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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
Darauß mee böß vnd args entspring
Als todtschlag / gifft vnd ander ding /
Dann die grimm begird / die z'aller frist
Als vnglücks grund vnd vrsprung ist.

Auß disem allem sammen ist nun offenbar / das auch inn die hertzen vnnd gmüter der Heiden etliche erkantnußen vnd gebott / deren dingen die man halten oder fliehen sol yngeschriben sind / welche sie aber darnach auch durch jhr angefochtnen verstand / vnd durch das verderbt vrtheyl deß fleisches gefelscht vnnd verduncklet habend. Darumb Gott auch vber das gesatzt der natur andere erleüterungen vnnd eroffnungen seines willens geben hatt. Namlich muntliche leer vnd angebungen der heiligen Ertzuätteren / Jtem antworten der englen / eroffnungen Gottes / wunderzeichen / vnnd geschribne gesatzte fürtreffenlicher weyser vnd gottsförchtiger leüten. Mit welchen dingen allen Gott dem gesatzt der natur geholffen hat. Darumb alles was by den Heiden guots vnd warhaffts funden wirt / das sol man alles Gott dem vrsprung alles guoten zuogeben / was aber falsch / das sol man zuoschreiben der verderbten natur vnd den bösen anfechtungen deß menschen.

534 Jn disem allen sammen söllend wir aber mercken / das ich nit reden hie vom vermögen / was jeder auß jm selbs vermöge / sonder allein vom wüssen / vnnd von der erkantnuß. Das wüssen vnd die erkantnuß deß gesatzts / ist zimmlich heiter / aber das wir dem mittstimmind / jm volgind / vnd vnseren willen drin schickind / das gadt kaum vnd schwerlich zuo / da sind wir schwach vnnd verwirt. Wiewol sie beide von nöten sind / das sie vns von himmel geben werdind / namlich das der verstand erleüchtet werde / vnd das wir auch krefft habind zuo volgen. Dann die natur vermag hie für sich selbs on die gnad nichts / dann ob schon etliche auß den Heiden sind die grechte gerümpt vnd gelobt werdind / als MelchiZedek / Job / Jethro / vnd ander vil / so habend sie doch sölichs nit auß jren eignen krefften / sonder auß der gnad Gottes gehabt / wie man sölichs auß der histori Job gar heiter sicht. Darumb welche auß den Heiden sind sälig worden / die sind nit durch die werck der natur oder durch jr eigen verdienst / sonder durch die barmhertzigkeit Gottes in Christo Jesu vnserem Herren sälig worden. Darzuo so ist dz gesatzt der natur dem menschen von Gott nit darumb eingepflantzet / dz sie dardurch mögind sälig werden außert Christo vnd der gnad Gottes / sonder vil mee darumb / dz es vns leere wz guot vnd was böß seye / vnd wir hiemit überzeügt werdind / das wir sünder seyend / vnd vns vor Gott nit mögind entschuldigen. Darumb Paulus die Heiden nit minder durch dz gsatzt der natur / dann die Juden durch dz gesatzt Mosis der sünden überzeüget / vnd leert dz die gerechtmachung / das läben vnd alles guots allein in Christo Jesu dem sun Gottes seye. So vil vom gesatzt der natur.

535 Demnach aber so hab ich doben gemeldet / dz ich auch von menschlichen gesatzten wölle reden / dz nenn ich aber menschliche gesatzt / die von menschen gesetzt vnd geordnet werdend / zuo guotem vnd zuo erhaltung der kirchen vnd auch deß gemeinen regiments. Deren sind aber mengerley. Es sind politische oder burgerliche gesatzt / vnd Ecclesiasticae, dz ist kirchen gesatzt / vnd darnach auch Traditiones humanae, dz sind auffsatzungen / vnd ordnungen menschlichs guotdunckens. 536 Burgerliche satzungen sind / die ein Oberkeit machet je nach gelegenheit der zeit / der orten / vnd auch der leüthen / gemeine zucht vnd erbarkeit / auch frid vnd ruow zuo erhalten. Deren sind vil exempel im keiserlichen rechten / besonders in den satzungen Justiniani. Dise burgerliche gesatzt söllend so vil müglich dem gesatzt Gottes vnd der natur gleichförmig / vnd zum wenigsten denen nit zuo wider sein / auch nützit vngöttlichs / grusams oder tyrannischs in halten. Söllichen gesatzten heißt S. Peter gehorsammen / da er spricht / Sind vnderthon aller menschlichen

534 Die natur vermag nichts on die gnad.
535 Von menschlichen gesatzten.
536 Von burgerlichen satzungen.

Predig.
Darauß mee boͤß vnd args entspring
Als todtschlag / gifft vnd ander ding /
Dann die grimm begird / die z'aller frist
Als vnglücks grund vnd vrsprung ist.

Auß disem allem sammen ist nun offenbar / das auch inn die hertzen vnnd gmuͤter der Heiden etliche erkantnußen vnd gebott / deren dingen die man halten oder fliehen sol yngeschriben sind / welche sie aber darnach auch durch jhr angefochtnen verstand / vnd durch das verderbt vrtheyl deß fleisches gefelscht vnnd verduncklet habend. Darumb Gott auch vber das gesatzt der natur andere erleüterungen vnnd eroffnungen seines willens geben hatt. Namlich muntliche leer vnd angebungen der heiligen Ertzuaͤtteren / Jtem antworten der englen / eroffnungen Gottes / wunderzeichen / vnnd geschribne gesatzte fürtreffenlicher weyser vnd gottsfoͤrchtiger leüten. Mit welchen dingen allen Gott dem gesatzt der natur geholffen hat. Darumb alles was by den Heiden guͦts vnd warhaffts funden wirt / das sol man alles Gott dem vrsprung alles guͦten zuͦgeben / was aber falsch / das sol man zuͦschreiben der verderbten natur vnd den boͤsen anfechtungen deß menschen.

534 Jn disem allen sammen soͤllend wir aber mercken / das ich nit reden hie vom vermoͤgen / was jeder auß jm selbs vermoͤge / sonder allein vom wüssen / vnnd von der erkantnuß. Das wüssen vnd die erkantnuß deß gesatzts / ist zimmlich heiter / aber das wir dem mittstimmind / jm volgind / vnd vnseren willen drin schickind / das gadt kaum vnd schwerlich zuͦ / da sind wir schwach vnnd verwirt. Wiewol sie beide von noͤten sind / das sie vns von himmel geben werdind / namlich das der verstand erleüchtet werde / vnd das wir auch krefft habind zuͦ volgen. Dann die natur vermag hie für sich selbs on die gnad nichts / dann ob schon etliche auß den Heiden sind die grechte geruͤmpt vnd gelobt werdind / als MelchiZedek / Job / Jethro / vnd ander vil / so habend sie doch soͤlichs nit auß jren eignen krefften / sonder auß der gnad Gottes gehabt / wie man soͤlichs auß der histori Job gar heiter sicht. Darumb welche auß den Heiden sind saͤlig worden / die sind nit durch die werck der natur oder durch jr eigen verdienst / sonder durch die barmhertzigkeit Gottes in Christo Jesu vnserem Herren saͤlig worden. Darzuͦ so ist dz gesatzt der natur dem menschen von Gott nit darumb eingepflantzet / dz sie dardurch moͤgind saͤlig werden außert Christo vnd der gnad Gottes / sonder vil mee darumb / dz es vns leere wz guͦt vnd was boͤß seye / vnd wir hiemit überzeügt werdind / das wir sünder seyend / vnd vns vor Gott nit moͤgind entschuldigen. Darumb Paulus die Heiden nit minder durch dz gsatzt der natur / dann die Juden durch dz gesatzt Mosis der sünden überzeüget / vnd leert dz die gerechtmachung / das laͤben vnd alles guͦts allein in Christo Jesu dem sun Gottes seye. So vil vom gesatzt der natur.

535 Demnach aber so hab ich doben gemeldet / dz ich auch von menschlichen gesatzten woͤlle reden / dz nenn ich aber menschliche gesatzt / die von menschen gesetzt vnd geordnet werdend / zuͦ guͦtem vnd zuͦ erhaltung der kirchen vnd auch deß gemeinen regiments. Deren sind aber mengerley. Es sind politische oder burgerliche gesatzt / vnd Ecclesiasticae, dz ist kirchen gesatzt / vnd darnach auch Traditiones humanae, dz sind auffsatzungen / vnd ordnungen menschlichs guͦtdunckens. 536 Burgerliche satzungen sind / die ein Oberkeit machet je nach gelegenheit der zeit / der orten / vnd auch der leüthen / gemeine zucht vnd erbarkeit / auch frid vnd ruͦw zuͦ erhalten. Deren sind vil exempel im keiserlichen rechten / besonders in den satzungen Justiniani. Dise burgerliche gesatzt soͤllend so vil müglich dem gesatzt Gottes vnd der natur gleichfoͤrmig / vnd zum wenigsten denen nit zuͦ wider sein / auch nützit vngoͤttlichs / grusams oder tyrannischs in halten. Soͤllichen gesatzten heißt S. Peter gehorsammen / da er spricht / Sind vnderthon aller menschlichen

534 Die natur vermag nichts on die gnad.
535 Von menschlichen gesatzten.
536 Von burgerlichen satzungen.
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[XLVIII./0187] Predig. Darauß mee boͤß vnd args entspring Als todtschlag / gifft vnd ander ding / Dann die grimm begird / die z'aller frist Als vnglücks grund vnd vrsprung ist. Auß disem allem sammen ist nun offenbar / das auch inn die hertzen vnnd gmuͤter der Heiden etliche erkantnußen vnd gebott / deren dingen die man halten oder fliehen sol yngeschriben sind / welche sie aber darnach auch durch jhr angefochtnen verstand / vnd durch das verderbt vrtheyl deß fleisches gefelscht vnnd verduncklet habend. Darumb Gott auch vber das gesatzt der natur andere erleüterungen vnnd eroffnungen seines willens geben hatt. Namlich muntliche leer vnd angebungen der heiligen Ertzuaͤtteren / Jtem antworten der englen / eroffnungen Gottes / wunderzeichen / vnnd geschribne gesatzte fürtreffenlicher weyser vnd gottsfoͤrchtiger leüten. Mit welchen dingen allen Gott dem gesatzt der natur geholffen hat. Darumb alles was by den Heiden guͦts vnd warhaffts funden wirt / das sol man alles Gott dem vrsprung alles guͦten zuͦgeben / was aber falsch / das sol man zuͦschreiben der verderbten natur vnd den boͤsen anfechtungen deß menschen. 534 Jn disem allen sammen soͤllend wir aber mercken / das ich nit reden hie vom vermoͤgen / was jeder auß jm selbs vermoͤge / sonder allein vom wüssen / vnnd von der erkantnuß. Das wüssen vnd die erkantnuß deß gesatzts / ist zimmlich heiter / aber das wir dem mittstimmind / jm volgind / vnd vnseren willen drin schickind / das gadt kaum vnd schwerlich zuͦ / da sind wir schwach vnnd verwirt. Wiewol sie beide von noͤten sind / das sie vns von himmel geben werdind / namlich das der verstand erleüchtet werde / vnd das wir auch krefft habind zuͦ volgen. Dann die natur vermag hie für sich selbs on die gnad nichts / dann ob schon etliche auß den Heiden sind die grechte geruͤmpt vnd gelobt werdind / als MelchiZedek / Job / Jethro / vnd ander vil / so habend sie doch soͤlichs nit auß jren eignen krefften / sonder auß der gnad Gottes gehabt / wie man soͤlichs auß der histori Job gar heiter sicht. Darumb welche auß den Heiden sind saͤlig worden / die sind nit durch die werck der natur oder durch jr eigen verdienst / sonder durch die barmhertzigkeit Gottes in Christo Jesu vnserem Herren saͤlig worden. Darzuͦ so ist dz gesatzt der natur dem menschen von Gott nit darumb eingepflantzet / dz sie dardurch moͤgind saͤlig werden außert Christo vnd der gnad Gottes / sonder vil mee darumb / dz es vns leere wz guͦt vnd was boͤß seye / vnd wir hiemit überzeügt werdind / das wir sünder seyend / vnd vns vor Gott nit moͤgind entschuldigen. Darumb Paulus die Heiden nit minder durch dz gsatzt der natur / dann die Juden durch dz gesatzt Mosis der sünden überzeüget / vnd leert dz die gerechtmachung / das laͤben vnd alles guͦts allein in Christo Jesu dem sun Gottes seye. So vil vom gesatzt der natur. 535 Demnach aber so hab ich doben gemeldet / dz ich auch von menschlichen gesatzten woͤlle reden / dz nenn ich aber menschliche gesatzt / die von menschen gesetzt vnd geordnet werdend / zuͦ guͦtem vnd zuͦ erhaltung der kirchen vnd auch deß gemeinen regiments. Deren sind aber mengerley. Es sind politische oder burgerliche gesatzt / vnd Ecclesiasticae, dz ist kirchen gesatzt / vnd darnach auch Traditiones humanae, dz sind auffsatzungen / vnd ordnungen menschlichs guͦtdunckens. 536 Burgerliche satzungen sind / die ein Oberkeit machet je nach gelegenheit der zeit / der orten / vnd auch der leüthen / gemeine zucht vnd erbarkeit / auch frid vnd ruͦw zuͦ erhalten. Deren sind vil exempel im keiserlichen rechten / besonders in den satzungen Justiniani. Dise burgerliche gesatzt soͤllend so vil müglich dem gesatzt Gottes vnd der natur gleichfoͤrmig / vnd zum wenigsten denen nit zuͦ wider sein / auch nützit vngoͤttlichs / grusams oder tyrannischs in halten. Soͤllichen gesatzten heißt S. Peter gehorsammen / da er spricht / Sind vnderthon aller menschlichen 534 Die natur vermag nichts on die gnad. 535 Von menschlichen gesatzten. 536 Von burgerlichen satzungen.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. XLVIII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/187>, abgerufen am 22.11.2024.