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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
zuverantworten; so viel aber wissen wir wol/ daß wo man wieder Kriegsgebühr mit uns
umbgehen wird/ unsere Herren mächtig genug seyn/ unser Blut zurächen. Weil er dieses
vorbrachte/ ward Vologeses angemeldet/ es währe ein Trometer von Fürst Herkules mit
einem Schreiben ankommen/ welches an den Feldmarschalk hielte. Er befahl das mans
ihm alsbald brächte/ hieß die Gefangenen abtreten/ und lase in Artabanus gegenwart fol-
genden Inhalt:

Dem Durchleuchtigen Fürsten/ und Hochberümten Parthischen Feldmarschalk/ Herrn Vo-
logeses/ entbeut Herkules/ bestalter Persischer Feldmarschalk/ gebohrner Groß Fürst der unüberwind-
lichen Teutschen/ seinen Gruß und Dienst/ und ersuchet dessen Liebe hiemit freundlich/ daß den beyden
Gefangenen seinen lieben geträuen Leches und Klodius/ ihre Wunden redlich verbunden/ sie auch
sonst als freie wolgebohrne Herrn in ihrem Gefängnis gehalten werden/ welches mit gebühr erstat-
tet werden sol/ und ich das Vertrauen zu euer Liebe auffrichtigkeit trage; solte ihnen aber ichtwas un-
gebührliches begegnen/ welches abzuwenden eure Liebe nicht vermöchte/ sol es an meinen vier ansehn-
lichen Gefangenen grausamlich gerochen werden/ denen ich biß auff diesen unverhoffeten Fall allen
brüderlichen Willen zuerzeigen/ nicht unterlassen werde/ und hiemit Fürst- und ritterlich verspreche;
gelebe auch der Hoffnung/ es werde der zornige Himmel uns Morgen gütiger seyn/ und mir fernere
Kundschafft mit Fürst Vonones/ oder Osazes/ oder auch wol Pakorus gönnen/ denen ich meine bereit-
willige Dienste als redlichen Fürsten und auffrichtigen ehrliebenden Rittersleuten und tapfferen
Helden entbiete/ verbleibe auch euer Liebe in absonderlicher Freundschafft willigster Diener Herkules.

Vologeses wolte nach verlesung kein Wort hinzu tuhn/ sondern erwartete des Königs
Erklärung; welcher in sich selbst grießgramete/ dz seiner so gar mit keinem Worte gedacht
ward/ als ob er nicht eins dazu gehörete. Zu gutem Glük kam Pakorus in das Zelt getre-
ten/ zu dem Vologeses sagte: Bruder/ ich habe einen Gruß an dich von dem Persischen
Feldmarschalk/ Groß Fürst Herkules. Ich bedanke mich des ritterlichen Helden/ antwor-
tete er/ welcher mich heut von ferne ein solches Gefecht hat sehen lassen/ deßgleichen Zeit
meines Lebens mir nicht vorkommen ist; aber vielleicht ist es ein Schwert Gruß. Man
kan es deuten wie man wil/ sagte Vologeses/ und gab ihm den Brieff zu lesen; welcher dar-
auff anfing: Sihet dann Groß Fürst Herkules uns Parther vor solche Leute an/ die kein
Kriegsrecht gelernet haben? man hat mir nicht gesagt/ dz die beyden Gefangene verwun-
det sind/ sonst wolte ich sie schon haben verbinden lassen. Aber ihre Königl. Hocheit tähte
sehr wol/ sagte er/ wann sie dieselben entweder gar nicht vor sich liesse/ oder ihnen mit freund-
ligkeit freien abschied gäbe. Das erste ist schon zuspät/ sagte Vologeses/ massen unser König
ihnen schon bedräulich zugeredet hat. Das ist mir leid/ antwortete er/ inbetrachtung des
grossen verlustes/ welchen wir heut eingenommen; und ich ihn doch mit nichten unsern
Völkern/ welche sich in warheit tapffer gnug bezeiget/ zulegen kan/ sondern dem Unglük/
welches uns dieser beyder fremden Fürsten feindschaft auffgebürdet hat. Und O wolte der
Himmel/ daß wir mit denen möchten verglichen seyn/ der Perse und Mede solten ihren
Hochmuht bald sinken lassen. Kan aber solches nicht geschehen/ möchte ich wünschen/ wir
hätten diese Stunde einen ehrlichen Vergleich mit den Auffrührern; dann wo unser ver-
folg nicht glüklicher ablauffen wird als der Anfang/ wird die Erhaltung des Parthischen
Stuels nicht Menschen/ sondern den Göttern zuzuschreiben seyn. Doch wird man hievon
zur andern Zeit zu rahtschlagen haben/ da Königl. Hocheit Wille und Befehl die einige

Richt-

Fuͤnftes Buch.
zuverantworten; ſo viel aber wiſſen wir wol/ daß wo man wieder Kriegsgebuͤhr mit uns
umbgehen wird/ unſere Herren maͤchtig genug ſeyn/ unſer Blut zuraͤchen. Weil er dieſes
vorbrachte/ ward Vologeſes angemeldet/ es waͤhre ein Trometer von Fuͤrſt Herkules mit
einem Schreiben ankommen/ welches an den Feldmarſchalk hielte. Er befahl das mans
ihm alsbald braͤchte/ hieß die Gefangenen abtreten/ und laſe in Artabanus gegenwart fol-
genden Inhalt:

Dem Durchleuchtigen Fuͤrſten/ und Hochberuͤmten Parthiſchen Feldmarſchalk/ Herrn Vo-
logeſes/ entbeut Herkules/ beſtalter Perſiſcher Feldmarſchalk/ gebohrner Groß Fuͤrſt der unuͤberwind-
lichen Teutſchen/ ſeinen Gruß und Dienſt/ und erſuchet deſſen Liebe hiemit freundlich/ daß den beyden
Gefangenen ſeinen lieben getraͤuen Leches und Klodius/ ihre Wunden redlich verbunden/ ſie auch
ſonſt als freie wolgebohrne Herrn in ihrem Gefaͤngnis gehalten werden/ welches mit gebuͤhr erſtat-
tet werden ſol/ und ich das Vertrauen zu euer Liebe auffrichtigkeit trage; ſolte ihnen aber ichtwas un-
gebuͤhrliches begegnen/ welches abzuwenden eure Liebe nicht vermoͤchte/ ſol es an meinen vier anſehn-
lichen Gefangenen grauſamlich gerochen werden/ denen ich biß auff dieſen unverhoffeten Fall allen
bruͤderlichen Willen zuerzeigen/ nicht unterlaſſen werde/ und hiemit Fürſt- und ritterlich verſpreche;
gelebe auch der Hoffnung/ es werde der zornige Himmel uns Morgen guͤtiger ſeyn/ und mir fernere
Kundſchafft mit Fuͤrſt Vonones/ oder Oſazes/ oder auch wol Pakorus goͤnnen/ denen ich meine bereit-
willige Dienſte als redlichen Fuͤrſten und auffrichtigen ehrliebenden Rittersleuten und tapfferen
Helden entbiete/ verbleibe auch euer Liebe in abſonderlicher Freundſchafft willigſter Diener Herkules.

Vologeſes wolte nach verleſung kein Wort hinzu tuhn/ ſondeꝛn erwaꝛtete des Koͤnigs
Erklaͤrung; welcher in ſich ſelbſt grießgramete/ dz ſeiner ſo gar mit keinem Worte gedacht
ward/ als ob er nicht eins dazu gehoͤrete. Zu gutem Gluͤk kam Pakorus in das Zelt getre-
ten/ zu dem Vologeſes ſagte: Bruder/ ich habe einen Gruß an dich von dem Perſiſchen
Feldmarſchalk/ Groß Fuͤrſt Herkules. Ich bedanke mich des ritterlichen Helden/ antwor-
tete er/ welcher mich heut von ferne ein ſolches Gefecht hat ſehen laſſen/ deßgleichen Zeit
meines Lebens mir nicht vorkommen iſt; aber vielleicht iſt es ein Schwert Gruß. Man
kan es deuten wie man wil/ ſagte Vologeſes/ und gab ihm den Brieff zu leſen; welcher dar-
auff anfing: Sihet dann Groß Fuͤrſt Herkules uns Parther vor ſolche Leute an/ die kein
Kriegsrecht gelernet haben? man hat mir nicht geſagt/ dz die beyden Gefangene verwun-
det ſind/ ſonſt wolte ich ſie ſchon haben verbinden laſſen. Aber ihre Koͤnigl. Hocheit taͤhte
ſehr wol/ ſagte er/ wañ ſie dieſelben entweder gar nicht vor ſich lieſſe/ oder ihnen mit freund-
ligkeit freien abſchied gaͤbe. Das erſte iſt ſchon zuſpaͤt/ ſagte Vologeſes/ maſſen unſer Koͤnig
ihnen ſchon bedraͤulich zugeredet hat. Das iſt mir leid/ antwortete er/ inbetrachtung des
groſſen verluſtes/ welchen wir heut eingenommen; und ich ihn doch mit nichten unſern
Voͤlkern/ welche ſich in warheit tapffer gnug bezeiget/ zulegen kan/ ſondern dem Unglük/
welches uns dieſer beyder fremden Fuͤrſten feindſchaft auffgebuͤrdet hat. Und O wolte der
Himmel/ daß wir mit denen moͤchten verglichen ſeyn/ der Perſe und Mede ſolten ihren
Hochmuht bald ſinken laſſen. Kan aber ſolches nicht geſchehen/ moͤchte ich wünſchen/ wir
haͤtten dieſe Stunde einen ehrlichen Vergleich mit den Auffruͤhrern; dann wo unſer ver-
folg nicht glüklicher ablauffen wird als der Anfang/ wird die Erhaltung des Parthiſchen
Stuels nicht Menſchen/ ſondern den Goͤttern zuzuſchreiben ſeyn. Doch wird man hievon
zur andern Zeit zu rahtſchlagen haben/ da Koͤnigl. Hocheit Wille und Befehl die einige

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[87/0093] Fuͤnftes Buch. zuverantworten; ſo viel aber wiſſen wir wol/ daß wo man wieder Kriegsgebuͤhr mit uns umbgehen wird/ unſere Herren maͤchtig genug ſeyn/ unſer Blut zuraͤchen. Weil er dieſes vorbrachte/ ward Vologeſes angemeldet/ es waͤhre ein Trometer von Fuͤrſt Herkules mit einem Schreiben ankommen/ welches an den Feldmarſchalk hielte. Er befahl das mans ihm alsbald braͤchte/ hieß die Gefangenen abtreten/ und laſe in Artabanus gegenwart fol- genden Inhalt: Dem Durchleuchtigen Fuͤrſten/ und Hochberuͤmten Parthiſchen Feldmarſchalk/ Herrn Vo- logeſes/ entbeut Herkules/ beſtalter Perſiſcher Feldmarſchalk/ gebohrner Groß Fuͤrſt der unuͤberwind- lichen Teutſchen/ ſeinen Gruß und Dienſt/ und erſuchet deſſen Liebe hiemit freundlich/ daß den beyden Gefangenen ſeinen lieben getraͤuen Leches und Klodius/ ihre Wunden redlich verbunden/ ſie auch ſonſt als freie wolgebohrne Herrn in ihrem Gefaͤngnis gehalten werden/ welches mit gebuͤhr erſtat- tet werden ſol/ und ich das Vertrauen zu euer Liebe auffrichtigkeit trage; ſolte ihnen aber ichtwas un- gebuͤhrliches begegnen/ welches abzuwenden eure Liebe nicht vermoͤchte/ ſol es an meinen vier anſehn- lichen Gefangenen grauſamlich gerochen werden/ denen ich biß auff dieſen unverhoffeten Fall allen bruͤderlichen Willen zuerzeigen/ nicht unterlaſſen werde/ und hiemit Fürſt- und ritterlich verſpreche; gelebe auch der Hoffnung/ es werde der zornige Himmel uns Morgen guͤtiger ſeyn/ und mir fernere Kundſchafft mit Fuͤrſt Vonones/ oder Oſazes/ oder auch wol Pakorus goͤnnen/ denen ich meine bereit- willige Dienſte als redlichen Fuͤrſten und auffrichtigen ehrliebenden Rittersleuten und tapfferen Helden entbiete/ verbleibe auch euer Liebe in abſonderlicher Freundſchafft willigſter Diener Herkules. Vologeſes wolte nach verleſung kein Wort hinzu tuhn/ ſondeꝛn erwaꝛtete des Koͤnigs Erklaͤrung; welcher in ſich ſelbſt grießgramete/ dz ſeiner ſo gar mit keinem Worte gedacht ward/ als ob er nicht eins dazu gehoͤrete. Zu gutem Gluͤk kam Pakorus in das Zelt getre- ten/ zu dem Vologeſes ſagte: Bruder/ ich habe einen Gruß an dich von dem Perſiſchen Feldmarſchalk/ Groß Fuͤrſt Herkules. Ich bedanke mich des ritterlichen Helden/ antwor- tete er/ welcher mich heut von ferne ein ſolches Gefecht hat ſehen laſſen/ deßgleichen Zeit meines Lebens mir nicht vorkommen iſt; aber vielleicht iſt es ein Schwert Gruß. Man kan es deuten wie man wil/ ſagte Vologeſes/ und gab ihm den Brieff zu leſen; welcher dar- auff anfing: Sihet dann Groß Fuͤrſt Herkules uns Parther vor ſolche Leute an/ die kein Kriegsrecht gelernet haben? man hat mir nicht geſagt/ dz die beyden Gefangene verwun- det ſind/ ſonſt wolte ich ſie ſchon haben verbinden laſſen. Aber ihre Koͤnigl. Hocheit taͤhte ſehr wol/ ſagte er/ wañ ſie dieſelben entweder gar nicht vor ſich lieſſe/ oder ihnen mit freund- ligkeit freien abſchied gaͤbe. Das erſte iſt ſchon zuſpaͤt/ ſagte Vologeſes/ maſſen unſer Koͤnig ihnen ſchon bedraͤulich zugeredet hat. Das iſt mir leid/ antwortete er/ inbetrachtung des groſſen verluſtes/ welchen wir heut eingenommen; und ich ihn doch mit nichten unſern Voͤlkern/ welche ſich in warheit tapffer gnug bezeiget/ zulegen kan/ ſondern dem Unglük/ welches uns dieſer beyder fremden Fuͤrſten feindſchaft auffgebuͤrdet hat. Und O wolte der Himmel/ daß wir mit denen moͤchten verglichen ſeyn/ der Perſe und Mede ſolten ihren Hochmuht bald ſinken laſſen. Kan aber ſolches nicht geſchehen/ moͤchte ich wünſchen/ wir haͤtten dieſe Stunde einen ehrlichen Vergleich mit den Auffruͤhrern; dann wo unſer ver- folg nicht glüklicher ablauffen wird als der Anfang/ wird die Erhaltung des Parthiſchen Stuels nicht Menſchen/ ſondern den Goͤttern zuzuſchreiben ſeyn. Doch wird man hievon zur andern Zeit zu rahtſchlagen haben/ da Koͤnigl. Hocheit Wille und Befehl die einige Richt-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/93>, abgerufen am 23.11.2024.