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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
in seinem hertzen vorhin erwölt hat / nit auß traurigkeyt oder auß zwang / dann einen frölichen gäber hat Gott lieb.

494 Zum andern so wirt auch von vns erforderet / dz wir vnsern nechsten liebind als vns selbs / Dann der Herr hat also gesprochen / lieb deinen nechsten als dich selbs / das ist einbrünstigklich vnd zum hefftigisten / dann es ist kein anfächtung im menschen so starck vnd hefftig / als die eigen liebe. Da wil aber der Herr nit / dz einer sich selbs zum ersten / vnd vorab liebe / vnd demnach erst seinen nechsten / sonder er wil hiemit leeren die aller einbrünstigest liebe / namlich das wir gleiche anfächtung anwendind an vnseren nechsten / wie an vns selbs vnnd an vnser eigne sachen / das wir mit gleicher sorg / mit gleichem eyfer / fleiß vnd ernst / anderen guots thügind / jren schaden wendind / jhren nutz fürderind / wie wir das vns selbs thuond. Darumb der Herr auch redt / was du wilt das dir geschehe / das thuo auch dem anderen vnd was du wilt das dir nit geschehe / das thuo auch keinem anderen. Da er zwey ding von vns erforderet: Eins / das wir niemant schaden zuofügind / das ander / das wir yederman guots thügind / dann es ist nit gnuog niemand nichts böses thuon / wir müssend auch guots thuon so vil vnd inn vnserem vermögen / dann wir auch also gegen vns selbs gesinnet sind / dz wir vns selbs nit nun nichts schadend vnd böses thuond / sonder auch guots thuond so vil wir mögend.

496 Zum dritten / damit vnd wir destbaß verstandind wie wir vnseren nechsten lieben söllind / so wirt erforderet das wir vnseren nechsten liebind mit gleicher liebe wie vns Christus geliebet hat. Dann es spricht der Herr im Euangelio Joannis497 / das ist mein gebott das jr eüch vnder einander liebind / wie ich eüch geliebet hab. Da sehend wir wol wie wir vnseren nechsten lieben söllind / namlich wie Christus vns geliebet hatt. Wie hatt aber Christus vns geliebet / das zeigt er im Euangelio selbs an / da er spricht / Niemand hatt grössere liebe / dann das er sein läben setze für seine fründ. Darumb so sind wir schuldig vnseren nechsten also zuo lieben / das wir auch vnser leben für jhn dar streckind. Vnd so wir jm das leben schuldig sind fürzuostrecken / wie vil mer dann das überig alles das wir habend / dieweil nichts köstlichers ist dann das leben? Wer sein leben in gefar setzt / der verscherzt auch das ander alles. Darumb spricht der heilig Apostel Joannes498 / Daran habend wir erkennt die liebe / das er sein leben für vns gelassen hat vnd darumb söllend auch wir das leben für die brüder lassen. Das ist nun alles heitter vnd verstäntlich / besonders von wegen deß exempels Christi das vns zum beyspil wirt fürgestelt. Darumb wir Gott fleißig anrüffen vnd bitten söllend / das er vns gnad gäb / das wir es nicht nur verstandind sonder auch also thügind / damit wir nit fallind in das vrteyl deß yetzgemelten Apostels / der auch also spricht an gedachtem ort / wenn yemandt diser welt güter hett / vnnd sehe seinen bruoder mangel haben / vnnd schlusse sein hertz vor jm zuo / wie blibe die liebe Gottes inn jm?

499 Zum vierdten vnd letsten aber müssend wir auch besehen wie wir dem nechsten in allen dingen dienen / vnd gegen jm alle werck der liebe / wolthat vnd früntligkeit erzeigen vnd üben söllind. Diß erklärt der Herr gar fein vnd heiter in der Parabel vnd gleichnuß deß Samaritanen500 / mit deren er leert wer vnser nechster sey. Jnn welcher er auch kurtz vnd doch heiter anbildet vnd außtruckt alle werck vnd stuck der liebe deß nechsten. Dann erstlich so fürt er yn den Samaritanen / welcher als er den verwundten menschen sach / erbarmet er sich sein. Also wirt von vns erfordert die hertzlich barmhertzigkeit / dz wir ander leüten jamer vnd ellend vns lassind zehertzen gon / vnd denckind dz es auch vns angange vnd hertzlichs mitleiden darmit habind. Wie vns dann auch Paulus leert da er spricht501 / bedenckend der gebundnen als die mitgebundnen / vnd deren die übels leidend / als die jr auch selbs im leib sind. Darnach so stadt / wie der Samaritan hinzuo

494 Wir söllend vnsern nechsten lieben wie vnns selbs.
496 Wir söllend vnsere nechsten lieben wie vnns Christus geliebet hat.
497 Joan.15.
498 1.Joan.3.
499 Wie man dem nechsten dienen sölle vnd müsse.
500 Luc.10.
501 Hebr.13.

Predig.
in seinem hertzen vorhin erwoͤlt hat / nit auß traurigkeyt oder auß zwang / dann einen froͤlichen gaͤber hat Gott lieb.

494 Zum andern so wirt auch von vns erforderet / dz wir vnsern nechsten liebind als vns selbs / Dann der Herr hat also gesprochen / lieb deinen nechsten als dich selbs / das ist einbrünstigklich vnd zum hefftigisten / dann es ist kein anfaͤchtung im menschen so starck vnd hefftig / als die eigen liebe. Da wil aber der Herr nit / dz einer sich selbs zum ersten / vnd vorab liebe / vnd demnach erst seinen nechsten / sonder er wil hiemit leeren die aller einbrünstigest liebe / namlich das wir gleiche anfaͤchtung anwendind an vnseren nechsten / wie an vns selbs vnnd an vnser eigne sachen / das wir mit gleicher sorg / mit gleichem eyfer / fleiß vnd ernst / anderen guͦts thuͤgind / jren schaden wendind / jhren nutz fürderind / wie wir das vns selbs thuͦnd. Darumb der Herr auch redt / was du wilt das dir geschehe / das thuͦ auch dem anderen vnd was du wilt das dir nit geschehe / das thuͦ auch keinem anderen. Da er zwey ding von vns erforderet: Eins / das wir niemant schaden zuͦfuͤgind / das ander / das wir yederman guͦts thuͤgind / dann es ist nit gnuͦg niemand nichts boͤses thuͦn / wir muͤssend auch guͦts thuͦn so vil vnd inn vnserem vermoͤgen / dann wir auch also gegen vns selbs gesinnet sind / dz wir vns selbs nit nun nichts schadend vnd boͤses thuͦnd / sonder auch guͦts thuͦnd so vil wir moͤgend.

496 Zum dritten / damit vnd wir destbaß verstandind wie wir vnseren nechsten lieben soͤllind / so wirt erforderet das wir vnseren nechsten liebind mit gleicher liebe wie vns Christus geliebet hat. Dann es spricht der Herr im Euangelio Joannis497 / das ist mein gebott das jr eüch vnder einander liebind / wie ich eüch geliebet hab. Da sehend wir wol wie wir vnseren nechsten lieben soͤllind / namlich wie Christus vns geliebet hatt. Wie hatt aber Christus vns geliebet / das zeigt er im Euangelio selbs an / da er spricht / Niemand hatt groͤssere liebe / dann das er sein laͤben setze für seine fründ. Darumb so sind wir schuldig vnseren nechsten also zuͦ lieben / das wir auch vnser leben für jhn dar streckind. Vnd so wir jm das leben schuldig sind fürzuͦstrecken / wie vil mer dann das überig alles das wir habend / dieweil nichts koͤstlichers ist dann das leben? Wer sein leben in gefar setzt / der verscherzt auch das ander alles. Darumb spricht der heilig Apostel Joannes498 / Daran habend wir erkennt die liebe / das er sein leben für vns gelassen hat vnd darumb soͤllend auch wir das leben für die bruͤder lassen. Das ist nun alles heitter vnd verstaͤntlich / besonders von wegen deß exempels Christi das vns zum beyspil wirt fürgestelt. Darumb wir Gott fleißig anruͤffen vnd bitten soͤllend / das er vns gnad gaͤb / das wir es nicht nur verstandind sonder auch also thuͤgind / damit wir nit fallind in das vrteyl deß yetzgemelten Apostels / der auch also spricht an gedachtem ort / wenn yemandt diser welt guͤter hett / vnnd sehe seinen bruͦder mangel haben / vnnd schlusse sein hertz vor jm zuͦ / wie blibe die liebe Gottes inn jm?

499 Zum vierdten vnd letsten aber muͤssend wir auch besehen wie wir dem nechsten in allen dingen dienen / vnd gegen jm alle werck der liebe / wolthat vnd früntligkeit erzeigen vnd uͤben soͤllind. Diß erklaͤrt der Herr gar fein vnd heiter in der Parabel vnd gleichnuß deß Samaritanen500 / mit deren er leert wer vnser nechster sey. Jnn welcher er auch kurtz vnd doch heiter anbildet vnd außtruckt alle werck vnd stuck der liebe deß nechsten. Dann erstlich so fuͤrt er yn den Samaritanen / welcher als er den verwundten menschen sach / erbarmet er sich sein. Also wirt von vns erfordert die hertzlich barmhertzigkeit / dz wir ander leüten jamer vnd ellend vns lassind zehertzen gon / vnd denckind dz es auch vns angange vnd hertzlichs mitleiden darmit habind. Wie vns dann auch Paulus leert da er spricht501 / bedenckend der gebundnen als die mitgebundnen / vnd deren die übels leidend / als die jr auch selbs im leib sind. Darnach so stadt / wie der Samaritan hinzuͦ

494 Wir soͤllend vnsern nechsten lieben wie vnns selbs.
496 Wir soͤllend vnsere nechsten lieben wie vnns Christus geliebet hat.
497 Joan.15.
498 1.Joan.3.
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500 Luc.10.
501 Hebr.13.
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[XLIIII./0179] Predig. in seinem hertzen vorhin erwoͤlt hat / nit auß traurigkeyt oder auß zwang / dann einen froͤlichen gaͤber hat Gott lieb. 494 Zum andern so wirt auch von vns erforderet / dz wir vnsern nechsten liebind als vns selbs / Dann der Herr hat also gesprochen / lieb deinen nechsten als dich selbs / das ist einbrünstigklich vnd zum hefftigisten / dann es ist kein anfaͤchtung im menschen so starck vnd hefftig / als die eigen liebe. Da wil aber der Herr nit / dz einer sich selbs zum ersten / vnd vorab liebe / vnd demnach erst seinen nechsten / sonder er wil hiemit leeren die aller einbrünstigest liebe / namlich das wir gleiche anfaͤchtung anwendind an vnseren nechsten / wie an vns selbs vnnd an vnser eigne sachen / das wir mit gleicher sorg / mit gleichem eyfer / fleiß vnd ernst / anderen guͦts thuͤgind / jren schaden wendind / jhren nutz fürderind / wie wir das vns selbs thuͦnd. Darumb der Herr auch redt / was du wilt das dir geschehe / das thuͦ auch dem anderen vnd was du wilt das dir nit geschehe / das thuͦ auch keinem anderen. Da er zwey ding von vns erforderet: Eins / das wir niemant schaden zuͦfuͤgind / das ander / das wir yederman guͦts thuͤgind / dann es ist nit gnuͦg niemand nichts boͤses thuͦn / wir muͤssend auch guͦts thuͦn so vil vnd inn vnserem vermoͤgen / dann wir auch also gegen vns selbs gesinnet sind / dz wir vns selbs nit nun nichts schadend vnd boͤses thuͦnd / sonder auch guͦts thuͦnd so vil wir moͤgend. 496 Zum dritten / damit vnd wir destbaß verstandind wie wir vnseren nechsten lieben soͤllind / so wirt erforderet das wir vnseren nechsten liebind mit gleicher liebe wie vns Christus geliebet hat. Dann es spricht der Herr im Euangelio Joannis 497 / das ist mein gebott das jr eüch vnder einander liebind / wie ich eüch geliebet hab. Da sehend wir wol wie wir vnseren nechsten lieben soͤllind / namlich wie Christus vns geliebet hatt. Wie hatt aber Christus vns geliebet / das zeigt er im Euangelio selbs an / da er spricht / Niemand hatt groͤssere liebe / dann das er sein laͤben setze für seine fründ. Darumb so sind wir schuldig vnseren nechsten also zuͦ lieben / das wir auch vnser leben für jhn dar streckind. Vnd so wir jm das leben schuldig sind fürzuͦstrecken / wie vil mer dann das überig alles das wir habend / dieweil nichts koͤstlichers ist dann das leben? Wer sein leben in gefar setzt / der verscherzt auch das ander alles. Darumb spricht der heilig Apostel Joannes 498 / Daran habend wir erkennt die liebe / das er sein leben für vns gelassen hat vnd darumb soͤllend auch wir das leben für die bruͤder lassen. Das ist nun alles heitter vnd verstaͤntlich / besonders von wegen deß exempels Christi das vns zum beyspil wirt fürgestelt. Darumb wir Gott fleißig anruͤffen vnd bitten soͤllend / das er vns gnad gaͤb / das wir es nicht nur verstandind sonder auch also thuͤgind / damit wir nit fallind in das vrteyl deß yetzgemelten Apostels / der auch also spricht an gedachtem ort / wenn yemandt diser welt guͤter hett / vnnd sehe seinen bruͦder mangel haben / vnnd schlusse sein hertz vor jm zuͦ / wie blibe die liebe Gottes inn jm? 499 Zum vierdten vnd letsten aber muͤssend wir auch besehen wie wir dem nechsten in allen dingen dienen / vnd gegen jm alle werck der liebe / wolthat vnd früntligkeit erzeigen vnd uͤben soͤllind. Diß erklaͤrt der Herr gar fein vnd heiter in der Parabel vnd gleichnuß deß Samaritanen 500 / mit deren er leert wer vnser nechster sey. Jnn welcher er auch kurtz vnd doch heiter anbildet vnd außtruckt alle werck vnd stuck der liebe deß nechsten. Dann erstlich so fuͤrt er yn den Samaritanen / welcher als er den verwundten menschen sach / erbarmet er sich sein. Also wirt von vns erfordert die hertzlich barmhertzigkeit / dz wir ander leüten jamer vnd ellend vns lassind zehertzen gon / vnd denckind dz es auch vns angange vnd hertzlichs mitleiden darmit habind. Wie vns dann auch Paulus leert da er spricht 501 / bedenckend der gebundnen als die mitgebundnen / vnd deren die übels leidend / als die jr auch selbs im leib sind. Darnach so stadt / wie der Samaritan hinzuͦ 494 Wir soͤllend vnsern nechsten lieben wie vnns selbs. 496 Wir soͤllend vnsere nechsten lieben wie vnns Christus geliebet hat. 497 Joan.15. 498 1.Joan.3. 499 Wie man dem nechsten dienen soͤlle vnd muͤsse. 500 Luc.10. 501 Hebr.13.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. XLIIII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/179>, abgerufen am 25.11.2024.