Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Kraft und Stoff.

Tres physici, duo athei.
"Die Kraft ist kein stoßender Gott, kein von der
stofflichen Grundlage getrenntes Wesen der Dinge. Sie
ist des Stoffes unzertrennliche, ihm von Ewigkeit inne-
wohnende Eigenschaft." -- "Eine Kraft, die nicht an
den Stoff gebunden wäre, die frei über dem Stoffe
schwebte, ist eine ganz leere Vorstellung. Dem Stick-
stoff, Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, dem Schwe-
fel und Phosphor wohnen ihre Eigenschaften von Ewig-
keit bei." (Moleschott.) --
"Geht man auf den Grund, so erkennt man bald,
daß es weder Kräfte noch Materie gibt. Beides sind
von verschiedenen Standpunkten aus aufgenommene
Abstractionen der Dinge, wie sie sind. Sie ergänzen
einander und sie setzen einander voraus. Verein-
zelt haben sie keinen Bestand etc." "Die Ma-
Büchner, Kraft und Stoff. 1
Kraft und Stoff.

Tres physici, duo athei.
„Die Kraft iſt kein ſtoßender Gott, kein von der
ſtofflichen Grundlage getrenntes Weſen der Dinge. Sie
iſt des Stoffes unzertrennliche, ihm von Ewigkeit inne-
wohnende Eigenſchaft.‟ — „Eine Kraft, die nicht an
den Stoff gebunden wäre, die frei über dem Stoffe
ſchwebte, iſt eine ganz leere Vorſtellung. Dem Stick-
ſtoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff, dem Schwe-
fel und Phosphor wohnen ihre Eigenſchaften von Ewig-
keit bei.‟ (Moleſchott.) —
„Geht man auf den Grund, ſo erkennt man bald,
daß es weder Kräfte noch Materie gibt. Beides ſind
von verſchiedenen Standpunkten aus aufgenommene
Abſtractionen der Dinge, wie ſie ſind. Sie ergänzen
einander und ſie ſetzen einander voraus. Verein-
zelt haben ſie keinen Beſtand ꝛc.‟ „Die Ma-
Büchner, Kraft und Stoff. 1
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0021" n="[1]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Kraft und Stoff.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Tres physici, duo athei.</hi> </hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <cit>
          <quote>&#x201E;Die Kraft i&#x017F;t kein &#x017F;toßender Gott, kein von der<lb/>
&#x017F;tofflichen Grundlage getrenntes We&#x017F;en der Dinge. Sie<lb/>
i&#x017F;t des Stoffes unzertrennliche, ihm von Ewigkeit inne-<lb/>
wohnende Eigen&#x017F;chaft.&#x201F; &#x2014; &#x201E;Eine Kraft, die nicht an<lb/>
den Stoff gebunden wäre, die frei über dem Stoffe<lb/>
&#x017F;chwebte, i&#x017F;t eine ganz leere Vor&#x017F;tellung. Dem Stick-<lb/>
&#x017F;toff, Kohlen&#x017F;toff, Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff und Sauer&#x017F;toff, dem Schwe-<lb/>
fel und Phosphor wohnen ihre Eigen&#x017F;chaften von Ewig-<lb/>
keit bei.&#x201F; (Mole&#x017F;chott.) &#x2014;</quote>
        </cit><lb/>
        <cit>
          <quote>&#x201E;Geht man auf den Grund, &#x017F;o erkennt man bald,<lb/>
daß es weder Kräfte noch Materie gibt. Beides &#x017F;ind<lb/>
von ver&#x017F;chiedenen Standpunkten aus aufgenommene<lb/>
Ab&#x017F;tractionen der Dinge, wie &#x017F;ie &#x017F;ind. Sie ergänzen<lb/>
einander und &#x017F;ie &#x017F;etzen einander voraus. <hi rendition="#g">Verein-<lb/>
zelt haben &#x017F;ie keinen Be&#x017F;tand</hi> &#xA75B;c.&#x201F; &#x201E;Die Ma-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Büchner,</hi> Kraft und Stoff. 1</fw><lb/></quote>
        </cit>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0021] Kraft und Stoff. Tres physici, duo athei. „Die Kraft iſt kein ſtoßender Gott, kein von der ſtofflichen Grundlage getrenntes Weſen der Dinge. Sie iſt des Stoffes unzertrennliche, ihm von Ewigkeit inne- wohnende Eigenſchaft.‟ — „Eine Kraft, die nicht an den Stoff gebunden wäre, die frei über dem Stoffe ſchwebte, iſt eine ganz leere Vorſtellung. Dem Stick- ſtoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff, dem Schwe- fel und Phosphor wohnen ihre Eigenſchaften von Ewig- keit bei.‟ (Moleſchott.) — „Geht man auf den Grund, ſo erkennt man bald, daß es weder Kräfte noch Materie gibt. Beides ſind von verſchiedenen Standpunkten aus aufgenommene Abſtractionen der Dinge, wie ſie ſind. Sie ergänzen einander und ſie ſetzen einander voraus. Verein- zelt haben ſie keinen Beſtand ꝛc.‟ „Die Ma- Büchner, Kraft und Stoff. 1

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/21
Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/21>, abgerufen am 20.04.2024.