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[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786.

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er auf eine etwas hohe Terrasse lief und,
nachdem er sich auf seinen Zehen noch mehr
empor gereckt hatte, hastig ausrief: "Bey
meiner armen Seele! Da liegt der Fau-
lenzer unter einer Eiche bey Belgrad
und die Flasche neben ihm. Wart!
Ich will dich aufkitzeln." -- Und hier-
mit legte er unverzüglich seine Kuchen-
reutersche Flinte an den Kopf und schoß
die volle Ladung oben in den Wipfel
des Baumes. Ein Hagel von Eicheln,
Zweigen und Blättern fiel herab auf
den Schläfer, erweckte und brachte
ihn, da er selbst fürchtete, die Zeit
beynahe verschlafen zu haben, dermaßen
geschwind auf die Beine, daß er mit
seiner Flasche und einem eigenhändigen
Billet von Maria Theresia, um 591/2
Minuten auf vier Uhr vor des Sultans
Cabinette anlangte. Das war ein Gau-
dium! Ey, wie schlürfte das Großherr-
liche Leckermaul! -- "Münchhausen, sprach
er, Ihr müßt es mir nicht übel neh-
men, wenn ich diese Flasche für mich

allein

er auf eine etwas hohe Terraſſe lief und,
nachdem er ſich auf ſeinen Zehen noch mehr
empor gereckt hatte, haſtig ausrief: 〟Bey
meiner armen Seele! Da liegt der Fau-
lenzer unter einer Eiche bey Belgrad
und die Flaſche neben ihm. Wart!
Ich will dich aufkitzeln.〟 — Und hier-
mit legte er unverzuͤglich ſeine Kuchen-
reuterſche Flinte an den Kopf und ſchoß
die volle Ladung oben in den Wipfel
des Baumes. Ein Hagel von Eicheln,
Zweigen und Blaͤttern fiel herab auf
den Schlaͤfer, erweckte und brachte
ihn, da er ſelbſt fuͤrchtete, die Zeit
beynahe verſchlafen zu haben, dermaßen
geſchwind auf die Beine, daß er mit
ſeiner Flaſche und einem eigenhaͤndigen
Billet von Maria Thereſia, um 59½
Minuten auf vier Uhr vor des Sultans
Cabinette anlangte. Das war ein Gau-
dium! Ey, wie ſchluͤrfte das Großherr-
liche Leckermaul! — 〟Muͤnchhauſen, ſprach
er, Ihr muͤßt es mir nicht uͤbel neh-
men, wenn ich dieſe Flaſche fuͤr mich

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[98/0121] er auf eine etwas hohe Terraſſe lief und, nachdem er ſich auf ſeinen Zehen noch mehr empor gereckt hatte, haſtig ausrief: 〟Bey meiner armen Seele! Da liegt der Fau- lenzer unter einer Eiche bey Belgrad und die Flaſche neben ihm. Wart! Ich will dich aufkitzeln.〟 — Und hier- mit legte er unverzuͤglich ſeine Kuchen- reuterſche Flinte an den Kopf und ſchoß die volle Ladung oben in den Wipfel des Baumes. Ein Hagel von Eicheln, Zweigen und Blaͤttern fiel herab auf den Schlaͤfer, erweckte und brachte ihn, da er ſelbſt fuͤrchtete, die Zeit beynahe verſchlafen zu haben, dermaßen geſchwind auf die Beine, daß er mit ſeiner Flaſche und einem eigenhaͤndigen Billet von Maria Thereſia, um 59½ Minuten auf vier Uhr vor des Sultans Cabinette anlangte. Das war ein Gau- dium! Ey, wie ſchluͤrfte das Großherr- liche Leckermaul! — 〟Muͤnchhauſen, ſprach er, Ihr muͤßt es mir nicht uͤbel neh- men, wenn ich dieſe Flaſche fuͤr mich allein

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Zitationshilfe: [Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/121>, abgerufen am 11.10.2024.