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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
gefolget hätte/ welche mir den zeitigern Abzug rieten/ solches solte mir ungleich grössern
Vortel/ als mein heutiger Abzug Schaden/ gebracht haben. Die Ankunfft der ausgeschic-
keten Reuter Schaaren hinderten ihn weiter zureden; dann als diese eine so grosse Menge
der erschlagenen/ und doch keine Feinde sahen/ rieffen sie alle/ wo dann ihr König/ und ob er
noch im Leben währe; daher er sich ihnen zeigen/ und sie befriedigen muste. Dropion hatte
grossen Verdruß daran/ daß der König ihm so verweißlich zuredete; weil es aber noch nit
Zeit wahr/ sich zurächen/ fraß ers in sich/ und nahm mit seinen Verschwornen gefährliche
Händel vor. Agis aber suchete Gelegenheit/ mit seinem Könige absonderlich zureden/ und
da er bey ihm allein wahr/ sagete er zu ihm: Eure Königl. Hocheit erinnern sich gnädigst/
Mastyes und meiner mehrmahligen geträuen Warnung/ den Feldmarschalk betreffend/
und versichern sich/ daß er noch diese Stunde nicht mit guten Gedanken umgehet; die Göt-
ter wenden nur gnädig ab/ daß eben er nicht ein grösser Feind seines Königes/ als der Böh-
mische König sey; eines weiß ich versichert/ daß er diesen Krieg weder unserm Reiche noch
seinem Könige zum besten angestifftet hat/ sondern dieses ist seine Andacht/ wann er Kö-
nig in Böhmen ist/ wolle er Pannonien auch wol behäupten. Und warumb hindert er/ daß
Eure Hocheit nicht wieder heyrahten sol? Je daß kein gebohrner Erbe zur Reichs Nach-
folge seyn möge/ nachdem der einzige vor zwey Jahren/ durch unvermuhtlichen Tod un-
ter augenscheinlichen Gifftzeichen beyseit geschaffet ist. Eure Königl. Hocheit weiß sehr
wol/ wie geträulich ich und Mastyes diesen Krieg wiederrahten/ da wir uns nicht so sehr
vor den Feind/ als vor unsern eigenen Feldherrn gefürchtet/ und dazumahl es so teutsch nit
ausbeichten dürffen/ und wolte Gott/ man hätte unsere eingeführte Ursachen auf die Wa-
ge der gesunden Vernunfft geleget; doch die jungen Rahtgeber/ die von Dropion alle mit
einander wahren zu Ehren gebracht/ musten mit ihrer grossen Menge der einträchtigen
Stimmen durchdringen/ in welchen sie gewißlich mehr Beleidigungen tichteten/ als uns
angetahn sind; aber lebet auch noch wol die Helffte von ihnen? 6 sind von den Feinden
auffgeknüpffet/ und 15 in Stürmen und Schlachten drauff gangen/ da sie zweifels ohn ih-
ren blutgierigen und ungeträuen meinäidigen Raht viel zuspät werden bereuet haben.
Jedoch/ weil der Streit angefangen ist/ muß er redlich ausgeführet werden/ und verhoffe
ich nicht lebendig/ als nur wie ein Obsieger aus Böhmen zuzihen. Eure Hocheit setzen ein
Geboht/ (ich rede dieses aus den allerhochwichtigsten Ursachen/ auff welchen meines Kö-
niges Heil und Leben beruhet) daß wer inkünfftig aus der Schlacht entrinnet/ und das
Feld verlässet er sey hoch oder niedrig/ solle Ehr/ Gut/ und Leben verwirket haben. Aber
diß ist mein Raht/ daß man alle mögliche Mittel ergreiffe/ den Feind zur Schlacht zubrin-
gen/ ehe uns ein ander Feind mördlich anfalle. Ich weiß wol/ was vor Reden ich schon von
dem Feldmarschalk gehöret habe: Dem Könige sey das Herz entfallen; Er dürffe bey der
Reuterey nicht fechten/ halte sich hinter dem Fußvolke/ und meide die Wunden. Was kan
hieraus entstehen/ als Auffruhr? Ich rede mit meinem Könige vertraulich/ und wolte wol
ein mehres reden/ wanns nicht noch zur Zeit zu unzeitig währe. Dieses versichere sich Eu-
re Königl. Hocheit/ daß ich des Feldmarschalks Gnade und Heuchelgewogenheit/ nach
bewuster ehmaliger Beschimpff- und Verfolgung leicht haben könte/ welche er mir durch
sich selbst und durch andere anbeut; aber ich wil lieber unter dem Meuchel Schwert/ wie

schon

Achtes Buch.
gefolget haͤtte/ welche mir den zeitigern Abzug rieten/ ſolches ſolte mir ungleich groͤſſern
Vortel/ als mein heutiger Abzug Schaden/ gebracht haben. Die Ankunfft der ausgeſchic-
keten Reuter Schaaren hinderten ihn weiter zureden; dann als dieſe eine ſo groſſe Menge
der erſchlagenen/ und doch keine Feinde ſahen/ rieffen ſie alle/ wo dann ihr Koͤnig/ und ob eꝛ
noch im Leben waͤhre; daher er ſich ihnen zeigen/ und ſie befriedigen muſte. Dropion hatte
groſſen Verdruß daran/ daß der Koͤnig ihm ſo verweißlich zuredete; weil es aber noch nit
Zeit wahr/ ſich zuraͤchen/ fraß ers in ſich/ und nahm mit ſeinen Verſchwornen gefaͤhrliche
Haͤndel vor. Agis aber ſuchete Gelegenheit/ mit ſeinem Koͤnige abſonderlich zureden/ und
da er bey ihm allein wahr/ ſagete er zu ihm: Eure Koͤnigl. Hocheit erinnern ſich gnaͤdigſt/
Maſtyes und meiner mehrmahligen getraͤuen Warnung/ den Feldmarſchalk betreffend/
und verſichern ſich/ daß er noch dieſe Stunde nicht mit guten Gedanken umgehet; die Goͤt-
ter wenden nur gnaͤdig ab/ daß eben er nicht ein groͤſſer Feind ſeines Koͤniges/ als der Boͤh-
miſche Koͤnig ſey; eines weiß ich verſichert/ daß er dieſen Krieg weder unſerm Reiche noch
ſeinem Koͤnige zum beſten angeſtifftet hat/ ſondern dieſes iſt ſeine Andacht/ wann er Koͤ-
nig in Boͤhmen iſt/ wolle er Pannonien auch wol behaͤupten. Und warumb hindert er/ daß
Eure Hocheit nicht wieder heyrahten ſol? Je daß kein gebohrner Erbe zur Reichs Nach-
folge ſeyn moͤge/ nachdem der einzige vor zwey Jahren/ durch unvermuhtlichen Tod un-
ter augenſcheinlichen Gifftzeichen beyſeit geſchaffet iſt. Eure Koͤnigl. Hocheit weiß ſehr
wol/ wie getraͤulich ich und Maſtyes dieſen Krieg wiederrahten/ da wir uns nicht ſo ſehr
vor den Feind/ als vor unſern eigenen Feldherrn gefürchtet/ und dazumahl es ſo teutſch nit
ausbeichten duͤrffen/ und wolte Gott/ man haͤtte unſere eingefuͤhrte Urſachen auf die Wa-
ge der geſunden Vernunfft geleget; doch die jungen Rahtgeber/ die von Dropion alle mit
einander wahren zu Ehren gebracht/ muſten mit ihrer groſſen Menge der eintraͤchtigen
Stimmen durchdringen/ in welchen ſie gewißlich mehr Beleidigungen tichteten/ als uns
angetahn ſind; aber lebet auch noch wol die Helffte von ihnen? 6 ſind von den Feinden
auffgeknuͤpffet/ und 15 in Stuͤrmen und Schlachten drauff gangen/ da ſie zweifels ohn ih-
ren blutgierigen und ungetraͤuen meinaͤidigen Raht viel zuſpaͤt werden bereuet haben.
Jedoch/ weil der Streit angefangen iſt/ muß er redlich ausgefuͤhret werden/ und verhoffe
ich nicht lebendig/ als nur wie ein Obſieger aus Boͤhmen zuzihen. Eure Hocheit ſetzen ein
Geboht/ (ich rede dieſes aus den allerhochwichtigſten Urſachen/ auff welchen meines Koͤ-
niges Heil und Leben beruhet) daß wer inkuͤnfftig aus der Schlacht entrinnet/ und das
Feld verlaͤſſet er ſey hoch oder niedrig/ ſolle Ehr/ Gut/ und Leben verwirket haben. Aber
diß iſt mein Raht/ daß man alle moͤgliche Mittel ergreiffe/ den Feind zur Schlacht zubrin-
gen/ ehe uns ein ander Feind moͤrdlich anfalle. Ich weiß wol/ was vor Reden ich ſchon von
dem Feldmarſchalk gehoͤret habe: Dem Koͤnige ſey das Herz entfallen; Er dürffe bey der
Reuterey nicht fechten/ halte ſich hinter dem Fußvolke/ und meide die Wunden. Was kan
hieraus entſtehen/ als Auffruhr? Ich rede mit meinem Koͤnige vertraulich/ und wolte wol
ein mehres reden/ wanns nicht noch zur Zeit zu unzeitig waͤhre. Dieſes verſichere ſich Eu-
re Koͤnigl. Hocheit/ daß ich des Feldmarſchalks Gnade und Heuchelgewogenheit/ nach
bewuſter ehmaliger Beſchimpff- und Verfolgung leicht haben koͤnte/ welche er mir durch
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ſchon
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[758/0764] Achtes Buch. gefolget haͤtte/ welche mir den zeitigern Abzug rieten/ ſolches ſolte mir ungleich groͤſſern Vortel/ als mein heutiger Abzug Schaden/ gebracht haben. Die Ankunfft der ausgeſchic- keten Reuter Schaaren hinderten ihn weiter zureden; dann als dieſe eine ſo groſſe Menge der erſchlagenen/ und doch keine Feinde ſahen/ rieffen ſie alle/ wo dann ihr Koͤnig/ und ob eꝛ noch im Leben waͤhre; daher er ſich ihnen zeigen/ und ſie befriedigen muſte. Dropion hatte groſſen Verdruß daran/ daß der Koͤnig ihm ſo verweißlich zuredete; weil es aber noch nit Zeit wahr/ ſich zuraͤchen/ fraß ers in ſich/ und nahm mit ſeinen Verſchwornen gefaͤhrliche Haͤndel vor. Agis aber ſuchete Gelegenheit/ mit ſeinem Koͤnige abſonderlich zureden/ und da er bey ihm allein wahr/ ſagete er zu ihm: Eure Koͤnigl. Hocheit erinnern ſich gnaͤdigſt/ Maſtyes und meiner mehrmahligen getraͤuen Warnung/ den Feldmarſchalk betreffend/ und verſichern ſich/ daß er noch dieſe Stunde nicht mit guten Gedanken umgehet; die Goͤt- ter wenden nur gnaͤdig ab/ daß eben er nicht ein groͤſſer Feind ſeines Koͤniges/ als der Boͤh- miſche Koͤnig ſey; eines weiß ich verſichert/ daß er dieſen Krieg weder unſerm Reiche noch ſeinem Koͤnige zum beſten angeſtifftet hat/ ſondern dieſes iſt ſeine Andacht/ wann er Koͤ- nig in Boͤhmen iſt/ wolle er Pannonien auch wol behaͤupten. Und warumb hindert er/ daß Eure Hocheit nicht wieder heyrahten ſol? Je daß kein gebohrner Erbe zur Reichs Nach- folge ſeyn moͤge/ nachdem der einzige vor zwey Jahren/ durch unvermuhtlichen Tod un- ter augenſcheinlichen Gifftzeichen beyſeit geſchaffet iſt. Eure Koͤnigl. Hocheit weiß ſehr wol/ wie getraͤulich ich und Maſtyes dieſen Krieg wiederrahten/ da wir uns nicht ſo ſehr vor den Feind/ als vor unſern eigenen Feldherrn gefürchtet/ und dazumahl es ſo teutſch nit ausbeichten duͤrffen/ und wolte Gott/ man haͤtte unſere eingefuͤhrte Urſachen auf die Wa- ge der geſunden Vernunfft geleget; doch die jungen Rahtgeber/ die von Dropion alle mit einander wahren zu Ehren gebracht/ muſten mit ihrer groſſen Menge der eintraͤchtigen Stimmen durchdringen/ in welchen ſie gewißlich mehr Beleidigungen tichteten/ als uns angetahn ſind; aber lebet auch noch wol die Helffte von ihnen? 6 ſind von den Feinden auffgeknuͤpffet/ und 15 in Stuͤrmen und Schlachten drauff gangen/ da ſie zweifels ohn ih- ren blutgierigen und ungetraͤuen meinaͤidigen Raht viel zuſpaͤt werden bereuet haben. Jedoch/ weil der Streit angefangen iſt/ muß er redlich ausgefuͤhret werden/ und verhoffe ich nicht lebendig/ als nur wie ein Obſieger aus Boͤhmen zuzihen. Eure Hocheit ſetzen ein Geboht/ (ich rede dieſes aus den allerhochwichtigſten Urſachen/ auff welchen meines Koͤ- niges Heil und Leben beruhet) daß wer inkuͤnfftig aus der Schlacht entrinnet/ und das Feld verlaͤſſet er ſey hoch oder niedrig/ ſolle Ehr/ Gut/ und Leben verwirket haben. Aber diß iſt mein Raht/ daß man alle moͤgliche Mittel ergreiffe/ den Feind zur Schlacht zubrin- gen/ ehe uns ein ander Feind moͤrdlich anfalle. Ich weiß wol/ was vor Reden ich ſchon von dem Feldmarſchalk gehoͤret habe: Dem Koͤnige ſey das Herz entfallen; Er dürffe bey der Reuterey nicht fechten/ halte ſich hinter dem Fußvolke/ und meide die Wunden. Was kan hieraus entſtehen/ als Auffruhr? Ich rede mit meinem Koͤnige vertraulich/ und wolte wol ein mehres reden/ wanns nicht noch zur Zeit zu unzeitig waͤhre. Dieſes verſichere ſich Eu- re Koͤnigl. Hocheit/ daß ich des Feldmarſchalks Gnade und Heuchelgewogenheit/ nach bewuſter ehmaliger Beſchimpff- und Verfolgung leicht haben koͤnte/ welche er mir durch ſich ſelbſt und durch andere anbeut; aber ich wil lieber unter dem Meuchel Schwert/ wie ſchon

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/764>, abgerufen am 23.11.2024.