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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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Ankömmling an den Thoren scharf visitiren werde. Darum
war es sein erster Gedanke, Schütz zu warnen, welchen er
mit dem andern Theil der Exemplare auf dem Wege nach
Gießen vermuthete. Er ließ auf seiner Stube Alles stehen
und liegen -- zu seinem Glücke verwahrte er an jenem Tage
keinerlei compromittirende Papiere -- und machte sich hastig
auf den Weg, zu demselben Thore hinaus, wo Minnigerode
soeben verhaftet worden, und die Chaussee entlang, welche
von Gießen über Butzbach nach Frankfurt führt. Der
Abend brach ein, dann die Nacht, und noch immer begegnete
der einsame, von stürmischen Empfindungen durchwühlte Wan-
derer nicht dem Freunde, den er warnen wollte. Es schlug
Mitternacht, als er Butzbach erreichte. (S. 110.) In einem
der ersten Häuser am Wege wohnte der junge Bürger Carl
Zeuner, ein Anhänger Weidigs, den pochte Büchner aus dem
Schlafe und erzählte ihm das Geschehene. Dann gingen
beide zu Weidig, weckten ihn und theilten auch ihm die Hiobs-
post mit. Weidig ließ sie eintreten, weckte August Becker,
der zufällig in seinem Hause übernachtete, und dann saßen
die Vier betrübt beisammen, erschöpften sich in Muthma-
ßungen über die Veranlassung des Unglücks und erwogen, was
zunächst vorzukehren sei. Auch Weidig war der Ansicht, daß
zunächst Schütz gewarnt werden müsse und bestärkte Büchner
in der Absicht, seine Wanderung gegen Offenbach fortzusetzen.
Das that dieser auch nach kurzer Rast und wanderte über
Friedberg weiter, doch muß er für einen großen Theil des
Weges eine Gelegenheits-Fuhre benützt haben, da er bereits
um die Mittagsstunde in Offenbach eintraf. Hier fand er
Schütz, als dieser eben ahnungslos nach Gießen abreisen
wollte. Beide suchten nun die Druckerei auf und veranlaßten

Ankömmling an den Thoren ſcharf viſitiren werde. Darum
war es ſein erſter Gedanke, Schütz zu warnen, welchen er
mit dem andern Theil der Exemplare auf dem Wege nach
Gießen vermuthete. Er ließ auf ſeiner Stube Alles ſtehen
und liegen — zu ſeinem Glücke verwahrte er an jenem Tage
keinerlei compromittirende Papiere — und machte ſich haſtig
auf den Weg, zu demſelben Thore hinaus, wo Minnigerode
ſoeben verhaftet worden, und die Chauſſee entlang, welche
von Gießen über Butzbach nach Frankfurt führt. Der
Abend brach ein, dann die Nacht, und noch immer begegnete
der einſame, von ſtürmiſchen Empfindungen durchwühlte Wan-
derer nicht dem Freunde, den er warnen wollte. Es ſchlug
Mitternacht, als er Butzbach erreichte. (S. 110.) In einem
der erſten Häuſer am Wege wohnte der junge Bürger Carl
Zeuner, ein Anhänger Weidigs, den pochte Büchner aus dem
Schlafe und erzählte ihm das Geſchehene. Dann gingen
beide zu Weidig, weckten ihn und theilten auch ihm die Hiobs-
poſt mit. Weidig ließ ſie eintreten, weckte Auguſt Becker,
der zufällig in ſeinem Hauſe übernachtete, und dann ſaßen
die Vier betrübt beiſammen, erſchöpften ſich in Muthma-
ßungen über die Veranlaſſung des Unglücks und erwogen, was
zunächſt vorzukehren ſei. Auch Weidig war der Anſicht, daß
zunächſt Schütz gewarnt werden müſſe und beſtärkte Büchner
in der Abſicht, ſeine Wanderung gegen Offenbach fortzuſetzen.
Das that dieſer auch nach kurzer Raſt und wanderte über
Friedberg weiter, doch muß er für einen großen Theil des
Weges eine Gelegenheits-Fuhre benützt haben, da er bereits
um die Mittagsſtunde in Offenbach eintraf. Hier fand er
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[CXXX/0146] Ankömmling an den Thoren ſcharf viſitiren werde. Darum war es ſein erſter Gedanke, Schütz zu warnen, welchen er mit dem andern Theil der Exemplare auf dem Wege nach Gießen vermuthete. Er ließ auf ſeiner Stube Alles ſtehen und liegen — zu ſeinem Glücke verwahrte er an jenem Tage keinerlei compromittirende Papiere — und machte ſich haſtig auf den Weg, zu demſelben Thore hinaus, wo Minnigerode ſoeben verhaftet worden, und die Chauſſee entlang, welche von Gießen über Butzbach nach Frankfurt führt. Der Abend brach ein, dann die Nacht, und noch immer begegnete der einſame, von ſtürmiſchen Empfindungen durchwühlte Wan- derer nicht dem Freunde, den er warnen wollte. Es ſchlug Mitternacht, als er Butzbach erreichte. (S. 110.) In einem der erſten Häuſer am Wege wohnte der junge Bürger Carl Zeuner, ein Anhänger Weidigs, den pochte Büchner aus dem Schlafe und erzählte ihm das Geſchehene. Dann gingen beide zu Weidig, weckten ihn und theilten auch ihm die Hiobs- poſt mit. Weidig ließ ſie eintreten, weckte Auguſt Becker, der zufällig in ſeinem Hauſe übernachtete, und dann ſaßen die Vier betrübt beiſammen, erſchöpften ſich in Muthma- ßungen über die Veranlaſſung des Unglücks und erwogen, was zunächſt vorzukehren ſei. Auch Weidig war der Anſicht, daß zunächſt Schütz gewarnt werden müſſe und beſtärkte Büchner in der Abſicht, ſeine Wanderung gegen Offenbach fortzuſetzen. Das that dieſer auch nach kurzer Raſt und wanderte über Friedberg weiter, doch muß er für einen großen Theil des Weges eine Gelegenheits-Fuhre benützt haben, da er bereits um die Mittagsſtunde in Offenbach eintraf. Hier fand er Schütz, als dieſer eben ahnungslos nach Gießen abreiſen wollte. Beide ſuchten nun die Druckerei auf und veranlaßten

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CXXX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/146>, abgerufen am 28.11.2024.