Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
eiferigen Rache nidergemacht werden/ auff daß der Anschlag schier heut oder Morgen
nicht unter die Leute komme; solte aber der Feind Meister spielen/ wird mein Herr der Feld-
marschalk mit den seinen (einer sehr grossen menge von beyden Flügeln) aus der Schlacht
reissen/ unter dem vorschutze/ man müsse dem Vaterlande zu helffen/ sich auffmachen; da
dann der gute König solle in der Feinde Hände gerahten/ und wegen des auffgerichteten
Galgen/ erhenket werden; hernach könne mein Herr mit den Feinden Rachtung treffen/
und durch seinen grossen Anhang die Pannonische Kron leicht erlangen. Der Fähndrich
hatte dieses kurz vor dem Sturme bey Agiß vertraulich abgelegt/ welcher aber biß hieher
keine gelegenheit gehabt hatte/ den König zu warnen. Gleich als nun Agiß von dem Köni-
ge weg gehen wolte/ kam sein Leibdiener/ und reichete ihm ein wolvermachetes Schreiben
von dem Stathalter Mastyes ein/ welcher in des Königes Abwesenheit die Herschaft ver-
waltete/ und ihm ernstlich ließ angelegen seyn/ hinter Dropions künste zukommen/ auch so
viel erfuhr/ daß der König gewiß auff diesem Zuge/ er gewönne/ oder verspielete/ sein Leben
einbüssen würde; welchem Unheil vorzubauen/ er in seines Königes Nahmen und Befehl
eine Macht von 80000 zu Roß in aller eile versamlete/ und an Agiß schrieb; er solte vor
allen dingen den König abrahten/ daß so lieb ihm sein Heyl und Leben währe/ er in keine
Schlacht sich mit dem Feinde einliesse/ ehe und bevor er ihm noch einen ansehnlichen Ent-
saz würde zugeführet haben/ welcher des fünfften Tages nach empfahung dieses/ ihm nicht
weit mehr seyn solte. Hernach/ daß er nicht in dem Reuterflügel sich streitend finden
liesse/ bey welchem Dropion währe; und endlich/ daß man dem Bömischen Könige keine
ehren verkleinerliche Beschimpfung antuhn liesse. Agiß hielt vor nöhtig/ es dem Könige
zu offenbahren/ verschwieg doch des Fähndrichs anbringen/ und bewägete den König/ daß
er nun mehr völlig gläubete/ daß Dropion ihm nach Leben und Kron stünde/ ging auch mit
Agiß hin nach dem Heer/ und sagete beydes hohen und nidrigen selbst an; ein jeder folte an
seinem Orte fleissig und wachsam seyn; dann nach verlauff fünff Tagen müste es durch ei-
ne algemeine Schlacht redlich ausgetragen werden/ ob der Böhme ihm/ oder er dem Böh-
men zugebieten hätte/ inzwischen solten sie ingesamt fein ausruhen und alles volauf haben.
Dropion verdroß solches heftig/ daß er die Zeit zur Schlacht vor gehaltenem Kriegsraht/
oder doch ohn sein vorwissen bestimmete; meinete auch/ er hätte Agiß/ der ihm allernähest
stund/ und sich freundlich gegen ihn bezeigete/ nunmehr gar auff seiner Seite/ daher sagete
er zu ihm: Hui! wie wil unser König nun ohn unsern Raht wieder gut machen/ was er al-
lein verderbet hat? wie aber/ wann das Heer ihm nicht folgen wolte? Ich möchte wünschen/
antwortete Agiß/ daß unser König darüber Raht gehalten/ oder zum wenigsten es mit dem
Herrn Feldmarschalk beredet hätte; weil es aber ihrer Hocheit also gefället/ deren Befehl
und Wille unser Gesez seyn mus/ so wenden ja die Götter dieses Unglük gnädig ab/ daß
das Heer sich ihrem gekröneten Oberhäupte entgegen richten wolte; ich vor mein Häupt
wolte mich lieber selbst umbringen/ damit ich ein solches Unglük nicht sehen dürfte; dann
was könte dem Feinde angenehmers auff der Welt begegnen? und würde auff diesen Fal
besser seyn/ daß der Herr Feldmarschalk den König eines andern beredete/ wann seinem
hohen verstande nach/ er dieses vornehmen vor undienlich befinden solte/ wobey ich dz mei-
ne geträulich tuhn wil. Ich wil auch nicht hoffen/ gab dieser Schalk zur Antwort/ daß die

Völker

Achtes Buch.
eiferigen Rache nidergemacht werden/ auff daß der Anſchlag ſchier heut oder Morgen
nicht unter die Leute komme; ſolte aber der Feind Meiſter ſpielen/ wird mein Herr der Feld-
marſchalk mit den ſeinen (einer ſehr groſſen menge von beyden Fluͤgeln) aus der Schlacht
reiſſen/ unter dem vorſchutze/ man muͤſſe dem Vaterlande zu helffen/ ſich auffmachen; da
dann der gute Koͤnig ſolle in der Feinde Haͤnde gerahten/ und wegen des auffgerichteten
Galgen/ erhenket werden; hernach koͤnne mein Herr mit den Feinden Rachtung treffen/
und durch ſeinen groſſen Anhang die Pannoniſche Kron leicht erlangen. Der Faͤhndrich
hatte dieſes kurz vor dem Sturme bey Agiß vertraulich abgelegt/ welcher aber biß hieher
keine gelegenheit gehabt hatte/ den Koͤnig zu warnen. Gleich als nun Agiß von dem Koͤni-
ge weg gehen wolte/ kam ſein Leibdiener/ und reichete ihm ein wolvermachetes Schreiben
von dem Stathalter Maſtyes ein/ welcher in des Koͤniges Abweſenheit die Herſchaft ver-
waltete/ und ihm ernſtlich ließ angelegen ſeyn/ hinter Dropions kuͤnſte zukommen/ auch ſo
viel erfuhr/ daß der Koͤnig gewiß auff dieſem Zuge/ er gewoͤnne/ oder verſpielete/ ſein Leben
einbuͤſſen wuͤrde; welchem Unheil vorzubauen/ er in ſeines Koͤniges Nahmen und Befehl
eine Macht von 80000 zu Roß in aller eile verſamlete/ und an Agiß ſchrieb; er ſolte vor
allen dingen den Koͤnig abrahten/ daß ſo lieb ihm ſein Heyl und Leben waͤhre/ er in keine
Schlacht ſich mit dem Feinde einlieſſe/ ehe und bevor er ihm noch einen anſehnlichen Ent-
ſaz würde zugefuͤhret haben/ welcher des fuͤnfften Tages nach empfahung dieſes/ ihm nicht
weit mehr ſeyn ſolte. Hernach/ daß er nicht in dem Reuterflügel ſich ſtreitend finden
lieſſe/ bey welchem Dropion waͤhre; und endlich/ daß man dem Boͤmiſchen Koͤnige keine
ehren verkleinerliche Beſchimpfung antuhn lieſſe. Agiß hielt vor noͤhtig/ es dem Koͤnige
zu offenbahren/ verſchwieg doch des Faͤhndrichs anbringen/ und bewaͤgete den Koͤnig/ daß
er nun mehr voͤllig glaͤubete/ daß Dropion ihm nach Leben und Kron ſtuͤnde/ ging auch mit
Agiß hin nach dem Heer/ und ſagete beydes hohen und nidrigen ſelbſt an; ein jeder folte an
ſeinem Orte fleiſſig und wachſam ſeyn; dann nach verlauff fuͤnff Tagen muͤſte es durch ei-
ne algemeine Schlacht redlich ausgetragen werden/ ob der Boͤhme ihm/ oder er dem Boͤh-
men zugebieten haͤtte/ inzwiſchen ſolten ſie ingeſamt fein ausruhen und alles volauf haben.
Dropion verdroß ſolches heftig/ daß er die Zeit zur Schlacht vor gehaltenem Kriegsraht/
oder doch ohn ſein vorwiſſen beſtimmete; meinete auch/ er haͤtte Agiß/ der ihm allernaͤheſt
ſtund/ und ſich freundlich gegen ihn bezeigete/ nunmehr gar auff ſeiner Seite/ daher ſagete
er zu ihm: Hui! wie wil unſer Koͤnig nun ohn unſern Raht wieder gut machen/ was er al-
lein verderbet hat? wie aber/ wañ das Heer ihm nicht folgen wolte? Ich moͤchte wuͤnſchen/
antwortete Agiß/ daß unſer Koͤnig darüber Raht gehalten/ oder zum wenigſten es mit dem
Herrn Feldmarſchalk beredet haͤtte; weil es aber ihrer Hocheit alſo gefaͤllet/ deren Befehl
und Wille unſer Geſez ſeyn mus/ ſo wenden ja die Goͤtter dieſes Ungluͤk gnaͤdig ab/ daß
das Heer ſich ihrem gekroͤneten Oberhaͤupte entgegen richten wolte; ich vor mein Haͤupt
wolte mich lieber ſelbſt umbringen/ damit ich ein ſolches Ungluͤk nicht ſehen duͤrfte; dann
was koͤnte dem Feinde angenehmers auff der Welt begegnen? und wuͤrde auff dieſen Fal
beſſer ſeyn/ daß der Herr Feldmarſchalk den Koͤnig eines andern beredete/ wann ſeinem
hohen verſtande nach/ er dieſes vornehmen vor undienlich befinden ſolte/ wobey ich dz mei-
ne getraͤulich tuhn wil. Ich wil auch nicht hoffen/ gab dieſer Schalk zur Antwort/ daß die

Voͤlker
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0766" n="760"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
eiferigen Rache nidergemacht werden/ auff daß der An&#x017F;chlag &#x017F;chier heut oder Morgen<lb/>
nicht unter die Leute komme; &#x017F;olte aber der Feind Mei&#x017F;ter &#x017F;pielen/ wird mein Herr der Feld-<lb/>
mar&#x017F;chalk mit den &#x017F;einen (einer &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en menge von beyden Flu&#x0364;geln) aus der Schlacht<lb/>
rei&#x017F;&#x017F;en/ unter dem vor&#x017F;chutze/ man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e dem Vaterlande zu helffen/ &#x017F;ich auffmachen; da<lb/>
dann der gute Ko&#x0364;nig &#x017F;olle in der Feinde Ha&#x0364;nde gerahten/ und wegen des auffgerichteten<lb/>
Galgen/ erhenket werden; hernach ko&#x0364;nne mein Herr mit den Feinden Rachtung treffen/<lb/>
und durch &#x017F;einen gro&#x017F;&#x017F;en Anhang die Pannoni&#x017F;che Kron leicht erlangen. Der Fa&#x0364;hndrich<lb/>
hatte die&#x017F;es kurz vor dem Sturme bey Agiß vertraulich abgelegt/ welcher aber biß hieher<lb/>
keine gelegenheit gehabt hatte/ den Ko&#x0364;nig zu warnen. Gleich als nun Agiß von dem Ko&#x0364;ni-<lb/>
ge weg gehen wolte/ kam &#x017F;ein Leibdiener/ und reichete ihm ein wolvermachetes Schreiben<lb/>
von dem Stathalter Ma&#x017F;tyes ein/ welcher in des Ko&#x0364;niges Abwe&#x017F;enheit die Her&#x017F;chaft ver-<lb/>
waltete/ und ihm ern&#x017F;tlich ließ angelegen &#x017F;eyn/ hinter Dropions ku&#x0364;n&#x017F;te zukommen/ auch &#x017F;o<lb/>
viel erfuhr/ daß der Ko&#x0364;nig gewiß auff die&#x017F;em Zuge/ er gewo&#x0364;nne/ oder ver&#x017F;pielete/ &#x017F;ein Leben<lb/>
einbu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde; welchem Unheil vorzubauen/ er in &#x017F;eines Ko&#x0364;niges Nahmen und Befehl<lb/>
eine Macht von 80000 zu Roß in aller eile ver&#x017F;amlete/ und an Agiß &#x017F;chrieb; er &#x017F;olte vor<lb/>
allen dingen den Ko&#x0364;nig abrahten/ daß &#x017F;o lieb ihm &#x017F;ein Heyl und Leben wa&#x0364;hre/ er in keine<lb/>
Schlacht &#x017F;ich mit dem Feinde einlie&#x017F;&#x017F;e/ ehe und bevor er ihm noch einen an&#x017F;ehnlichen Ent-<lb/>
&#x017F;az würde zugefu&#x0364;hret haben/ welcher des fu&#x0364;nfften Tages nach empfahung die&#x017F;es/ ihm nicht<lb/>
weit mehr &#x017F;eyn &#x017F;olte. Hernach/ daß er nicht in dem Reuterflügel &#x017F;ich &#x017F;treitend finden<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;e/ bey welchem Dropion wa&#x0364;hre; und endlich/ daß man dem Bo&#x0364;mi&#x017F;chen Ko&#x0364;nige keine<lb/>
ehren verkleinerliche Be&#x017F;chimpfung antuhn lie&#x017F;&#x017F;e. Agiß hielt vor no&#x0364;htig/ es dem Ko&#x0364;nige<lb/>
zu offenbahren/ ver&#x017F;chwieg doch des Fa&#x0364;hndrichs anbringen/ und bewa&#x0364;gete den Ko&#x0364;nig/ daß<lb/>
er nun mehr vo&#x0364;llig gla&#x0364;ubete/ daß Dropion ihm nach Leben und Kron &#x017F;tu&#x0364;nde/ ging auch mit<lb/>
Agiß hin nach dem Heer/ und &#x017F;agete beydes hohen und nidrigen &#x017F;elb&#x017F;t an; ein jeder folte an<lb/>
&#x017F;einem Orte flei&#x017F;&#x017F;ig und wach&#x017F;am &#x017F;eyn; dann nach verlauff fu&#x0364;nff Tagen mu&#x0364;&#x017F;te es durch ei-<lb/>
ne algemeine Schlacht redlich ausgetragen werden/ ob der Bo&#x0364;hme ihm/ oder er dem Bo&#x0364;h-<lb/>
men zugebieten ha&#x0364;tte/ inzwi&#x017F;chen &#x017F;olten &#x017F;ie inge&#x017F;amt fein ausruhen und alles volauf haben.<lb/>
Dropion verdroß &#x017F;olches heftig/ daß er die Zeit zur Schlacht vor gehaltenem Kriegsraht/<lb/>
oder doch ohn &#x017F;ein vorwi&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;timmete; meinete auch/ er ha&#x0364;tte Agiß/ der ihm allerna&#x0364;he&#x017F;t<lb/>
&#x017F;tund/ und &#x017F;ich freundlich gegen ihn bezeigete/ nunmehr gar auff &#x017F;einer Seite/ daher &#x017F;agete<lb/>
er zu ihm: Hui! wie wil un&#x017F;er Ko&#x0364;nig nun ohn un&#x017F;ern Raht wieder gut machen/ was er al-<lb/>
lein verderbet hat? wie aber/ wan&#x0303; das Heer ihm nicht folgen wolte? Ich mo&#x0364;chte wu&#x0364;n&#x017F;chen/<lb/>
antwortete Agiß/ daß un&#x017F;er Ko&#x0364;nig darüber Raht gehalten/ oder zum wenig&#x017F;ten es mit dem<lb/>
Herrn Feldmar&#x017F;chalk beredet ha&#x0364;tte; weil es aber ihrer Hocheit al&#x017F;o gefa&#x0364;llet/ deren Befehl<lb/>
und Wille un&#x017F;er Ge&#x017F;ez &#x017F;eyn mus/ &#x017F;o wenden ja die Go&#x0364;tter die&#x017F;es Unglu&#x0364;k gna&#x0364;dig ab/ daß<lb/>
das Heer &#x017F;ich ihrem gekro&#x0364;neten Oberha&#x0364;upte entgegen richten wolte; ich vor mein Ha&#x0364;upt<lb/>
wolte mich lieber &#x017F;elb&#x017F;t umbringen/ damit ich ein &#x017F;olches Unglu&#x0364;k nicht &#x017F;ehen du&#x0364;rfte; dann<lb/>
was ko&#x0364;nte dem Feinde angenehmers auff der Welt begegnen? und wu&#x0364;rde auff die&#x017F;en Fal<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn/ daß der Herr Feldmar&#x017F;chalk den Ko&#x0364;nig eines andern beredete/ wann &#x017F;einem<lb/>
hohen ver&#x017F;tande nach/ er die&#x017F;es vornehmen vor undienlich befinden &#x017F;olte/ wobey ich dz mei-<lb/>
ne getra&#x0364;ulich tuhn wil. Ich wil auch nicht hoffen/ gab die&#x017F;er Schalk zur Antwort/ daß die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vo&#x0364;lker</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[760/0766] Achtes Buch. eiferigen Rache nidergemacht werden/ auff daß der Anſchlag ſchier heut oder Morgen nicht unter die Leute komme; ſolte aber der Feind Meiſter ſpielen/ wird mein Herr der Feld- marſchalk mit den ſeinen (einer ſehr groſſen menge von beyden Fluͤgeln) aus der Schlacht reiſſen/ unter dem vorſchutze/ man muͤſſe dem Vaterlande zu helffen/ ſich auffmachen; da dann der gute Koͤnig ſolle in der Feinde Haͤnde gerahten/ und wegen des auffgerichteten Galgen/ erhenket werden; hernach koͤnne mein Herr mit den Feinden Rachtung treffen/ und durch ſeinen groſſen Anhang die Pannoniſche Kron leicht erlangen. Der Faͤhndrich hatte dieſes kurz vor dem Sturme bey Agiß vertraulich abgelegt/ welcher aber biß hieher keine gelegenheit gehabt hatte/ den Koͤnig zu warnen. Gleich als nun Agiß von dem Koͤni- ge weg gehen wolte/ kam ſein Leibdiener/ und reichete ihm ein wolvermachetes Schreiben von dem Stathalter Maſtyes ein/ welcher in des Koͤniges Abweſenheit die Herſchaft ver- waltete/ und ihm ernſtlich ließ angelegen ſeyn/ hinter Dropions kuͤnſte zukommen/ auch ſo viel erfuhr/ daß der Koͤnig gewiß auff dieſem Zuge/ er gewoͤnne/ oder verſpielete/ ſein Leben einbuͤſſen wuͤrde; welchem Unheil vorzubauen/ er in ſeines Koͤniges Nahmen und Befehl eine Macht von 80000 zu Roß in aller eile verſamlete/ und an Agiß ſchrieb; er ſolte vor allen dingen den Koͤnig abrahten/ daß ſo lieb ihm ſein Heyl und Leben waͤhre/ er in keine Schlacht ſich mit dem Feinde einlieſſe/ ehe und bevor er ihm noch einen anſehnlichen Ent- ſaz würde zugefuͤhret haben/ welcher des fuͤnfften Tages nach empfahung dieſes/ ihm nicht weit mehr ſeyn ſolte. Hernach/ daß er nicht in dem Reuterflügel ſich ſtreitend finden lieſſe/ bey welchem Dropion waͤhre; und endlich/ daß man dem Boͤmiſchen Koͤnige keine ehren verkleinerliche Beſchimpfung antuhn lieſſe. Agiß hielt vor noͤhtig/ es dem Koͤnige zu offenbahren/ verſchwieg doch des Faͤhndrichs anbringen/ und bewaͤgete den Koͤnig/ daß er nun mehr voͤllig glaͤubete/ daß Dropion ihm nach Leben und Kron ſtuͤnde/ ging auch mit Agiß hin nach dem Heer/ und ſagete beydes hohen und nidrigen ſelbſt an; ein jeder folte an ſeinem Orte fleiſſig und wachſam ſeyn; dann nach verlauff fuͤnff Tagen muͤſte es durch ei- ne algemeine Schlacht redlich ausgetragen werden/ ob der Boͤhme ihm/ oder er dem Boͤh- men zugebieten haͤtte/ inzwiſchen ſolten ſie ingeſamt fein ausruhen und alles volauf haben. Dropion verdroß ſolches heftig/ daß er die Zeit zur Schlacht vor gehaltenem Kriegsraht/ oder doch ohn ſein vorwiſſen beſtimmete; meinete auch/ er haͤtte Agiß/ der ihm allernaͤheſt ſtund/ und ſich freundlich gegen ihn bezeigete/ nunmehr gar auff ſeiner Seite/ daher ſagete er zu ihm: Hui! wie wil unſer Koͤnig nun ohn unſern Raht wieder gut machen/ was er al- lein verderbet hat? wie aber/ wañ das Heer ihm nicht folgen wolte? Ich moͤchte wuͤnſchen/ antwortete Agiß/ daß unſer Koͤnig darüber Raht gehalten/ oder zum wenigſten es mit dem Herrn Feldmarſchalk beredet haͤtte; weil es aber ihrer Hocheit alſo gefaͤllet/ deren Befehl und Wille unſer Geſez ſeyn mus/ ſo wenden ja die Goͤtter dieſes Ungluͤk gnaͤdig ab/ daß das Heer ſich ihrem gekroͤneten Oberhaͤupte entgegen richten wolte; ich vor mein Haͤupt wolte mich lieber ſelbſt umbringen/ damit ich ein ſolches Ungluͤk nicht ſehen duͤrfte; dann was koͤnte dem Feinde angenehmers auff der Welt begegnen? und wuͤrde auff dieſen Fal beſſer ſeyn/ daß der Herr Feldmarſchalk den Koͤnig eines andern beredete/ wann ſeinem hohen verſtande nach/ er dieſes vornehmen vor undienlich befinden ſolte/ wobey ich dz mei- ne getraͤulich tuhn wil. Ich wil auch nicht hoffen/ gab dieſer Schalk zur Antwort/ daß die Voͤlker

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/766
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/766>, abgerufen am 18.05.2024.