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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
nen Herr Vater abgehen ließ/ ihm ausserhalb der einigen Heiraht sache allen kindlichen ge-
horsam versprechend/ und ihn zuversöhnen allerhand bewägligkeiten einführend; worauff
ich doch nie keine Antwort empfing/ ungeachtet ihm alle Brieffe wol sind geliefert worden.
Nun trug sichs zu/ daß in Spanien ein Freystechen und Ringelrennen an des Käyserli-
chen Stathalters Hofe angestellet ward/ welcher ein ansehnlicher Römer von 68 Jahren
wahr/ und ein junges Römisches Fräulein/ nahmens Kornelia Balba/ vor weniger Zeit
geheyrahtet hatte. Diese ohnzweiffel der Leichtfertigkeit ergeben/ hätte ihren alten Kajus
Pupius Mela (so hieß der Stathalter) lieber auff der Todten Bahr/ als im Ehebette ge-
sehen/ wiewol mir davon nicht das geringste bewust wahr. Sie mochte zu meinem Unglük
meiner bey dem Speerbrechen wahrnehmen/ und an mir ein mehrers/ als ich wahr oder
leistete/ ihr einbilden/ daher sie anfangs/ ihren Begierden Raum und Gelegenheit zu ma-
chen/ von ihrem Gemahl begehrete/ mich an seinen Hoff zunehmen; welches er/ als schon
mit Argwohn erfüllet/ ihr nicht versagen wolte; bestellete aber etliche des Frauenzimmers/
die genau acht auff ihr tuhn und lassen geben musten. Ich wahr kaum 16 Tage zu Hofe ge-
wesen/ da ward mir von einem alten Weibe ein Schreiben eingeliefert/ welches ich erbrach/
und der Stathalterin Nahmen darunter gezeichnet fand/ dessen ich höchlich erschrak/ und
nach verlesung nicht wuste/ wessen ich mich erklären solte. Mit der Stathalterin hatte ich
noch kein Wort gewechselt/ auch ihre Anblicke stets gemieden; noch dannoch erklärete sie
mir in diesem Schreiben ihre Liebe so rund und offenherzig/ daß ich ihrer Leichtsinnigkeit
daher gnugsame Merkzeichen nahm. Die alte Bübin hielt inständig bey mir an/ gewierige
Antwort von mir zu geben/ und der jungen schönen Stathalterin Gunst und Liebe nicht zu
verachten/ dafern ich nicht vor einen und ankbahren und kleinmühtigen wolte gehalten seyn;
ob mir nicht bewust währe/ daß allein ihre Gewogenheit es dahin gebracht/ daß ich an den
Hoff währe aufgenommen und in hohem Ansehen schwebete; welches mich dergestalt ver-
wirrete/ daß ich mir selbst weder zu rahten noch zu helffen wuste; endlich erklärete ich mich/
sie möchte der Fr. Stathalterin meinen untertähnigen Gehorsam anmelden/ und daß in-
nerhalb 24 Stunden ich ihr genehme Antwort (also muste ich wieder meinen Willen re-
den) zuschreiben wolte. Nun hatte der Stathalter diesen mir eingehändigten Brieffschon
gelesen/ und drang das alte Weib bloß zu dem ende auff meine schriftliche Antwort/ daß der
Stathalter in Fäusten haben möchte/ wodurch er mich überzeugen/ und andern zum ab-
schäulichen Beispiel mich bestraffen könte. Er hatte aber einen unehlichen Sohn/ der ein
handfester Ritter/ und mir überaus wol gewogen wahr/ derselbe hatte vor seines Vaters
Gemache den mit diesem Weibe über mich gemacheten Anschlag angehöret/ und wessen
ich mich erkläret hätte; und weil ihm mein Verderben sehr zu Herzen ging/ schrieb er mir
in höchstem vertrauen diese Worte bey seinem Knaben zu: Geehrter Herr Bruder Nauzius
(also nennete ich mich) hastu ein verdächtiges Schreiben gelesen/ und genehme Antwort darauff
versprochen/ so mache dich aus dem Staube/ und warte keine Stunde mehr/ doch so unvermerket und
einsam/ als möglich ist; und daß du wegen meiner Träue mich nicht in Gefahr stürzest/ so verbrenne
dieses Brieflein alsbald; auch wann du ausserhalb Landes in Sicherheit seyn wirst/ laß michs unter
dem verdecketen Nahmen Markus Salius wissen. Die Götter geleiten dich/ weil ich dich vor unschul-
dig halte. Es gedauchte mich jedes Wort ein Donnerschlag seyn/ dagegen dieses Ritters

Warnung
r r r r r

Achtes Buch.
nen Herr Vater abgehen ließ/ ihm auſſerhalb der einigen Heiraht ſache allen kindlichen ge-
horſam verſprechend/ und ihn zuverſoͤhnen allerhand bewaͤgligkeiten einfuͤhrend; worauff
ich doch nie keine Antwort empfing/ ungeachtet ihm alle Brieffe wol ſind geliefert worden.
Nun trug ſichs zu/ daß in Spanien ein Freyſtechen und Ringelrennen an des Kaͤyſerli-
chen Stathalters Hofe angeſtellet ward/ welcher ein anſehnlicher Roͤmer von 68 Jahren
wahr/ und ein junges Roͤmiſches Fraͤulein/ nahmens Kornelia Balba/ vor weniger Zeit
geheyrahtet hatte. Dieſe ohnzweiffel der Leichtfertigkeit ergeben/ haͤtte ihren alten Kajus
Pupius Mela (ſo hieß der Stathalter) lieber auff der Todten Bahr/ als im Ehebette ge-
ſehen/ wiewol mir davon nicht das geringſte bewuſt wahr. Sie mochte zu meinem Ungluͤk
meiner bey dem Speerbrechen wahrnehmen/ und an mir ein mehrers/ als ich wahr oder
leiſtete/ ihr einbilden/ daher ſie anfangs/ ihren Begierden Raum und Gelegenheit zu ma-
chen/ von ihrem Gemahl begehrete/ mich an ſeinen Hoff zunehmen; welches er/ als ſchon
mit Argwohn erfuͤllet/ ihr nicht verſagen wolte; beſtellete aber etliche des Frauenzimmers/
die genau acht auff ihr tuhn und laſſen geben muſten. Ich wahr kaum 16 Tage zu Hofe ge-
weſen/ da ward mir von einem alten Weibe ein Schreiben eingeliefert/ welches ich erbrach/
und der Stathalterin Nahmen darunter gezeichnet fand/ deſſen ich hoͤchlich erſchrak/ und
nach verleſung nicht wuſte/ weſſen ich mich erklaͤren ſolte. Mit der Stathalterin hatte ich
noch kein Wort gewechſelt/ auch ihre Anblicke ſtets gemieden; noch dannoch erklaͤrete ſie
mir in dieſem Schreiben ihre Liebe ſo rund und offenherzig/ daß ich ihrer Leichtſinnigkeit
daher gnugſame Merkzeichen nahm. Die alte Buͤbin hielt inſtaͤndig bey mir an/ gewieꝛige
Antwort von mir zu geben/ und der jungen ſchoͤnen Stathalterin Gunſt und Liebe nicht zu
verachten/ dafeꝛn ich nicht vor einen und ankbahꝛen und kleinmuͤhtigen wolte gehalten ſeyn;
ob mir nicht bewuſt waͤhre/ daß allein ihre Gewogenheit es dahin gebracht/ daß ich an den
Hoff waͤhre aufgenommen und in hohem Anſehen ſchwebete; welches mich dergeſtalt ver-
wirrete/ daß ich mir ſelbſt weder zu rahten noch zu helffen wuſte; endlich erklaͤrete ich mich/
ſie moͤchte der Fr. Stathalterin meinen untertaͤhnigen Gehorſam anmelden/ und daß in-
nerhalb 24 Stunden ich ihr genehme Antwort (alſo muſte ich wieder meinen Willen re-
den) zuſchreiben wolte. Nun hatte der Stathalter dieſen mir eingehaͤndigten Brieffſchon
geleſen/ und drang das alte Weib bloß zu dem ende auff meine ſchriftliche Antwort/ daß der
Stathalter in Faͤuſten haben moͤchte/ wodurch er mich überzeugen/ und andern zum ab-
ſchaͤulichen Beiſpiel mich beſtraffen koͤnte. Er hatte aber einen unehlichen Sohn/ der ein
handfeſter Ritter/ und mir uͤberaus wol gewogen wahr/ derſelbe hatte vor ſeines Vaters
Gemache den mit dieſem Weibe über mich gemacheten Anſchlag angehoͤret/ und weſſen
ich mich erklaͤret haͤtte; und weil ihm mein Verderben ſehr zu Herzen ging/ ſchrieb er mir
in hoͤchſtem vertrauen dieſe Worte bey ſeinem Knaben zu: Geehrter Herr Bruder Nauzius
(alſo nennete ich mich) haſtu ein verdaͤchtiges Schreiben geleſen/ und genehme Antwort darauff
verſprochen/ ſo mache dich aus dem Staube/ und warte keine Stunde mehr/ doch ſo unvermerket und
einſam/ als moͤglich iſt; und daß du wegen meiner Traͤue mich nicht in Gefahr ſtuͤrzeſt/ ſo verbrenne
dieſes Brieflein alsbald; auch wann du auſſerhalb Landes in Sicherheit ſeyn wirſt/ laß michs unter
dem verdecketen Nahmen Markus Salius wiſſen. Die Goͤtter geleiten dich/ weil ich dich vor unſchul-
dig halte. Es gedauchte mich jedes Wort ein Donnerſchlag ſeyn/ dagegen dieſes Ritters

Warnung
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[865/0871] Achtes Buch. nen Herr Vater abgehen ließ/ ihm auſſerhalb der einigen Heiraht ſache allen kindlichen ge- horſam verſprechend/ und ihn zuverſoͤhnen allerhand bewaͤgligkeiten einfuͤhrend; worauff ich doch nie keine Antwort empfing/ ungeachtet ihm alle Brieffe wol ſind geliefert worden. Nun trug ſichs zu/ daß in Spanien ein Freyſtechen und Ringelrennen an des Kaͤyſerli- chen Stathalters Hofe angeſtellet ward/ welcher ein anſehnlicher Roͤmer von 68 Jahren wahr/ und ein junges Roͤmiſches Fraͤulein/ nahmens Kornelia Balba/ vor weniger Zeit geheyrahtet hatte. Dieſe ohnzweiffel der Leichtfertigkeit ergeben/ haͤtte ihren alten Kajus Pupius Mela (ſo hieß der Stathalter) lieber auff der Todten Bahr/ als im Ehebette ge- ſehen/ wiewol mir davon nicht das geringſte bewuſt wahr. Sie mochte zu meinem Ungluͤk meiner bey dem Speerbrechen wahrnehmen/ und an mir ein mehrers/ als ich wahr oder leiſtete/ ihr einbilden/ daher ſie anfangs/ ihren Begierden Raum und Gelegenheit zu ma- chen/ von ihrem Gemahl begehrete/ mich an ſeinen Hoff zunehmen; welches er/ als ſchon mit Argwohn erfuͤllet/ ihr nicht verſagen wolte; beſtellete aber etliche des Frauenzimmers/ die genau acht auff ihr tuhn und laſſen geben muſten. Ich wahr kaum 16 Tage zu Hofe ge- weſen/ da ward mir von einem alten Weibe ein Schreiben eingeliefert/ welches ich erbrach/ und der Stathalterin Nahmen darunter gezeichnet fand/ deſſen ich hoͤchlich erſchrak/ und nach verleſung nicht wuſte/ weſſen ich mich erklaͤren ſolte. Mit der Stathalterin hatte ich noch kein Wort gewechſelt/ auch ihre Anblicke ſtets gemieden; noch dannoch erklaͤrete ſie mir in dieſem Schreiben ihre Liebe ſo rund und offenherzig/ daß ich ihrer Leichtſinnigkeit daher gnugſame Merkzeichen nahm. Die alte Buͤbin hielt inſtaͤndig bey mir an/ gewieꝛige Antwort von mir zu geben/ und der jungen ſchoͤnen Stathalterin Gunſt und Liebe nicht zu verachten/ dafeꝛn ich nicht vor einen und ankbahꝛen und kleinmuͤhtigen wolte gehalten ſeyn; ob mir nicht bewuſt waͤhre/ daß allein ihre Gewogenheit es dahin gebracht/ daß ich an den Hoff waͤhre aufgenommen und in hohem Anſehen ſchwebete; welches mich dergeſtalt ver- wirrete/ daß ich mir ſelbſt weder zu rahten noch zu helffen wuſte; endlich erklaͤrete ich mich/ ſie moͤchte der Fr. Stathalterin meinen untertaͤhnigen Gehorſam anmelden/ und daß in- nerhalb 24 Stunden ich ihr genehme Antwort (alſo muſte ich wieder meinen Willen re- den) zuſchreiben wolte. Nun hatte der Stathalter dieſen mir eingehaͤndigten Brieffſchon geleſen/ und drang das alte Weib bloß zu dem ende auff meine ſchriftliche Antwort/ daß der Stathalter in Faͤuſten haben moͤchte/ wodurch er mich überzeugen/ und andern zum ab- ſchaͤulichen Beiſpiel mich beſtraffen koͤnte. Er hatte aber einen unehlichen Sohn/ der ein handfeſter Ritter/ und mir uͤberaus wol gewogen wahr/ derſelbe hatte vor ſeines Vaters Gemache den mit dieſem Weibe über mich gemacheten Anſchlag angehoͤret/ und weſſen ich mich erklaͤret haͤtte; und weil ihm mein Verderben ſehr zu Herzen ging/ ſchrieb er mir in hoͤchſtem vertrauen dieſe Worte bey ſeinem Knaben zu: Geehrter Herr Bruder Nauzius (alſo nennete ich mich) haſtu ein verdaͤchtiges Schreiben geleſen/ und genehme Antwort darauff verſprochen/ ſo mache dich aus dem Staube/ und warte keine Stunde mehr/ doch ſo unvermerket und einſam/ als moͤglich iſt; und daß du wegen meiner Traͤue mich nicht in Gefahr ſtuͤrzeſt/ ſo verbrenne dieſes Brieflein alsbald; auch wann du auſſerhalb Landes in Sicherheit ſeyn wirſt/ laß michs unter dem verdecketen Nahmen Markus Salius wiſſen. Die Goͤtter geleiten dich/ weil ich dich vor unſchul- dig halte. Es gedauchte mich jedes Wort ein Donnerſchlag ſeyn/ dagegen dieſes Ritters Warnung r r r r r

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 865. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/871>, abgerufen am 23.11.2024.