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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Fünfftzigste
zuosamenkommnussen aber hab ich geredt in der disputation vom gebätt. Wiewol aber Moses auß gheiß vnd befelch Gottes einen tempel den man tragen kondt / darnach aber der aller weysest Solomon einen steyffen vnd gesatzten tempel / nit on grossen kosten / zuogerüst habend / so ist doch darumb nit zuo vermeinen / das / nach dem Christus geleistet / vnd die figuren erfüllt sind / Gott grosse kostligkeit gefalle. Dann wie man nit lißt / dz die ertzuätter / ee dann das gsatz gäben / dem Herren grosse beüw vnd heüser aufgerichtet: also gfalt auch Gott in der kirchen Christi nach dem das gsatz aufgehebt ist / reine vnnd sauberkeit die unkostlich ist. Die vnsinnige aber zuo bauwen mißfalt jm / die da nit vngleych ist dem wütigen fürnemmen deren / die den turn zuo Babel vnderstündend über die wolcken aufzefüren. Es gefalt auch Gott nit die überflüssig ziert der templen / der die kirchen one überflüssige ziert auß dem gantzen vmbkreiß der erden gesamlet hat: welche er auch alle zimmligkeit vnd alles überflusses verachtung geleert hat. Ein tempel ist groß vnnd herrlich gnuog / wenn er alle die fasset die zuo der selben kirchen gehörend: dann den menschen bereitet man ort / nit Gott. Das ort aber sol rein vnd heilig seyn. Geheiliget vnd geweycht wirt der tempel / nit (wie von etlichen aberglöubischer weyß geglaubt wirt) mit sprächen einiger worten / oder mit formierung etlicher zeichen vnd characteren / auch nit mit öl / oder auß sünlichen fheüren / sonder durch den willen vnnd das gebott Gottes / der da heißt die gmeind zuosamen kommen / vnd da sein gegenwirtigkeit verheißt. Jtem durch den heiligen brauch wirt er auch gweycht. Dann es wirt im tempel die heilig gemeind Gottes versamlet: im tempel wirdt das heilig wort Gottes verkündet: im tempel werdend die heiligen sacrament Gottes empfangen: im tempel güßt man auch auß zuo Gott angenäme gebätt. Das ort ist zwar für sich selbs nit heilig: dieweyl aber die heiligen ding an dem ort geschähend / so wirt auch das ort heilig genennt / so verr sy daran geschähend. Darumb sol billich vom heiligen tempel Gottes verr seyn alle entuneerung / auch alles das schandtlich vnd wüst ist. Das Radthauß wirt von yederman gleych als für heilig gehalten / also / daß der gehalten wurde als ein verletzer der oberkeit / welcher das selbig / es wäre mit vnzimlichen worten oder wercken / schmächte. Nun kommend aber dareyn allein die Radtsherren zuosamen / zuo hören die spän deren die da vmb hinfellige vnd zergengkliche sachen / mit einandern zanckend. Wie vil grössere eer ist man dann den templen schuldig / in denen die kinder Gottes zum dienst Gottes zuosamen kommend das wort Gottes zehören / vnnd seine sacrament zuo empfahen? Darumb wie wir die superstition an den templen hassend: also liebend wir auch nit das sy enteeret vnnd entheiliget werdind / ja duldend sölichs keins wägs. Wir habend aber yetzund nit muoß alle offnen superstitionen vnd aberglauben / die sich bey den templen zuotragend / zuo erzellen vnd zuo erwägen / welches ich an anderen orten gethon.

3910 Jch sich dz bey den alten disputiert worden ist / gegen welchem end der wält man sich keeren sölle / wenn man bätten wölle. Socrates spricht von der vralten apostolischen kirchen zuo Antiochia / im 5. buoch am 22. cap. also: Die kirch zuo Antiochia in Syria ist hinderfür gebauwen. Dann der altar stat nit gegen Aufgang sonder gegen Nidergang. Villeicht habend sy es dem brauch deß alten volcks in der aufrichtung vnd gelägenheit deß tabernackels vnd tempels wöllen nachthuon. Dann sy habend gegen Nidergang anbättet / on zweyfel von Christi wägen / der am end vnnd nidergang der wält kommen solt. Sunst ist es der gemein brauch dz man bättet mit gewendtem angsicht gegen Aufgang. Aber in disem giltet die freyheit / wo kein aberglauben / zanck / muotwillen vnd ergernuß ist.

3911 Den heiligen aber sol man keine tempel bauwen / sonder allein Gott / dem man auch allein zuo dienen schuldig ist. Welches vns die exempel der alten

3910 Gegen welchem ort der wält man anbätten sölle.
3911 Daß man den heiligen keine tempel bauwen sölle.

Die Fünfftzigste
zuͦsamenkommnussen aber hab ich geredt in der disputation vom gebaͤtt. Wiewol aber Moses auß gheiß vnd befelch Gottes einen tempel den man tragen kondt / darnach aber der aller weysest Solomon einen steyffen vnd gesatzten tempel / nit on grossen kosten / zuͦgerüst habend / so ist doch darumb nit zuͦ vermeinen / das / nach dem Christus geleistet / vnd die figuren erfüllt sind / Gott grosse kostligkeit gefalle. Dann wie man nit lißt / dz die ertzuaͤtter / ee dann das gsatz gaͤben / dem Herren grosse beüw vnd heüser aufgerichtet: also gfalt auch Gott in der kirchen Christi nach dem das gsatz aufgehebt ist / reine vnnd sauberkeit die unkostlich ist. Die vnsinnige aber zuͦ bauwen mißfalt jm / die da nit vngleych ist dem wuͤtigen fürnemmen deren / die den turn zuͦ Babel vnderstuͤndend über die wolcken aufzefuͤren. Es gefalt auch Gott nit die überflüssig ziert der templen / der die kirchen one überflüssige ziert auß dem gantzen vmbkreiß der erden gesamlet hat: welche er auch alle zimmligkeit vnd alles überflusses verachtung geleert hat. Ein tempel ist groß vnnd herrlich gnuͦg / wenn er alle die fasset die zuͦ der selben kirchen gehoͤrend: dann den menschen bereitet man ort / nit Gott. Das ort aber sol rein vnd heilig seyn. Geheiliget vnd geweycht wirt der tempel / nit (wie von etlichen abergloͤubischer weyß geglaubt wirt) mit spraͤchen einiger worten / oder mit formierung etlicher zeichen vnd characteren / auch nit mit oͤl / oder auß suͤnlichen fheüren / sonder durch den willen vnnd das gebott Gottes / der da heißt die gmeind zuͦsamen kommen / vnd da sein gegenwirtigkeit verheißt. Jtem durch den heiligen brauch wirt er auch gweycht. Dann es wirt im tempel die heilig gemeind Gottes versamlet: im tempel wirdt das heilig wort Gottes verkündet: im tempel werdend die heiligen sacrament Gottes empfangen: im tempel güßt man auch auß zuͦ Gott angenaͤme gebaͤtt. Das ort ist zwar für sich selbs nit heilig: dieweyl aber die heiligen ding an dem ort geschaͤhend / so wirt auch das ort heilig genennt / so verr sy daran geschaͤhend. Darumb sol billich vom heiligen tempel Gottes verr seyn alle entuneerung / auch alles das schandtlich vnd wuͤst ist. Das Radthauß wirt von yederman gleych als für heilig gehalten / also / daß der gehalten wurde als ein verletzer der oberkeit / welcher das selbig / es waͤre mit vnzimlichen worten oder wercken / schmaͤchte. Nun kommend aber dareyn allein die Radtsherren zuͦsamen / zuͦ hoͤren die spaͤn deren die da vmb hinfellige vnd zergengkliche sachen / mit einandern zanckend. Wie vil groͤssere eer ist man dann den templen schuldig / in denen die kinder Gottes zum dienst Gottes zuͦsamen kommend das wort Gottes zehoͤren / vnnd seine sacrament zuͦ empfahen? Darumb wie wir die superstition an den templen hassend: also liebend wir auch nit das sy enteeret vnnd entheiliget werdind / ja duldend soͤlichs keins waͤgs. Wir habend aber yetzund nit muͦß alle offnen superstitionen vnd aberglauben / die sich bey den templen zuͦtragend / zuͦ erzellen vnd zuͦ erwaͤgen / welches ich an anderen orten gethon.

3910 Jch sich dz bey den alten disputiert worden ist / gegen welchem end der waͤlt man sich keeren soͤlle / wenn man baͤtten woͤlle. Socrates spricht von der vralten apostolischen kirchen zuͦ Antiochia / im 5. buͦch am 22. cap. also: Die kirch zuͦ Antiochia in Syria ist hinderfür gebauwen. Dann der altar stat nit gegen Aufgang sonder gegen Nidergang. Villeicht habend sy es dem brauch deß alten volcks in der aufrichtung vnd gelaͤgenheit deß tabernackels vnd tempels woͤllen nachthuͦn. Dann sy habend gegen Nidergang anbaͤttet / on zweyfel von Christi waͤgen / der am end vnnd nidergang der waͤlt kommen solt. Sunst ist es der gemein brauch dz man baͤttet mit gewendtem angsicht gegen Aufgang. Aber in disem giltet die freyheit / wo kein aberglauben / zanck / muͦtwillen vnd ergernuß ist.

3911 Den heiligen aber sol man keine tempel bauwen / sonder allein Gott / dem man auch allein zuͦ dienen schuldig ist. Welches vns die exempel der alten

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3911 Daß man den heiligen keine tempel bauwen soͤlle.
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                   verr sy daran gescha&#x0364;hend. Darumb sol billich vom heiligen tempel Gottes verr seyn
                   alle entuneerung / auch alles das schandtlich vnd wu&#x0364;st ist. Das Radthauß wirt von yederman gleych als für heilig gehalten /
                   also / daß der gehalten wurde als ein verletzer der oberkeit / welcher das selbig
                   / es wa&#x0364;re mit vnzimlichen worten oder wercken / schma&#x0364;chte. Nun kommend aber dareyn
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                   dann den templen schuldig / in denen die kinder Gottes zum dienst Gottes zu&#x0366;samen
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                   yetzund nit mu&#x0366;ß alle offnen superstitionen vnd aberglauben / die sich bey den
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[[470]/1032] Die Fünfftzigste zuͦsamenkommnussen aber hab ich geredt in der disputation vom gebaͤtt. Wiewol aber Moses auß gheiß vnd befelch Gottes einen tempel den man tragen kondt / darnach aber der aller weysest Solomon einen steyffen vnd gesatzten tempel / nit on grossen kosten / zuͦgerüst habend / so ist doch darumb nit zuͦ vermeinen / das / nach dem Christus geleistet / vnd die figuren erfüllt sind / Gott grosse kostligkeit gefalle. Dann wie man nit lißt / dz die ertzuaͤtter / ee dann das gsatz gaͤben / dem Herren grosse beüw vnd heüser aufgerichtet: also gfalt auch Gott in der kirchen Christi nach dem das gsatz aufgehebt ist / reine vnnd sauberkeit die unkostlich ist. Die vnsinnige aber zuͦ bauwen mißfalt jm / die da nit vngleych ist dem wuͤtigen fürnemmen deren / die den turn zuͦ Babel vnderstuͤndend über die wolcken aufzefuͤren. Es gefalt auch Gott nit die überflüssig ziert der templen / der die kirchen one überflüssige ziert auß dem gantzen vmbkreiß der erden gesamlet hat: welche er auch alle zimmligkeit vnd alles überflusses verachtung geleert hat. Ein tempel ist groß vnnd herrlich gnuͦg / wenn er alle die fasset die zuͦ der selben kirchen gehoͤrend: dann den menschen bereitet man ort / nit Gott. Das ort aber sol rein vnd heilig seyn. Geheiliget vnd geweycht wirt der tempel / nit (wie von etlichen abergloͤubischer weyß geglaubt wirt) mit spraͤchen einiger worten / oder mit formierung etlicher zeichen vnd characteren / auch nit mit oͤl / oder auß suͤnlichen fheüren / sonder durch den willen vnnd das gebott Gottes / der da heißt die gmeind zuͦsamen kommen / vnd da sein gegenwirtigkeit verheißt. Jtem durch den heiligen brauch wirt er auch gweycht. Dann es wirt im tempel die heilig gemeind Gottes versamlet: im tempel wirdt das heilig wort Gottes verkündet: im tempel werdend die heiligen sacrament Gottes empfangen: im tempel güßt man auch auß zuͦ Gott angenaͤme gebaͤtt. Das ort ist zwar für sich selbs nit heilig: dieweyl aber die heiligen ding an dem ort geschaͤhend / so wirt auch das ort heilig genennt / so verr sy daran geschaͤhend. Darumb sol billich vom heiligen tempel Gottes verr seyn alle entuneerung / auch alles das schandtlich vnd wuͤst ist. Das Radthauß wirt von yederman gleych als für heilig gehalten / also / daß der gehalten wurde als ein verletzer der oberkeit / welcher das selbig / es waͤre mit vnzimlichen worten oder wercken / schmaͤchte. Nun kommend aber dareyn allein die Radtsherren zuͦsamen / zuͦ hoͤren die spaͤn deren die da vmb hinfellige vnd zergengkliche sachen / mit einandern zanckend. Wie vil groͤssere eer ist man dann den templen schuldig / in denen die kinder Gottes zum dienst Gottes zuͦsamen kommend das wort Gottes zehoͤren / vnnd seine sacrament zuͦ empfahen? Darumb wie wir die superstition an den templen hassend: also liebend wir auch nit das sy enteeret vnnd entheiliget werdind / ja duldend soͤlichs keins waͤgs. Wir habend aber yetzund nit muͦß alle offnen superstitionen vnd aberglauben / die sich bey den templen zuͦtragend / zuͦ erzellen vnd zuͦ erwaͤgen / welches ich an anderen orten gethon. 3910 Jch sich dz bey den alten disputiert worden ist / gegen welchem end der waͤlt man sich keeren soͤlle / wenn man baͤtten woͤlle. Socrates spricht von der vralten apostolischen kirchen zuͦ Antiochia / im 5. buͦch am 22. cap. also: Die kirch zuͦ Antiochia in Syria ist hinderfür gebauwen. Dann der altar stat nit gegen Aufgang sonder gegen Nidergang. Villeicht habend sy es dem brauch deß alten volcks in der aufrichtung vnd gelaͤgenheit deß tabernackels vnd tempels woͤllen nachthuͦn. Dann sy habend gegen Nidergang anbaͤttet / on zweyfel von Christi waͤgen / der am end vnnd nidergang der waͤlt kommen solt. Sunst ist es der gemein brauch dz man baͤttet mit gewendtem angsicht gegen Aufgang. Aber in disem giltet die freyheit / wo kein aberglauben / zanck / muͦtwillen vnd ergernuß ist. 3911 Den heiligen aber sol man keine tempel bauwen / sonder allein Gott / dem man auch allein zuͦ dienen schuldig ist. Welches vns die exempel der alten 3910 Gegen welchem ort der waͤlt man anbaͤtten soͤlle. 3911 Daß man den heiligen keine tempel bauwen soͤlle.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [470]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/1032>, abgerufen am 22.11.2024.