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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Dritte
transsubstantialisch / das ist das daß wesen dardurch verwandlet werde. Deßgleichen / so wir auch läsend das der Apostel spricht / fleisch vnnd bluot werdind die erbschafft deß Reychs Gottes nicht erlangen / da sollend wir auß disen worten nit schliessen / das deßhalb vnser natürlich vnd substantzlich fleisch nit sälig werde / sonder wir sollend hafften auff dem artickel deß glaubens / der da lauttet / Jch glauben vrstände deß fleischs. Vnd söllend deßhalb durch fleisch vnd bluot verstan die anfechtungen vnd blödigkeyten / nit die natur vnnd substantz vnsers fleischs wie gemeldet.

121 Demnach so lesend wir auch / das der Herr im Euangelio zemmen lißt vnd setzt ein summ deß gsatzts vnd der Propheten vnd spricht / Du solt lieben den Herren deinen Gott / von gantzem deinem hertzen / von gantzer deiner seel / von gantzem deinem gmüt / das ist das erst vnd groß gebott. Das ander aber ist dem gleich / Namlich / lieb deinen nechsten als dich selb / Jn disen zweyen gebotten / hanget das gantz gsatzt vnd die Propheten / Matth. xxij. Von welcher worten deß Herren wegen der heilig Augusti. de Doctr. Christ. lib.1.cap.36. also spricht / Welcher sich dafür haltet das er die gantz geschrifft oder ein theyl der heiligen geschrifft verstande / vnd aber der selbig verstand nit dienet zuo erbauwung der liebe / beyde Gottes vnd deß nechsten / der verstadt es noch nit recht. Welcher aber auß der geschrifft ein sollichen verstand fasset / der zuo erbauwung der liebe nutz / ob er gleich nit äben die meynung trifft / die aber der gehept hett / der söllichs geschriben vnd den er lißt / so ist doch sein fäler vnschädlich / vnd redt nicht gar die vnwaarheyt / das sagt Augustinus. Darumb man sich sonderlich hüten sol / das vnser außlegung nit diene zuo vmbkeerung der liebe / sonder das die dardurch gemeeret vnd pflantzet werde. Beyspil / Der Herr hat gesprochen / Jr söllend dem bösen nit widerston / Wenn wir nun wöltend meynen / die wort treffind auch die Oberkeyt an / so wurde die liebe vnd das heyl der vndergetruckten / auch aller schirm der begwaltigten gantz zerstört vnd auffgehept / dardurch dann alle mörder vnd bößwicht / röuber vnd vnglückmacher / witwen vnnd weysen / mitt sampt den armen vnuerhinderet vndertrucken wurdind / vnd wurde alle boßheyt regieren / oben ligen vnd im schwanck gon. Dieweyl nun söllichs heitter / so ist nit von nöten / das ichs mit mer exempeln erlüttere.

122 Weyter so ist im außlegen der geschrifft / damit wir den rechten vnd waaren verstand haben mögind notwendig zuo erwegen allweg / auß was anlaß ein yedes geredt werde / was vorgang / was nachgang vnnd volge / zuo was zeyt / wie / oder von was personen ein yedes geredt syge worden / dann auß dem anlaß / Jtem auß vorgenden vnd nachgenden sprüchen werdend gmeynlich die exempel vnd gleichnussen außgelegt. Vnd wenn einer nit eygentlich allweg in allen orten der geschrifft wol vnd fleißig acht hat / wie die wort geordnet sygind vnnd wie sie standind / so ist nit müglich das er nit weit vom rechten zweck jrre. Also hat Paulus gar eygentlich gemerckt auff die vmbständ der zeyt / dann darauß hat er geschlossen vnnd bewärt / das Abraham weder durch die beschneidung / noch durch das gsatzt syge gerecht gmachet. dauon stadt Roma. am iiij. vnd zun Galat. am iij. capitel. Jtem auch da der Herr zuo Petro spricht123 / steck dein schwert in die scheiden / dann wer das schwert nimpt / sol mit dem schwert vmbkommen / da muoß man bedencken das S. Peter ein Apostel nit ein Oberer gewesen. Dann von der Oberkeyt lesend wir / das jhren das schwert zur raach befolhen sye.

124 Zuo dem allem dienet auch das wort Gottes außzuoleggen / das man fleißig ein ort gegen dem anderen halte / es syge die ort die ein anderen gleich oder vngleich sind / vnd da allweg die tüncklern durch die heittern / die wenigern durch die merern außlege. Als da der Herr spricht125 / Der vatter ist grösser dann ich / da

121 Die außlegung der geschrifft sol nitt zuo wider sein der liebe Gottes vnd deß nechsten.
122 Man sol im außlegen der gschrifft vorgends vnd nachgends / auch all vmbständ fleissig bedencken
123 Matth.26.
124 Man sol im außlegen der gschrifft ein ort gegen den anderen halten.
125 Joan.14.

Die Dritte
transsubstantialisch / das ist das daß wesen dardurch verwandlet werde. Deßgleichen / so wir auch laͤsend das der Apostel spricht / fleisch vnnd bluͦt werdind die erbschafft deß Reychs Gottes nicht erlangen / da sollend wir auß disen worten nit schliessen / das deßhalb vnser natürlich vnd substantzlich fleisch nit saͤlig werde / sonder wir sollend hafften auff dem artickel deß glaubens / der da lauttet / Jch glauben vrstaͤnde deß fleischs. Vnd soͤllend deßhalb durch fleisch vnd bluͦt verstan die anfechtungen vnd bloͤdigkeyten / nit die natur vnnd substantz vnsers fleischs wie gemeldet.

121 Demnach so lesend wir auch / das der Herr im Euangelio zemmen lißt vnd setzt ein summ deß gsatzts vnd der Propheten vnd spricht / Du solt lieben den Herren deinen Gott / von gantzem deinem hertzen / von gantzer deiner seel / von gantzem deinem gmuͤt / das ist das erst vnd groß gebott. Das ander aber ist dem gleich / Namlich / lieb deinen nechsten als dich selb / Jn disen zweyen gebotten / hanget das gantz gsatzt vnd die Propheten / Matth. xxij. Von welcher worten deß Herren wegen der heilig Augusti. de Doctr. Christ. lib.1.cap.36. also spricht / Welcher sich dafür haltet das er die gantz geschrifft oder ein theyl der heiligen geschrifft verstande / vnd aber der selbig verstand nit dienet zuͦ erbauwung der liebe / beyde Gottes vnd deß nechsten / der verstadt es noch nit recht. Welcher aber auß der geschrifft ein sollichen verstand fasset / der zuͦ erbauwung der liebe nutz / ob er gleich nit aͤben die meynung trifft / die aber der gehept hett / der soͤllichs geschriben vnd den er lißt / so ist doch sein faͤler vnschaͤdlich / vnd redt nicht gar die vnwaarheyt / das sagt Augustinus. Darumb man sich sonderlich huͤten sol / das vnser außlegung nit diene zuͦ vmbkeerung der liebe / sonder das die dardurch gemeeret vnd pflantzet werde. Beyspil / Der Herr hat gesprochen / Jr soͤllend dem boͤsen nit widerston / Wenn wir nun woͤltend meynen / die wort treffind auch die Oberkeyt an / so wurde die liebe vnd das heyl der vndergetruckten / auch aller schirm der begwaltigten gantz zerstoͤrt vnd auffgehept / dardurch dann alle moͤrder vnd boͤßwicht / roͤuber vnd vnglückmacher / witwen vnnd weysen / mitt sampt den armen vnuerhinderet vndertrucken wurdind / vnd wurde alle boßheyt regieren / oben ligen vnd im schwanck gon. Dieweyl nun soͤllichs heitter / so ist nit von noͤten / das ichs mit mer exempeln erlüttere.

122 Weyter so ist im außlegen der geschrifft / damit wir den rechten vnd waaren verstand haben moͤgind notwendig zuͦ erwegen allweg / auß was anlaß ein yedes geredt werde / was vorgang / was nachgang vnnd volge / zuͦ was zeyt / wie / oder von was personen ein yedes geredt syge worden / dann auß dem anlaß / Jtem auß vorgenden vnd nachgenden sprüchen werdend gmeynlich die exempel vnd gleichnussen außgelegt. Vnd wenn einer nit eygentlich allweg in allen orten der geschrifft wol vnd fleißig acht hat / wie die wort geordnet sygind vnnd wie sie standind / so ist nit müglich das er nit weit vom rechten zweck jrre. Also hat Paulus gar eygentlich gemerckt auff die vmbstaͤnd der zeyt / dann darauß hat er geschlossen vnnd bewaͤrt / das Abraham weder durch die beschneidung / noch durch das gsatzt syge gerecht gmachet. dauon stadt Roma. am iiij. vnd zun Galat. am iij. capitel. Jtem auch da der Herr zuͦ Petro spricht123 / steck dein schwert in die scheiden / dann wer das schwert nimpt / sol mit dem schwert vmbkommen / da muͦß man bedencken das S. Peter ein Apostel nit ein Oberer gewesen. Dann von der Oberkeyt lesend wir / das jhren das schwert zur raach befolhen sye.

124 Zuͦ dem allem dienet auch das wort Gottes außzuͦleggen / das man fleißig ein ort gegen dem anderen halte / es syge die ort die ein anderen gleich oder vngleich sind / vnd da allweg die tüncklern durch die heittern / die wenigern durch die merern außlege. Als da der Herr spricht125 / Der vatter ist groͤsser dann ich / da

121 Die außlegung der geschrifft sol nitt zuͦ wider sein der liebe Gottes vnd deß nechsten.
122 Man sol im außlegen der gschrifft vorgends vnd nachgends / auch all vmbstaͤnd fleissig bedencken
123 Matth.26.
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125 Joan.14.
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[[12]/0116] Die Dritte transsubstantialisch / das ist das daß wesen dardurch verwandlet werde. Deßgleichen / so wir auch laͤsend das der Apostel spricht / fleisch vnnd bluͦt werdind die erbschafft deß Reychs Gottes nicht erlangen / da sollend wir auß disen worten nit schliessen / das deßhalb vnser natürlich vnd substantzlich fleisch nit saͤlig werde / sonder wir sollend hafften auff dem artickel deß glaubens / der da lauttet / Jch glauben vrstaͤnde deß fleischs. Vnd soͤllend deßhalb durch fleisch vnd bluͦt verstan die anfechtungen vnd bloͤdigkeyten / nit die natur vnnd substantz vnsers fleischs wie gemeldet. 121 Demnach so lesend wir auch / das der Herr im Euangelio zemmen lißt vnd setzt ein summ deß gsatzts vnd der Propheten vnd spricht / Du solt lieben den Herren deinen Gott / von gantzem deinem hertzen / von gantzer deiner seel / von gantzem deinem gmuͤt / das ist das erst vnd groß gebott. Das ander aber ist dem gleich / Namlich / lieb deinen nechsten als dich selb / Jn disen zweyen gebotten / hanget das gantz gsatzt vnd die Propheten / Matth. xxij. Von welcher worten deß Herren wegen der heilig Augusti. de Doctr. Christ. lib.1.cap.36. also spricht / Welcher sich dafür haltet das er die gantz geschrifft oder ein theyl der heiligen geschrifft verstande / vnd aber der selbig verstand nit dienet zuͦ erbauwung der liebe / beyde Gottes vnd deß nechsten / der verstadt es noch nit recht. Welcher aber auß der geschrifft ein sollichen verstand fasset / der zuͦ erbauwung der liebe nutz / ob er gleich nit aͤben die meynung trifft / die aber der gehept hett / der soͤllichs geschriben vnd den er lißt / so ist doch sein faͤler vnschaͤdlich / vnd redt nicht gar die vnwaarheyt / das sagt Augustinus. Darumb man sich sonderlich huͤten sol / das vnser außlegung nit diene zuͦ vmbkeerung der liebe / sonder das die dardurch gemeeret vnd pflantzet werde. Beyspil / Der Herr hat gesprochen / Jr soͤllend dem boͤsen nit widerston / Wenn wir nun woͤltend meynen / die wort treffind auch die Oberkeyt an / so wurde die liebe vnd das heyl der vndergetruckten / auch aller schirm der begwaltigten gantz zerstoͤrt vnd auffgehept / dardurch dann alle moͤrder vnd boͤßwicht / roͤuber vnd vnglückmacher / witwen vnnd weysen / mitt sampt den armen vnuerhinderet vndertrucken wurdind / vnd wurde alle boßheyt regieren / oben ligen vnd im schwanck gon. Dieweyl nun soͤllichs heitter / so ist nit von noͤten / das ichs mit mer exempeln erlüttere. 122 Weyter so ist im außlegen der geschrifft / damit wir den rechten vnd waaren verstand haben moͤgind notwendig zuͦ erwegen allweg / auß was anlaß ein yedes geredt werde / was vorgang / was nachgang vnnd volge / zuͦ was zeyt / wie / oder von was personen ein yedes geredt syge worden / dann auß dem anlaß / Jtem auß vorgenden vnd nachgenden sprüchen werdend gmeynlich die exempel vnd gleichnussen außgelegt. Vnd wenn einer nit eygentlich allweg in allen orten der geschrifft wol vnd fleißig acht hat / wie die wort geordnet sygind vnnd wie sie standind / so ist nit müglich das er nit weit vom rechten zweck jrre. Also hat Paulus gar eygentlich gemerckt auff die vmbstaͤnd der zeyt / dann darauß hat er geschlossen vnnd bewaͤrt / das Abraham weder durch die beschneidung / noch durch das gsatzt syge gerecht gmachet. dauon stadt Roma. am iiij. vnd zun Galat. am iij. capitel. Jtem auch da der Herr zuͦ Petro spricht 123 / steck dein schwert in die scheiden / dann wer das schwert nimpt / sol mit dem schwert vmbkommen / da muͦß man bedencken das S. Peter ein Apostel nit ein Oberer gewesen. Dann von der Oberkeyt lesend wir / das jhren das schwert zur raach befolhen sye. 124 Zuͦ dem allem dienet auch das wort Gottes außzuͦleggen / das man fleißig ein ort gegen dem anderen halte / es syge die ort die ein anderen gleich oder vngleich sind / vnd da allweg die tüncklern durch die heittern / die wenigern durch die merern außlege. Als da der Herr spricht 125 / Der vatter ist groͤsser dann ich / da 121 Die außlegung der geschrifft sol nitt zuͦ wider sein der liebe Gottes vnd deß nechsten. 122 Man sol im außlegen der gschrifft vorgends vnd nachgends / auch all vmbstaͤnd fleissig bedencken 123 Matth.26. 124 Man sol im außlegen der gschrifft ein ort gegen den anderen halten. 125 Joan.14.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [12]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/116>, abgerufen am 24.11.2024.