Statt steckte mein Wolf in dem Ge- schirre. Ich meines Orts hörte nun noch weniger auf zu peitschen, und wir langten in vollem Galopp gesund und wohlbehalten in St. Petersburg an, ganz gegen unsere beiderseitigen respec- tive Erwartungen, und zu nicht gerin- gem Erstaunen aller Zuschauer.
Ich will Ihnen, meine Herren, mit Geschwätz von der Verfassung, den Kün- sten, Wissenschaften und andern Merk- würdigkeiten dieser prächtigen Hauptstadt Rußlands keine lange Weile machen; vielweniger Sie mit allen Intriguen und lustigen Abentheuern der Gesell- schaften vom Bonton, wo die Frau vom Hause den Gast allzeit mit einem Schnaps und Schmatz empfängt, un- terhalten. Ich halte mich viel- mehr an größere und edlere Gegen- stände Ihrer Aufmerksamkeit, nehm- lich an Pferde und Hunde, wovon ich immer ein großer Freund gewesen bin;
ferner
B 4
Statt ſteckte mein Wolf in dem Ge- ſchirre. Ich meines Orts hoͤrte nun noch weniger auf zu peitſchen, und wir langten in vollem Galopp geſund und wohlbehalten in St. Petersburg an, ganz gegen unſere beiderſeitigen reſpec- tive Erwartungen, und zu nicht gerin- gem Erſtaunen aller Zuſchauer.
Ich will Ihnen, meine Herren, mit Geſchwaͤtz von der Verfaſſung, den Kuͤn- ſten, Wiſſenſchaften und andern Merk- wuͤrdigkeiten dieſer praͤchtigen Hauptſtadt Rußlands keine lange Weile machen; vielweniger Sie mit allen Intriguen und luſtigen Abentheuern der Geſell- ſchaften vom Bonton, wo die Frau vom Hauſe den Gaſt allzeit mit einem Schnaps und Schmatz empfaͤngt, un- terhalten. Ich halte mich viel- mehr an groͤßere und edlere Gegen- ſtaͤnde Ihrer Aufmerkſamkeit, nehm- lich an Pferde und Hunde, wovon ich immer ein großer Freund geweſen bin;
ferner
B 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0030"n="23"/>
Statt ſteckte mein Wolf in dem Ge-<lb/>ſchirre. Ich meines Orts hoͤrte nun<lb/>
noch weniger auf zu peitſchen, und wir<lb/>
langten in vollem Galopp geſund und<lb/>
wohlbehalten in St. Petersburg an,<lb/>
ganz gegen unſere beiderſeitigen reſpec-<lb/>
tive Erwartungen, und zu nicht gerin-<lb/>
gem Erſtaunen aller Zuſchauer.</p><lb/><p>Ich will Ihnen, meine Herren, mit<lb/>
Geſchwaͤtz von der Verfaſſung, den Kuͤn-<lb/>ſten, Wiſſenſchaften und andern Merk-<lb/>
wuͤrdigkeiten dieſer praͤchtigen Hauptſtadt<lb/>
Rußlands keine lange Weile machen;<lb/>
vielweniger Sie mit allen Intriguen<lb/>
und luſtigen Abentheuern der Geſell-<lb/>ſchaften vom Bonton, wo die Frau<lb/>
vom Hauſe den Gaſt allzeit mit einem<lb/>
Schnaps und Schmatz empfaͤngt, un-<lb/>
terhalten. Ich halte mich viel-<lb/>
mehr an groͤßere und edlere Gegen-<lb/>ſtaͤnde Ihrer Aufmerkſamkeit, nehm-<lb/>
lich an Pferde und Hunde, wovon ich<lb/>
immer ein großer Freund geweſen bin;<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ferner</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[23/0030]
Statt ſteckte mein Wolf in dem Ge-
ſchirre. Ich meines Orts hoͤrte nun
noch weniger auf zu peitſchen, und wir
langten in vollem Galopp geſund und
wohlbehalten in St. Petersburg an,
ganz gegen unſere beiderſeitigen reſpec-
tive Erwartungen, und zu nicht gerin-
gem Erſtaunen aller Zuſchauer.
Ich will Ihnen, meine Herren, mit
Geſchwaͤtz von der Verfaſſung, den Kuͤn-
ſten, Wiſſenſchaften und andern Merk-
wuͤrdigkeiten dieſer praͤchtigen Hauptſtadt
Rußlands keine lange Weile machen;
vielweniger Sie mit allen Intriguen
und luſtigen Abentheuern der Geſell-
ſchaften vom Bonton, wo die Frau
vom Hauſe den Gaſt allzeit mit einem
Schnaps und Schmatz empfaͤngt, un-
terhalten. Ich halte mich viel-
mehr an groͤßere und edlere Gegen-
ſtaͤnde Ihrer Aufmerkſamkeit, nehm-
lich an Pferde und Hunde, wovon ich
immer ein großer Freund geweſen bin;
ferner
B 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/30>, abgerufen am 07.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.