.lib.9.cap.38. Da er also schreibt / Sie haltend auch nit gleiche fasten in den speisen. Dann etlich enthaltend sich von allem das daß laͤben gehebt hat / Etlich aber aͤssend vnder allen laͤbenden thieren allein die fisch. Ettlich aͤssend mit sampt den fischen / auch was gefügel ist / Von wegen (wie sie sagend) dz Moses schreibt / das sie jr substantz vnnd vrsprung auß dem wasser habind. Etliche dann aͤssend auch weder kraut noch eyer. Etlich aͤssend allein trochen brot. Andere aͤssend aber auch das selb nit. 962 Von dem vnderscheyd der speisen Auch zeit vnd maß deß fastens. 964 Rom.14. 965 Vnglichheit deß fastens.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [109]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/310>, abgerufen am 24.11.2024.