Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.Die Zwölffte auß der dienstbarkeit deß teüffels vnd der
sünden. Vnd wär sölichs nit wüssen wölte / der besehe nur die
ceremoni vnnd das Sacrament der leyblichen erlösung auß Egypten / namlich das lamb
deß überschritts. Wär ist der nit wüße vnd verstande / das dises lamb ein vorbild
gewesen seye vnsers erlösers Christi? Dann je so redt Paulus gar heitter / Christus vnser
Osterlamb ist auffgeopfferet. So habend auch alle Apostel mit sampt Joanne dem
Töuffer / vnseren Herren Jesum Christum genent das lamb Gottes / das do hin nemm
die sünd der wällt. So haltet Esaias am lij. Capitel mit heiteren
worten gegen einanderen die erlösung Jsraels auß Egypten / vnd die erlösung deß
gantzen menschlichen geschlächts auß der sünd durch Christum. Darumb / wie
gemeldet / so wirt die geheimnuß vnsers Herren Christi vnnd vnserer erlösung
heiter in diserem ersten gebott vergriffen / das wir jetzund / so offt wir dise
wort sprechend / mit vnseren augen vnd gemüteren nit nur auff die alt erlösung
deß volcks Jsraels auß Egypten / sonder vil mehr auff die so vns durch Christum
begegnet ist / sehen söllend / vnd vnsere hoffnung auffrichten / damit wir keinen
zweiffel daran tragind / dann das der almechtig vnd höchst Gott / auch vnser Gott
seye vnnd sein wölle. Das ist nun der erst theil / diß ersten gebotts.573 Der ander theil / verbeütet vns / das wir keine frömbde gött habind / vnnd schleüßt auß alle hilff vnd allen trost deß läbens / den wir jmmer außert Gott vns selbs erdencken vnd erwellen möchtind. Vnd braucht der Herr hiezuo gar ein hefftige art zuo reden / dann er spricht / du solt kein frembde Götter vor mir haben / du solts nicht haben / spricht er / vnd das / vor mir / oder vor meinem angesicht / mit mir / oder bey mir / zuo mir / oder näbend mir / wie wirs nennen wöllend / oder / laß michs nicht sehen vor meinen augen. Gleich als wenn ein vatter übel erzürnt ist / vnnd seinem sun verbeütet etwas / das vast schantlich vnnd vnehrlich ist / so spricht er / Nun luog das du mir mitt dem ding nirgent an die augen gangist / oder michs laßist sehen vnnd inne werden. Also will Gott hie auch reden. Nun ist er aber allenthalben zuogegen vnd sicht es alles / auch die hertzen / vnd die heimligkeyt der hertzen. Darumb so söllend wir keins wägs / weder heimlich noch offentlich frembde Gött haben / dz ist / es sol kein mensch kein einige creatur / sie seye in himmel oder auff erden / für sein Gott haben / es sol auch niemand den creaturen vnd geschöpfften die eigenschafften Gottes zuogeben / vnd jnen dz thuon / dz wir pflichts halb Gott allein zuothuon schuldig sind. Das sind aber Gottes eigenschafften / allenthalben sein / alle ding sehen vnd wüssen / allmechtig sein / das leben geben / erlösen vnd reinigen von sünden / erhalten / sälig / gerecht vnd heilig machen / vnnd was der dingen sind. So ist vnser pflicht vnnd ampt gegen Gott / das wir jn anbättind / anrüffind / fürchtind / vereerind / das wir in jn hoffind / jm anhangind / jm losind / jm glaubind vnd gehorsamind. 574 Darumb so heißt vnd ist ein frembder Gott alles das / dz wol für sich selb seiner
natur halb nit Gott ist / wir es aber vns selbs näbend dem einigen ewigen waren
läbendigen Gott erdenckend / darin wir vnser vertrauwen vnnd hoffnung setzend /
das wir in nöten anrüffend / liebend vnd förchtend / in das wir vnser gemüt
richtend / an dem wir gar vnd gantz hangend / vnd das wir zuo allen zeyten es sey
in wolstand / oder widerwertigkeit vnnd trübsal / für vnnseren schatz / für
vnsere hilff / vnd für vnsere zuoflucht haltend vnd erkennend. Dann also / do
Rachel von Jacoben kinder begärt / antwortet er jren 575 / Bin ich dann Gott / dz ich dich
vnfruchtbar habe gemacht? Jtem576 Joram der Künig Jsraels als er von Benhadad dem Künig auß
Syrien brieff empfangen hat / Naamans halben / dz er jn von seinem vßsatz
reinigete / zerreiß er seine kleider / ward erzürnt vnd sprach / Bin ich dann Gott
/ dz ich tödten vnd lebendig machen könne? Darumb so söllend wir allein Got für
vnseren Gott haben / dz ist für vnser leben / heil / hilff / zuofluocht / schirm / 573 Verbott der frömbden Götten. 574 Was frembde Götter seyend. 575 Gen.30. 576
4.Reg.5.
Die Zwoͤlffte auß der dienstbarkeit deß teüffels vnd der
sünden. Vnd waͤr soͤlichs nit wüssen woͤlte / der besehe nur die
ceremoni vnnd das Sacrament der leyblichen erloͤsung auß Egypten / namlich das lamb
deß überschritts. Waͤr ist der nit wüße vnd verstande / das dises lamb ein vorbild
gewesen seye vnsers erloͤsers Christi? Dann je so redt Paulus gar heitter / Christus vnser
Osterlamb ist auffgeopfferet. So habend auch alle Apostel mit sampt Joanne dem
Toͤuffer / vnseren Herren Jesum Christum genent das lamb Gottes / das do hin nemm
die sünd der waͤllt. So haltet Esaias am lij. Capitel mit heiteren
worten gegen einanderen die erloͤsung Jsraels auß Egypten / vnd die erloͤsung deß
gantzen menschlichen geschlaͤchts auß der sünd durch Christum. Darumb / wie
gemeldet / so wirt die geheimnuß vnsers Herren Christi vnnd vnserer erloͤsung
heiter in diserem ersten gebott vergriffen / das wir jetzund / so offt wir dise
wort sprechend / mit vnseren augen vnd gemuͤteren nit nur auff die alt erloͤsung
deß volcks Jsraels auß Egypten / sonder vil mehr auff die so vns durch Christum
begegnet ist / sehen soͤllend / vnd vnsere hoffnung auffrichten / damit wir keinen
zweiffel daran tragind / dann das der almechtig vnd hoͤchst Gott / auch vnser Gott
seye vnnd sein woͤlle. Das ist nun der erst theil / diß ersten gebotts.573 Der ander theil / verbeütet vns / das wir keine froͤmbde goͤtt habind / vnnd schleüßt auß alle hilff vnd allen trost deß laͤbens / den wir jmmer außert Gott vns selbs erdencken vnd erwellen moͤchtind. Vnd braucht der Herr hiezuͦ gar ein hefftige art zuͦ reden / dann er spricht / du solt kein frembde Goͤtter vor mir haben / du solts nicht haben / spricht er / vnd das / vor mir / oder vor meinem angesicht / mit mir / oder bey mir / zuͦ mir / oder naͤbend mir / wie wirs nennen woͤllend / oder / laß michs nicht sehen vor meinen augen. Gleich als wenn ein vatter übel erzürnt ist / vnnd seinem sun verbeütet etwas / das vast schantlich vnnd vnehrlich ist / so spricht er / Nun luͦg das du mir mitt dem ding nirgent an die augen gangist / oder michs laßist sehen vnnd inne werden. Also will Gott hie auch reden. Nun ist er aber allenthalben zuͦgegen vnd sicht es alles / auch die hertzen / vnd die heimligkeyt der hertzen. Darumb so soͤllend wir keins waͤgs / weder heimlich noch offentlich frembde Goͤtt haben / dz ist / es sol kein mensch kein einige creatur / sie seye in himmel oder auff erden / für sein Gott haben / es sol auch niemand den creaturen vnd geschoͤpfften die eigenschafften Gottes zuͦgeben / vnd jnen dz thuͦn / dz wir pflichts halb Gott allein zuͦthuͦn schuldig sind. Das sind aber Gottes eigenschafften / allenthalben sein / alle ding sehen vnd wüssen / allmechtig sein / das leben geben / erloͤsen vnd reinigen von sünden / erhalten / saͤlig / gerecht vnd heilig machen / vnnd was der dingen sind. So ist vnser pflicht vnnd ampt gegen Gott / das wir jn anbaͤttind / anruͤffind / fürchtind / vereerind / das wir in jn hoffind / jm anhangind / jm losind / jm glaubind vnd gehorsamind. 574 Darumb so heißt vnd ist ein frembder Gott alles das / dz wol für sich selb seiner
natur halb nit Gott ist / wir es aber vns selbs naͤbend dem einigen ewigen waren
laͤbendigen Gott erdenckend / darin wir vnser vertrauwen vnnd hoffnung setzend /
das wir in noͤten anruͤffend / liebend vnd foͤrchtend / in das wir vnser gemuͤt
richtend / an dem wir gar vnd gantz hangend / vnd das wir zuͦ allen zeyten es sey
in wolstand / oder widerwertigkeit vnnd truͤbsal / für vnnseren schatz / für
vnsere hilff / vnd für vnsere zuͦflucht haltend vnd erkennend. Dann also / do
Rachel von Jacoben kinder begaͤrt / antwortet er jren 575 / Bin ich dann Gott / dz ich dich
vnfruchtbar habe gemacht? Jtem576 Joram der Künig Jsraels als er von Benhadad dem Künig auß
Syrien brieff empfangen hat / Naamans halben / dz er jn von seinem vßsatz
reinigete / zerreiß er seine kleider / ward erzürnt vnd sprach / Bin ich dann Gott
/ dz ich toͤdten vnd lebendig machen koͤnne? Darumb so soͤllend wir allein Got für
vnseren Gott haben / dz ist für vnser leben / heil / hilff / zuͦfluͦcht / schirm / 573 Verbott der froͤmbden Goͤtten. 574 Was frembde Goͤtter seyend. 575 Gen.30. 576
4.Reg.5.
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Die Zwoͤlffte
auß der dienstbarkeit deß teüffels vnd der sünden. Vnd waͤr soͤlichs nit wüssen woͤlte / der besehe nur die ceremoni vnnd das Sacrament der leyblichen erloͤsung auß Egypten / namlich das lamb deß überschritts. Waͤr ist der nit wüße vnd verstande / das dises lamb ein vorbild gewesen seye vnsers erloͤsers Christi? Dann je so redt Paulus gar heitter / Christus vnser Osterlamb ist auffgeopfferet. So habend auch alle Apostel mit sampt Joanne dem Toͤuffer / vnseren Herren Jesum Christum genent das lamb Gottes / das do hin nemm die sünd der waͤllt. So haltet Esaias am lij. Capitel mit heiteren worten gegen einanderen die erloͤsung Jsraels auß Egypten / vnd die erloͤsung deß gantzen menschlichen geschlaͤchts auß der sünd durch Christum. Darumb / wie gemeldet / so wirt die geheimnuß vnsers Herren Christi vnnd vnserer erloͤsung heiter in diserem ersten gebott vergriffen / das wir jetzund / so offt wir dise wort sprechend / mit vnseren augen vnd gemuͤteren nit nur auff die alt erloͤsung deß volcks Jsraels auß Egypten / sonder vil mehr auff die so vns durch Christum begegnet ist / sehen soͤllend / vnd vnsere hoffnung auffrichten / damit wir keinen zweiffel daran tragind / dann das der almechtig vnd hoͤchst Gott / auch vnser Gott seye vnnd sein woͤlle. Das ist nun der erst theil / diß ersten gebotts.
573 Der ander theil / verbeütet vns / das wir keine froͤmbde goͤtt habind / vnnd schleüßt auß alle hilff vnd allen trost deß laͤbens / den wir jmmer außert Gott vns selbs erdencken vnd erwellen moͤchtind. Vnd braucht der Herr hiezuͦ gar ein hefftige art zuͦ reden / dann er spricht / du solt kein frembde Goͤtter vor mir haben / du solts nicht haben / spricht er / vnd das / vor mir / oder vor meinem angesicht / mit mir / oder bey mir / zuͦ mir / oder naͤbend mir / wie wirs nennen woͤllend / oder / laß michs nicht sehen vor meinen augen. Gleich als wenn ein vatter übel erzürnt ist / vnnd seinem sun verbeütet etwas / das vast schantlich vnnd vnehrlich ist / so spricht er / Nun luͦg das du mir mitt dem ding nirgent an die augen gangist / oder michs laßist sehen vnnd inne werden. Also will Gott hie auch reden. Nun ist er aber allenthalben zuͦgegen vnd sicht es alles / auch die hertzen / vnd die heimligkeyt der hertzen. Darumb so soͤllend wir keins waͤgs / weder heimlich noch offentlich frembde Goͤtt haben / dz ist / es sol kein mensch kein einige creatur / sie seye in himmel oder auff erden / für sein Gott haben / es sol auch niemand den creaturen vnd geschoͤpfften die eigenschafften Gottes zuͦgeben / vnd jnen dz thuͦn / dz wir pflichts halb Gott allein zuͦthuͦn schuldig sind. Das sind aber Gottes eigenschafften / allenthalben sein / alle ding sehen vnd wüssen / allmechtig sein / das leben geben / erloͤsen vnd reinigen von sünden / erhalten / saͤlig / gerecht vnd heilig machen / vnnd was der dingen sind. So ist vnser pflicht vnnd ampt gegen Gott / das wir jn anbaͤttind / anruͤffind / fürchtind / vereerind / das wir in jn hoffind / jm anhangind / jm losind / jm glaubind vnd gehorsamind.
574 Darumb so heißt vnd ist ein frembder Gott alles das / dz wol für sich selb seiner natur halb nit Gott ist / wir es aber vns selbs naͤbend dem einigen ewigen waren laͤbendigen Gott erdenckend / darin wir vnser vertrauwen vnnd hoffnung setzend / das wir in noͤten anruͤffend / liebend vnd foͤrchtend / in das wir vnser gemuͤt richtend / an dem wir gar vnd gantz hangend / vnd das wir zuͦ allen zeyten es sey in wolstand / oder widerwertigkeit vnnd truͤbsal / für vnnseren schatz / für vnsere hilff / vnd für vnsere zuͦflucht haltend vnd erkennend. Dann also / do Rachel von Jacoben kinder begaͤrt / antwortet er jren 575 / Bin ich dann Gott / dz ich dich vnfruchtbar habe gemacht? Jtem 576 Joram der Künig Jsraels als er von Benhadad dem Künig auß Syrien brieff empfangen hat / Naamans halben / dz er jn von seinem vßsatz reinigete / zerreiß er seine kleider / ward erzürnt vnd sprach / Bin ich dann Gott / dz ich toͤdten vnd lebendig machen koͤnne? Darumb so soͤllend wir allein Got für vnseren Gott haben / dz ist für vnser leben / heil / hilff / zuͦfluͦcht / schirm /
573 Verbott der froͤmbden Goͤtten.
574 Was frembde Goͤtter seyend.
575 Gen.30.
576 4.Reg.5.
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Zitationshilfe: | Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/194>, abgerufen am 23.07.2024. |