Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. sehnliche Hülffe wieder die Pannonier zuschicken wolte/ daher er sich in dessen Dienste be-geben/ und diese seine höchstgewünschete Glükseligkeit erlanget hätte/ welche hiedurch vol- kommen gemacht währe/ daß König Herkules ihm gnädigste Bestallung angebohten/ in dessen Diensten er zu leben und sterben begehrete. Derselbe nun schlug ihn alsbald zum Rit- ter/ und als die grosse gemeine Feldbeute geteilet ward/ bekam er vor sein Häupt 30000 Kronen an Baarschaft und Geschmeide/ darzu 24 statlich geputzete Reitpferde/ drey Pak- wagen mit 18 Pferden und eine Gutsche mit sechs Pferden/ von der Lager Beute aber/ wel- che der Königlichen Geselschaft vorbehalten ward/ wendete ihm Arbtanes 20000 Kronen und die andern Könige und Fürsten ingesamt auch so viel zu; da seine 50 Reuter ingesamt zwo Tonnen Goldes/ gleich unter sich zu teilen/ bekahmen/ welche Arbianes alle in bestal- lung nam/ und Reicharden 12 Teutsche Reuter zugab/ welche mit ihm nach seiner Heimaht alsbald fortzihen solten/ umb seine Gelder und Sachen dahin zubringen/ er aber solte mit seiner Eheliebsten sich bald wieder einstellen/ und erwarten/ was vor absonderliche Gnade ihm daselbst begegnen würde. Er kam diesem Befehl willig nach/ da er Südmeier den eh- mahligen Gutscher loßbaht/ welcher/ weil er sich kund gegeben hatte/ über 10000 Kronen wert bekam/ nebest viel Pferden und anderen Sachen/ die er seinem lieben Weibe und ih- ren armen Eltern mit übernehmen/ und sich in Herkules Dienste wieder einstellen wolte. Das übrige dieses Tages brachte die Königliche Geselschaft in aller ergezligkeit zu/ da bey- des Herkules und Valiska sich über der Vergnügung hoch verwunderten/ welche Mar- komir an den Tag legete/ darumb dar er von ihnen so gar freundlich gehalten ward/ wie sie dann beyderseits ihn in ihre brüder- und schwesterliche vertrauliche Freundschaft aufnah- men/ dessen er sich selbst vor unwirdig schätzete; und wuchs diese Vertrauligkeit von Tage zu Tage/ weil er sich so züchtig gegen Valisken bezeigete/ daß leibliche Brüder und Schwe- ster nie heiliger mit einander gelebet haben. Des folgenden Morgens musten alle Gefan- gene mit ihrem Könige (der mit einer zimlichen Kette wieder beleget ward) abermahl vor Gerichte erscheinen/ da Dropion ohn gebehtenen Urlaub alsbald diese verwägene Rede anfing: Wann das Glük mit mir nach meinem Verdienste verfahren wolte/ müste ich trauen nicht gefesselt und umbkettet als ein Ubeltähter vor diesem Gerichte stehen/ sondern die vor- gestriges Tages abgefassete Urtel/ wegen des übergeschikten schäbichten Hundes an mei- nen Gefangenen/ nunmehr sitzenden Richtern gebührlich volstrecken. Meine tapfere Tah- ten sind grösser/ als daß sie mit der Feder können beschrieben werden. Wann ich meiner Fäuste mächtig bin/ mus vor mir stürzen was ich mit meinem Säbel berunhre/ und mus anjetzo mich von denen rechtfertigen lassen/ denen so zu reden der Diebsstrik schon umb den Hals geleget wahr. O du verfluchte verhängnis/ hastu den tapferen Dropion zum Schau- spiel der jungen Knaben/ die in Königlichem Pracht sitzen/ an diesen Ort hergestellet? Er wolte fortfahren in seinem schänden/ unter der Hoffnung/ die unsern zu reizen/ daß sie ihm aus Eifer einen schleunigen Tod anlegeten/ wie dann Ladisla sich schier übersehen hätte; aber Herkules redete ihm ein/ und sagete nachgehends zu Dropion; Ey du gottloser Bube/ solte man deinen Stolz und Ubermuht dann so gar nicht vertreiben können? dein Bruder Pines machte es nicht viel besser/ aber ich fand ein mittel zu seiner Zähmung/ welches ich an dir auch werde versuchen müssen; befahl darauff/ daß man ihm die Kleider gar vom Lei- be reis-
Achtes Buch. ſehnliche Hülffe wieder die Pannonier zuſchicken wolte/ daher er ſich in deſſen Dienſte be-geben/ und dieſe ſeine hoͤchſtgewuͤnſchete Gluͤkſeligkeit erlanget haͤtte/ welche hiedurch vol- kommen gemacht waͤhre/ daß Koͤnig Herkules ihm gnaͤdigſte Beſtallung angebohten/ in deſſen Dienſten er zu leben und ſterben begehrete. Deꝛſelbe nun ſchlug ihn alsbald zum Rit- ter/ und als die groſſe gemeine Feldbeute geteilet ward/ bekam er vor ſein Haͤupt 30000 Kronen an Baarſchaft und Geſchmeide/ darzu 24 ſtatlich geputzete Reitpferde/ drey Pak- wagen mit 18 Pferden und eine Gutſche mit ſechs Pferden/ von der Lager Beute aber/ wel- che der Koͤniglichen Geſelſchaft vorbehalten ward/ wendete ihm Arbtanes 20000 Kronẽ und die andern Koͤnige und Fuͤrſten ingeſamt auch ſo viel zu; da ſeine 50 Reuter ingeſamt zwo Tonnen Goldes/ gleich unter ſich zu teilen/ bekahmen/ welche Arbianes alle in beſtal- lung nam/ und Reicharden 12 Teutſche Reuter zugab/ welche mit ihm nach ſeineꝛ Heimaht alsbald fortzihen ſolten/ umb ſeine Gelder und Sachen dahin zubringen/ er aber ſolte mit ſeiner Eheliebſten ſich bald wieder einſtellen/ und erwarten/ was vor abſonderliche Gnade ihm daſelbſt begegnen wuͤrde. Er kam dieſem Befehl willig nach/ da er Suͤdmeier den eh- mahligen Gutſcher loßbaht/ welcher/ weil er ſich kund gegeben hatte/ uͤber 10000 Kronen wert bekam/ nebeſt viel Pferden und anderen Sachen/ die er ſeinem lieben Weibe und ih- ren armen Eltern mit uͤbernehmen/ und ſich in Herkules Dienſte wieder einſtellen wolte. Das uͤbrige dieſes Tages brachte die Koͤnigliche Geſelſchaft in aller ergezligkeit zu/ da bey- des Herkules und Valiſka ſich uͤber der Vergnuͤgung hoch verwunderten/ welche Mar- komir an den Tag legete/ darumb dar er von ihnen ſo gar freundlich gehalten ward/ wie ſie dann beyderſeits ihn in ihre brüder- und ſchweſterliche vertrauliche Freundſchaft aufnah- men/ deſſen er ſich ſelbſt vor unwirdig ſchaͤtzete; und wuchs dieſe Vertrauligkeit von Tage zu Tage/ weil er ſich ſo zuͤchtig gegen Valiſken bezeigete/ daß leibliche Bruͤder und Schwe- ſter nie heiliger mit einander gelebet haben. Des folgenden Morgens muſten alle Gefan- gene mit ihrem Koͤnige (der mit einer zimlichen Kette wieder beleget ward) abermahl vor Gerichte erſcheinen/ da Dropion ohn gebehtenen Urlaub alsbald dieſe verwaͤgene Rede anfing: Wañ das Gluͤk mit mir nach meinem Verdienſte verfahren wolte/ muͤſte ich trauẽ nicht gefeſſelt und umbkettet als ein Ubeltaͤhter vor dieſem Gerichte ſtehen/ ſondern die vor- geſtriges Tages abgefaſſete Urtel/ wegen des uͤbergeſchikten ſchaͤbichten Hundes an mei- nen Gefangenen/ nunmehr ſitzenden Richtern gebührlich volſtrecken. Meine tapfere Tah- ten ſind groͤſſer/ als daß ſie mit der Feder koͤnnen beſchrieben werden. Wann ich meiner Faͤuſte maͤchtig bin/ mus vor mir ſtuͤrzen was ich mit meinem Saͤbel berũhre/ und mus anjetzo mich von denen rechtfertigen laſſen/ denen ſo zu reden der Diebsſtrik ſchon umb den Hals geleget wahr. O du verfluchte verhaͤngnis/ haſtu den tapferen Dropion zum Schau- ſpiel der jungen Knaben/ die in Koͤniglichem Pracht ſitzen/ an dieſen Ort hergeſtellet? Er wolte fortfahren in ſeinem ſchaͤnden/ unter der Hoffnung/ die unſern zu reizen/ daß ſie ihm aus Eifer einen ſchleunigen Tod anlegeten/ wie dann Ladiſla ſich ſchier uͤberſehen haͤtte; aber Herkules redete ihm ein/ und ſagete nachgehends zu Dropion; Ey du gottloſer Bube/ ſolte man deinen Stolz und Ubermuht dann ſo gar nicht vertreiben koͤnnen? dein Bruder Pines machte es nicht viel beſſer/ aber ich fand ein mittel zu ſeiner Zaͤhmung/ welches ich an dir auch werde verſuchen müſſen; befahl darauff/ daß man ihm die Kleider gar vom Lei- be reiſ-
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Achtes Buch.
ſehnliche Hülffe wieder die Pannonier zuſchicken wolte/ daher er ſich in deſſen Dienſte be-
geben/ und dieſe ſeine hoͤchſtgewuͤnſchete Gluͤkſeligkeit erlanget haͤtte/ welche hiedurch vol-
kommen gemacht waͤhre/ daß Koͤnig Herkules ihm gnaͤdigſte Beſtallung angebohten/ in
deſſen Dienſten er zu leben und ſterben begehrete. Deꝛſelbe nun ſchlug ihn alsbald zum Rit-
ter/ und als die groſſe gemeine Feldbeute geteilet ward/ bekam er vor ſein Haͤupt 30000
Kronen an Baarſchaft und Geſchmeide/ darzu 24 ſtatlich geputzete Reitpferde/ drey Pak-
wagen mit 18 Pferden und eine Gutſche mit ſechs Pferden/ von der Lager Beute aber/ wel-
che der Koͤniglichen Geſelſchaft vorbehalten ward/ wendete ihm Arbtanes 20000 Kronẽ
und die andern Koͤnige und Fuͤrſten ingeſamt auch ſo viel zu; da ſeine 50 Reuter ingeſamt
zwo Tonnen Goldes/ gleich unter ſich zu teilen/ bekahmen/ welche Arbianes alle in beſtal-
lung nam/ und Reicharden 12 Teutſche Reuter zugab/ welche mit ihm nach ſeineꝛ Heimaht
alsbald fortzihen ſolten/ umb ſeine Gelder und Sachen dahin zubringen/ er aber ſolte mit
ſeiner Eheliebſten ſich bald wieder einſtellen/ und erwarten/ was vor abſonderliche Gnade
ihm daſelbſt begegnen wuͤrde. Er kam dieſem Befehl willig nach/ da er Suͤdmeier den eh-
mahligen Gutſcher loßbaht/ welcher/ weil er ſich kund gegeben hatte/ uͤber 10000 Kronen
wert bekam/ nebeſt viel Pferden und anderen Sachen/ die er ſeinem lieben Weibe und ih-
ren armen Eltern mit uͤbernehmen/ und ſich in Herkules Dienſte wieder einſtellen wolte.
Das uͤbrige dieſes Tages brachte die Koͤnigliche Geſelſchaft in aller ergezligkeit zu/ da bey-
des Herkules und Valiſka ſich uͤber der Vergnuͤgung hoch verwunderten/ welche Mar-
komir an den Tag legete/ darumb dar er von ihnen ſo gar freundlich gehalten ward/ wie ſie
dann beyderſeits ihn in ihre brüder- und ſchweſterliche vertrauliche Freundſchaft aufnah-
men/ deſſen er ſich ſelbſt vor unwirdig ſchaͤtzete; und wuchs dieſe Vertrauligkeit von Tage
zu Tage/ weil er ſich ſo zuͤchtig gegen Valiſken bezeigete/ daß leibliche Bruͤder und Schwe-
ſter nie heiliger mit einander gelebet haben. Des folgenden Morgens muſten alle Gefan-
gene mit ihrem Koͤnige (der mit einer zimlichen Kette wieder beleget ward) abermahl vor
Gerichte erſcheinen/ da Dropion ohn gebehtenen Urlaub alsbald dieſe verwaͤgene Rede
anfing: Wañ das Gluͤk mit mir nach meinem Verdienſte verfahren wolte/ muͤſte ich trauẽ
nicht gefeſſelt und umbkettet als ein Ubeltaͤhter vor dieſem Gerichte ſtehen/ ſondern die vor-
geſtriges Tages abgefaſſete Urtel/ wegen des uͤbergeſchikten ſchaͤbichten Hundes an mei-
nen Gefangenen/ nunmehr ſitzenden Richtern gebührlich volſtrecken. Meine tapfere Tah-
ten ſind groͤſſer/ als daß ſie mit der Feder koͤnnen beſchrieben werden. Wann ich meiner
Faͤuſte maͤchtig bin/ mus vor mir ſtuͤrzen was ich mit meinem Saͤbel berũhre/ und mus
anjetzo mich von denen rechtfertigen laſſen/ denen ſo zu reden der Diebsſtrik ſchon umb den
Hals geleget wahr. O du verfluchte verhaͤngnis/ haſtu den tapferen Dropion zum Schau-
ſpiel der jungen Knaben/ die in Koͤniglichem Pracht ſitzen/ an dieſen Ort hergeſtellet? Er
wolte fortfahren in ſeinem ſchaͤnden/ unter der Hoffnung/ die unſern zu reizen/ daß ſie ihm
aus Eifer einen ſchleunigen Tod anlegeten/ wie dann Ladiſla ſich ſchier uͤberſehen haͤtte;
aber Herkules redete ihm ein/ und ſagete nachgehends zu Dropion; Ey du gottloſer Bube/
ſolte man deinen Stolz und Ubermuht dann ſo gar nicht vertreiben koͤnnen? dein Bruder
Pines machte es nicht viel beſſer/ aber ich fand ein mittel zu ſeiner Zaͤhmung/ welches ich
an dir auch werde verſuchen müſſen; befahl darauff/ daß man ihm die Kleider gar vom Lei-
be reiſ-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/828>, abgerufen am 16.07.2024. |