Man würde irren, wenn man meinte, dieser Prozeß der Berufsbildung, der bei uns bereits im frühen Mittel- alter beginnt, sei längst zum Abschluß gelangt. Noch immer bröckeln Teile der alten Hauswirtschaft ab, langsam auf dem Lande, schneller in den Städten, und jedes städtische Adreßbuch kann uns eine Reihe selbständiger Gewerbe auf- weisen, welche erst im Laufe dieses Jahrhunderts durch Absplitterung früherer hauswirtschaftlicher Thätigkeiten ent- standen sind.
Freilich wäre es ein Irrtum anzunehmen, daß alle Berufsbildung auf Teilung der Arbeit zwischen Haushalt und neuen Erwerbswirtschaften zurückzuführen sei. Eine Kautschukfabrik, eine Galvanisieranstalt, ein Elektrizitäts- werk, eine Eisfabrik, ein photographisches Atelier sind Ge- werbebetriebe, welche nicht der Arbeitsteilung, sondern dem Aufkommen ganz neuer Güterarten ihre Entstehung ver- danken. Immerhin stehen auch sie nicht außerhalb der Einwirkung der Arbeitsteilung, indem sie von Anfang an den von dieser geschaffenen Produktionsformen sich anbe- quemen. Und vor allem ist ihre Zahl verhältnismäßig gering, sodaß sie als Ausnahmen angesehen werden müssen.
Aber vielleicht werden Sie mir hier den Einwurf machen, daß doch die Zahl der neuen Erfindungen in unserem Zeit- alter eine so überaus große sei und mich speziell an die unendlich reiche Produktion von Maschinen und sonstigen Hilfsmitteln der Arbeit erinnern. Allein gerade bei diesen letzteren haben wir es unzweifelhaft mit einer Art der
Man würde irren, wenn man meinte, dieſer Prozeß der Berufsbildung, der bei uns bereits im frühen Mittel- alter beginnt, ſei längſt zum Abſchluß gelangt. Noch immer bröckeln Teile der alten Hauswirtſchaft ab, langſam auf dem Lande, ſchneller in den Städten, und jedes ſtädtiſche Adreßbuch kann uns eine Reihe ſelbſtändiger Gewerbe auf- weiſen, welche erſt im Laufe dieſes Jahrhunderts durch Abſplitterung früherer hauswirtſchaftlicher Thätigkeiten ent- ſtanden ſind.
Freilich wäre es ein Irrtum anzunehmen, daß alle Berufsbildung auf Teilung der Arbeit zwiſchen Haushalt und neuen Erwerbswirtſchaften zurückzuführen ſei. Eine Kautſchukfabrik, eine Galvaniſieranſtalt, ein Elektrizitäts- werk, eine Eisfabrik, ein photographiſches Atelier ſind Ge- werbebetriebe, welche nicht der Arbeitsteilung, ſondern dem Aufkommen ganz neuer Güterarten ihre Entſtehung ver- danken. Immerhin ſtehen auch ſie nicht außerhalb der Einwirkung der Arbeitsteilung, indem ſie von Anfang an den von dieſer geſchaffenen Produktionsformen ſich anbe- quemen. Und vor allem iſt ihre Zahl verhältnismäßig gering, ſodaß ſie als Ausnahmen angeſehen werden müſſen.
Aber vielleicht werden Sie mir hier den Einwurf machen, daß doch die Zahl der neuen Erfindungen in unſerem Zeit- alter eine ſo überaus große ſei und mich ſpeziell an die unendlich reiche Produktion von Maſchinen und ſonſtigen Hilfsmitteln der Arbeit erinnern. Allein gerade bei dieſen letzteren haben wir es unzweifelhaft mit einer Art der
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Man würde irren, wenn man meinte, dieſer Prozeß
der Berufsbildung, der bei uns bereits im frühen Mittel-
alter beginnt, ſei längſt zum Abſchluß gelangt. Noch immer
bröckeln Teile der alten Hauswirtſchaft ab, langſam auf
dem Lande, ſchneller in den Städten, und jedes ſtädtiſche
Adreßbuch kann uns eine Reihe ſelbſtändiger Gewerbe auf-
weiſen, welche erſt im Laufe dieſes Jahrhunderts durch
Abſplitterung früherer hauswirtſchaftlicher Thätigkeiten ent-
ſtanden ſind.
Freilich wäre es ein Irrtum anzunehmen, daß alle
Berufsbildung auf Teilung der Arbeit zwiſchen Haushalt
und neuen Erwerbswirtſchaften zurückzuführen ſei. Eine
Kautſchukfabrik, eine Galvaniſieranſtalt, ein Elektrizitäts-
werk, eine Eisfabrik, ein photographiſches Atelier ſind Ge-
werbebetriebe, welche nicht der Arbeitsteilung, ſondern dem
Aufkommen ganz neuer Güterarten ihre Entſtehung ver-
danken. Immerhin ſtehen auch ſie nicht außerhalb der
Einwirkung der Arbeitsteilung, indem ſie von Anfang an
den von dieſer geſchaffenen Produktionsformen ſich anbe-
quemen. Und vor allem iſt ihre Zahl verhältnismäßig
gering, ſodaß ſie als Ausnahmen angeſehen werden müſſen.
Aber vielleicht werden Sie mir hier den Einwurf machen,
daß doch die Zahl der neuen Erfindungen in unſerem Zeit-
alter eine ſo überaus große ſei und mich ſpeziell an die
unendlich reiche Produktion von Maſchinen und ſonſtigen
Hilfsmitteln der Arbeit erinnern. Allein gerade bei dieſen
letzteren haben wir es unzweifelhaft mit einer Art der
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/156>, abgerufen am 22.11.2024.
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