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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
wüste nicht/ daß er zu Hofe ichtwas zu schaffen hätte/ und würde ohnzweifel/ da solches ja
befohlen währe/ ein Irtuhm begangen seyn/ nachdem man ihn bißdaher/ ungeachtet seines
ansehens und erfahrenheit/ zu keinen Reichsgeschäften gezogen hätte; worauff er Groze-
misla angesehen/ und ihn gefraget wer er währe/ weil ihn däuchte/ das Angesicht zu kennen.
Derselbe nun hätte weder seinen Nahmen/ noch ehmaligen Stand leugnen wollen/ und zur
Antwort gegeben: Er währe eben derselbe Grozemisla/ welcher ihm vor diesen als ein Sei-
ler Geselle zum oftern Stricke zu kauffe gebracht/ hätte aber nunmehr von seinem aller gnä-
digsten Könige den ädlen Ritterstand erlanget. Welches Ninisla also beantwortet: Wie
nun zum Henker/ machet man nun in Böhmen die Seiler Buben zu Rittern/ so müssen
andere redliche Ritter bey zeiten sich davon machen/ damit sie nicht gezwungen werden/
sich mit diesem Kohte zubesudeln. Welches aber Grozemisla beantwortet: Er wolte diesen
Schimpff in seinem Herzen vergraben/ biß er Gelegenheit haben würde/ es gebührlich zu
ahnen. Hieselbst nun hielt derselbe bey seinem Könige demühtigst an/ ihm zuerlauben/ daß
er nach Ritters art/ ungeachtet er an der linken Seite zimlich gelähmet währe/ es mit die-
sem Schänder Ninisla austragen möchte/ weil er den auff der ganzen Reise erlittenen
Spot sonst nimmermehr würde vergessen können. König Ladisla aber sagete ihm mit gu-
ter Freundligkeit/ er solte sich gedulden/ und nicht zweifeln/ daß man ihm Recht wolte wie-
derfahren lassen; befahl zugleich Neklam/ in seiner Erzählung fortzuschreiten; welcher dann
anzeigete; er hätte noch einmahl angehalten/ daß dem ernstlichen Königlichen Befehl ge-
lebet würde/ damit er nicht Gewalt brauchen dürfte/ wie ihm solches auff den unverhoffe-
ten Fall gebohten währe; welche Bedräuung dann so viel gewirket/ daß sie beyde nähern
Kauffs gegeben/ aber mit Troz geantwortet hätten/ er solte seinen Frevel sparen/ und an-
wenden/ da er geachtet würde; sie wolten in wenig Tagen folgen/ und vernehmen/ wz man
mit ihnen zuhandeln hätte; weil aber der Königliche Befehl ein anders mit sich gebracht/
hätte er/ Neklam/ zehn Teutsche Reuter hinein geruffen/ und ihnen beyden frey gestellet/ ob
sie zur Stund und willig mitreiten/ oder aber gebunden sich fortschleppen lassen wolten;
wodurch sie eingetrieben/ sich zu Pferde gesetzet/ und mit fortgeritten währen/ aber auf der
Reise immerhin in murrender Widersezligkeit verharret/ hätten alle Reisende auffhalten/
und nach neuen Zeitungen fragen wollen/ auch/ wie man gemerket/ etliche mahl Gelegen-
heit gesuchet/ auszureissen/ daß man sie als einen Aug Apfel verwahren müssen. Er hätte
auch der Verspottung ja so wenig als Grozemisla können entfreyet seyn/ indem ihn Ni-
nisla mit seinem neugebackenen Adel auffgezogen/ welches auff Begebenheit zurächen/ er
ihm vorbehalten wolte. Ninisla fiel hart auffs leugnen; es währe alles ertichtet/ und kön-
te nicht anders wähnen/ als daß seine Wiederwärtigen/ die am Hofe hoch dran währen/
diese beyden mutwilligen Verleumder (welche die Lügen ohn eine Schreibtaffel im Kopfe
behalten könten) nicht allein angestifftet/ sondern auch ausgeschikt hätten/ ihn in Unglük
zubringen/ da sie doch vielmehr wegen seines erlittenen Feurschadens/ Mitleiden mit ihm
tragen solten. Aber König Ladisla gab zur Antwort/ er währe ganz unrecht daran; dann
bloß allein durch sein Geheiß währe er so ernstlich nach Hofe gefodert/ weil man allerhand
mit ihm und seinem Sohn zureden hätte/ da er sie anfangs fragen wolte/ aus was ursachen
sie im neulichsten Kriege keinen einzigen Lehn Reuter geschikt/ noch mit ihrer Hand dem

Vater-

Achtes Buch.
wuͤſte nicht/ daß er zu Hofe ichtwas zu ſchaffen haͤtte/ und wuͤrde ohnzweifel/ da ſolches ja
befohlen waͤhre/ ein Irtuhm begangen ſeyn/ nachdem man ihn bißdaher/ ungeachtet ſeines
anſehens und erfahrenheit/ zu keinen Reichsgeſchaͤften gezogen haͤtte; worauff er Groze-
miſla angeſehen/ und ihn gefraget wer er waͤhre/ weil ihn daͤuchte/ das Angeſicht zu kennen.
Derſelbe nun haͤtte weder ſeinen Nahmen/ noch ehmaligen Stand leugnen wollen/ uñ zur
Antwort gegeben: Er waͤhre eben derſelbe Grozemiſla/ welcher ihm vor dieſen als ein Sei-
ler Geſelle zum oftern Stricke zu kauffe gebracht/ haͤtte aber nunmehr von ſeinem aller gnaͤ-
digſten Koͤnige den aͤdlen Ritterſtand erlanget. Welches Niniſla alſo beantwortet: Wie
nun zum Henker/ machet man nun in Boͤhmen die Seiler Buben zu Rittern/ ſo muͤſſen
andere redliche Ritter bey zeiten ſich davon machen/ damit ſie nicht gezwungen werden/
ſich mit dieſem Kohte zubeſudeln. Welches aber Grozemiſla beantwortet: Er wolte dieſen
Schimpff in ſeinem Herzen vergraben/ biß er Gelegenheit haben wuͤrde/ es gebuͤhrlich zu
ahnen. Hieſelbſt nun hielt derſelbe bey ſeinem Koͤnige demuͤhtigſt an/ ihm zuerlauben/ daß
er nach Ritters art/ ungeachtet er an der linken Seite zimlich gelaͤhmet waͤhre/ es mit die-
ſem Schaͤnder Niniſla austragen moͤchte/ weil er den auff der ganzen Reiſe erlittenen
Spot ſonſt nimmermehr wuͤrde vergeſſen koͤnnen. Koͤnig Ladiſla aber ſagete ihm mit gu-
ter Freundligkeit/ er ſolte ſich gedulden/ und nicht zweifeln/ daß man ihm Recht wolte wie-
derfahren laſſen; befahl zugleich Neklam/ in ſeiner Erzaͤhlung fortzuſchreiten; welcher dañ
anzeigete; er haͤtte noch einmahl angehalten/ daß dem ernſtlichen Koͤniglichen Befehl ge-
lebet wuͤrde/ damit er nicht Gewalt brauchen duͤrfte/ wie ihm ſolches auff den unverhoffe-
ten Fall gebohten waͤhre; welche Bedraͤuung dann ſo viel gewirket/ daß ſie beyde naͤhern
Kauffs gegeben/ aber mit Troz geantwortet haͤtten/ er ſolte ſeinen Frevel ſparen/ und an-
wenden/ da er geachtet wuͤrde; ſie wolten in wenig Tagen folgen/ und vernehmen/ wz man
mit ihnen zuhandeln haͤtte; weil aber der Koͤnigliche Befehl ein anders mit ſich gebracht/
haͤtte er/ Neklam/ zehn Teutſche Reuter hinein geruffen/ und ihnen beyden frey geſtellet/ ob
ſie zur Stund und willig mitreiten/ oder aber gebunden ſich fortſchleppen laſſen wolten;
wodurch ſie eingetrieben/ ſich zu Pferde geſetzet/ und mit fortgeritten waͤhren/ aber auf deꝛ
Reiſe immerhin in murrender Widerſezligkeit verharret/ haͤtten alle Reiſende auffhaltẽ/
und nach neuen Zeitungen fragen wollen/ auch/ wie man gemerket/ etliche mahl Gelegen-
heit geſuchet/ auszureiſſen/ daß man ſie als einen Aug Apfel verwahren muͤſſen. Er haͤtte
auch der Verſpottung ja ſo wenig als Grozemiſla koͤnnen entfreyet ſeyn/ indem ihn Ni-
niſla mit ſeinem neugebackenen Adel auffgezogen/ welches auff Begebenheit zuraͤchen/ er
ihm vorbehalten wolte. Niniſla fiel hart auffs leugnen; es waͤhre alles ertichtet/ und koͤn-
te nicht anders waͤhnen/ als daß ſeine Wiederwaͤrtigen/ die am Hofe hoch dran waͤhren/
dieſe beyden mutwilligen Verleumder (welche die Luͤgen ohn eine Schreibtaffel im Kopfe
behalten koͤnten) nicht allein angeſtifftet/ ſondern auch ausgeſchikt haͤtten/ ihn in Ungluͤk
zubringen/ da ſie doch vielmehr wegen ſeines erlittenen Feurſchadens/ Mitleiden mit ihm
tragen ſolten. Aber Koͤnig Ladiſla gab zur Antwort/ er waͤhre ganz unrecht daran; dann
bloß allein durch ſein Geheiß waͤhre er ſo ernſtlich nach Hofe gefodert/ weil man allerhand
mit ihm und ſeinem Sohn zureden haͤtte/ da er ſie anfangs fragen wolte/ aus was urſachẽ
ſie im neulichſten Kriege keinen einzigen Lehn Reuter geſchikt/ noch mit ihrer Hand dem

Vater-
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[890/0896] Achtes Buch. wuͤſte nicht/ daß er zu Hofe ichtwas zu ſchaffen haͤtte/ und wuͤrde ohnzweifel/ da ſolches ja befohlen waͤhre/ ein Irtuhm begangen ſeyn/ nachdem man ihn bißdaher/ ungeachtet ſeines anſehens und erfahrenheit/ zu keinen Reichsgeſchaͤften gezogen haͤtte; worauff er Groze- miſla angeſehen/ und ihn gefraget wer er waͤhre/ weil ihn daͤuchte/ das Angeſicht zu kennen. Derſelbe nun haͤtte weder ſeinen Nahmen/ noch ehmaligen Stand leugnen wollen/ uñ zur Antwort gegeben: Er waͤhre eben derſelbe Grozemiſla/ welcher ihm vor dieſen als ein Sei- ler Geſelle zum oftern Stricke zu kauffe gebracht/ haͤtte aber nunmehr von ſeinem aller gnaͤ- digſten Koͤnige den aͤdlen Ritterſtand erlanget. Welches Niniſla alſo beantwortet: Wie nun zum Henker/ machet man nun in Boͤhmen die Seiler Buben zu Rittern/ ſo muͤſſen andere redliche Ritter bey zeiten ſich davon machen/ damit ſie nicht gezwungen werden/ ſich mit dieſem Kohte zubeſudeln. Welches aber Grozemiſla beantwortet: Er wolte dieſen Schimpff in ſeinem Herzen vergraben/ biß er Gelegenheit haben wuͤrde/ es gebuͤhrlich zu ahnen. Hieſelbſt nun hielt derſelbe bey ſeinem Koͤnige demuͤhtigſt an/ ihm zuerlauben/ daß er nach Ritters art/ ungeachtet er an der linken Seite zimlich gelaͤhmet waͤhre/ es mit die- ſem Schaͤnder Niniſla austragen moͤchte/ weil er den auff der ganzen Reiſe erlittenen Spot ſonſt nimmermehr wuͤrde vergeſſen koͤnnen. Koͤnig Ladiſla aber ſagete ihm mit gu- ter Freundligkeit/ er ſolte ſich gedulden/ und nicht zweifeln/ daß man ihm Recht wolte wie- derfahren laſſen; befahl zugleich Neklam/ in ſeiner Erzaͤhlung fortzuſchreiten; welcher dañ anzeigete; er haͤtte noch einmahl angehalten/ daß dem ernſtlichen Koͤniglichen Befehl ge- lebet wuͤrde/ damit er nicht Gewalt brauchen duͤrfte/ wie ihm ſolches auff den unverhoffe- ten Fall gebohten waͤhre; welche Bedraͤuung dann ſo viel gewirket/ daß ſie beyde naͤhern Kauffs gegeben/ aber mit Troz geantwortet haͤtten/ er ſolte ſeinen Frevel ſparen/ und an- wenden/ da er geachtet wuͤrde; ſie wolten in wenig Tagen folgen/ und vernehmen/ wz man mit ihnen zuhandeln haͤtte; weil aber der Koͤnigliche Befehl ein anders mit ſich gebracht/ haͤtte er/ Neklam/ zehn Teutſche Reuter hinein geruffen/ und ihnen beyden frey geſtellet/ ob ſie zur Stund und willig mitreiten/ oder aber gebunden ſich fortſchleppen laſſen wolten; wodurch ſie eingetrieben/ ſich zu Pferde geſetzet/ und mit fortgeritten waͤhren/ aber auf deꝛ Reiſe immerhin in murrender Widerſezligkeit verharret/ haͤtten alle Reiſende auffhaltẽ/ und nach neuen Zeitungen fragen wollen/ auch/ wie man gemerket/ etliche mahl Gelegen- heit geſuchet/ auszureiſſen/ daß man ſie als einen Aug Apfel verwahren muͤſſen. Er haͤtte auch der Verſpottung ja ſo wenig als Grozemiſla koͤnnen entfreyet ſeyn/ indem ihn Ni- niſla mit ſeinem neugebackenen Adel auffgezogen/ welches auff Begebenheit zuraͤchen/ er ihm vorbehalten wolte. Niniſla fiel hart auffs leugnen; es waͤhre alles ertichtet/ und koͤn- te nicht anders waͤhnen/ als daß ſeine Wiederwaͤrtigen/ die am Hofe hoch dran waͤhren/ dieſe beyden mutwilligen Verleumder (welche die Luͤgen ohn eine Schreibtaffel im Kopfe behalten koͤnten) nicht allein angeſtifftet/ ſondern auch ausgeſchikt haͤtten/ ihn in Ungluͤk zubringen/ da ſie doch vielmehr wegen ſeines erlittenen Feurſchadens/ Mitleiden mit ihm tragen ſolten. Aber Koͤnig Ladiſla gab zur Antwort/ er waͤhre ganz unrecht daran; dann bloß allein durch ſein Geheiß waͤhre er ſo ernſtlich nach Hofe gefodert/ weil man allerhand mit ihm und ſeinem Sohn zureden haͤtte/ da er ſie anfangs fragen wolte/ aus was urſachẽ ſie im neulichſten Kriege keinen einzigen Lehn Reuter geſchikt/ noch mit ihrer Hand dem Vater-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 890. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/896>, abgerufen am 23.11.2024.