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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
noch wol befand/ ungeachtet er 900 eingebüsset/ und gleich so viel verwundete hatte; Da
gab es nun von neuen an allen dreyen Orten sehr harte Stösse/ daß zwar an Feindes Sei-
ten die meisten erschlagen und verwundet wurden/ aber dannoch der unsern eine zimliche
Anzahl drauff ging/ und Herkules den überschlag machete/ daß wann man also fortfahren
solte/ es ihres Orts endlich an Manschafft gebrechen würde; taht deßwegen seinem Va-
ter und Ladisla zuwissen/ es würde am rahtsamsten seyn/ daß man mit der ganzen Macht
föchte/ vielleicht schikte sichs/ daß der Feinde ein oder ander Hauffe bald in die Flucht ge-
trieben würde/ alsdann könte man in gewisser Hoffnung des Sieges streiten. Weil dann
dieser Raht vor best angenommen ward/ schicketen sie sich gemehlich darzu/ und naheten
den streitenden/ die sich rechtschaffen verwickelt hatten/ und keiner dem andern eines Fus-
ses breit weichen wolte. Die Feinde sahen dieses Vornehmen/ rücketen mit ihrer grossen
Menge auch fort/ ünd sprachen den ihren ein frisch Herz ein: Sie solten nur eine halbe
Stunde Mühe über sich nehmen/ alsdann würde kein Feindes Hund mehr übrig seyn;
gingen hiemit auff die unsern/ nicht anders als die Wahnsinnige und Verzweifelte/ weil
sie des unbewäglichen Schlusses wahren/ entweder zusiegen/ oder nicht ungerochen zuster-
ben. Dropion wolte sich auch als ein geträuer Diener seines Königes äusserlich bezeigen/
dem nunmehr sein verrähterisches Herz mochte beginnen etwas leid zuwerden/ nachdem
er aus allerhand Reden und Vornehmen des Königes merkete/ sein Anschlag würde ihm
fehlen/ oder wol schon gar verrahten seyn; wendete sich demnach zu seinem Könige/ ihm
des Feindes Vorhaben selbst zuhinterbringen/ und redete ihn solcher gestalt an: Wie hef-
tig ich mich gleich heut und voriger Tage bemühet habe/ Euer Königl. Hocheit Ansehen
zuverfechten/ und den Feinden sehen zulassen/ was Pannonische Krafft und unerschrocke-
ner Muht vermag/ so wil ich doch in diesem Satze eine sonderliche Bewehrung tuhn/ daß
mein König Mnata wol sänfftere Schmeichler und verleumderische Ohrenbläser/ aber
keinen geträueren Diener und Ritter in seinem ganzen Reiche/ als seinen Dropion habe/
der aus wolbedachtem Muhte schwöret/ von diesem Platze nicht lebendig zuweichen/ biß
der Räuberische Hauffe dort vor uns/ erleget und vertrieben ist; vor welchen Dienst ich
keine andere Belohnung begehre/ als daß Eure Königl. Hocheit mit voriger Gewogen-
heit mir gnädigst zugetahn verbleibe/ und das Angeben meiner boßhafften Feinde nicht zu
Herzen nehme. Mein geträuer redlicher Stathalter und Feldmarschalk/ antwortete ihm
der König/ ich erkenne diese Ergebenheit billich/ wil sie auch unvergolten nit lassen; greif-
fet nur die Feinde an/ und machet dem Sieg einen glüklichen Anfang/ welcher ohndas
mehrenteils auff euer Faust und Tapfferkeit bestehet; ich wil ritterlich nachfolgen/ und
entweder mit euch siegen/ oder Königlich sterben. Wolan/ sagte Dropion/ das Feld ist un-
ser. Fiel mit dem halben Heer in die unsern als ein toller Hund/ nachdem er den seinen die-
se Dräuung hatte hören lassen: Wer vor dem Feinde weichen würde/ solte von seinem
Schwerte nidergehauen werden. Er setzete aber daselbst an/ wo König Henrich mit seinen
berittenen Fußknechten hielt/ welche solcher Hefftigkeit ungewohnet/ sich vor diesen star-
ken Streichen nicht zuschützen wusten/ daher nicht allein ihrer etliche tausend alsbald nie-
dergeschlagen wurden/ sondern die übrigen gerieten in solche grosse Unordnung/ daß un-
möglich fiel/ sie wieder einzurichten/ und welches das ärgeste wahr/ begunten ihrer viel schon

Schaars-

Achtes Buch.
noch wol befand/ ungeachtet er 900 eingebuͤſſet/ und gleich ſo viel verwundete hatte; Da
gab es nun von neuen an allen dreyen Orten ſehr harte Stoͤſſe/ daß zwar an Feindes Sei-
ten die meiſten erſchlagen und verwundet wurden/ aber dannoch der unſern eine zimliche
Anzahl drauff ging/ und Herkules den uͤberſchlag machete/ daß wann man alſo fortfahren
ſolte/ es ihres Orts endlich an Manſchafft gebrechen wuͤrde; taht deßwegen ſeinem Va-
ter und Ladiſla zuwiſſen/ es wuͤrde am rahtſamſten ſeyn/ daß man mit der ganzen Macht
foͤchte/ vielleicht ſchikte ſichs/ daß der Feinde ein oder ander Hauffe bald in die Flucht ge-
trieben wuͤrde/ alsdann koͤnte man in gewiſſer Hoffnung des Sieges ſtreiten. Weil dann
dieſer Raht vor beſt angenommen ward/ ſchicketen ſie ſich gemehlich darzu/ und naheten
den ſtreitenden/ die ſich rechtſchaffen verwickelt hatten/ und keiner dem andern eines Fuſ-
ſes breit weichen wolte. Die Feinde ſahen dieſes Vornehmen/ ruͤcketen mit ihrer groſſen
Menge auch fort/ ünd ſprachen den ihren ein friſch Herz ein: Sie ſolten nur eine halbe
Stunde Muͤhe uͤber ſich nehmen/ alsdann würde kein Feindes Hund mehr uͤbrig ſeyn;
gingen hiemit auff die unſern/ nicht anders als die Wahnſinnige und Verzweifelte/ weil
ſie des unbewaͤglichen Schluſſes wahren/ entweder zuſiegen/ oder nicht ungerochen zuſter-
ben. Dropion wolte ſich auch als ein getraͤuer Diener ſeines Koͤniges aͤuſſerlich bezeigen/
dem nunmehr ſein verraͤhteriſches Herz mochte beginnen etwas leid zuwerden/ nachdem
er aus allerhand Reden und Vornehmen des Koͤniges merkete/ ſein Anſchlag wuͤrde ihm
fehlen/ oder wol ſchon gar verrahten ſeyn; wendete ſich demnach zu ſeinem Koͤnige/ ihm
des Feindes Vorhaben ſelbſt zuhinterbringen/ und redete ihn ſolcher geſtalt an: Wie hef-
tig ich mich gleich heut und voriger Tage bemuͤhet habe/ Euer Koͤnigl. Hocheit Anſehen
zuverfechten/ und den Feinden ſehen zulaſſen/ was Pannoniſche Krafft und unerſchrocke-
ner Muht vermag/ ſo wil ich doch in dieſem Satze eine ſonderliche Bewehrung tuhn/ daß
mein Koͤnig Mnata wol ſaͤnfftere Schmeichler und verleumderiſche Ohrenblaͤſer/ aber
keinen getraͤueren Diener und Ritter in ſeinem ganzen Reiche/ als ſeinen Dropion habe/
der aus wolbedachtem Muhte ſchwoͤret/ von dieſem Platze nicht lebendig zuweichen/ biß
der Raͤuberiſche Hauffe dort vor uns/ erleget und vertrieben iſt; vor welchen Dienſt ich
keine andere Belohnung begehre/ als daß Eure Koͤnigl. Hocheit mit voriger Gewogen-
heit mir gnaͤdigſt zugetahn verbleibe/ und das Angeben meiner boßhafften Feinde nicht zu
Herzen nehme. Mein getraͤuer redlicher Stathalter und Feldmarſchalk/ antwortete ihm
der Koͤnig/ ich erkenne dieſe Ergebenheit billich/ wil ſie auch unvergolten nit laſſen; greif-
fet nur die Feinde an/ und machet dem Sieg einen gluͤklichen Anfang/ welcher ohndas
mehrenteils auff euer Fauſt und Tapfferkeit beſtehet; ich wil ritterlich nachfolgen/ und
entweder mit euch ſiegen/ oder Koͤniglich ſterben. Wolan/ ſagte Dropion/ das Feld iſt un-
ſer. Fiel mit dem halben Heer in die unſern als ein toller Hund/ nachdem er den ſeinen die-
ſe Draͤuung hatte hoͤren laſſen: Wer vor dem Feinde weichen wuͤrde/ ſolte von ſeinem
Schwerte nidergehauen werden. Er ſetzete aber daſelbſt an/ wo Koͤnig Henrich mit ſeinẽ
berittenen Fußknechten hielt/ welche ſolcher Hefftigkeit ungewohnet/ ſich vor dieſen ſtar-
ken Streichen nicht zuſchuͤtzen wuſten/ daher nicht allein ihrer etliche tauſend alsbald nie-
dergeſchlagen wurden/ ſondern die uͤbrigen gerieten in ſolche groſſe Unordnung/ daß un-
moͤglich fiel/ ſie wieder einzurichten/ uñ welches das aͤrgeſte wahr/ begunten ihrer viel ſchon

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[780/0786] Achtes Buch. noch wol befand/ ungeachtet er 900 eingebuͤſſet/ und gleich ſo viel verwundete hatte; Da gab es nun von neuen an allen dreyen Orten ſehr harte Stoͤſſe/ daß zwar an Feindes Sei- ten die meiſten erſchlagen und verwundet wurden/ aber dannoch der unſern eine zimliche Anzahl drauff ging/ und Herkules den uͤberſchlag machete/ daß wann man alſo fortfahren ſolte/ es ihres Orts endlich an Manſchafft gebrechen wuͤrde; taht deßwegen ſeinem Va- ter und Ladiſla zuwiſſen/ es wuͤrde am rahtſamſten ſeyn/ daß man mit der ganzen Macht foͤchte/ vielleicht ſchikte ſichs/ daß der Feinde ein oder ander Hauffe bald in die Flucht ge- trieben wuͤrde/ alsdann koͤnte man in gewiſſer Hoffnung des Sieges ſtreiten. Weil dann dieſer Raht vor beſt angenommen ward/ ſchicketen ſie ſich gemehlich darzu/ und naheten den ſtreitenden/ die ſich rechtſchaffen verwickelt hatten/ und keiner dem andern eines Fuſ- ſes breit weichen wolte. Die Feinde ſahen dieſes Vornehmen/ ruͤcketen mit ihrer groſſen Menge auch fort/ ünd ſprachen den ihren ein friſch Herz ein: Sie ſolten nur eine halbe Stunde Muͤhe uͤber ſich nehmen/ alsdann würde kein Feindes Hund mehr uͤbrig ſeyn; gingen hiemit auff die unſern/ nicht anders als die Wahnſinnige und Verzweifelte/ weil ſie des unbewaͤglichen Schluſſes wahren/ entweder zuſiegen/ oder nicht ungerochen zuſter- ben. Dropion wolte ſich auch als ein getraͤuer Diener ſeines Koͤniges aͤuſſerlich bezeigen/ dem nunmehr ſein verraͤhteriſches Herz mochte beginnen etwas leid zuwerden/ nachdem er aus allerhand Reden und Vornehmen des Koͤniges merkete/ ſein Anſchlag wuͤrde ihm fehlen/ oder wol ſchon gar verrahten ſeyn; wendete ſich demnach zu ſeinem Koͤnige/ ihm des Feindes Vorhaben ſelbſt zuhinterbringen/ und redete ihn ſolcher geſtalt an: Wie hef- tig ich mich gleich heut und voriger Tage bemuͤhet habe/ Euer Koͤnigl. Hocheit Anſehen zuverfechten/ und den Feinden ſehen zulaſſen/ was Pannoniſche Krafft und unerſchrocke- ner Muht vermag/ ſo wil ich doch in dieſem Satze eine ſonderliche Bewehrung tuhn/ daß mein Koͤnig Mnata wol ſaͤnfftere Schmeichler und verleumderiſche Ohrenblaͤſer/ aber keinen getraͤueren Diener und Ritter in ſeinem ganzen Reiche/ als ſeinen Dropion habe/ der aus wolbedachtem Muhte ſchwoͤret/ von dieſem Platze nicht lebendig zuweichen/ biß der Raͤuberiſche Hauffe dort vor uns/ erleget und vertrieben iſt; vor welchen Dienſt ich keine andere Belohnung begehre/ als daß Eure Koͤnigl. Hocheit mit voriger Gewogen- heit mir gnaͤdigſt zugetahn verbleibe/ und das Angeben meiner boßhafften Feinde nicht zu Herzen nehme. Mein getraͤuer redlicher Stathalter und Feldmarſchalk/ antwortete ihm der Koͤnig/ ich erkenne dieſe Ergebenheit billich/ wil ſie auch unvergolten nit laſſen; greif- fet nur die Feinde an/ und machet dem Sieg einen gluͤklichen Anfang/ welcher ohndas mehrenteils auff euer Fauſt und Tapfferkeit beſtehet; ich wil ritterlich nachfolgen/ und entweder mit euch ſiegen/ oder Koͤniglich ſterben. Wolan/ ſagte Dropion/ das Feld iſt un- ſer. Fiel mit dem halben Heer in die unſern als ein toller Hund/ nachdem er den ſeinen die- ſe Draͤuung hatte hoͤren laſſen: Wer vor dem Feinde weichen wuͤrde/ ſolte von ſeinem Schwerte nidergehauen werden. Er ſetzete aber daſelbſt an/ wo Koͤnig Henrich mit ſeinẽ berittenen Fußknechten hielt/ welche ſolcher Hefftigkeit ungewohnet/ ſich vor dieſen ſtar- ken Streichen nicht zuſchuͤtzen wuſten/ daher nicht allein ihrer etliche tauſend alsbald nie- dergeſchlagen wurden/ ſondern die uͤbrigen gerieten in ſolche groſſe Unordnung/ daß un- moͤglich fiel/ ſie wieder einzurichten/ uñ welches das aͤrgeſte wahr/ begunten ihrer viel ſchon Schaars-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/786>, abgerufen am 23.11.2024.