Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
ne Bäurin mit einem Pelze begegnete/ welchen ich ihr mit gewalt abborgete/ und ihn umb
die Schuldern hing. Gott verzeihe mirs/ daß ich dazumahl gedachte/ ob dem guten Adam
sein Pelz auch also angestanden währe/ und wolte mich in dieser Kleidung noch wol haben
geduldet/ wann nur mein allerliebstes Evichen bey mir gewesen/ deren ich mich doch nicht
gerne in solchem Schmuk hätte sehen lassen/ wiewol sie mich hernach in einem lausichtern
antraff. Das Weib lieff mir eine weile nach/ wolte den Pelz nicht gerne missen/ endlich als
sie sahe/ daß alles vergebens wahr/ fing sie an/ mich so abscheuhlich auszuschelten und zuver-
fluchen/ daß ich mich schier an ihr vergriffen hätte. Sie wahr kaum von mir hinweg/ da be-
gegnete mir ein alter Betler mit zurissenen Lumpen/ dem ich einen Tausch anboht/ welcher
ihm nicht zuwieder wahr/ dann der Pelz wahr neu und gut. Ich bekleidete mich armselig
gnug/ und hatte noch/ wie mir dieser Betler sagete/ 18 Meilen biß gen Magdeburg/ welchen
Weg ich vor mich nam/ und des folgenden Tages eine andere Betlergeselschaft/ sieben
Mann stark antraff/ unter denen ein Blinder/ ein Stummer und drey Lahme oder hinken-
de wahren/ die übrige zween aber risch und stark/ und kunken sich doch stellen/ als währen sie
an der rechten Seite vom Schlage gerühret. Diese macheten mit mit Kundschaft/ und
frageten/ warumb ich in solcher Jugend und bey so gesunden Tagen mich aufs betteln be-
gäbe/ und anderen elenden unvermögenden Leuten das Brod vor dem Maule hinweg näh-
me; ich könte mich ja bey einem Bauren vor einen Knecht vermieten/ und das Brod wol
gewinnen. Ich gab ihnen zur Antwort; es hätten mich sechs freche Räuber durch gewalt-
same Plunderung in diesen Stand gesetzet/ welchen ich nicht gedächte länger zu führen/ als
von hier ab biß nach Magdeburg/ woselbst ich mir getrauete einen Herrn zubekommen/ dem
ich auffwartete/ dann ich währe aus der ferne/ wüste mit Gewehr und Pferden umbzuge-
hen/ und hätte unterschiedliche fremde Sprachen in meiner Jugend gefasset. Der eine hin-
kende Betler fing darauff an; es währen Narren/ die sich in Dienste begäben/ und der Ar-
beit sich unterwürffen/ wann sie beim Müssiggange gute Tage und alles gnug haben kön-
ten; wann mir nun ein solches sanftes Leben auch gefiele/ wolte er mich in ihre Geselschaft/
die sich zimlich stark befünde/ aufnehmen/ und zur versicherung eines guten willens/ mir sei-
ne jüngste annoch unverheirahtete Tochter nebest 2000 Gülden Brautschaz geben. Ich
erschrak dieses erbietens/ merkete schon/ was vor eine ehrliche Geselschaft ich angetroffen
hatte/ erhohlete mich bald/ und sagete ihm dank vor den guten Willen/ wolte mich bedenken/
und ihn nach Verlauff etlicher Stunden Antwort wissen lassen. Aber der eine/ welcher
sich bißher als vom Schlage gerühret/ bezeiget hatte/ griff mit beyden Armen nach mir/ und
indem ich auswiche/ sagete er: Nein mein Kerl/ hier gilt nicht lange Bedenkzeit/ ich merke
schon wol/ daß du nicht Lust hast/ lange in Betlers Kleidern zugehen. Ich spürete/ daß mirs
das Leben gelten solte/ erwehrete mich sein mit meinem zimlich starken Bettelstabe/ daß er
mich gleichwol nicht greiffen kunte/ und sprang immer weiter zurük/ weil ich sahe/ daß der
andere gesunde Schelm sich auch nahete/ welcher dann eine kurze verdeckete Plötze hervor
zog/ und auff mich darlieff. Ich trauete meinen Füssen/ welche mich auch eines Weges
von ihnen brachten/ da ich etliche Steine auffnam/ und mich gegen sie kehrete/ sie vermah-
nend/ mich gehen zulassen/ oder der Steine zugewarten. Sie hatten beide ihre Plötzen fer-
tig/ mit denen sie ohn zweifel mannichen reisenden Menschen mochten ermordet haben/

kehre-

Achtes Buch.
ne Baͤurin mit einem Pelze begegnete/ welchen ich ihr mit gewalt abborgete/ und ihn umb
die Schuldern hing. Gott verzeihe mirs/ daß ich dazumahl gedachte/ ob dem guten Adam
ſein Pelz auch alſo angeſtanden waͤhre/ und wolte mich in dieſer Kleidung noch wol haben
geduldet/ wann nur mein allerliebſtes Evichen bey mir geweſen/ deren ich mich doch nicht
gerne in ſolchem Schmuk haͤtte ſehen laſſen/ wiewol ſie mich hernach in einem lauſichtern
antraff. Das Weib lieff mir eine weile nach/ wolte den Pelz nicht gerne miſſen/ endlich als
ſie ſahe/ daß alles vergebens wahr/ fing ſie an/ mich ſo abſcheuhlich auszuſchelten und zuver-
fluchen/ daß ich mich ſchier an ihr vergriffen haͤtte. Sie wahr kaum von miꝛ hinweg/ da be-
gegnete mir ein alter Betler mit zuriſſenen Lumpen/ dem ich einen Tauſch anboht/ welcher
ihm nicht zuwieder wahr/ dann der Pelz wahr neu und gut. Ich bekleidete mich armſelig
gnug/ und hatte noch/ wie mir dieſer Betler ſagete/ 18 Meilen biß gen Magdeburg/ welchen
Weg ich vor mich nam/ und des folgenden Tages eine andere Betlergeſelſchaft/ ſieben
Mann ſtark antraff/ unter denen ein Blinder/ ein Stummer und drey Lahme oder hinken-
de wahren/ die uͤbrige zween aber riſch und ſtark/ und kunken ſich doch ſtellen/ als waͤhren ſie
an der rechten Seite vom Schlage geruͤhret. Dieſe macheten mit mit Kundſchaft/ und
frageten/ warumb ich in ſolcher Jugend und bey ſo geſunden Tagen mich aufs betteln be-
gaͤbe/ und anderen elenden unvermoͤgenden Leuten das Brod vor dem Maule hinweg naͤh-
me; ich koͤnte mich ja bey einem Bauren vor einen Knecht vermieten/ und das Brod wol
gewinnen. Ich gab ihnen zur Antwort; es haͤtten mich ſechs freche Raͤuber durch gewalt-
ſame Plunderung in dieſen Stand geſetzet/ welchen ich nicht gedaͤchte laͤnger zu fuͤhren/ als
von hier ab biß nach Magdeburg/ woſelbſt ich mir getrauete einen Herrn zubekom̃en/ dem
ich auffwartete/ dann ich waͤhre aus der ferne/ wuͤſte mit Gewehr und Pferden umbzuge-
hen/ und haͤtte unterſchiedliche fremde Sprachen in meiner Jugend gefaſſet. Der eine hin-
kende Betler fing darauff an; es waͤhren Narren/ die ſich in Dienſte begaͤben/ und der Ar-
beit ſich unterwuͤrffen/ wann ſie beim Muͤſſiggange gute Tage und alles gnug haben koͤn-
ten; wann mir nun ein ſolches ſanftes Leben auch gefiele/ wolte er mich in ihre Geſelſchaft/
die ſich zimlich ſtark befuͤnde/ aufnehmen/ und zur verſicherung eines guten willens/ mir ſei-
ne juͤngſte annoch unverheirahtete Tochter nebeſt 2000 Guͤlden Brautſchaz geben. Ich
erſchrak dieſes erbietens/ merkete ſchon/ was vor eine ehrliche Geſelſchaft ich angetroffen
hatte/ erhohlete mich bald/ und ſagete ihm dank vor den guten Willen/ wolte mich bedenken/
und ihn nach Verlauff etlicher Stunden Antwort wiſſen laſſen. Aber der eine/ welcher
ſich bißher als vom Schlage geruͤhret/ bezeiget hatte/ griff mit beyden Armen nach mir/ uñ
indem ich auswiche/ ſagete er: Nein mein Kerl/ hier gilt nicht lange Bedenkzeit/ ich merke
ſchon wol/ daß du nicht Luſt haſt/ lange in Betlers Kleidern zugehen. Ich ſpuͤrete/ daß mirs
das Leben gelten ſolte/ erwehrete mich ſein mit meinem zimlich ſtarken Bettelſtabe/ daß er
mich gleichwol nicht greiffen kunte/ und ſprang immer weiter zurük/ weil ich ſahe/ daß der
andere geſunde Schelm ſich auch nahete/ welcher dann eine kurze verdeckete Ploͤtze hervor
zog/ und auff mich darlieff. Ich trauete meinen Fuͤſſen/ welche mich auch eines Weges
von ihnen brachten/ da ich etliche Steine auffnam/ und mich gegen ſie kehrete/ ſie vermah-
nend/ mich gehen zulaſſen/ oder der Steine zugewarten. Sie hatten beide ihre Ploͤtzen fer-
tig/ mit denen ſie ohn zweifel mannichen reiſenden Menſchen mochten ermordet haben/

kehre-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0845" n="839"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
ne Ba&#x0364;urin mit einem Pelze begegnete/ welchen ich ihr mit gewalt abborgete/ und ihn umb<lb/>
die Schuldern hing. Gott verzeihe mirs/ daß ich dazumahl gedachte/ ob dem guten Adam<lb/>
&#x017F;ein Pelz auch al&#x017F;o ange&#x017F;tanden wa&#x0364;hre/ und wolte mich in die&#x017F;er Kleidung noch wol haben<lb/>
geduldet/ wann nur mein allerlieb&#x017F;tes Evichen bey mir gewe&#x017F;en/ deren ich mich doch nicht<lb/>
gerne in &#x017F;olchem Schmuk ha&#x0364;tte &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ wiewol &#x017F;ie mich hernach in einem lau&#x017F;ichtern<lb/>
antraff. Das Weib lieff mir eine weile nach/ wolte den Pelz nicht gerne mi&#x017F;&#x017F;en/ endlich als<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ahe/ daß alles vergebens wahr/ fing &#x017F;ie an/ mich &#x017F;o ab&#x017F;cheuhlich auszu&#x017F;chelten und zuver-<lb/>
fluchen/ daß ich mich &#x017F;chier an ihr vergriffen ha&#x0364;tte. Sie wahr kaum von mi&#xA75B; hinweg/ da be-<lb/>
gegnete mir ein alter Betler mit zuri&#x017F;&#x017F;enen Lumpen/ dem ich einen Tau&#x017F;ch anboht/ welcher<lb/>
ihm nicht zuwieder wahr/ dann der Pelz wahr neu und gut. Ich bekleidete mich arm&#x017F;elig<lb/>
gnug/ und hatte noch/ wie mir die&#x017F;er Betler &#x017F;agete/ 18 Meilen biß gen Magdeburg/ welchen<lb/>
Weg ich vor mich nam/ und des folgenden Tages eine andere Betlerge&#x017F;el&#x017F;chaft/ &#x017F;ieben<lb/>
Mann &#x017F;tark antraff/ unter denen ein Blinder/ ein Stummer und drey Lahme oder hinken-<lb/>
de wahren/ die u&#x0364;brige zween aber ri&#x017F;ch und &#x017F;tark/ und kunken &#x017F;ich doch &#x017F;tellen/ als wa&#x0364;hren &#x017F;ie<lb/>
an der rechten Seite vom Schlage geru&#x0364;hret. Die&#x017F;e macheten mit mit Kund&#x017F;chaft/ und<lb/>
frageten/ warumb ich in &#x017F;olcher Jugend und bey &#x017F;o ge&#x017F;unden Tagen mich aufs betteln be-<lb/>
ga&#x0364;be/ und anderen elenden unvermo&#x0364;genden Leuten das Brod vor dem Maule hinweg na&#x0364;h-<lb/>
me; ich ko&#x0364;nte mich ja bey einem Bauren vor einen Knecht vermieten/ und das Brod wol<lb/>
gewinnen. Ich gab ihnen zur Antwort; es ha&#x0364;tten mich &#x017F;echs freche Ra&#x0364;uber durch gewalt-<lb/>
&#x017F;ame Plunderung in die&#x017F;en Stand ge&#x017F;etzet/ welchen ich nicht geda&#x0364;chte la&#x0364;nger zu fu&#x0364;hren/ als<lb/>
von hier ab biß nach Magdeburg/ wo&#x017F;elb&#x017F;t ich mir getrauete einen Herrn zubekom&#x0303;en/ dem<lb/>
ich auffwartete/ dann ich wa&#x0364;hre aus der ferne/ wu&#x0364;&#x017F;te mit Gewehr und Pferden umbzuge-<lb/>
hen/ und ha&#x0364;tte unter&#x017F;chiedliche fremde Sprachen in meiner Jugend gefa&#x017F;&#x017F;et. Der eine hin-<lb/>
kende Betler fing darauff an; es wa&#x0364;hren Narren/ die &#x017F;ich in Dien&#x017F;te bega&#x0364;ben/ und der Ar-<lb/>
beit &#x017F;ich unterwu&#x0364;rffen/ wann &#x017F;ie beim Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggange gute Tage und alles gnug haben ko&#x0364;n-<lb/>
ten; wann mir nun ein &#x017F;olches &#x017F;anftes Leben auch gefiele/ wolte er mich in ihre Ge&#x017F;el&#x017F;chaft/<lb/>
die &#x017F;ich zimlich &#x017F;tark befu&#x0364;nde/ aufnehmen/ und zur ver&#x017F;icherung eines guten willens/ mir &#x017F;ei-<lb/>
ne ju&#x0364;ng&#x017F;te annoch unverheirahtete Tochter nebe&#x017F;t 2000 Gu&#x0364;lden Braut&#x017F;chaz geben. Ich<lb/>
er&#x017F;chrak die&#x017F;es erbietens/ merkete &#x017F;chon/ was vor eine ehrliche Ge&#x017F;el&#x017F;chaft ich angetroffen<lb/>
hatte/ erhohlete mich bald/ und &#x017F;agete ihm dank vor den guten Willen/ wolte mich bedenken/<lb/>
und ihn nach Verlauff etlicher Stunden Antwort wi&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en. Aber der eine/ welcher<lb/>
&#x017F;ich bißher als vom Schlage geru&#x0364;hret/ bezeiget hatte/ griff mit beyden Armen nach mir/ un&#x0303;<lb/>
indem ich auswiche/ &#x017F;agete er: Nein mein Kerl/ hier gilt nicht lange Bedenkzeit/ ich merke<lb/>
&#x017F;chon wol/ daß du nicht Lu&#x017F;t ha&#x017F;t/ lange in Betlers Kleidern zugehen. Ich &#x017F;pu&#x0364;rete/ daß mirs<lb/>
das Leben gelten &#x017F;olte/ erwehrete mich &#x017F;ein mit meinem zimlich &#x017F;tarken Bettel&#x017F;tabe/ daß er<lb/>
mich gleichwol nicht greiffen kunte/ und &#x017F;prang immer weiter zurük/ weil ich &#x017F;ahe/ daß der<lb/>
andere ge&#x017F;unde Schelm &#x017F;ich auch nahete/ welcher dann eine kurze verdeckete Plo&#x0364;tze hervor<lb/>
zog/ und auff mich darlieff. Ich trauete meinen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ welche mich auch eines Weges<lb/>
von ihnen brachten/ da ich etliche Steine auffnam/ und mich gegen &#x017F;ie kehrete/ &#x017F;ie vermah-<lb/>
nend/ mich gehen zula&#x017F;&#x017F;en/ oder der Steine zugewarten. Sie hatten beide ihre Plo&#x0364;tzen fer-<lb/>
tig/ mit denen &#x017F;ie ohn zweifel mannichen rei&#x017F;enden Men&#x017F;chen mochten ermordet haben/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kehre-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[839/0845] Achtes Buch. ne Baͤurin mit einem Pelze begegnete/ welchen ich ihr mit gewalt abborgete/ und ihn umb die Schuldern hing. Gott verzeihe mirs/ daß ich dazumahl gedachte/ ob dem guten Adam ſein Pelz auch alſo angeſtanden waͤhre/ und wolte mich in dieſer Kleidung noch wol haben geduldet/ wann nur mein allerliebſtes Evichen bey mir geweſen/ deren ich mich doch nicht gerne in ſolchem Schmuk haͤtte ſehen laſſen/ wiewol ſie mich hernach in einem lauſichtern antraff. Das Weib lieff mir eine weile nach/ wolte den Pelz nicht gerne miſſen/ endlich als ſie ſahe/ daß alles vergebens wahr/ fing ſie an/ mich ſo abſcheuhlich auszuſchelten und zuver- fluchen/ daß ich mich ſchier an ihr vergriffen haͤtte. Sie wahr kaum von miꝛ hinweg/ da be- gegnete mir ein alter Betler mit zuriſſenen Lumpen/ dem ich einen Tauſch anboht/ welcher ihm nicht zuwieder wahr/ dann der Pelz wahr neu und gut. Ich bekleidete mich armſelig gnug/ und hatte noch/ wie mir dieſer Betler ſagete/ 18 Meilen biß gen Magdeburg/ welchen Weg ich vor mich nam/ und des folgenden Tages eine andere Betlergeſelſchaft/ ſieben Mann ſtark antraff/ unter denen ein Blinder/ ein Stummer und drey Lahme oder hinken- de wahren/ die uͤbrige zween aber riſch und ſtark/ und kunken ſich doch ſtellen/ als waͤhren ſie an der rechten Seite vom Schlage geruͤhret. Dieſe macheten mit mit Kundſchaft/ und frageten/ warumb ich in ſolcher Jugend und bey ſo geſunden Tagen mich aufs betteln be- gaͤbe/ und anderen elenden unvermoͤgenden Leuten das Brod vor dem Maule hinweg naͤh- me; ich koͤnte mich ja bey einem Bauren vor einen Knecht vermieten/ und das Brod wol gewinnen. Ich gab ihnen zur Antwort; es haͤtten mich ſechs freche Raͤuber durch gewalt- ſame Plunderung in dieſen Stand geſetzet/ welchen ich nicht gedaͤchte laͤnger zu fuͤhren/ als von hier ab biß nach Magdeburg/ woſelbſt ich mir getrauete einen Herrn zubekom̃en/ dem ich auffwartete/ dann ich waͤhre aus der ferne/ wuͤſte mit Gewehr und Pferden umbzuge- hen/ und haͤtte unterſchiedliche fremde Sprachen in meiner Jugend gefaſſet. Der eine hin- kende Betler fing darauff an; es waͤhren Narren/ die ſich in Dienſte begaͤben/ und der Ar- beit ſich unterwuͤrffen/ wann ſie beim Muͤſſiggange gute Tage und alles gnug haben koͤn- ten; wann mir nun ein ſolches ſanftes Leben auch gefiele/ wolte er mich in ihre Geſelſchaft/ die ſich zimlich ſtark befuͤnde/ aufnehmen/ und zur verſicherung eines guten willens/ mir ſei- ne juͤngſte annoch unverheirahtete Tochter nebeſt 2000 Guͤlden Brautſchaz geben. Ich erſchrak dieſes erbietens/ merkete ſchon/ was vor eine ehrliche Geſelſchaft ich angetroffen hatte/ erhohlete mich bald/ und ſagete ihm dank vor den guten Willen/ wolte mich bedenken/ und ihn nach Verlauff etlicher Stunden Antwort wiſſen laſſen. Aber der eine/ welcher ſich bißher als vom Schlage geruͤhret/ bezeiget hatte/ griff mit beyden Armen nach mir/ uñ indem ich auswiche/ ſagete er: Nein mein Kerl/ hier gilt nicht lange Bedenkzeit/ ich merke ſchon wol/ daß du nicht Luſt haſt/ lange in Betlers Kleidern zugehen. Ich ſpuͤrete/ daß mirs das Leben gelten ſolte/ erwehrete mich ſein mit meinem zimlich ſtarken Bettelſtabe/ daß er mich gleichwol nicht greiffen kunte/ und ſprang immer weiter zurük/ weil ich ſahe/ daß der andere geſunde Schelm ſich auch nahete/ welcher dann eine kurze verdeckete Ploͤtze hervor zog/ und auff mich darlieff. Ich trauete meinen Fuͤſſen/ welche mich auch eines Weges von ihnen brachten/ da ich etliche Steine auffnam/ und mich gegen ſie kehrete/ ſie vermah- nend/ mich gehen zulaſſen/ oder der Steine zugewarten. Sie hatten beide ihre Ploͤtzen fer- tig/ mit denen ſie ohn zweifel mannichen reiſenden Menſchen mochten ermordet haben/ kehre-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/845
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 839. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/845>, abgerufen am 23.11.2024.