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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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idealen Interessen involvire, -- und endlich als das Wichtigste:
eine Revolution kann nie und nimmer gemacht werden,
so wenig, wie man ein Gewitter fabriciren kann; beide
entladen sich spontan, nothwendig, nach ewigen Gesetzen.
Aber dies Alles ist unseren Anschauungen und Erfahrungen
fast selbstverständlich, und vom Standpunkte unserer geklärteren
Zeit an Büchner's Irrthümern strenge Kritik zu üben, wäre
recht billige Weisheit. Wir dürfen es umsomehr unterlassen,
als Büchner selbst in den wenigen Jahren, welche ihm noch
zu leben gegönnt waren, von den meisten dieser Irrthümer
zurückgekommen ist. Im Allgemeinen blieben jedoch seine
Ueberzeugungen unerschüttert, auch seine späteren Schriften
verrathen den Socialisten, den radicalen Republikaner. Der
"Landbote" steht also seiner Tendenz nach nicht vereinzelt
unter den Werken Büchner's, doch ist er das einzige politische
Pamphlet aus seiner Feder und steht an literarischer
Bedeutung jenen Werken weit nach. Ganz läßt sie sich je-
doch auch diesem ersten Versuche sicherlich nicht absprechen;
und wer die Schrift unbeeinflußt von der Tendenz liest, wird
zugeben, daß sie Büchner's Talent für klare, schlichte, volks-
thümliche Darstellung bezeugt. Der Stil ist stellenweise
von erstaunlicher Schönheit und Gewandtheit. Wie Keulen
sieht man diese Perioden sich wuchtig heben und wuchtig
senken, wie Dolche stoßen zwischen durch diese kurzen Sätze.
Mit schlauer Berechnung sind die Bilder aus dem An-
schauungskreise des Bauers ausgewählt. "Was sind die
Verfassungen in Deutschland? Nur leeres Stroh, woraus
die Fürsten die Körner für sich herausgeklopft haben! Was
sind unsere Landtage? Langsame Fuhrwerke, die man wohl
ein- oder zweimal der Raubgier der Fürsten und ihrer

idealen Intereſſen involvire, — und endlich als das Wichtigſte:
eine Revolution kann nie und nimmer gemacht werden,
ſo wenig, wie man ein Gewitter fabriciren kann; beide
entladen ſich ſpontan, nothwendig, nach ewigen Geſetzen.
Aber dies Alles iſt unſeren Anſchauungen und Erfahrungen
faſt ſelbſtverſtändlich, und vom Standpunkte unſerer geklärteren
Zeit an Büchner's Irrthümern ſtrenge Kritik zu üben, wäre
recht billige Weisheit. Wir dürfen es umſomehr unterlaſſen,
als Büchner ſelbſt in den wenigen Jahren, welche ihm noch
zu leben gegönnt waren, von den meiſten dieſer Irrthümer
zurückgekommen iſt. Im Allgemeinen blieben jedoch ſeine
Ueberzeugungen unerſchüttert, auch ſeine ſpäteren Schriften
verrathen den Socialiſten, den radicalen Republikaner. Der
"Landbote" ſteht alſo ſeiner Tendenz nach nicht vereinzelt
unter den Werken Büchner's, doch iſt er das einzige politiſche
Pamphlet aus ſeiner Feder und ſteht an literariſcher
Bedeutung jenen Werken weit nach. Ganz läßt ſie ſich je-
doch auch dieſem erſten Verſuche ſicherlich nicht abſprechen;
und wer die Schrift unbeeinflußt von der Tendenz lieſt, wird
zugeben, daß ſie Büchner's Talent für klare, ſchlichte, volks-
thümliche Darſtellung bezeugt. Der Stil iſt ſtellenweiſe
von erſtaunlicher Schönheit und Gewandtheit. Wie Keulen
ſieht man dieſe Perioden ſich wuchtig heben und wuchtig
ſenken, wie Dolche ſtoßen zwiſchen durch dieſe kurzen Sätze.
Mit ſchlauer Berechnung ſind die Bilder aus dem An-
ſchauungskreiſe des Bauers ausgewählt. "Was ſind die
Verfaſſungen in Deutſchland? Nur leeres Stroh, woraus
die Fürſten die Körner für ſich herausgeklopft haben! Was
ſind unſere Landtage? Langſame Fuhrwerke, die man wohl
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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CXXV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/141>, abgerufen am 25.11.2024.