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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
mit der Heers Beschauung zu/ und wahr Großfürstin Klaren sehr lieb/ daß nicht allein
Fürstin Schulda und Gräfin Therba gar in ihrer Geselschafft blieben/ und zwey Jahr bey
ihr sich auffzuhalten versprachen/ sondern auch ihr Bruder König Baldrich/ Fürst Sieg-
ward und Fürst Markomir mit biß nach Jerusalem reiseten/ daß sie sich zu Bethabara
täuffen liessen. Valiska unterrichtete Klaren fleissig/ wie sie sich gegen ihren Schwäher
Phraortes und die Morgenländischen Fürsten verhalten/ und da sie in frühzeitigen Wit-
wen Stand gerahten würde/ nicht in Meden bleiben/ sondern bey ihren Anverwanten Trost
suchen solte. Das gesegnen bey dem Abscheiden wahr mit unzähligen Trähnen vermischet;
Fr. Sabina Pompeja weinete wegen Hinterlassung; Königin Gerdrut wegen Abzuges
ihrer Tochter; doch weil es anders nicht seyn wolte/ trosteten sie sich mit dem/ daß sie einan-
der zum wenigsten alle zwey oder drey Jahr besuchen könten. Auch schmerzete es den jun-
gen Fabius sehr/ daß er sich von seinen liebesten Freunden Herkules und Ladisla scheiden
muste/ die ihm alle ihre Güter in Italien eingaben/ und er sie nachgehends fast alle Jahr
zwey oder dreymahl besuchete. Alle König- und Fürstliche Häupter gaben den Abzihenden
das Geleite biß an die Böhmischen Grenzen/ befahlen sich ingesamt Götlicher Beschir-
mung/ und kehreten diese wieder üm/ jene aber nahmen den nähesten Weg auff Padua vor
sich/ woselbst die Schiffe (wie vorher bestellet wahr)/ bereit stunden/ auff welchen das ge-
samte Heer nach Tyrus mit sehr gutem Winde überfuhren; von dannen Arbianes/ Bal-
drich/ Siegward/ Olaff und Markomir mit schnellen Pferden nach Jerusalem ritten/ und
zu Bethabara im Jordan sich täuffen liessen; hielten sich daselbst nicht lange auff/ sondern
Baldrich und Siegward mit ihren Leuten 300 stark schiffeten wieder zurük nach Padua/
von dannen Herr Pompejus und sein Gemahl mit ihnen fort gingen/ das Stathalter Amt
zu Kölln anzutreten. Arbianes und Olaff folgeten ihrem Heer/ welches ungehindert ih-
res abwesens nach Damaskus zugehen muste/ daselbst sie es auch antraffen/ und blieb Mar-
komir bey ihnen/ als welcher Willens wahr/ die Asiatischen Länder zubesehen/ und wo mög-
lich/ Königin Valisken Schloß zu Charas; welches er auch leistete/ und nach Verlauf fünf
viertel Jahrs gesund wieder zu Prag anlangete/ nachdem er auch Rom besehen hatte. Son-
sten ging Arbianes mit seinem Heer von Damaskus ungehindert fort des geradesten We-
ges über den Eufrat und Tiger Fluß nach Persepoliß/ da er die Hochfürstliche Verbünd-
niß beysammen fand/ und von ihnen wol empfangen ward; erfreueten sich auch seiner tref-
lichen Völker nicht wenig/ weil Artabanus sich aus Skythen und Indien auffs neue ge-
rüstet/ und eine grosse Menge Reuter und Fuß Knechte zusammen geführet hatte. Fürstin
Klara ward nicht weniger von den Fürsten wol gewilkommet/ die sich bey ihr unsers Her-
kules und Valisken zum offtern erinnerten/ und wegen dieser glüklichen Heyraht Arbia-
nes selig preiseten. Sie hingegen stellete sich gegen ihre Schwieger Eltern mit kindlichem
Gehorsam ein/ und nach Verlauff zehn Monat von ihrem Beylager an zurechnen/ gebahr
sie einen wolgestalten Sohn/ welchen sie nach seinem Groß Vater Henrich nenneten/ der
aber gar auß der Art schlug/ nicht allein den Christlichen Glauben nach seines Vaters
Absterben (welchen er im 14 Jahre seines Alters verlohr) verleugnete/ sondern auch seinen
Oheimben/ Herkuliskus/ Herkuladisla und anderen Christlichen Rittern grosse Ungele-
genheit und äusserste Lebensgefahr erweckete/ ja nach heydnischer Persischer Gewohnheit

seine
d d d d d d iij

Achtes Buch.
mit der Heers Beſchauung zu/ und wahr Großfuͤrſtin Klaren ſehr lieb/ daß nicht allein
Fuͤrſtin Schulda und Graͤfin Therba gar in ihrer Geſelſchafft blieben/ und zwey Jahr bey
ihr ſich auffzuhalten verſprachen/ ſondern auch ihr Bruder Koͤnig Baldrich/ Fuͤrſt Sieg-
ward und Fuͤrſt Markomir mit biß nach Jeruſalem reiſeten/ daß ſie ſich zu Bethabara
taͤuffen lieſſen. Valiſka unterrichtete Klaren fleiſſig/ wie ſie ſich gegen ihren Schwaͤher
Phraortes und die Morgenlaͤndiſchen Fuͤrſten verhalten/ und da ſie in fruͤhzeitigen Wit-
wen Stand gerahten wuͤrde/ nicht in Meden bleiben/ ſondern bey ihren Anverwanten Tꝛoſt
ſuchen ſolte. Das geſegnen bey dem Abſcheiden wahr mit unzaͤhligen Traͤhnen vermiſchet;
Fr. Sabina Pompeja weinete wegen Hinterlaſſung; Koͤnigin Gerdrut wegen Abzuges
ihrer Tochter; doch weil es anders nicht ſeyn wolte/ troſteten ſie ſich mit dem/ daß ſie einan-
der zum wenigſten alle zwey oder drey Jahr beſuchen koͤnten. Auch ſchmerzete es den jun-
gen Fabius ſehr/ daß er ſich von ſeinen liebeſten Freunden Herkules und Ladiſla ſcheiden
muſte/ die ihm alle ihre Guͤter in Italien eingaben/ und er ſie nachgehends faſt alle Jahr
zwey oder dreymahl beſuchete. Alle Koͤnig- und Fuͤrſtliche Haͤupter gaben den Abzihenden
das Geleite biß an die Boͤhmiſchen Grenzen/ befahlen ſich ingeſamt Goͤtlicher Beſchir-
mung/ und kehreten dieſe wieder uͤm/ jene aber nahmen den naͤheſten Weg auff Padua vor
ſich/ woſelbſt die Schiffe (wie vorher beſtellet wahr)/ bereit ſtunden/ auff welchen das ge-
ſamte Heer nach Tyrus mit ſehr gutem Winde uͤberfuhren; von dannen Arbianes/ Bal-
drich/ Siegward/ Olaff und Markomir mit ſchnellen Pferden nach Jeruſalem ritten/ und
zu Bethabara im Jordan ſich taͤuffen lieſſen; hielten ſich daſelbſt nicht lange auff/ ſondeꝛn
Baldrich und Siegward mit ihren Leuten 300 ſtark ſchiffeten wieder zuruͤk nach Padua/
von dannen Herr Pompejus und ſein Gemahl mit ihnen fort gingen/ das Stathalter Amt
zu Koͤlln anzutreten. Arbianes und Olaff folgeten ihrem Heer/ welches ungehindert ih-
res abweſens nach Damaſkus zugehen muſte/ daſelbſt ſie es auch antraffen/ und blieb Maꝛ-
komir bey ihnen/ als welcher Willens wahr/ die Aſiatiſchen Laͤnder zubeſehen/ und wo moͤg-
lich/ Koͤnigin Valiſken Schloß zu Charas; welches er auch leiſtete/ und nach Verlauf fuͤnf
viertel Jahrs geſund wieder zu Prag anlangete/ nachdem er auch Rom beſehẽ hatte. Son-
ſten ging Arbianes mit ſeinem Heer von Damaſkus ungehindert fort des geradeſten We-
ges über den Eufrat und Tiger Fluß nach Perſepoliß/ da er die Hochfuͤrſtliche Verbuͤnd-
niß beyſammen fand/ und von ihnen wol empfangen ward; erfreueten ſich auch ſeiner tref-
lichen Voͤlker nicht wenig/ weil Artabanus ſich aus Skythen und Indien auffs neue ge-
ruͤſtet/ und eine groſſe Menge Reuter und Fuß Knechte zuſammen gefuͤhret hatte. Fuͤrſtin
Klara ward nicht weniger von den Fuͤrſten wol gewilkommet/ die ſich bey ihr unſers Her-
kules und Valiſken zum offtern erinnerten/ und wegen dieſer gluͤklichen Heyraht Arbia-
nes ſelig preiſeten. Sie hingegen ſtellete ſich gegen ihre Schwieger Eltern mit kindlichem
Gehorſam ein/ und nach Verlauff zehn Monat von ihrem Beylager an zurechnen/ gebahr
ſie einen wolgeſtalten Sohn/ welchen ſie nach ſeinem Groß Vater Henrich nenneten/ der
aber gar auß der Art ſchlug/ nicht allein den Chriſtlichen Glauben nach ſeines Vaters
Abſterben (welchen er im 14 Jahre ſeines Alters verlohr) verleugnete/ ſondern auch ſeinẽ
Oheimben/ Herkuliſkus/ Herkuladiſla und anderen Chriſtlichen Rittern groſſe Ungele-
genheit und aͤuſſerſte Lebensgefahr erweckete/ ja nach heydniſcher Perſiſcher Gewohnheit

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[949/0955] Achtes Buch. mit der Heers Beſchauung zu/ und wahr Großfuͤrſtin Klaren ſehr lieb/ daß nicht allein Fuͤrſtin Schulda und Graͤfin Therba gar in ihrer Geſelſchafft blieben/ und zwey Jahr bey ihr ſich auffzuhalten verſprachen/ ſondern auch ihr Bruder Koͤnig Baldrich/ Fuͤrſt Sieg- ward und Fuͤrſt Markomir mit biß nach Jeruſalem reiſeten/ daß ſie ſich zu Bethabara taͤuffen lieſſen. Valiſka unterrichtete Klaren fleiſſig/ wie ſie ſich gegen ihren Schwaͤher Phraortes und die Morgenlaͤndiſchen Fuͤrſten verhalten/ und da ſie in fruͤhzeitigen Wit- wen Stand gerahten wuͤrde/ nicht in Meden bleiben/ ſondern bey ihren Anverwanten Tꝛoſt ſuchen ſolte. Das geſegnen bey dem Abſcheiden wahr mit unzaͤhligen Traͤhnen vermiſchet; Fr. Sabina Pompeja weinete wegen Hinterlaſſung; Koͤnigin Gerdrut wegen Abzuges ihrer Tochter; doch weil es anders nicht ſeyn wolte/ troſteten ſie ſich mit dem/ daß ſie einan- der zum wenigſten alle zwey oder drey Jahr beſuchen koͤnten. Auch ſchmerzete es den jun- gen Fabius ſehr/ daß er ſich von ſeinen liebeſten Freunden Herkules und Ladiſla ſcheiden muſte/ die ihm alle ihre Guͤter in Italien eingaben/ und er ſie nachgehends faſt alle Jahr zwey oder dreymahl beſuchete. Alle Koͤnig- und Fuͤrſtliche Haͤupter gaben den Abzihenden das Geleite biß an die Boͤhmiſchen Grenzen/ befahlen ſich ingeſamt Goͤtlicher Beſchir- mung/ und kehreten dieſe wieder uͤm/ jene aber nahmen den naͤheſten Weg auff Padua vor ſich/ woſelbſt die Schiffe (wie vorher beſtellet wahr)/ bereit ſtunden/ auff welchen das ge- ſamte Heer nach Tyrus mit ſehr gutem Winde uͤberfuhren; von dannen Arbianes/ Bal- drich/ Siegward/ Olaff und Markomir mit ſchnellen Pferden nach Jeruſalem ritten/ und zu Bethabara im Jordan ſich taͤuffen lieſſen; hielten ſich daſelbſt nicht lange auff/ ſondeꝛn Baldrich und Siegward mit ihren Leuten 300 ſtark ſchiffeten wieder zuruͤk nach Padua/ von dannen Herr Pompejus und ſein Gemahl mit ihnen fort gingen/ das Stathalter Amt zu Koͤlln anzutreten. Arbianes und Olaff folgeten ihrem Heer/ welches ungehindert ih- res abweſens nach Damaſkus zugehen muſte/ daſelbſt ſie es auch antraffen/ und blieb Maꝛ- komir bey ihnen/ als welcher Willens wahr/ die Aſiatiſchen Laͤnder zubeſehen/ und wo moͤg- lich/ Koͤnigin Valiſken Schloß zu Charas; welches er auch leiſtete/ und nach Verlauf fuͤnf viertel Jahrs geſund wieder zu Prag anlangete/ nachdem er auch Rom beſehẽ hatte. Son- ſten ging Arbianes mit ſeinem Heer von Damaſkus ungehindert fort des geradeſten We- ges über den Eufrat und Tiger Fluß nach Perſepoliß/ da er die Hochfuͤrſtliche Verbuͤnd- niß beyſammen fand/ und von ihnen wol empfangen ward; erfreueten ſich auch ſeiner tref- lichen Voͤlker nicht wenig/ weil Artabanus ſich aus Skythen und Indien auffs neue ge- ruͤſtet/ und eine groſſe Menge Reuter und Fuß Knechte zuſammen gefuͤhret hatte. Fuͤrſtin Klara ward nicht weniger von den Fuͤrſten wol gewilkommet/ die ſich bey ihr unſers Her- kules und Valiſken zum offtern erinnerten/ und wegen dieſer gluͤklichen Heyraht Arbia- nes ſelig preiſeten. Sie hingegen ſtellete ſich gegen ihre Schwieger Eltern mit kindlichem Gehorſam ein/ und nach Verlauff zehn Monat von ihrem Beylager an zurechnen/ gebahr ſie einen wolgeſtalten Sohn/ welchen ſie nach ſeinem Groß Vater Henrich nenneten/ der aber gar auß der Art ſchlug/ nicht allein den Chriſtlichen Glauben nach ſeines Vaters Abſterben (welchen er im 14 Jahre ſeines Alters verlohr) verleugnete/ ſondern auch ſeinẽ Oheimben/ Herkuliſkus/ Herkuladiſla und anderen Chriſtlichen Rittern groſſe Ungele- genheit und aͤuſſerſte Lebensgefahr erweckete/ ja nach heydniſcher Perſiſcher Gewohnheit ſeine d d d d d d iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/955>, abgerufen am 27.11.2024.