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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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sagt war, weggelassen und mit Anderem, was sich blos auf
die Wirksamkeit der constitutionellen Verfassung bezieht, er-
setzt worden ist, wodurch denn der Charakter der Schrift
noch gehässiger geworden ist. Das ursprüngliche Manuscript
hätte man allenfalls als eine schwärmerische, mit Beispielen
belegte Predigt gegen den Mammon, wo er sich auch finde,
betrachten können, nicht so das Letzte. Die biblischen Stellen,
sowie überhaupt der Schluß sind von Weidig. Als Clemm
und ich diese Schrift zu Weidig brachten, befand sich dessen
Frau krank zu Friedberg. Es mag Anfangs Juni 1834
gewesen sein, als Schütz und Büchner nach Offenbach reisten,
um die erwähnte Schrift in Druck zu geben. Ungefähr einen
Monat später gingen Schütz und Minnigerode an denselben
Ort, um sie abzuholen. Wer sie gedruckt und wo diese
Leute bei dieser Gelegenheit logirt, kann ich nicht angeben.
Karl Zeuner hat damals einen Pack von der Flugschrift nach
Butzbach gebracht. Ich war gerade in seinem Haus, als er
zurückkehrte, und ich brachte sie in der Tasche in die Wohnung
des Weidig. --



Vorgelegt wird die Flugschrift, betitelt: "Der hessische
Landbote. Erste Botschaft. -- Mit Vorbericht." -- Becker
erklärt darüber:

"Das Manuscript dieser Flugschrift habe ich bei Büchner
in's Reine geschrieben, weil seine eigene Hand durchaus un-
leserlich war. Es ist nachher in die Hände Weidig's ge-
kommen, wie eben gesagt, aus welchen, soviel ich weiß, es
Schütz und Büchner empfangen haben, um es in die Druckerei
nach Offenbach zu tragen. Ich habe indessen nur das ur-
sprüngliche Manuscript, wie es Büchner geliefert hat, abge-

ſagt war, weggelaſſen und mit Anderem, was ſich blos auf
die Wirkſamkeit der conſtitutionellen Verfaſſung bezieht, er-
ſetzt worden iſt, wodurch denn der Charakter der Schrift
noch gehäſſiger geworden iſt. Das urſprüngliche Manuſcript
hätte man allenfalls als eine ſchwärmeriſche, mit Beiſpielen
belegte Predigt gegen den Mammon, wo er ſich auch finde,
betrachten können, nicht ſo das Letzte. Die bibliſchen Stellen,
ſowie überhaupt der Schluß ſind von Weidig. Als Clemm
und ich dieſe Schrift zu Weidig brachten, befand ſich deſſen
Frau krank zu Friedberg. Es mag Anfangs Juni 1834
geweſen ſein, als Schütz und Büchner nach Offenbach reiſten,
um die erwähnte Schrift in Druck zu geben. Ungefähr einen
Monat ſpäter gingen Schütz und Minnigerode an denſelben
Ort, um ſie abzuholen. Wer ſie gedruckt und wo dieſe
Leute bei dieſer Gelegenheit logirt, kann ich nicht angeben.
Karl Zeuner hat damals einen Pack von der Flugſchrift nach
Butzbach gebracht. Ich war gerade in ſeinem Haus, als er
zurückkehrte, und ich brachte ſie in der Taſche in die Wohnung
des Weidig. —



Vorgelegt wird die Flugſchrift, betitelt: "Der heſſiſche
Landbote. Erſte Botſchaft. — Mit Vorbericht." — Becker
erklärt darüber:

"Das Manuſcript dieſer Flugſchrift habe ich bei Büchner
in's Reine geſchrieben, weil ſeine eigene Hand durchaus un-
leſerlich war. Es iſt nachher in die Hände Weidig's ge-
kommen, wie eben geſagt, aus welchen, ſoviel ich weiß, es
Schütz und Büchner empfangen haben, um es in die Druckerei
nach Offenbach zu tragen. Ich habe indeſſen nur das ur-
ſprüngliche Manuſcript, wie es Büchner geliefert hat, abge-

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[414/0610] ſagt war, weggelaſſen und mit Anderem, was ſich blos auf die Wirkſamkeit der conſtitutionellen Verfaſſung bezieht, er- ſetzt worden iſt, wodurch denn der Charakter der Schrift noch gehäſſiger geworden iſt. Das urſprüngliche Manuſcript hätte man allenfalls als eine ſchwärmeriſche, mit Beiſpielen belegte Predigt gegen den Mammon, wo er ſich auch finde, betrachten können, nicht ſo das Letzte. Die bibliſchen Stellen, ſowie überhaupt der Schluß ſind von Weidig. Als Clemm und ich dieſe Schrift zu Weidig brachten, befand ſich deſſen Frau krank zu Friedberg. Es mag Anfangs Juni 1834 geweſen ſein, als Schütz und Büchner nach Offenbach reiſten, um die erwähnte Schrift in Druck zu geben. Ungefähr einen Monat ſpäter gingen Schütz und Minnigerode an denſelben Ort, um ſie abzuholen. Wer ſie gedruckt und wo dieſe Leute bei dieſer Gelegenheit logirt, kann ich nicht angeben. Karl Zeuner hat damals einen Pack von der Flugſchrift nach Butzbach gebracht. Ich war gerade in ſeinem Haus, als er zurückkehrte, und ich brachte ſie in der Taſche in die Wohnung des Weidig. — Vorgelegt wird die Flugſchrift, betitelt: "Der heſſiſche Landbote. Erſte Botſchaft. — Mit Vorbericht." — Becker erklärt darüber: "Das Manuſcript dieſer Flugſchrift habe ich bei Büchner in's Reine geſchrieben, weil ſeine eigene Hand durchaus un- leſerlich war. Es iſt nachher in die Hände Weidig's ge- kommen, wie eben geſagt, aus welchen, ſoviel ich weiß, es Schütz und Büchner empfangen haben, um es in die Druckerei nach Offenbach zu tragen. Ich habe indeſſen nur das ur- ſprüngliche Manuſcript, wie es Büchner geliefert hat, abge-

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/610>, abgerufen am 26.05.2024.