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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
sers Königes und des Pannonischen Reichs Feinde; ritte hin zu den 300 Reutern/ wel-
che mit ihnen absonderlich im freien Felde hielten/ und gab 6 Obersten und 20 Hauptleu-
ten ernstlichen Befehl/ sie ingesamt mit sich in ein grosses gemeines Zelt zuführen/ und kei-
nen lebendigen Menschen/ werder auch seyn möchte/ zu ihnen zulassen. Als diese hinweg
geführet wahren/ trat Dropion mit seinem Anhange zusammen/ und befrageten sich/ was
hier zu tuhn seyn würde. Er hatte kaum noch 30000 Mann von seinem ersten Heer/ wu-
ste auch wol/ daß nicht 3000 unter denselben es mit ihm gegen das Königliche Heer halten
würden/ daher begab er sich aller Gewalttähtigkeit/ und war auff List und Betrug bedacht/
wie er zum wenigsten Herkules und Ladisla ermorden lassen/ und Mastyes bey dem Heer
in Verdacht einer Verrähterey bringen möchte. Pyrechmes aber/ Pelegon/ und sein
Sohn Bato wiederriehten ihm das lezte träulich/ und sageten: Sie hätten den Göttern
zudanken/ daß sie noch bey ihrer habenden Gewalt gelassen würden/ und sähen vor Augen/
daß sie noch zur Zeit Mastyes nicht heben könten; müsten demnach aus der Noht eine Tu-
gend machen/ und diesen Schimpff über sich gehen lassen; ob man aber den beyden Hun-
den (Herkules und Ladisla) den Lebens Fadem brechen könte/ hätte man zuversuchen; wie-
wol es nicht ohn ihre selbst eigene Lebensgefahr würde geschehen können. Herkules fürch-
tete sich sehr vor solchen Meuchelmord/ deßwegen redete er ihrer Wachte freundlich zu/
mit Bitte/ bey Herrn Agiß anzuhalten/ daß ihnen vor heimlichen Mördern möchte schuz
geleistet werden/ bekam aber zur Antwort: Sie hätten sich dessen nicht zubefahren/ weil sie
eben der Ursach halben in solcher Anzahl bey ihnen wachen müsten. Es wurden ihnen ge-
ringe Speisen und ein Trunk Wasser zur Labung gegeben/ womit sie doch zufrieden wah-
ren/ weil ihrer keiner verwundet wahr/ ohn allein Klodius und Gallus/ welche Herkules
mit seiner Wund Salbe selbst verbunde. Nach gehaltener kurzen Mahlzeit fingen sie ihr
andächtiges Gebeht an zu Gott/ danketen ihm herzlich vor seine schon geleistete wunder-
bahre Hülffe/ und bahten mit Trähnen/ er wolte seine Barmherzigkeit ferner groß über
sie machen/ und den Spöttern seiner Almacht zuerkennen geben/ wie leichtes ihm währe/
die Elenden zuerheben/ und die Gewaltigen vom Stuel zustossen. Sie wahren aber in ih-
rer Seele so wolgemuht/ daß sie mit einander den 91 Psalm des Königes Davids anstim-
meten/ welcher also lautete:

[Spaltenumbruch]
1 WEr in des Höchsten Schirm gehört/
Und hat sein Zelt geschlagen
Im Schatten des der mächtig fährt/
Darff frey zum HErren sagen;
O du mein Schloß/ O du mein Gott
Und fester Schuz in aller Noht/
Mein ganzes wolbehagen.
2 Dann er macht meine Füsse frey
Vom Jäger-Netz und Stricke/
Und treibt die Pestilentz vorbey
Daß sie dich nicht berücke/
Die sonsten leichtlich schaden tuht/
Drum nimt er dich in seine Huht/
Auff daß er dich erquicke.

[Spaltenumbruch]
3 Mit seinen Flügeln wil er dich
Als eine Henne decken/
Sein wahres Wort sol festiglich
Dir Schirm und Schild darstrecken/
Das dich des Nachtes Grausamkeit
Und Tages-Pfeil zu keiner Zeit
Mag treffen noch erschrecken.
4 Vor Peste soltu sicher seyn/
Die sich im finstern reget/
Dazu von aller Seuche rein
Die bey Mittage schläget/
Und griffe sie gleich tausend Mann
Und noch zehn tausend ander' an/
Bleibstu doch unbewäget.

5 Ja

Achtes Buch.
ſers Koͤniges und des Pannoniſchen Reichs Feinde; ritte hin zu den 300 Reutern/ wel-
che mit ihnen abſonderlich im freien Felde hielten/ und gab 6 Oberſten und 20 Hauptleu-
ten ernſtlichen Befehl/ ſie ingeſamt mit ſich in ein groſſes gemeines Zelt zufuͤhren/ und kei-
nen lebendigen Menſchen/ werder auch ſeyn moͤchte/ zu ihnen zulaſſen. Als dieſe hinweg
gefuͤhret wahren/ trat Dropion mit ſeinem Anhange zuſammen/ und befrageten ſich/ was
hier zu tuhn ſeyn wuͤrde. Er hatte kaum noch 30000 Mann von ſeinem erſten Heer/ wu-
ſte auch wol/ daß nicht 3000 unter denſelben es mit ihm gegen das Koͤnigliche Heer halten
wuͤrden/ daher begab er ſich aller Gewalttaͤhtigkeit/ und war auff Liſt und Betrug bedacht/
wie er zum wenigſten Herkules und Ladiſla ermorden laſſen/ und Maſtyes bey dem Heer
in Verdacht einer Verraͤhterey bringen moͤchte. Pyrechmes aber/ Pelegon/ und ſein
Sohn Bato wiederriehten ihm das lezte traͤulich/ und ſageten: Sie haͤtten den Goͤttern
zudanken/ daß ſie noch bey ihrer habenden Gewalt gelaſſen wuͤrden/ und ſaͤhen vor Augen/
daß ſie noch zur Zeit Maſtyes nicht heben koͤnten; muͤſten demnach aus der Noht eine Tu-
gend machen/ und dieſen Schimpff uͤber ſich gehen laſſen; ob man aber den beyden Hun-
den (Herkules und Ladiſla) den Lebens Fadem brechen koͤnte/ haͤtte man zuverſuchen; wie-
wol es nicht ohn ihre ſelbſt eigene Lebensgefahr wuͤrde geſchehen koͤnnen. Herkules fuͤrch-
tete ſich ſehr vor ſolchen Meuchelmord/ deßwegen redete er ihrer Wachte freundlich zu/
mit Bitte/ bey Herrn Agiß anzuhalten/ daß ihnen vor heimlichen Moͤrdern moͤchte ſchuz
geleiſtet werden/ bekam aber zur Antwort: Sie haͤtten ſich deſſen nicht zubefahren/ weil ſie
eben der Urſach halben in ſolcher Anzahl bey ihnen wachen muͤſten. Es wurden ihnen ge-
ringe Speiſen und ein Trunk Waſſer zur Labung gegeben/ womit ſie doch zufrieden wah-
ren/ weil ihrer keiner verwundet wahr/ ohn allein Klodius und Gallus/ welche Herkules
mit ſeiner Wund Salbe ſelbſt verbunde. Nach gehaltener kurzen Mahlzeit fingen ſie ihr
andaͤchtiges Gebeht an zu Gott/ danketen ihm herzlich vor ſeine ſchon geleiſtete wunder-
bahre Huͤlffe/ und bahten mit Traͤhnen/ er wolte ſeine Barmherzigkeit ferner groß uͤber
ſie machen/ und den Spoͤttern ſeiner Almacht zuerkennen geben/ wie leichtes ihm waͤhre/
die Elenden zuerheben/ und die Gewaltigen vom Stuel zuſtoſſen. Sie wahren aber in ih-
rer Seele ſo wolgemuht/ daß ſie mit einander den 91 Pſalm des Koͤniges Davids anſtim-
meten/ welcher alſo lautete:

[Spaltenumbruch]
1 WEr in des Hoͤchſten Schirm gehoͤrt/
Und hat ſein Zelt geſchlagen
Im Schatten des der maͤchtig faͤhrt/
Darff frey zum HErꝛen ſagen;
O du mein Schloß/ O du mein Gott
Und feſter Schuz in aller Noht/
Mein ganzes wolbehagen.
2 Dann er macht meine Fuͤſſe frey
Vom Jaͤger-Netz und Stricke/
Und treibt die Peſtilentz vorbey
Daß ſie dich nicht beruͤcke/
Die ſonſten leichtlich ſchaden tuht/
Drum nimt er dich in ſeine Huht/
Auff daß er dich erquicke.

[Spaltenumbruch]
3 Mit ſeinen Fluͤgeln wil er dich
Als eine Henne decken/
Sein wahres Wort ſol feſtiglich
Dir Schirm und Schild darſtrecken/
Das dich des Nachtes Grauſamkeit
Und Tages-Pfeil zu keiner Zeit
Mag treffen noch erſchrecken.
4 Vor Peſte ſoltu ſicher ſeyn/
Die ſich im finſtern reget/
Dazu von aller Seuche rein
Die bey Mittage ſchlaͤget/
Und griffe ſie gleich tauſend Mann
Und noch zehn tauſend ander’ an/
Bleibſtu doch unbewaͤget.

5 Ja
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[794/0800] Achtes Buch. ſers Koͤniges und des Pannoniſchen Reichs Feinde; ritte hin zu den 300 Reutern/ wel- che mit ihnen abſonderlich im freien Felde hielten/ und gab 6 Oberſten und 20 Hauptleu- ten ernſtlichen Befehl/ ſie ingeſamt mit ſich in ein groſſes gemeines Zelt zufuͤhren/ und kei- nen lebendigen Menſchen/ werder auch ſeyn moͤchte/ zu ihnen zulaſſen. Als dieſe hinweg gefuͤhret wahren/ trat Dropion mit ſeinem Anhange zuſammen/ und befrageten ſich/ was hier zu tuhn ſeyn wuͤrde. Er hatte kaum noch 30000 Mann von ſeinem erſten Heer/ wu- ſte auch wol/ daß nicht 3000 unter denſelben es mit ihm gegen das Koͤnigliche Heer halten wuͤrden/ daher begab er ſich aller Gewalttaͤhtigkeit/ und war auff Liſt und Betrug bedacht/ wie er zum wenigſten Herkules und Ladiſla ermorden laſſen/ und Maſtyes bey dem Heer in Verdacht einer Verraͤhterey bringen moͤchte. Pyrechmes aber/ Pelegon/ und ſein Sohn Bato wiederriehten ihm das lezte traͤulich/ und ſageten: Sie haͤtten den Goͤttern zudanken/ daß ſie noch bey ihrer habenden Gewalt gelaſſen wuͤrden/ und ſaͤhen vor Augen/ daß ſie noch zur Zeit Maſtyes nicht heben koͤnten; muͤſten demnach aus der Noht eine Tu- gend machen/ und dieſen Schimpff uͤber ſich gehen laſſen; ob man aber den beyden Hun- den (Herkules und Ladiſla) den Lebens Fadem brechen koͤnte/ haͤtte man zuverſuchen; wie- wol es nicht ohn ihre ſelbſt eigene Lebensgefahr wuͤrde geſchehen koͤnnen. Herkules fuͤrch- tete ſich ſehr vor ſolchen Meuchelmord/ deßwegen redete er ihrer Wachte freundlich zu/ mit Bitte/ bey Herrn Agiß anzuhalten/ daß ihnen vor heimlichen Moͤrdern moͤchte ſchuz geleiſtet werden/ bekam aber zur Antwort: Sie haͤtten ſich deſſen nicht zubefahren/ weil ſie eben der Urſach halben in ſolcher Anzahl bey ihnen wachen muͤſten. Es wurden ihnen ge- ringe Speiſen und ein Trunk Waſſer zur Labung gegeben/ womit ſie doch zufrieden wah- ren/ weil ihrer keiner verwundet wahr/ ohn allein Klodius und Gallus/ welche Herkules mit ſeiner Wund Salbe ſelbſt verbunde. Nach gehaltener kurzen Mahlzeit fingen ſie ihr andaͤchtiges Gebeht an zu Gott/ danketen ihm herzlich vor ſeine ſchon geleiſtete wunder- bahre Huͤlffe/ und bahten mit Traͤhnen/ er wolte ſeine Barmherzigkeit ferner groß uͤber ſie machen/ und den Spoͤttern ſeiner Almacht zuerkennen geben/ wie leichtes ihm waͤhre/ die Elenden zuerheben/ und die Gewaltigen vom Stuel zuſtoſſen. Sie wahren aber in ih- rer Seele ſo wolgemuht/ daß ſie mit einander den 91 Pſalm des Koͤniges Davids anſtim- meten/ welcher alſo lautete: 1 WEr in des Hoͤchſten Schirm gehoͤrt/ Und hat ſein Zelt geſchlagen Im Schatten des der maͤchtig faͤhrt/ Darff frey zum HErꝛen ſagen; O du mein Schloß/ O du mein Gott Und feſter Schuz in aller Noht/ Mein ganzes wolbehagen. 2 Dann er macht meine Fuͤſſe frey Vom Jaͤger-Netz und Stricke/ Und treibt die Peſtilentz vorbey Daß ſie dich nicht beruͤcke/ Die ſonſten leichtlich ſchaden tuht/ Drum nimt er dich in ſeine Huht/ Auff daß er dich erquicke. 3 Mit ſeinen Fluͤgeln wil er dich Als eine Henne decken/ Sein wahres Wort ſol feſtiglich Dir Schirm und Schild darſtrecken/ Das dich des Nachtes Grauſamkeit Und Tages-Pfeil zu keiner Zeit Mag treffen noch erſchrecken. 4 Vor Peſte ſoltu ſicher ſeyn/ Die ſich im finſtern reget/ Dazu von aller Seuche rein Die bey Mittage ſchlaͤget/ Und griffe ſie gleich tauſend Mann Und noch zehn tauſend ander’ an/ Bleibſtu doch unbewaͤget. 5 Ja

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/800>, abgerufen am 23.11.2024.