Die Zeiten sind vorbei, in welchen man den Geist unabhängig wähnte vom Stoff. Aber auch die Zeiten verlieren sich, in denen man das Geistige erniedrigt glaubte, weil es nur am Stoffe sich äußert. Moleschott.
Den Stoff verachten -- den eignen Leib mißachten, weil er der stofflichen Welt angehört -- Natur und Welt wie einen Staub betrachten, den man von sich ab- zuschütteln suchen muß -- den eignen Körper schinden und quälen -- das können nur Unwissende oder Fana- tiker. Ein anderes Gefühl wird denjenigen ergreifen, der mit dem Auge des Forscher's dem Stoff auf seinen tausend verborgenen Wegen gefolgt ist, der in sein mäch- tiges und so unendlich mannichfaltiges Treiben geblickt hat, der erkannt hat, daß der Stoff dem Geiste nicht untergeordnet, sondern ebenbürtig ist, der da weiß, daß beide sich gegenseitig mit solcher Nothwendigkeit bedingen, daß Einer ohne den Andern nicht sein kann und daß der Stoff der Träger aller geistigen Kraft, aller menschlichen und irdischen Größe ist; er wird vielleicht mit einem
Würde des Stoff’s.
Die Zeiten ſind vorbei, in welchen man den Geiſt unabhängig wähnte vom Stoff. Aber auch die Zeiten verlieren ſich, in denen man das Geiſtige erniedrigt glaubte, weil es nur am Stoffe ſich äußert. Moleſchott.
Den Stoff verachten — den eignen Leib mißachten, weil er der ſtofflichen Welt angehört — Natur und Welt wie einen Staub betrachten, den man von ſich ab- zuſchütteln ſuchen muß — den eignen Körper ſchinden und quälen — das können nur Unwiſſende oder Fana- tiker. Ein anderes Gefühl wird denjenigen ergreifen, der mit dem Auge des Forſcher’s dem Stoff auf ſeinen tauſend verborgenen Wegen gefolgt iſt, der in ſein mäch- tiges und ſo unendlich mannichfaltiges Treiben geblickt hat, der erkannt hat, daß der Stoff dem Geiſte nicht untergeordnet, ſondern ebenbürtig iſt, der da weiß, daß beide ſich gegenſeitig mit ſolcher Nothwendigkeit bedingen, daß Einer ohne den Andern nicht ſein kann und daß der Stoff der Träger aller geiſtigen Kraft, aller menſchlichen und irdiſchen Größe iſt; er wird vielleicht mit einem
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Würde des Stoff’s.
Die Zeiten ſind vorbei, in welchen man den
Geiſt unabhängig wähnte vom Stoff. Aber auch
die Zeiten verlieren ſich, in denen man das Geiſtige
erniedrigt glaubte, weil es nur am Stoffe ſich
äußert.
Moleſchott.
Den Stoff verachten — den eignen Leib mißachten,
weil er der ſtofflichen Welt angehört — Natur und
Welt wie einen Staub betrachten, den man von ſich ab-
zuſchütteln ſuchen muß — den eignen Körper ſchinden
und quälen — das können nur Unwiſſende oder Fana-
tiker. Ein anderes Gefühl wird denjenigen ergreifen,
der mit dem Auge des Forſcher’s dem Stoff auf ſeinen
tauſend verborgenen Wegen gefolgt iſt, der in ſein mäch-
tiges und ſo unendlich mannichfaltiges Treiben geblickt
hat, der erkannt hat, daß der Stoff dem Geiſte nicht
untergeordnet, ſondern ebenbürtig iſt, der da weiß, daß
beide ſich gegenſeitig mit ſolcher Nothwendigkeit bedingen,
daß Einer ohne den Andern nicht ſein kann und daß der
Stoff der Träger aller geiſtigen Kraft, aller menſchlichen
und irdiſchen Größe iſt; er wird vielleicht mit einem
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/45>, abgerufen am 19.04.2024.
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