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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
fen? gehe du hin nach deines Vaters alten Magd Metten/ welche du vor drey Jahren be-
schlaffen hast; ich begehre dich Hurentrecker nicht/ wil auch nicht gewärtig seyn/ daß du
mich deiner Dräuung nach/ jagen und schlagen solt. Oder meinestu daß ich keinen Kerl
ohn dich kriegen kan? Haha! ich habe schon einen Bräutigam vor mich/ und wiltu ihn
gerne sehen? sihe da stehet er/ und hat mehr verstand in seinem kleinen Finger/ als du in dei-
nem tölpischen grossen Kopfe. Hiemit wahr der Tanz gepfiffen/ dann der Vater trat hin
zu der Tochter und gab ihr etliche Maulschellen/ daß ihr Mund und Nase blutete/ da er zu
ihr sagete: Du lose Haut/ hastu den jungen Bengel darumb so munter gekleidet/ daß du
deine Hurerey mit ihm treibest? nimmermehr sol er dein Kerl werden; fiel damit die Toch-
ter aufs neue an/ und schlug frisch auff sie loß; welche aber meinen Streit mit Kurd erse-
hend/ einen Muht fassete/ sich zur wehre stellete/ und den Vater nach wenigen ringen zur
Erden niderwarff. Inzwischen hatte ich auch meine Arbeit; dann als Kurd hörete/ daß
seiner meinung nach ich ihm vor dem Korbe fischete/ sahe er mich grimmig an/ fassete seine
Mistgabel/ und in dem er mich einen Schelm und Ehebrecher schalt/ schlug er auff mich
zu/ daß wo ich nicht ausgewichen währe/ er mich bäurisch gnug würde gezeichnet haben/ und
weis ich nicht/ obs mein Glük oder Unglük wahr/ daß in diesem Sprunge ich eines Zuber-
baums hinter der Tühr gewahr ward/ mit welchem ich dem Baurflegel entgegen trat/ und
ihm eins über den Kopf versetzete/ daß er als ein Todter zur Erden niderstürzete/ und keinen
Finger regete. Der Alte tummelte sich unterdessen mit seiner Tochter auff der Erden weid-
lich umb/ und hörete ich ihn ruffen/ sie solte aufhören/ ihm die Kehle zudrücken; die sich aber
wenig daran kehrete/ biß die Mutter hinzu trat/ und den Alten rettete/ gleich da mein Gege-
ner zu bodem fiel; worüber die Dirne sich höchlich erfreuete/ daß sie mit blutigem Maul
und Gesichte mir zurieff; Halte dich frisch du mein lieber Sebald/ ich wil niemand anders
als dich haben. Mir wahr trauen dazumahl nicht sonderlich wol/ massen ich mich vor des
Alten Rache fürchtete/ den gleichwol sein Weib zu frieden sprach/ vorgebend/ er wüste ja
wol/ daß sie beyde es mit ihrer Ehr eben so gemacht hätten/ und wo er nicht in seiner Toch-
ter Willen gehehlen wolte/ müste ohn seinen dank noch diesen Abend die Ehe volzogen wer-
den; wodurch er nähern kauff zu geben bewogen ward. Ich aber machete mich freundlich
zu der Dirne/ hielt ihr meine Gefahr wegen des nidergeschlagenen vor/ und baht/ mir zu helf-
fen/ daß ich mit einem geruheten Pferde mich davon machen könte/ der Lebensgefahr zu ent-
gehen/ welches sie ihrer einfalt nach/ nicht allein gerne einwilligte/ sondern den Baurensat-
tel selbst hervor nam/ und ihres Vaters beste Pferd mir fertig machete/ da die Mutter mir
inzwischen 15 Gülden hohlete/ mit der Abrede/ ich solte nach dem nähesten Flecken/ drey
Meilen von dar/ zu ihrer Schwester mich begeben/ sie wolte in dreyen Tagen mich wissen
lassen/ wessen ich mich zuverhalten hätte. Wem wahr lieber als mir? ich setzete mich ge-
schwinde auff/ und rante als ein Vogel davon/ dann das Pferd wahr guter Schenkel/ mie-
tete im nähesten Dorffe einen Bohten/ der mich des nähesten weges nach Magdeburg/
bringen solte; aber es wolte sich annoch nicht nach willen fugen/ sondern ich ward am We-
serstrohm von sechs Räubern überfallen/ welche mir Pferd/ Geld und Kleider nahmen/ dz
ich mit noht Mutterleibes-nacket/ jedoch ohn sonderliche Wunden davon kam. Also muste
ich in die sechs Stunden nach art unser ersten Eltern fein leicht dahin springen/ biß mir ei-

ne

Achtes Buch.
fen? gehe du hin nach deines Vaters alten Magd Metten/ welche du vor drey Jahren be-
ſchlaffen haſt; ich begehre dich Hurentrecker nicht/ wil auch nicht gewaͤrtig ſeyn/ daß du
mich deiner Draͤuung nach/ jagen und ſchlagen ſolt. Oder meineſtu daß ich keinen Kerl
ohn dich kriegen kan? Haha! ich habe ſchon einen Braͤutigam vor mich/ und wiltu ihn
gerne ſehen? ſihe da ſtehet er/ und hat mehr verſtand in ſeinem kleinen Finger/ als du in dei-
nem toͤlpiſchen groſſen Kopfe. Hiemit wahr der Tanz gepfiffen/ dann der Vater trat hin
zu der Tochter und gab ihr etliche Maulſchellen/ daß ihr Mund und Naſe blutete/ da er zu
ihr ſagete: Du loſe Haut/ haſtu den jungen Bengel darumb ſo munter gekleidet/ daß du
deine Hurerey mit ihm treibeſt? nim̃ermehr ſol er dein Kerl werden; fiel damit die Toch-
ter aufs neue an/ und ſchlug friſch auff ſie loß; welche aber meinen Streit mit Kurd erſe-
hend/ einen Muht faſſete/ ſich zur wehre ſtellete/ und den Vater nach wenigen ringen zur
Erden niderwarff. Inzwiſchen hatte ich auch meine Arbeit; dann als Kurd hoͤrete/ daß
ſeiner meinung nach ich ihm vor dem Korbe fiſchete/ ſahe er mich grimmig an/ faſſete ſeine
Miſtgabel/ und in dem er mich einen Schelm und Ehebrecher ſchalt/ ſchlug er auff mich
zu/ daß wo ich nicht ausgewichen waͤhre/ er mich baͤuꝛiſch gnug wuͤrde gezeichnet haben/ uñ
weis ich nicht/ obs mein Gluͤk oder Ungluͤk wahr/ daß in dieſem Sprunge ich eines Zuber-
baums hinter der Tuͤhr gewahr ward/ mit welchem ich dem Baurflegel entgegen trat/ und
ihm eins uͤber den Kopf verſetzete/ daß er als ein Todter zur Erden niderſtuͤrzete/ und keinen
Finger regete. Der Alte tummelte ſich unterdeſſen mit ſeiner Tochter auff der Erden weid-
lich umb/ und hoͤrete ich ihn ruffen/ ſie ſolte aufhoͤren/ ihm die Kehle zudruͤcken; die ſich aber
wenig daran kehrete/ biß die Mutter hinzu trat/ und den Alten rettete/ gleich da mein Gege-
ner zu bodem fiel; woruͤber die Dirne ſich hoͤchlich erfreuete/ daß ſie mit blutigem Maul
und Geſichte mir zurieff; Halte dich friſch du mein lieber Sebald/ ich wil niemand anders
als dich haben. Mir wahr trauen dazumahl nicht ſonderlich wol/ maſſen ich mich vor des
Alten Rache fuͤrchtete/ den gleichwol ſein Weib zu frieden ſprach/ vorgebend/ er wuͤſte ja
wol/ daß ſie beyde es mit ihrer Ehr eben ſo gemacht haͤtten/ und wo er nicht in ſeiner Toch-
ter Willen gehehlen wolte/ muͤſte ohn ſeinen dank noch dieſen Abend die Ehe volzogen weꝛ-
den; wodurch er naͤhern kauff zu geben bewogen ward. Ich aber machete mich freundlich
zu der Dirne/ hielt ihr meine Gefahr wegen des nidergeſchlagenen voꝛ/ und baht/ mir zu helf-
fen/ daß ich mit einem geruheten Pferde mich davon machen koͤnte/ der Lebensgefahr zu ent-
gehen/ welches ſie ihrer einfalt nach/ nicht allein gerne einwilligte/ ſondern den Baurenſat-
tel ſelbſt hervor nam/ und ihres Vaters beſte Pferd mir fertig machete/ da die Mutter mir
inzwiſchen 15 Guͤlden hohlete/ mit der Abrede/ ich ſolte nach dem naͤheſten Flecken/ drey
Meilen von dar/ zu ihrer Schweſter mich begeben/ ſie wolte in dreyen Tagen mich wiſſen
laſſen/ weſſen ich mich zuverhalten haͤtte. Wem wahr lieber als mir? ich ſetzete mich ge-
ſchwinde auff/ und rante als ein Vogel davon/ dann das Pferd wahr guter Schenkel/ mie-
tete im naͤheſten Dorffe einen Bohten/ der mich des naͤheſten weges nach Magdeburg/
bringen ſolte; aber es wolte ſich annoch nicht nach willen fugen/ ſondern ich ward am We-
ſerſtrohm von ſechs Raͤubern uͤberfallen/ welche mir Pferd/ Geld und Kleider nahmen/ dz
ich mit noht Mutterleibes-nacket/ jedoch ohn ſonderliche Wunden davon kam. Alſo muſte
ich in die ſechs Stunden nach art unſer erſten Eltern fein leicht dahin ſpringen/ biß mir ei-

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[838/0844] Achtes Buch. fen? gehe du hin nach deines Vaters alten Magd Metten/ welche du vor drey Jahren be- ſchlaffen haſt; ich begehre dich Hurentrecker nicht/ wil auch nicht gewaͤrtig ſeyn/ daß du mich deiner Draͤuung nach/ jagen und ſchlagen ſolt. Oder meineſtu daß ich keinen Kerl ohn dich kriegen kan? Haha! ich habe ſchon einen Braͤutigam vor mich/ und wiltu ihn gerne ſehen? ſihe da ſtehet er/ und hat mehr verſtand in ſeinem kleinen Finger/ als du in dei- nem toͤlpiſchen groſſen Kopfe. Hiemit wahr der Tanz gepfiffen/ dann der Vater trat hin zu der Tochter und gab ihr etliche Maulſchellen/ daß ihr Mund und Naſe blutete/ da er zu ihr ſagete: Du loſe Haut/ haſtu den jungen Bengel darumb ſo munter gekleidet/ daß du deine Hurerey mit ihm treibeſt? nim̃ermehr ſol er dein Kerl werden; fiel damit die Toch- ter aufs neue an/ und ſchlug friſch auff ſie loß; welche aber meinen Streit mit Kurd erſe- hend/ einen Muht faſſete/ ſich zur wehre ſtellete/ und den Vater nach wenigen ringen zur Erden niderwarff. Inzwiſchen hatte ich auch meine Arbeit; dann als Kurd hoͤrete/ daß ſeiner meinung nach ich ihm vor dem Korbe fiſchete/ ſahe er mich grimmig an/ faſſete ſeine Miſtgabel/ und in dem er mich einen Schelm und Ehebrecher ſchalt/ ſchlug er auff mich zu/ daß wo ich nicht ausgewichen waͤhre/ er mich baͤuꝛiſch gnug wuͤrde gezeichnet haben/ uñ weis ich nicht/ obs mein Gluͤk oder Ungluͤk wahr/ daß in dieſem Sprunge ich eines Zuber- baums hinter der Tuͤhr gewahr ward/ mit welchem ich dem Baurflegel entgegen trat/ und ihm eins uͤber den Kopf verſetzete/ daß er als ein Todter zur Erden niderſtuͤrzete/ und keinen Finger regete. Der Alte tummelte ſich unterdeſſen mit ſeiner Tochter auff der Erden weid- lich umb/ und hoͤrete ich ihn ruffen/ ſie ſolte aufhoͤren/ ihm die Kehle zudruͤcken; die ſich aber wenig daran kehrete/ biß die Mutter hinzu trat/ und den Alten rettete/ gleich da mein Gege- ner zu bodem fiel; woruͤber die Dirne ſich hoͤchlich erfreuete/ daß ſie mit blutigem Maul und Geſichte mir zurieff; Halte dich friſch du mein lieber Sebald/ ich wil niemand anders als dich haben. Mir wahr trauen dazumahl nicht ſonderlich wol/ maſſen ich mich vor des Alten Rache fuͤrchtete/ den gleichwol ſein Weib zu frieden ſprach/ vorgebend/ er wuͤſte ja wol/ daß ſie beyde es mit ihrer Ehr eben ſo gemacht haͤtten/ und wo er nicht in ſeiner Toch- ter Willen gehehlen wolte/ muͤſte ohn ſeinen dank noch dieſen Abend die Ehe volzogen weꝛ- den; wodurch er naͤhern kauff zu geben bewogen ward. Ich aber machete mich freundlich zu der Dirne/ hielt ihr meine Gefahr wegen des nidergeſchlagenen voꝛ/ und baht/ mir zu helf- fen/ daß ich mit einem geruheten Pferde mich davon machen koͤnte/ der Lebensgefahr zu ent- gehen/ welches ſie ihrer einfalt nach/ nicht allein gerne einwilligte/ ſondern den Baurenſat- tel ſelbſt hervor nam/ und ihres Vaters beſte Pferd mir fertig machete/ da die Mutter mir inzwiſchen 15 Guͤlden hohlete/ mit der Abrede/ ich ſolte nach dem naͤheſten Flecken/ drey Meilen von dar/ zu ihrer Schweſter mich begeben/ ſie wolte in dreyen Tagen mich wiſſen laſſen/ weſſen ich mich zuverhalten haͤtte. Wem wahr lieber als mir? ich ſetzete mich ge- ſchwinde auff/ und rante als ein Vogel davon/ dann das Pferd wahr guter Schenkel/ mie- tete im naͤheſten Dorffe einen Bohten/ der mich des naͤheſten weges nach Magdeburg/ bringen ſolte; aber es wolte ſich annoch nicht nach willen fugen/ ſondern ich ward am We- ſerſtrohm von ſechs Raͤubern uͤberfallen/ welche mir Pferd/ Geld und Kleider nahmen/ dz ich mit noht Mutterleibes-nacket/ jedoch ohn ſonderliche Wunden davon kam. Alſo muſte ich in die ſechs Stunden nach art unſer erſten Eltern fein leicht dahin ſpringen/ biß mir ei- ne

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/844>, abgerufen am 18.05.2024.