Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

allein behalte. Ihr steht zu Wien
besser, als ich; Ihr werdet schon an
noch mehr zu kommen wissen." -- Hier-
mit schloß er die Flasche in sein Schränk-
chen, steckte den Schlüssel in die Ho-
sentasche, und klingelte nach dem Schatz-
meister. -- O welch ein angenehmer
Silberton meinen Ohren! -- "Ich muß
euch nun die Wette bezahlen. -- Hier! --
sprach er zum Schatzmeister, der ins
Zimmer trat, laßt meinem Freunde
Münchhausen so viel aus der Schatz-
kammer verabfolgen, als der stärkste
Kerl wegzutragen vermag." Der
Schatzmeister neigte sich vor seinem Herrn
bis mit der Nase zur Erde, mir aber
schüttelte der Großsultan ganz treuher-
zig die Hand, und so ließ er uns
beyde gehn.

Ich säumte nun, wie Sie denken
können, meine Herren, keinen Augen-
blick, die erhaltene Assignation geltend
zu machen, ließ meinen Starken mit

seinem
G 2

allein behalte. Ihr ſteht zu Wien
beſſer, als ich; Ihr werdet ſchon an
noch mehr zu kommen wiſſen.〟 — Hier-
mit ſchloß er die Flaſche in ſein Schraͤnk-
chen, ſteckte den Schluͤſſel in die Ho-
ſentaſche, und klingelte nach dem Schatz-
meiſter. — O welch ein angenehmer
Silberton meinen Ohren! — 〟Ich muß
euch nun die Wette bezahlen. — Hier! —
ſprach er zum Schatzmeiſter, der ins
Zimmer trat, laßt meinem Freunde
Muͤnchhauſen ſo viel aus der Schatz-
kammer verabfolgen, als der ſtaͤrkſte
Kerl wegzutragen vermag.〟 Der
Schatzmeiſter neigte ſich vor ſeinem Herrn
bis mit der Naſe zur Erde, mir aber
ſchuͤttelte der Großſultan ganz treuher-
zig die Hand, und ſo ließ er uns
beyde gehn.

Ich ſaͤumte nun, wie Sie denken
koͤnnen, meine Herren, keinen Augen-
blick, die erhaltene Aſſignation geltend
zu machen, ließ meinen Starken mit

ſeinem
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0122" n="99"/>
allein behalte. Ihr &#x017F;teht zu Wien<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er, als ich; Ihr werdet &#x017F;chon an<lb/>
noch mehr zu kommen wi&#x017F;&#x017F;en.&#x301F; &#x2014; Hier-<lb/>
mit &#x017F;chloß er die Fla&#x017F;che in &#x017F;ein Schra&#x0364;nk-<lb/>
chen, &#x017F;teckte den Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el in die Ho-<lb/>
&#x017F;enta&#x017F;che, und klingelte nach dem Schatz-<lb/>
mei&#x017F;ter. &#x2014; O welch ein angenehmer<lb/>
Silberton meinen Ohren! &#x2014; &#x301F;Ich muß<lb/>
euch nun die Wette bezahlen. &#x2014; Hier! &#x2014;<lb/>
&#x017F;prach er zum Schatzmei&#x017F;ter, der ins<lb/>
Zimmer trat, laßt meinem Freunde<lb/>
Mu&#x0364;nchhau&#x017F;en &#x017F;o viel aus der Schatz-<lb/>
kammer verabfolgen, als der &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;te<lb/>
Kerl wegzutragen vermag.&#x301F; Der<lb/>
Schatzmei&#x017F;ter neigte &#x017F;ich vor &#x017F;einem Herrn<lb/>
bis mit der Na&#x017F;e zur Erde, mir aber<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ttelte der Groß&#x017F;ultan ganz treuher-<lb/>
zig die <choice><sic>Haud</sic><corr>Hand</corr></choice>, und &#x017F;o ließ er uns<lb/>
beyde gehn.</p><lb/>
          <p>Ich &#x017F;a&#x0364;umte nun, wie Sie denken<lb/>
ko&#x0364;nnen, meine Herren, keinen Augen-<lb/>
blick, die erhaltene A&#x017F;&#x017F;ignation geltend<lb/>
zu machen, ließ meinen Starken mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;einem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0122] allein behalte. Ihr ſteht zu Wien beſſer, als ich; Ihr werdet ſchon an noch mehr zu kommen wiſſen.〟 — Hier- mit ſchloß er die Flaſche in ſein Schraͤnk- chen, ſteckte den Schluͤſſel in die Ho- ſentaſche, und klingelte nach dem Schatz- meiſter. — O welch ein angenehmer Silberton meinen Ohren! — 〟Ich muß euch nun die Wette bezahlen. — Hier! — ſprach er zum Schatzmeiſter, der ins Zimmer trat, laßt meinem Freunde Muͤnchhauſen ſo viel aus der Schatz- kammer verabfolgen, als der ſtaͤrkſte Kerl wegzutragen vermag.〟 Der Schatzmeiſter neigte ſich vor ſeinem Herrn bis mit der Naſe zur Erde, mir aber ſchuͤttelte der Großſultan ganz treuher- zig die Hand, und ſo ließ er uns beyde gehn. Ich ſaͤumte nun, wie Sie denken koͤnnen, meine Herren, keinen Augen- blick, die erhaltene Aſſignation geltend zu machen, ließ meinen Starken mit ſeinem G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/122
Zitationshilfe: [Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/122>, abgerufen am 03.05.2024.