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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
werden; zwar ich halte euch vor redlich/ aber wann je ein Meuchelmörder sein Blut vor
eines andern Leben verkäuffet hätte/ wie könte derselbe auff bessere Gelegenheit bedacht seyn/
die Mordtaht zuvolstrecken? Der alte gedachte schon vorhin/ daß Pribisla sich dessen befah-
ren würde/ und gab ihm zur Antwort; mein lieber Herr und Freund/ nicht unbillich be-
fürchtet ihr hoher Leute unvermutlichen Anfal/ weil deren unterschiedliche vorgehen/ und
ich davon zu seiner Zeit Zeugniß gnug geben werde; aber dafern ich euch diesen Wahn nit
benehmen kan/ so lasset diese meine Betlers Kleider fleissig und genau durchsuchen/ und
wann ihr einiges Gewehr oder schädlich Ding bey mir antreffet/ sollet ihr mich alsbald
dem Henker zur grausamen Straffe übergeben; ist dann auch dieses Erbieten zuwenig/
so bindet mir die Hände nur fest genug/ wiewol ich ungleich lieber ungebunden vor der
jungen Königin erscheinen möchte/ nachdem ich lange gnug sehr harte Fesseln in meiner
Unschuld tragen müssen. Pribisla nahm das willige Erbieten gerne an/ und durchsuchete
ihn selbst hin und wieder; weil er aber nichts bey jhm fand/ auch nicht außsinnen kundte/
wer dieser Alte seyn möchte/ und ihm doch sein Herz etwas sonderliches zutrug/ sagete er
ihm zu/ allen Fleiß anzuwenden/ daß nach gehaltener Krönung deren er beiwohnen müste/
seinem Willen ein genügen geschehen solte. Aber der Alte antwortete; O nein mein Herr
wann mein Vorhaben (welches wichtiger ist als ihr nicht gedenket) Auffschueb haben kön-
te/ wolte ich hernach wol ohn euer zutuhn die junge Königin zusprechen bekommen; seyd
ihr nun eurem Könige gewogen und träu/ wie ich wol weiß/ so werdet ihr mir straks Ange-
sichts zuwillen seyn. Es gedauchte Pribisla je länger jemehr/ das Angesicht auch die Stim-
me zukennen/ ob sie gleich heiserich wahr/ und kunte doch die eigene Watheit nicht außsin-
nen/ endlich hielt er ihn vor etwa einen guten Freund seines Königes/ der aus weit abgele-
genen Landschafften kähme/ und auff der Reise in Ungelegenheit gerahten währe/ daher
nam er ihn zu sich/ und ließ ihn hinter sich hergehen. Die erste Schildwache hätte des elen-
den Betlers Eingang gerne verhindert/ wie dann ernstlich befohlen wahr/ aber seines Füh-
rers Ansehen wahr zu groß/ auff dessen begehren sich niemand sträuben durffte. Derselbe
nun gedachte im hingehen darauff/ wie er Königin Valisken und Herr Krokus in den
Vorhoff bringen möchte/ weil der Alte gar nicht wolte/ daß man seiner einige Meldung
tähte; endlich foderte er seine Schwieger Tochter Libussen zu sich/ welche sein begehren ins
Werk zustellen ihm verhieß/ auch alsbald in den grossen Saal zu der Königlichen Gesel-
schafft ging/ und unter dem Schein ihrer Königin auffzuwarten/ baht sie dieselbe/ ein we-
nig mit ihr hinaus zugehen/ welche etwas sonderliches zu seyn vermeinend/ ihr geschwinde
folgete/ und von ihr hörete/ der Schwedischen Fräulein Leibdienerin hätte deroselben
Schwacheit geklaget/ und würde ihr vielleicht eine Ohmacht zugestossen seyn/ als sie hin-
gangen währe/ das Wendische Fräulein in ihrem Gemache zubesuchen. Das wolle Gott
nicht/ antwortete die Königin/ darum lauff geschwinde hin/ es eigentlich zuerfahren. Von
Herzen gerne/ sagete sie/ aber kan eurer Hocheit nicht gnädigst gefallen/ mit mir zugehen/
umzubesichtigen/ wie im Vörder Platze/ wodurch wir gehen müssen/ alles so artig an-
gestellet sey? Du schleppest dich allemahl gerne mit mir/ antwortete die Königin/
und wie woltestu es machen/ wann du dich von mir scheiden soltest? Ehe wird meine Seele
sich von ihrem Leibe trennen lassen/ sagete sie/ ehe ich das Leben meiner Seele mit willen

missen

Achtes Buch.
werden; zwar ich halte euch vor redlich/ aber wann je ein Meuchelmoͤrder ſein Blut vor
eines andern Leben verkaͤuffet haͤtte/ wie koͤnte derſelbe auff beſſere Gelegenheit bedacht ſeyn/
die Mordtaht zuvolſtrecken? Der alte gedachte ſchon vorhin/ daß Pribiſla ſich deſſen befah-
ren wuͤrde/ und gab ihm zur Antwort; mein lieber Herr und Freund/ nicht unbillich be-
fuͤrchtet ihr hoher Leute unvermutlichen Anfal/ weil deren unterſchiedliche vorgehen/ und
ich davon zu ſeiner Zeit Zeugniß gnug geben werde; aber dafern ich euch dieſen Wahn nit
benehmen kan/ ſo laſſet dieſe meine Betlers Kleider fleiſſig und genau durchſuchen/ und
wann ihr einiges Gewehr oder ſchaͤdlich Ding bey mir antreffet/ ſollet ihr mich alsbald
dem Henker zur grauſamen Straffe uͤbergeben; iſt dann auch dieſes Erbieten zuwenig/
ſo bindet mir die Haͤnde nur feſt genug/ wiewol ich ungleich lieber ungebunden vor der
jungen Koͤnigin erſcheinen moͤchte/ nachdem ich lange gnug ſehr harte Feſſeln in meiner
Unſchuld tragen muͤſſen. Pribiſla nahm das willige Erbieten gerne an/ und durchſuchete
ihn ſelbſt hin und wieder; weil er aber nichts bey jhm fand/ auch nicht außſinnen kundte/
wer dieſer Alte ſeyn moͤchte/ und ihm doch ſein Herz etwas ſonderliches zutrug/ ſagete er
ihm zu/ allen Fleiß anzuwenden/ daß nach gehaltener Kroͤnung deren er beiwohnen muͤſte/
ſeinem Willen ein genuͤgen geſchehen ſolte. Aber der Alte antwortete; O nein mein Herr
wann mein Vorhaben (welches wichtiger iſt als ihr nicht gedenket) Auffſchueb haben koͤn-
te/ wolte ich hernach wol ohn euer zutuhn die junge Koͤnigin zuſprechen bekommen; ſeyd
ihr nun eurem Koͤnige gewogen und traͤu/ wie ich wol weiß/ ſo werdet ihr mir ſtraks Ange-
ſichts zuwillen ſeyn. Es gedauchte Pribiſla je laͤnger jemehr/ das Angeſicht auch die Stim-
me zukennen/ ob ſie gleich heiſerich wahr/ und kunte doch die eigene Watheit nicht außſin-
nen/ endlich hielt er ihn vor etwa einen guten Freund ſeines Koͤniges/ der aus weit abgele-
genen Landſchafften kaͤhme/ und auff der Reiſe in Ungelegenheit gerahten waͤhre/ daher
nam er ihn zu ſich/ und ließ ihn hinter ſich heꝛgehen. Die erſte Schildwache haͤtte des elen-
den Betlers Eingang gerne verhindert/ wie dañ ernſtlich befohlen wahr/ aber ſeines Fuͤh-
rers Anſehen wahr zu groß/ auff deſſen begehren ſich niemand ſtraͤuben durffte. Derſelbe
nun gedachte im hingehen darauff/ wie er Koͤnigin Valiſken und Herr Krokus in den
Vorhoff bringen moͤchte/ weil der Alte gar nicht wolte/ daß man ſeiner einige Meldung
taͤhte; endlich foderte er ſeine Schwieger Tochter Libuſſen zu ſich/ welche ſein begehren ins
Werk zuſtellen ihm verhieß/ auch alsbald in den groſſen Saal zu der Koͤniglichen Geſel-
ſchafft ging/ und unter dem Schein ihrer Koͤnigin auffzuwarten/ baht ſie dieſelbe/ ein we-
nig mit ihr hinaus zugehen/ welche etwas ſonderliches zu ſeyn vermeinend/ ihr geſchwinde
folgete/ und von ihr hoͤrete/ der Schwediſchen Fraͤulein Leibdienerin haͤtte deroſelben
Schwacheit geklaget/ und wuͤrde ihr vielleicht eine Ohmacht zugeſtoſſen ſeyn/ als ſie hin-
gangen waͤhre/ das Wendiſche Fraͤulein in ihrem Gemache zubeſuchen. Das wolle Gott
nicht/ antwortete die Koͤnigin/ darum lauff geſchwinde hin/ es eigentlich zuerfahren. Von
Herzen gerne/ ſagete ſie/ aber kan eurer Hocheit nicht gnaͤdigſt gefallen/ mit mir zugehen/
umzubeſichtigen/ wie im Voͤrder Platze/ wodurch wir gehen muͤſſen/ alles ſo artig an-
geſtellet ſey? Du ſchleppeſt dich allemahl gerne mit mir/ antwortete die Koͤnigin/
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ſich von ihrem Leibe trennen laſſen/ ſagete ſie/ ehe ich das Leben meiner Seele mit willen

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[856/0862] Achtes Buch. werden; zwar ich halte euch vor redlich/ aber wann je ein Meuchelmoͤrder ſein Blut vor eines andern Leben verkaͤuffet haͤtte/ wie koͤnte derſelbe auff beſſere Gelegenheit bedacht ſeyn/ die Mordtaht zuvolſtrecken? Der alte gedachte ſchon vorhin/ daß Pribiſla ſich deſſen befah- ren wuͤrde/ und gab ihm zur Antwort; mein lieber Herr und Freund/ nicht unbillich be- fuͤrchtet ihr hoher Leute unvermutlichen Anfal/ weil deren unterſchiedliche vorgehen/ und ich davon zu ſeiner Zeit Zeugniß gnug geben werde; aber dafern ich euch dieſen Wahn nit benehmen kan/ ſo laſſet dieſe meine Betlers Kleider fleiſſig und genau durchſuchen/ und wann ihr einiges Gewehr oder ſchaͤdlich Ding bey mir antreffet/ ſollet ihr mich alsbald dem Henker zur grauſamen Straffe uͤbergeben; iſt dann auch dieſes Erbieten zuwenig/ ſo bindet mir die Haͤnde nur feſt genug/ wiewol ich ungleich lieber ungebunden vor der jungen Koͤnigin erſcheinen moͤchte/ nachdem ich lange gnug ſehr harte Feſſeln in meiner Unſchuld tragen muͤſſen. Pribiſla nahm das willige Erbieten gerne an/ und durchſuchete ihn ſelbſt hin und wieder; weil er aber nichts bey jhm fand/ auch nicht außſinnen kundte/ wer dieſer Alte ſeyn moͤchte/ und ihm doch ſein Herz etwas ſonderliches zutrug/ ſagete er ihm zu/ allen Fleiß anzuwenden/ daß nach gehaltener Kroͤnung deren er beiwohnen muͤſte/ ſeinem Willen ein genuͤgen geſchehen ſolte. Aber der Alte antwortete; O nein mein Herr wann mein Vorhaben (welches wichtiger iſt als ihr nicht gedenket) Auffſchueb haben koͤn- te/ wolte ich hernach wol ohn euer zutuhn die junge Koͤnigin zuſprechen bekommen; ſeyd ihr nun eurem Koͤnige gewogen und traͤu/ wie ich wol weiß/ ſo werdet ihr mir ſtraks Ange- ſichts zuwillen ſeyn. Es gedauchte Pribiſla je laͤnger jemehr/ das Angeſicht auch die Stim- me zukennen/ ob ſie gleich heiſerich wahr/ und kunte doch die eigene Watheit nicht außſin- nen/ endlich hielt er ihn vor etwa einen guten Freund ſeines Koͤniges/ der aus weit abgele- genen Landſchafften kaͤhme/ und auff der Reiſe in Ungelegenheit gerahten waͤhre/ daher nam er ihn zu ſich/ und ließ ihn hinter ſich heꝛgehen. Die erſte Schildwache haͤtte des elen- den Betlers Eingang gerne verhindert/ wie dañ ernſtlich befohlen wahr/ aber ſeines Fuͤh- rers Anſehen wahr zu groß/ auff deſſen begehren ſich niemand ſtraͤuben durffte. Derſelbe nun gedachte im hingehen darauff/ wie er Koͤnigin Valiſken und Herr Krokus in den Vorhoff bringen moͤchte/ weil der Alte gar nicht wolte/ daß man ſeiner einige Meldung taͤhte; endlich foderte er ſeine Schwieger Tochter Libuſſen zu ſich/ welche ſein begehren ins Werk zuſtellen ihm verhieß/ auch alsbald in den groſſen Saal zu der Koͤniglichen Geſel- ſchafft ging/ und unter dem Schein ihrer Koͤnigin auffzuwarten/ baht ſie dieſelbe/ ein we- nig mit ihr hinaus zugehen/ welche etwas ſonderliches zu ſeyn vermeinend/ ihr geſchwinde folgete/ und von ihr hoͤrete/ der Schwediſchen Fraͤulein Leibdienerin haͤtte deroſelben Schwacheit geklaget/ und wuͤrde ihr vielleicht eine Ohmacht zugeſtoſſen ſeyn/ als ſie hin- gangen waͤhre/ das Wendiſche Fraͤulein in ihrem Gemache zubeſuchen. Das wolle Gott nicht/ antwortete die Koͤnigin/ darum lauff geſchwinde hin/ es eigentlich zuerfahren. Von Herzen gerne/ ſagete ſie/ aber kan eurer Hocheit nicht gnaͤdigſt gefallen/ mit mir zugehen/ umzubeſichtigen/ wie im Voͤrder Platze/ wodurch wir gehen muͤſſen/ alles ſo artig an- geſtellet ſey? Du ſchleppeſt dich allemahl gerne mit mir/ antwortete die Koͤnigin/ und wie wolteſtu es machen/ wann du dich von mir ſcheiden ſolteſt? Ehe wird meine Seele ſich von ihrem Leibe trennen laſſen/ ſagete ſie/ ehe ich das Leben meiner Seele mit willen miſſen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/862>, abgerufen am 21.05.2024.