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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.

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die Hinausschiebung der Gewerbeanlagen und Arbeiter-
wohnungen in die Vor- und Außenorte, in der Nähe der
sinkenden "Ackerstädte" durch Annäherung der letzteren an
die umliegenden Landorte und durch das Aufkommen volk-
reicher Industriedörfer. Im Ganzen aber ist heute die
Zahl der Bevölkerungszentren und der Zielpunkte für die
inneren Wanderungen relativ eine weit geringere als in der
zweiten Hälfte des Mittelalters 1).

Aber noch in einem anderen Punkte unterscheidet sich
die Neuverteilung der Bevölkerung, welche durch die inneren
Wanderungen der Gegenwart hervorgebracht wird, von
derjenigen welche unsere Vorfahren vom X. bis zum XV.
Jahrhundert erlebten. In Folge der größeren Sicherheit
des Lebensunterhaltes und einer umfassenden Fürsorge für

1) Das Deutsche Reich hatte 1890 im Ganzen 2285 "Städte."
Darunter waren 26 mit mehr als 100000 E., 22 mit 50--100000 E.,
104 mit 20--50000 E. und 169 mit 10--20000 E. Außerdem gab
es aber 56 Dörfer und vorörtliche Gemeinden mit 10--50000 E.,
darunter 11 mit mehr als 20000 E. -- Wie tief die alten Städte
zum Teil heruntergekommen sind, zeigen folgende Notizen über das
Großherzogtum Baden. Dort zählte man 1885: 114 "Städte",
darunter nur 63 mit mehr als 2000 und 9 mit mehr als 10000 Einw.
Von den übrigen 51 "Städten" hatten 42: 1--2000 E., 4: 500 bis
1000 und 5: unter 500 E. (darunter Kleinlaufenburg 441, Neufrei-
stett 427, Blumenfeld 349, Fürstenberg 341, Hauenstein 157). Auf
eine Stadt entfielen im Durchschnitt 14 Dörfer. Dagegen hatten im
Ganzen 129 Gemeinden mehr als 2000 Einwohner, und es waren
darunter 66 Dörfer. Von den alten Städten entsprechen somit nur
noch 55 % dem modernen Stadtbegriff, und von den Dörfern sind
4 % statistisch zu den Städten zu rechnen.

die Hinausſchiebung der Gewerbeanlagen und Arbeiter-
wohnungen in die Vor- und Außenorte, in der Nähe der
ſinkenden „Ackerſtädte“ durch Annäherung der letzteren an
die umliegenden Landorte und durch das Aufkommen volk-
reicher Induſtriedörfer. Im Ganzen aber iſt heute die
Zahl der Bevölkerungszentren und der Zielpunkte für die
inneren Wanderungen relativ eine weit geringere als in der
zweiten Hälfte des Mittelalters 1).

Aber noch in einem anderen Punkte unterſcheidet ſich
die Neuverteilung der Bevölkerung, welche durch die inneren
Wanderungen der Gegenwart hervorgebracht wird, von
derjenigen welche unſere Vorfahren vom X. bis zum XV.
Jahrhundert erlebten. In Folge der größeren Sicherheit
des Lebensunterhaltes und einer umfaſſenden Fürſorge für

1) Das Deutſche Reich hatte 1890 im Ganzen 2285 „Städte.“
Darunter waren 26 mit mehr als 100000 E., 22 mit 50—100000 E.,
104 mit 20—50000 E. und 169 mit 10—20000 E. Außerdem gab
es aber 56 Dörfer und vorörtliche Gemeinden mit 10—50000 E.,
darunter 11 mit mehr als 20000 E. — Wie tief die alten Städte
zum Teil heruntergekommen ſind, zeigen folgende Notizen über das
Großherzogtum Baden. Dort zählte man 1885: 114 „Städte“,
darunter nur 63 mit mehr als 2000 und 9 mit mehr als 10000 Einw.
Von den übrigen 51 „Städten“ hatten 42: 1—2000 E., 4: 500 bis
1000 und 5: unter 500 E. (darunter Kleinlaufenburg 441, Neufrei-
ſtett 427, Blumenfeld 349, Fürſtenberg 341, Hauenſtein 157). Auf
eine Stadt entfielen im Durchſchnitt 14 Dörfer. Dagegen hatten im
Ganzen 129 Gemeinden mehr als 2000 Einwohner, und es waren
darunter 66 Dörfer. Von den alten Städten entſprechen ſomit nur
noch 55 % dem modernen Stadtbegriff, und von den Dörfern ſind
4 % ſtatiſtiſch zu den Städten zu rechnen.
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[297/0319] die Hinausſchiebung der Gewerbeanlagen und Arbeiter- wohnungen in die Vor- und Außenorte, in der Nähe der ſinkenden „Ackerſtädte“ durch Annäherung der letzteren an die umliegenden Landorte und durch das Aufkommen volk- reicher Induſtriedörfer. Im Ganzen aber iſt heute die Zahl der Bevölkerungszentren und der Zielpunkte für die inneren Wanderungen relativ eine weit geringere als in der zweiten Hälfte des Mittelalters 1). Aber noch in einem anderen Punkte unterſcheidet ſich die Neuverteilung der Bevölkerung, welche durch die inneren Wanderungen der Gegenwart hervorgebracht wird, von derjenigen welche unſere Vorfahren vom X. bis zum XV. Jahrhundert erlebten. In Folge der größeren Sicherheit des Lebensunterhaltes und einer umfaſſenden Fürſorge für 1) Das Deutſche Reich hatte 1890 im Ganzen 2285 „Städte.“ Darunter waren 26 mit mehr als 100000 E., 22 mit 50—100000 E., 104 mit 20—50000 E. und 169 mit 10—20000 E. Außerdem gab es aber 56 Dörfer und vorörtliche Gemeinden mit 10—50000 E., darunter 11 mit mehr als 20000 E. — Wie tief die alten Städte zum Teil heruntergekommen ſind, zeigen folgende Notizen über das Großherzogtum Baden. Dort zählte man 1885: 114 „Städte“, darunter nur 63 mit mehr als 2000 und 9 mit mehr als 10000 Einw. Von den übrigen 51 „Städten“ hatten 42: 1—2000 E., 4: 500 bis 1000 und 5: unter 500 E. (darunter Kleinlaufenburg 441, Neufrei- ſtett 427, Blumenfeld 349, Fürſtenberg 341, Hauenſtein 157). Auf eine Stadt entfielen im Durchſchnitt 14 Dörfer. Dagegen hatten im Ganzen 129 Gemeinden mehr als 2000 Einwohner, und es waren darunter 66 Dörfer. Von den alten Städten entſprechen ſomit nur noch 55 % dem modernen Stadtbegriff, und von den Dörfern ſind 4 % ſtatiſtiſch zu den Städten zu rechnen.

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Zitationshilfe: Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/319>, abgerufen am 22.11.2024.