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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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duldet ihr, weil euch Schurken sagen: "diese Regierung sei
von Gott." Diese Regierung ist nicht von Gott, sondern
vom Vater der Lügen. Diese deutschen Fürsten sind keine
rechtmäßige Obrigkeit, sondern die rechtmäßige Obrigkeit, den
deutschen Kaiser, der vormals vom Volke frei gewählt wurde,
haben sie seit Jahrhunderten verachtet und endlich gar ver-
rathen. Aus Verrath und Meineid, und nicht aus der Wahl
des Volkes ist die Gewalt der deutschen Fürsten hervor-
gegangen und darum ist ihr Wesen und Thun von Gott
verflucht; ihre Weisheit ist Trug, ihre Gerechtigkeit ist
Schinderei. Sie zertreten das Land und zerschlagen die
Person des Elenden. Ihr lästert Gott, wenn ihr einen
dieser Fürsten einen Gesalbten des Herrn nennt, das heißt:
Gott habe die Teufel gesalbt und zu Fürsten über die deutsche
Erde gesetzt. Deutschland, unser liebes Vaterland, haben
diese Fürsten zerrissen, den Kaiser, den unsere freien Vor-
eltern wählten, haben diese Fürsten verrathen, und nun
fordern diese Verräther und Menschenquäler Treue von euch!
Doch das Reich der Finsterniß neiget sich zum Ende. Ueber
ein Kleines und Deutschland, das jetzt die Fürsten schinden,
wird als ein Freistaat mit einer von Volke gewählten Ob-
rigkeit wieder auferstehen. Die heilige Schrift sagt: "Gebet
dem Kaiser, was des Kaisers ist." Was ist aber dieser
Fürsten. -- der Verräther? -- Das Theil von Judas!

Für die Landstände 16,000 Gulden.

Im Jahre 1789 war das Volk in Frankreich müde,
länger die Schindmähre seines Königs zu sein. Es erhob
sich und berief Männer, denen es vertraute, und die Männer
traten zusammen und sagten, ein König sei ein Mensch wie
ein anderer auch, er sei nur der erste Diener im Staat, er

G. Büchner's Werke. 18

duldet ihr, weil euch Schurken ſagen: "dieſe Regierung ſei
von Gott." Dieſe Regierung iſt nicht von Gott, ſondern
vom Vater der Lügen. Dieſe deutſchen Fürſten ſind keine
rechtmäßige Obrigkeit, ſondern die rechtmäßige Obrigkeit, den
deutſchen Kaiſer, der vormals vom Volke frei gewählt wurde,
haben ſie ſeit Jahrhunderten verachtet und endlich gar ver-
rathen. Aus Verrath und Meineid, und nicht aus der Wahl
des Volkes iſt die Gewalt der deutſchen Fürſten hervor-
gegangen und darum iſt ihr Weſen und Thun von Gott
verflucht; ihre Weisheit iſt Trug, ihre Gerechtigkeit iſt
Schinderei. Sie zertreten das Land und zerſchlagen die
Perſon des Elenden. Ihr läſtert Gott, wenn ihr einen
dieſer Fürſten einen Geſalbten des Herrn nennt, das heißt:
Gott habe die Teufel geſalbt und zu Fürſten über die deutſche
Erde geſetzt. Deutſchland, unſer liebes Vaterland, haben
dieſe Fürſten zerriſſen, den Kaiſer, den unſere freien Vor-
eltern wählten, haben dieſe Fürſten verrathen, und nun
fordern dieſe Verräther und Menſchenquäler Treue von euch!
Doch das Reich der Finſterniß neiget ſich zum Ende. Ueber
ein Kleines und Deutſchland, das jetzt die Fürſten ſchinden,
wird als ein Freiſtaat mit einer von Volke gewählten Ob-
rigkeit wieder auferſtehen. Die heilige Schrift ſagt: "Gebet
dem Kaiſer, was des Kaiſers iſt." Was iſt aber dieſer
Fürſten. — der Verräther? — Das Theil von Judas!

Für die Landſtände 16,000 Gulden.

Im Jahre 1789 war das Volk in Frankreich müde,
länger die Schindmähre ſeines Königs zu ſein. Es erhob
ſich und berief Männer, denen es vertraute, und die Männer
traten zuſammen und ſagten, ein König ſei ein Menſch wie
ein anderer auch, er ſei nur der erſte Diener im Staat, er

G. Büchner's Werke. 18
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[273/0469] duldet ihr, weil euch Schurken ſagen: "dieſe Regierung ſei von Gott." Dieſe Regierung iſt nicht von Gott, ſondern vom Vater der Lügen. Dieſe deutſchen Fürſten ſind keine rechtmäßige Obrigkeit, ſondern die rechtmäßige Obrigkeit, den deutſchen Kaiſer, der vormals vom Volke frei gewählt wurde, haben ſie ſeit Jahrhunderten verachtet und endlich gar ver- rathen. Aus Verrath und Meineid, und nicht aus der Wahl des Volkes iſt die Gewalt der deutſchen Fürſten hervor- gegangen und darum iſt ihr Weſen und Thun von Gott verflucht; ihre Weisheit iſt Trug, ihre Gerechtigkeit iſt Schinderei. Sie zertreten das Land und zerſchlagen die Perſon des Elenden. Ihr läſtert Gott, wenn ihr einen dieſer Fürſten einen Geſalbten des Herrn nennt, das heißt: Gott habe die Teufel geſalbt und zu Fürſten über die deutſche Erde geſetzt. Deutſchland, unſer liebes Vaterland, haben dieſe Fürſten zerriſſen, den Kaiſer, den unſere freien Vor- eltern wählten, haben dieſe Fürſten verrathen, und nun fordern dieſe Verräther und Menſchenquäler Treue von euch! Doch das Reich der Finſterniß neiget ſich zum Ende. Ueber ein Kleines und Deutſchland, das jetzt die Fürſten ſchinden, wird als ein Freiſtaat mit einer von Volke gewählten Ob- rigkeit wieder auferſtehen. Die heilige Schrift ſagt: "Gebet dem Kaiſer, was des Kaiſers iſt." Was iſt aber dieſer Fürſten. — der Verräther? — Das Theil von Judas! Für die Landſtände 16,000 Gulden. Im Jahre 1789 war das Volk in Frankreich müde, länger die Schindmähre ſeines Königs zu ſein. Es erhob ſich und berief Männer, denen es vertraute, und die Männer traten zuſammen und ſagten, ein König ſei ein Menſch wie ein anderer auch, er ſei nur der erſte Diener im Staat, er G. Büchner's Werke. 18

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/469>, abgerufen am 24.11.2024.