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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
digster König/ darff ich die Ursach meiner Niederlage bekennen? so träget des Fußvolks
Abzug daran die gröste Schuld/ dann hiedurch ward mir die Innerseite geblösset/ und zwar
mir unbewust/ und wider alles mein vermuhten/ dessen der Feind sich gar wol hat wissen
zu nutze zumachen. Aber Ihre Königl. Hocheit beschuldigen mich/ ich hätte es übersehen/
und des Feindes Fußvolk nicht angefallen. Sehr gut/ gnädigster König/ wann ich einen
ohmächtigen und geringen Feind vor mir gehabt hätte. Weil ich aber schon beyden
Fäusten Arbeit fand/ wiekunte ich dann noch einen neuen Feind anfallen/ da mir der eine
schon mehr als gewachsen wahr? Herkules lässet sich nicht nur oben hin auffhalten; an
welchem Orte derselbe fechtet/ ist die ganze/ nicht nur halbe Auffsicht und Krafft nöhtig.
Man frage nur diese drumb/ welche schon heut mit ihm sich versuchet/ und mit gedoppel-
ter Macht zuweichen sind gezwungen worden/ da ich kaum eine gleiche Manschafft mit
ungleichem Gewehr wider ihn angeführet. Zwar ich möchte wünschen/ daß ich nicht allein
ihn hätte auffhalten/ sondern gar lebendig fahen können/ aber in meiner Krafft/ gestehe ich
gerne/ ist es nicht gestanden; solte ich nun deswegen straffbar seyn/ was würden dann die
heutigen Bestürmer ihres Lagers zuverantworten haben? Schließlich weiß Eure Königl.
Hocheit/ daß wegen meines herzu kriechenden Alters ich mich entschuldiget und gebehten
habe/ dieses hohe Amt einem andern auffzutragen; Ich wolte gerne mit fechten/ auch allen
möglichen Raht aussinnen helffen/ aber es hat mir ja so gut nicht werden können; bitte
demnach untertähnigst und von Herzen/ Ihre Königl. Hocheit wolle mich allergnädigst
entschuldiget halten/ und sich versichern/ daß diefelbe mich nicht allein unter ihre geträue-
sten Diener/ sondern auch eiferigsten Liebhaber des Vaterlandes und Ihres Königlichen
Stuels wol zählen darff. Feldmarschalk Dropion hatte sich vor diesem Manne stets am
meisten/ wegen seiner Auffrichtigkeit und Träue gefürchtet/ und viel Mittel angewendet/
ihn auff seine Seite zubringen/ aber bißher vergebens/ weil er nicht den Eigennuz/ sondern
des Reichs und seines Königes Wolfahrt suchete. Hier aber meinete er ihn zustreicheln/
und wider den König anzuhetzen/ und fing nach dessen geendigter Rede also an: Je wann
ein redlicher Ritter und Kriegs Oberster deswegen zurecht stehen sol/ daß er des Feldherrn
verschwiegene Gedanken nicht hat sehen/ und denen sich gemäß bezeigen können/ wolte ich
lieber ein gemeiner Landsknecht seyn; Ich zeuge/ und alle die zugegen sind/ daß Herr Agiß
Groß Ober Wachtmeister an seinem Ort keine Mögligkeit hat ermangeln lassen/ sondern
das Glük ist ihm zuwider/ und auff seines Feindes seite gewesen. Der König hörete schon/
wo dieser hinaus wolte/ fiel ihm deswegen in die Rede/ und sagete: Ich habe ja meinen
Groß Ober Wachtmeister und Reichs Marschalk weder angeklaget noch vor das Kriegs-
Recht gefodert/ sondern bloß nur meine Meynung angedeutet; bin ich nun in derselben be-
trogen worden/ wie ich nunmehr gestehe/ werde ich ja deßwegen noch zu keiner Rechtferti-
gung gehalten seyn. Ich wil bekennen/ daß mein Abzug/ der sehr wol gemeynet wahr/ übel
gerahten ist; aber euer Abzug/ Feldmarschalk biß an des Reichs Grenzen hat uns auch we-
nig Vortel gebracht/ welches ich euch sagen muß/ weil ihr euch nicht scheuhet/ mich euren
König zurechtfertigen; und haben unsere Feinde sich vor dißmahl nicht groß zurühmen/
massen der Schade noch nicht so übergroß/ und an beyden Setten fast gleich seyn wird;
möchte auch wünschen/ daß bey dem heutigen ganz unglüklichen Sturm ich deren Raht

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Achtes Buch.
digſter Koͤnig/ darff ich die Urſach meiner Niederlage bekennen? ſo traͤget des Fußvolks
Abzug daran die groͤſte Schuld/ dann hiedurch ward mir die Iñerſeite gebloͤſſet/ und zwaꝛ
mir unbewuſt/ und wider alles mein vermuhten/ deſſen der Feind ſich gar wol hat wiſſen
zu nutze zumachen. Aber Ihre Koͤnigl. Hocheit beſchuldigen mich/ ich haͤtte es uͤberſehen/
und des Feindes Fußvolk nicht angefallen. Sehr gut/ gnaͤdigſter Koͤnig/ wann ich einen
ohmaͤchtigen und geringen Feind vor mir gehabt haͤtte. Weil ich aber ſchon beyden
Faͤuſten Arbeit fand/ wiekunte ich dann noch einen neuen Feind anfallen/ da mir der eine
ſchon mehr als gewachſen wahr? Herkules laͤſſet ſich nicht nur oben hin auffhalten; an
welchem Orte derſelbe fechtet/ iſt die ganze/ nicht nur halbe Auffſicht und Krafft noͤhtig.
Man frage nur dieſe drumb/ welche ſchon heut mit ihm ſich verſuchet/ und mit gedoppel-
ter Macht zuweichen ſind gezwungen worden/ da ich kaum eine gleiche Manſchafft mit
ungleichem Gewehr wider ihn angefuͤhret. Zwar ich moͤchte wünſchen/ daß ich nicht allein
ihn haͤtte auffhalten/ ſondern gar lebendig fahen koͤnnen/ aber in meiner Krafft/ geſtehe ich
gerne/ iſt es nicht geſtanden; ſolte ich nun deswegen ſtraffbar ſeyn/ was wuͤrden dann die
heutigen Beſtuͤrmer ihres Lagers zuverantworten haben? Schließlich weiß Eure Koͤnigl.
Hocheit/ daß wegen meines herzu kriechenden Alters ich mich entſchuldiget und gebehten
habe/ dieſes hohe Amt einem andern auffzutragen; Ich wolte gerne mit fechten/ auch allen
moͤglichen Raht ausſinnen helffen/ aber es hat mir ja ſo gut nicht werden koͤnnen; bitte
demnach untertaͤhnigſt und von Herzen/ Ihre Koͤnigl. Hocheit wolle mich allergnaͤdigſt
entſchuldiget halten/ und ſich verſichern/ daß diefelbe mich nicht allein unter ihre getraͤue-
ſten Diener/ ſondern auch eiferigſten Liebhaber des Vaterlandes und Ihres Koͤniglichen
Stuels wol zaͤhlen darff. Feldmarſchalk Dropion hatte ſich vor dieſem Manne ſtets am
meiſten/ wegen ſeiner Auffrichtigkeit und Traͤue gefuͤrchtet/ und viel Mittel angewendet/
ihn auff ſeine Seite zubringen/ aber bißher vergebens/ weil er nicht den Eigennuz/ ſondern
des Reichs und ſeines Koͤniges Wolfahrt ſuchete. Hier aber meinete er ihn zuſtreicheln/
und wider den Koͤnig anzuhetzen/ und fing nach deſſen geendigter Rede alſo an: Je wann
ein redlicher Ritter und Kriegs Oberſter deswegen zurecht ſtehen ſol/ daß er des Feldherꝛn
verſchwiegene Gedanken nicht hat ſehen/ und denen ſich gemaͤß bezeigen koͤnnen/ wolte ich
lieber ein gemeiner Landsknecht ſeyn; Ich zeuge/ und alle die zugegen ſind/ daß Herr Agiß
Groß Ober Wachtmeiſter an ſeinem Ort keine Moͤgligkeit hat ermangeln laſſen/ ſondern
das Gluͤk iſt ihm zuwider/ und auff ſeines Feindes ſeite geweſen. Der Koͤnig hoͤrete ſchon/
wo dieſer hinaus wolte/ fiel ihm deswegen in die Rede/ und ſagete: Ich habe ja meinen
Groß Ober Wachtmeiſter und Reichs Marſchalk weder angeklaget noch vor das Kriegs-
Recht gefodert/ ſondern bloß nur meine Meynung angedeutet; bin ich nun in derſelben be-
trogen worden/ wie ich nunmehr geſtehe/ werde ich ja deßwegen noch zu keiner Rechtferti-
gung gehalten ſeyn. Ich wil bekennen/ daß mein Abzug/ der ſehr wol gemeynet wahr/ uͤbel
gerahten iſt; aber euer Abzug/ Feldmarſchalk biß an des Reichs Grenzen hat uns auch we-
nig Vortel gebracht/ welches ich euch ſagen muß/ weil ihr euch nicht ſcheuhet/ mich euren
Koͤnig zurechtfertigen; und haben unſere Feinde ſich vor dißmahl nicht groß zuruͤhmen/
maſſen der Schade noch nicht ſo uͤbergroß/ und an beyden Setten faſt gleich ſeyn wird;
moͤchte auch wuͤnſchen/ daß bey dem heutigen ganz ungluͤklichen Sturm ich deren Raht

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[757/0763] Achtes Buch. digſter Koͤnig/ darff ich die Urſach meiner Niederlage bekennen? ſo traͤget des Fußvolks Abzug daran die groͤſte Schuld/ dann hiedurch ward mir die Iñerſeite gebloͤſſet/ und zwaꝛ mir unbewuſt/ und wider alles mein vermuhten/ deſſen der Feind ſich gar wol hat wiſſen zu nutze zumachen. Aber Ihre Koͤnigl. Hocheit beſchuldigen mich/ ich haͤtte es uͤberſehen/ und des Feindes Fußvolk nicht angefallen. Sehr gut/ gnaͤdigſter Koͤnig/ wann ich einen ohmaͤchtigen und geringen Feind vor mir gehabt haͤtte. Weil ich aber ſchon beyden Faͤuſten Arbeit fand/ wiekunte ich dann noch einen neuen Feind anfallen/ da mir der eine ſchon mehr als gewachſen wahr? Herkules laͤſſet ſich nicht nur oben hin auffhalten; an welchem Orte derſelbe fechtet/ iſt die ganze/ nicht nur halbe Auffſicht und Krafft noͤhtig. Man frage nur dieſe drumb/ welche ſchon heut mit ihm ſich verſuchet/ und mit gedoppel- ter Macht zuweichen ſind gezwungen worden/ da ich kaum eine gleiche Manſchafft mit ungleichem Gewehr wider ihn angefuͤhret. Zwar ich moͤchte wünſchen/ daß ich nicht allein ihn haͤtte auffhalten/ ſondern gar lebendig fahen koͤnnen/ aber in meiner Krafft/ geſtehe ich gerne/ iſt es nicht geſtanden; ſolte ich nun deswegen ſtraffbar ſeyn/ was wuͤrden dann die heutigen Beſtuͤrmer ihres Lagers zuverantworten haben? Schließlich weiß Eure Koͤnigl. Hocheit/ daß wegen meines herzu kriechenden Alters ich mich entſchuldiget und gebehten habe/ dieſes hohe Amt einem andern auffzutragen; Ich wolte gerne mit fechten/ auch allen moͤglichen Raht ausſinnen helffen/ aber es hat mir ja ſo gut nicht werden koͤnnen; bitte demnach untertaͤhnigſt und von Herzen/ Ihre Koͤnigl. Hocheit wolle mich allergnaͤdigſt entſchuldiget halten/ und ſich verſichern/ daß diefelbe mich nicht allein unter ihre getraͤue- ſten Diener/ ſondern auch eiferigſten Liebhaber des Vaterlandes und Ihres Koͤniglichen Stuels wol zaͤhlen darff. Feldmarſchalk Dropion hatte ſich vor dieſem Manne ſtets am meiſten/ wegen ſeiner Auffrichtigkeit und Traͤue gefuͤrchtet/ und viel Mittel angewendet/ ihn auff ſeine Seite zubringen/ aber bißher vergebens/ weil er nicht den Eigennuz/ ſondern des Reichs und ſeines Koͤniges Wolfahrt ſuchete. Hier aber meinete er ihn zuſtreicheln/ und wider den Koͤnig anzuhetzen/ und fing nach deſſen geendigter Rede alſo an: Je wann ein redlicher Ritter und Kriegs Oberſter deswegen zurecht ſtehen ſol/ daß er des Feldherꝛn verſchwiegene Gedanken nicht hat ſehen/ und denen ſich gemaͤß bezeigen koͤnnen/ wolte ich lieber ein gemeiner Landsknecht ſeyn; Ich zeuge/ und alle die zugegen ſind/ daß Herr Agiß Groß Ober Wachtmeiſter an ſeinem Ort keine Moͤgligkeit hat ermangeln laſſen/ ſondern das Gluͤk iſt ihm zuwider/ und auff ſeines Feindes ſeite geweſen. Der Koͤnig hoͤrete ſchon/ wo dieſer hinaus wolte/ fiel ihm deswegen in die Rede/ und ſagete: Ich habe ja meinen Groß Ober Wachtmeiſter und Reichs Marſchalk weder angeklaget noch vor das Kriegs- Recht gefodert/ ſondern bloß nur meine Meynung angedeutet; bin ich nun in derſelben be- trogen worden/ wie ich nunmehr geſtehe/ werde ich ja deßwegen noch zu keiner Rechtferti- gung gehalten ſeyn. Ich wil bekennen/ daß mein Abzug/ der ſehr wol gemeynet wahr/ uͤbel gerahten iſt; aber euer Abzug/ Feldmarſchalk biß an des Reichs Grenzen hat uns auch we- nig Vortel gebracht/ welches ich euch ſagen muß/ weil ihr euch nicht ſcheuhet/ mich euren Koͤnig zurechtfertigen; und haben unſere Feinde ſich vor dißmahl nicht groß zuruͤhmen/ maſſen der Schade noch nicht ſo uͤbergroß/ und an beyden Setten faſt gleich ſeyn wird; moͤchte auch wuͤnſchen/ daß bey dem heutigen ganz ungluͤklichen Sturm ich deren Raht gefol- c c c c c iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/763>, abgerufen am 18.05.2024.