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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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flächlichste Kenntniß von den natürlichen Bedingungen,
unter denen sich Krankheiten verbreiten, ihr Unternehmen
als ein höchst lächerliches hätte erscheinen lassen müssen!

"Jedes Wunder", sagt Cotta, "wenn es existirte,
würde zu der Ueberzeugung führen, daß die Schöpfung
nicht die Verehrung verdiente, welche wir Alle ihr zollen,
und der Mystiker müßte nothgedrungen aus der Unvoll-
kommenheit des Geschaffenen auf die Unvollkommenheit
des Schöpfers schließen."

Dogmatische Werke nennen es eine Gottes unwür-
dige
Ansicht, daß die sichtbare Welt gleich einem Uhr-
werke von selbst gehe; vielmehr müsse Gott als der
stete Regulator und Neuschöpfer angesehen werden. So
hat man es auch A. von Hnmboldt übel genommen,
daß er den Kosmos als Complex von Naturgesetzen und
nicht als das Produkt eines schaffenden Willens
dargestellt hat. (Erdmann.) Ebensowohl könnte man
es den Naturwissenschaften übel nehmen, daß sie über-
haupt existiren; denn nicht die Naturforscher, sondern
die Natur selbst hat uns den Kosmos als einen Complex
unabänderlicher Naturgesetze kennen gelehrt. Alles, was
theologisches Jnteresse oder wissenschaftliche Bornirtheit
gegen dieses Faktum vorbringen mag, scheitert an der
Macht der Thatsachen, die klar und unzweifelhaft nur
für eine Seite entscheiden. Freilich fehlt es auch den
Gegnern der Naturforschung angeblich nicht an That-

flächlichſte Kenntniß von den natürlichen Bedingungen,
unter denen ſich Krankheiten verbreiten, ihr Unternehmen
als ein höchſt lächerliches hätte erſcheinen laſſen müſſen!

„Jedes Wunder‟, ſagt Cotta, „wenn es exiſtirte,
würde zu der Ueberzeugung führen, daß die Schöpfung
nicht die Verehrung verdiente, welche wir Alle ihr zollen,
und der Myſtiker müßte nothgedrungen aus der Unvoll-
kommenheit des Geſchaffenen auf die Unvollkommenheit
des Schöpfers ſchließen.‟

Dogmatiſche Werke nennen es eine Gottes unwür-
dige
Anſicht, daß die ſichtbare Welt gleich einem Uhr-
werke von ſelbſt gehe; vielmehr müſſe Gott als der
ſtete Regulator und Neuſchöpfer angeſehen werden. So
hat man es auch A. von Hnmboldt übel genommen,
daß er den Kosmos als Complex von Naturgeſetzen und
nicht als das Produkt eines ſchaffenden Willens
dargeſtellt hat. (Erdmann.) Ebenſowohl könnte man
es den Naturwiſſenſchaften übel nehmen, daß ſie über-
haupt exiſtiren; denn nicht die Naturforſcher, ſondern
die Natur ſelbſt hat uns den Kosmos als einen Complex
unabänderlicher Naturgeſetze kennen gelehrt. Alles, was
theologiſches Jntereſſe oder wiſſenſchaftliche Bornirtheit
gegen dieſes Faktum vorbringen mag, ſcheitert an der
Macht der Thatſachen, die klar und unzweifelhaft nur
für eine Seite entſcheiden. Freilich fehlt es auch den
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[39/0059] flächlichſte Kenntniß von den natürlichen Bedingungen, unter denen ſich Krankheiten verbreiten, ihr Unternehmen als ein höchſt lächerliches hätte erſcheinen laſſen müſſen! „Jedes Wunder‟, ſagt Cotta, „wenn es exiſtirte, würde zu der Ueberzeugung führen, daß die Schöpfung nicht die Verehrung verdiente, welche wir Alle ihr zollen, und der Myſtiker müßte nothgedrungen aus der Unvoll- kommenheit des Geſchaffenen auf die Unvollkommenheit des Schöpfers ſchließen.‟ Dogmatiſche Werke nennen es eine Gottes unwür- dige Anſicht, daß die ſichtbare Welt gleich einem Uhr- werke von ſelbſt gehe; vielmehr müſſe Gott als der ſtete Regulator und Neuſchöpfer angeſehen werden. So hat man es auch A. von Hnmboldt übel genommen, daß er den Kosmos als Complex von Naturgeſetzen und nicht als das Produkt eines ſchaffenden Willens dargeſtellt hat. (Erdmann.) Ebenſowohl könnte man es den Naturwiſſenſchaften übel nehmen, daß ſie über- haupt exiſtiren; denn nicht die Naturforſcher, ſondern die Natur ſelbſt hat uns den Kosmos als einen Complex unabänderlicher Naturgeſetze kennen gelehrt. Alles, was theologiſches Jntereſſe oder wiſſenſchaftliche Bornirtheit gegen dieſes Faktum vorbringen mag, ſcheitert an der Macht der Thatſachen, die klar und unzweifelhaft nur für eine Seite entſcheiden. Freilich fehlt es auch den Gegnern der Naturforſchung angeblich nicht an That-

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/59>, abgerufen am 27.11.2024.