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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
Völker sich sperren werden; und weil vor dißmahl dem Könige es also gefallen/ daß er sei-
nem eigenen Raht folgen wollen/ wil ichs mit gut heissen; gab damit an den Tag/ daß ihm
schon leid wahr/ sich gegen Agiß so weit heraus gelassen zu haben/ weil derselbe nach seiner
Leier nicht tanzen wolte. Der König stund ein wenig/ als voller Gedanken/ welche ihm dann
im Kopffe rechtschaffen herumb lieffen/ und man leicht muhtmassen kunte/ dz sein Herz be-
schweret wahr. Dropion aber gedachte/ es währe ein Zeichen der Scham/ wegen seines
heutigen versehens; doch erhohlete er sich bald/ nahm eine sonderbare freundliche Herz-
haftigkeit an sich/ und redete die versamleten Kriegshäupter also an: Liebe Geträue; ich
habe aus höchstwichtigen Ursachen/ welche schier künftig sollen gemeldet werden/ bey mir
beschlossen/ mit den Feinden einen viertägigen Anstand zu machen/ unter dem Scheine/ dz
man Zeit habe und sicherheit/ die Erschlagenen beyderseits zubegraben/ welches sie ohn
zweifel gerne eingehen werden. Ist demnach mein gnädigstes Gesinnen/ mir eure Mei-
nung hierüber anzudeuten. Dropion gab zur Antwort; er könte sich hier weder mit ja noch
mit nein heraus lassen/ es währe dann/ daß er die wahren Ursachen solches vornehmens
hörete/ alsdann wolte er auff dieses ganz unvermuhtliche vorbringen sich gehorsamlich er-
klären. Gar wol/ antwortete der König/ und warumb solte ich meinen Kriegsfürsten und
Rähten solche Ursachen verhehlen/ wann sie dieselben zuwissen begehren? ich habe bey mei-
nem Auszuge aus meinem Reiche/ es mit meinem hinterlassenen Stathalter Mastyes ver-
abscheidet/ er solle auff allen Nohtfall noch ein Reuter Heer 80000 stark samlen/ und mir
solches eiligst nachschicken; weil ich dann heut nach gehaltenem Treffen von ihm Zeitung
erhalten/ daß nach Verlauff vier Tagen er bey uns seyn wolle/ bin ich durchaus nicht wil-
lens/ die Häupt Sache dem Glük zuuntergeben/ biß solcher Entsaz in der nähe sey/ von wel-
chem ich bißdaher nichts habe melden wollen/ damit den Feinden es nicht verkundschaffet
würde. Dropion entsetzete sich des Vorbringens/ sahe daß ers nicht hintertreiben kunte/
und doch seinen Wiederwillen anzuzeigen/ fing er mit verwirretem Gemüht also an: Ich
weiß nicht/ ob es rahtsam seyn würde/ dem Feinde einigen Anstand zugeben/ wann er dar-
umb anhalten solte/ wiewol er darzu viel zu hochmühtig ist/ und nun wollen wir selbst dar-
umb ansuchen? Ich schätze unsere Macht stark genug seyn/ dem Feinde anzusiegen/ des-
wegen fodere man ihn aus auff Morgen zur Schlacht/ ehe er die Kühnheit zu treffen ab-
leget/ und durch Zeitung wegen des Entsatzes/ der mich sehr/ und nicht ohn ursach befrem-
det/ davon abgeschrecket werde. Marschalk/ warumb befremdet euch der Entsaz? sagte der
König; meinet ihr/ daß er uns so gar unnöhtig/ und ein lauter überfluß sey? Haben wir
doch schon über 80000 Mann/ die Verwundeten mitgerechnet/ heut diesen Tag einge-
büsset. Und warumb schriebet ihr mir dann nechten/ wir dürfften dem Feinde nicht unter
250000 Mann in der Schlacht unter Augen stellen? Aber Groß Ober Wachtmeister A-
giß/ was ist hierüber eure Meinung? Allergnädigster König/ antwortete er; es kan seyn/
daß der Herr Feldmarschalk sein hochvernünfftiges absehen habe/ welches ich nicht wissen
kan/ aber meiner unvorgreiflichen Meinung nach/ hat Eure Königl. Hocheit sehr vorsich-
tig gehandelt/ daß dieselbe auff einen Entsaz ist bedacht gewesen/ weil wir andern solches
aus der acht gelassen; wundere mich gleichwol nicht wenig/ daß Ihre Hocheit ein solches/
ohn aller deren Vorwissen/ welche mit derselben ausgezogen sind/ vorgenommen/ und mit

Herr
d d d d d

Achtes Buch.
Voͤlker ſich ſperren werden; und weil vor dißmahl dem Koͤnige es alſo gefallen/ daß er ſei-
nem eigenen Raht folgen wollen/ wil ichs mit gut heiſſen; gab damit an den Tag/ daß ihm
ſchon leid wahr/ ſich gegen Agiß ſo weit heraus gelaſſen zu haben/ weil derſelbe nach ſeiner
Leier nicht tanzen wolte. Der Koͤnig ſtund ein wenig/ als voller Gedanken/ welche ihm dañ
im Kopffe rechtſchaffen herumb lieffen/ und man leicht muhtmaſſen kunte/ dz ſein Herz be-
ſchweret wahr. Dropion aber gedachte/ es waͤhre ein Zeichen der Scham/ wegen ſeines
heutigen verſehens; doch erhohlete er ſich bald/ nahm eine ſonderbare freundliche Herz-
haftigkeit an ſich/ und redete die verſamleten Kriegshaͤupter alſo an: Liebe Getraͤue; ich
habe aus hoͤchſtwichtigen Urſachen/ welche ſchier kuͤnftig ſollen gemeldet werden/ bey mir
beſchloſſen/ mit den Feinden einen viertaͤgigen Anſtand zu machen/ unter dem Scheine/ dz
man Zeit habe und ſicherheit/ die Erſchlagenen beyderſeits zubegraben/ welches ſie ohn
zweifel gerne eingehen werden. Iſt demnach mein gnaͤdigſtes Geſinnen/ mir eure Mei-
nung hieruͤber anzudeuten. Dropion gab zur Antwort; er koͤnte ſich hier weder mit ja noch
mit nein heraus laſſen/ es waͤhre dann/ daß er die wahren Urſachen ſolches vornehmens
hoͤrete/ alsdann wolte er auff dieſes ganz unvermuhtliche vorbringen ſich gehorſamlich er-
klaͤren. Gar wol/ antwortete der Koͤnig/ und warumb ſolte ich meinen Kriegsfuͤrſten und
Raͤhten ſolche Urſachen verhehlen/ wañ ſie dieſelben zuwiſſen begehren? ich habe bey mei-
nem Auszuge aus meinem Reiche/ es mit meinem hinterlaſſenen Stathalter Maſtyes ver-
abſcheidet/ er ſolle auff allen Nohtfall noch ein Reuter Heer 80000 ſtark ſamlen/ und mir
ſolches eiligſt nachſchicken; weil ich dann heut nach gehaltenem Treffen von ihm Zeitung
erhalten/ daß nach Verlauff vier Tagen er bey uns ſeyn wolle/ bin ich durchaus nicht wil-
lens/ die Haͤupt Sache dem Gluͤk zuuntergeben/ biß ſolcheꝛ Entſaz in der naͤhe ſey/ von wel-
chem ich bißdaher nichts habe melden wollen/ damit den Feinden es nicht verkundſchaffet
wuͤrde. Dropion entſetzete ſich des Vorbringens/ ſahe daß ers nicht hintertreiben kunte/
und doch ſeinen Wiederwillen anzuzeigen/ fing er mit verwirretem Gemuͤht alſo an: Ich
weiß nicht/ ob es rahtſam ſeyn wuͤrde/ dem Feinde einigen Anſtand zugeben/ wann er dar-
umb anhalten ſolte/ wiewol er darzu viel zu hochmuͤhtig iſt/ und nun wollen wir ſelbſt dar-
umb anſuchen? Ich ſchaͤtze unſere Macht ſtark genug ſeyn/ dem Feinde anzuſiegen/ des-
wegen fodere man ihn aus auff Morgen zur Schlacht/ ehe er die Kuͤhnheit zu treffen ab-
leget/ und durch Zeitung wegen des Entſatzes/ der mich ſehr/ und nicht ohn urſach befrem-
det/ davon abgeſchrecket werde. Marſchalk/ warumb befremdet euch der Entſaz? ſagte der
Koͤnig; meinet ihr/ daß er uns ſo gar unnoͤhtig/ und ein lauter uͤberfluß ſey? Haben wir
doch ſchon uͤber 80000 Mann/ die Verwundeten mitgerechnet/ heut dieſen Tag einge-
buͤſſet. Und warumb ſchriebet ihr mir dann nechten/ wir duͤrfften dem Feinde nicht unter
250000 Mann in der Schlacht unter Augen ſtellen? Aber Groß Ober Wachtmeiſter A-
giß/ was iſt hieruͤber eure Meinung? Allergnaͤdigſter Koͤnig/ antwortete er; es kan ſeyn/
daß der Herr Feldmarſchalk ſein hochvernuͤnfftiges abſehen habe/ welches ich nicht wiſſen
kan/ aber meiner unvorgreiflichen Meinung nach/ hat Eure Koͤnigl. Hocheit ſehr vorſich-
tig gehandelt/ daß dieſelbe auff einen Entſaz iſt bedacht geweſen/ weil wir andern ſolches
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ohn aller deren Vorwiſſen/ welche mit derſelben ausgezogen ſind/ vorgenommen/ und mit

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[761/0767] Achtes Buch. Voͤlker ſich ſperren werden; und weil vor dißmahl dem Koͤnige es alſo gefallen/ daß er ſei- nem eigenen Raht folgen wollen/ wil ichs mit gut heiſſen; gab damit an den Tag/ daß ihm ſchon leid wahr/ ſich gegen Agiß ſo weit heraus gelaſſen zu haben/ weil derſelbe nach ſeiner Leier nicht tanzen wolte. Der Koͤnig ſtund ein wenig/ als voller Gedanken/ welche ihm dañ im Kopffe rechtſchaffen herumb lieffen/ und man leicht muhtmaſſen kunte/ dz ſein Herz be- ſchweret wahr. Dropion aber gedachte/ es waͤhre ein Zeichen der Scham/ wegen ſeines heutigen verſehens; doch erhohlete er ſich bald/ nahm eine ſonderbare freundliche Herz- haftigkeit an ſich/ und redete die verſamleten Kriegshaͤupter alſo an: Liebe Getraͤue; ich habe aus hoͤchſtwichtigen Urſachen/ welche ſchier kuͤnftig ſollen gemeldet werden/ bey mir beſchloſſen/ mit den Feinden einen viertaͤgigen Anſtand zu machen/ unter dem Scheine/ dz man Zeit habe und ſicherheit/ die Erſchlagenen beyderſeits zubegraben/ welches ſie ohn zweifel gerne eingehen werden. Iſt demnach mein gnaͤdigſtes Geſinnen/ mir eure Mei- nung hieruͤber anzudeuten. Dropion gab zur Antwort; er koͤnte ſich hier weder mit ja noch mit nein heraus laſſen/ es waͤhre dann/ daß er die wahren Urſachen ſolches vornehmens hoͤrete/ alsdann wolte er auff dieſes ganz unvermuhtliche vorbringen ſich gehorſamlich er- klaͤren. Gar wol/ antwortete der Koͤnig/ und warumb ſolte ich meinen Kriegsfuͤrſten und Raͤhten ſolche Urſachen verhehlen/ wañ ſie dieſelben zuwiſſen begehren? ich habe bey mei- nem Auszuge aus meinem Reiche/ es mit meinem hinterlaſſenen Stathalter Maſtyes ver- abſcheidet/ er ſolle auff allen Nohtfall noch ein Reuter Heer 80000 ſtark ſamlen/ und mir ſolches eiligſt nachſchicken; weil ich dann heut nach gehaltenem Treffen von ihm Zeitung erhalten/ daß nach Verlauff vier Tagen er bey uns ſeyn wolle/ bin ich durchaus nicht wil- lens/ die Haͤupt Sache dem Gluͤk zuuntergeben/ biß ſolcheꝛ Entſaz in der naͤhe ſey/ von wel- chem ich bißdaher nichts habe melden wollen/ damit den Feinden es nicht verkundſchaffet wuͤrde. Dropion entſetzete ſich des Vorbringens/ ſahe daß ers nicht hintertreiben kunte/ und doch ſeinen Wiederwillen anzuzeigen/ fing er mit verwirretem Gemuͤht alſo an: Ich weiß nicht/ ob es rahtſam ſeyn wuͤrde/ dem Feinde einigen Anſtand zugeben/ wann er dar- umb anhalten ſolte/ wiewol er darzu viel zu hochmuͤhtig iſt/ und nun wollen wir ſelbſt dar- umb anſuchen? Ich ſchaͤtze unſere Macht ſtark genug ſeyn/ dem Feinde anzuſiegen/ des- wegen fodere man ihn aus auff Morgen zur Schlacht/ ehe er die Kuͤhnheit zu treffen ab- leget/ und durch Zeitung wegen des Entſatzes/ der mich ſehr/ und nicht ohn urſach befrem- det/ davon abgeſchrecket werde. Marſchalk/ warumb befremdet euch der Entſaz? ſagte der Koͤnig; meinet ihr/ daß er uns ſo gar unnoͤhtig/ und ein lauter uͤberfluß ſey? Haben wir doch ſchon uͤber 80000 Mann/ die Verwundeten mitgerechnet/ heut dieſen Tag einge- buͤſſet. Und warumb ſchriebet ihr mir dann nechten/ wir duͤrfften dem Feinde nicht unter 250000 Mann in der Schlacht unter Augen ſtellen? Aber Groß Ober Wachtmeiſter A- giß/ was iſt hieruͤber eure Meinung? Allergnaͤdigſter Koͤnig/ antwortete er; es kan ſeyn/ daß der Herr Feldmarſchalk ſein hochvernuͤnfftiges abſehen habe/ welches ich nicht wiſſen kan/ aber meiner unvorgreiflichen Meinung nach/ hat Eure Koͤnigl. Hocheit ſehr vorſich- tig gehandelt/ daß dieſelbe auff einen Entſaz iſt bedacht geweſen/ weil wir andern ſolches aus der acht gelaſſen; wundere mich gleichwol nicht wenig/ daß Ihre Hocheit ein ſolches/ ohn aller deren Vorwiſſen/ welche mit derſelben ausgezogen ſind/ vorgenommen/ und mit Herr d d d d d

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/767>, abgerufen am 23.11.2024.