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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
ter Herr Sohn/ antwortete der König; wem solte ich mein herzliebes Kind lieber gönnen
und geben/ als der ihretwegen/ wie ich verstehe/ aus einem mächtigen Groß Fürsten gar zum
Betler worden ist/ und wol unsägliche mühe und arbeit überstanden hat/ wie euer Liebe
bleich-mageres Angesicht gnugsam und überflüssig bezeuget. Fassete damit seine Frl. Toch-
ter bey der Hand/ und nachdem er sie etlichemahl geküsset hatte/ sagte er zu ihr: Ich zweife-
le nicht/ geliebtes Kind/ du werdest die Träue und Liebe/ dir von diesem Groß Fürsten er-
wiesen/ mit gebührlichem Dank zuerkennen gesonnen seyn/ und nach meinem Schlusse ihn
vor deinen Bräutigam und künftigen Gemahl annehmen. Gnädigster Herr Vater/ ant-
wortete sie; Dieser Durchleuchtigster Groß Fürst hat meinetwegen äusserste Noht/ Ar-
mut und Lebensgefahr ausgestanden/ und über die 20 Wunden in meiner geträuen nach-
suchung empfangen/ so das mein Unglük gegen das seine nicht eins zu rechnen ist; auch hät-
te ich weder von dem Wendischen Gotschalk/ noch von bevorstehender Todesgefahr ohn
seine Hülffe können errettet werden; und welches ich vor das höchste halte/ hat er die drey
Tage über/ so er mich in seinem gewarsam gehabt/ mich nicht allein im Christlichen Glau-
ben unterrichtet/ ohn welche Erkäntnis ich mein ausgestandenes Elend unmöglich hätte
ertragen können; sondern hat sich auch so ehrliebend und züchtig gegen mich verhalten/
daß er mir nicht das allergeringste zugemuhtet/ welches meiner jungfräulichen Keusch-
heit im wenigsten hätte zu wieder seyn können; daher/ nach dem er sein ehrliebendes be-
gehren mir vorgetragen/ ich ihm die Versprechung getahn/ seiner Durchl. nach eingehoh-
letem Befehl und Raht/ meiner herzlieben Eltern/ Herrn Brüder/ und Fr. Schwester/ mit
solcher Antwort zubegegnen/ die eine anzeige eines dankbahren willens mit sich brächte.
Weil dann mein H. Vater mir solches anbefihlet/ wil seinem Geboht zugehorsamen/ ich die-
sen Durchl. Großfürsten vor meinen Bräutigam und künftigen hochwirdigen Gemahl
annehmen/ ihm alle Träue und Liebe versprechen/ und daneben demunhtig bitten/ seine Durchl.
wolle mit meiner Schwacheit und geringem vermögen geduld tragen/ wann allemahl
ich mich nicht würde der Gebühr nach verhalten können/ wornach doch meine stete Bemü-
hung streben sol. Da ging nun nicht allein das Glükwünschen/ sondern auch das wilkommen
erst recht an/ und erfreueten sich Königin Sophia/ Lukrezia und Fürstin Sibylla von Her-
zen/ als die höreten/ daß das liebe züchtige Fräulein sie mit diesen Worten in lateinischer
Sprache anredete: Großmächtigste Königinnen/ Durchleuchtigste Fürstin; weil der al-
mächtige Gott mir diese Barmherzigkeit erzeiget/ und ihrer sehr angenehmen Kundschaft
mich gewirdiget hat/ als bitte ihre Liebden ich demühtig/ sie wollen meine gering-schatzige
Gegenwart ihnen nicht lassen verdrießlich seyn/ sondern sich versichern/ daß denen samt
und sonders aufzuwarten ich begierig bin/ wie dann in meiner sieben Wöchigen Magd-
schaft ich viel geringern Leuten habe müssen die Hände küssen/ daß mich das Angesicht da-
von geschmerzet hat. Die lezten Worte bewägeten die ganze Geselschaft zuweinen/ so daß
die Königinnen ihr kein Wort antworten kunten/ sondern an Stat der Rede ihr um den
Hals fielen/ und noch endlich Fr. Sophia zu diesen kurzen Worten sich zwang: Durchleuch-
tigstes Königliches Fräulein/ herzallerliebste Frl. Schwester; unserm Heilande JEsus
Christ sey Lob und Preiß vor ihre Beschütz- und Erhaltung; wir unsers teils freuen uns
dessen von ganzem Herzen/ freundschwesterlich bittend/ ihre Liebe wolle mit so tiefen Ehr-

erbie-
t t t t

Siebendes Buch.
ter Herr Sohn/ antwortete der Koͤnig; wem ſolte ich mein herzliebes Kind lieber goͤñen
und geben/ als der ihretwegen/ wie ich verſtehe/ aus einem maͤchtigẽ Groß Fuͤrſten gar zum
Betler worden iſt/ und wol unſaͤgliche muͤhe und arbeit überſtanden hat/ wie euer Liebe
bleich-mageres Angeſicht gnugſam uñ uͤberfluͤſſig bezeuget. Faſſete damit ſeine Frl. Toch-
ter bey der Hand/ und nachdem er ſie etlichemahl gekuͤſſet hatte/ ſagte er zu ihr: Ich zweife-
le nicht/ geliebtes Kind/ du werdeſt die Traͤue und Liebe/ dir von dieſem Groß Fuͤrſten er-
wieſen/ mit gebührlichem Dank zuerkennen geſonnen ſeyn/ und nach meinem Schluſſe ihn
vor deinen Braͤutigam und kuͤnftigen Gemahl annehmen. Gnaͤdigſter Herr Vater/ ant-
wortete ſie; Dieſer Durchleuchtigſter Groß Fuͤrſt hat meinetwegen aͤuſſerſte Noht/ Ar-
mut und Lebensgefahr ausgeſtanden/ und uͤber die 20 Wunden in meiner getraͤuen nach-
ſuchung empfangen/ ſo das mein Ungluͤk gegen das ſeine nicht eins zu rechnen iſt; auch haͤt-
te ich weder von dem Wendiſchen Gotſchalk/ noch von bevorſtehender Todesgefahr ohn
ſeine Huͤlffe koͤnnen errettet werden; und welches ich vor das hoͤchſte halte/ hat er die drey
Tage uͤber/ ſo er mich in ſeinem gewarſam gehabt/ mich nicht allein im Chriſtlichen Glau-
ben unterrichtet/ ohn welche Erkaͤntnis ich mein ausgeſtandenes Elend unmoͤglich haͤtte
ertragen koͤnnen; ſondern hat ſich auch ſo ehrliebend und zuͤchtig gegen mich verhalten/
daß er mir nicht das allergeringſte zugemuhtet/ welches meiner jungfraͤulichen Keuſch-
heit im wenigſten haͤtte zu wieder ſeyn koͤnnen; daher/ nach dem er ſein ehrliebendes be-
gehren mir vorgetragen/ ich ihm die Verſprechung getahn/ ſeiner Durchl. nach eingehoh-
letem Befehl und Raht/ meiner herzlieben Eltern/ Herrn Bruͤder/ uñ Fr. Schweſter/ mit
ſolcher Antwort zubegegnen/ die eine anzeige eines dankbahren willens mit ſich braͤchte.
Weil dañ mein H. Vater mir ſolches anbefihlet/ wil ſeinem Geboht zugehorſamen/ ich die-
ſen Durchl. Großfuͤrſten vor meinen Braͤutigam und kuͤnftigen hochwirdigen Gemahl
annehmen/ ihm alle Traͤue uñ Liebe verſprechen/ uñ daneben demũhtig bitten/ ſeine Durchl.
wolle mit meiner Schwacheit und geringem vermoͤgen geduld tragen/ wann allemahl
ich mich nicht wuͤrde der Gebuͤhr nach verhalten koͤñen/ wornach doch meine ſtete Bemuͤ-
hung ſtreben ſol. Da ging nun nicht allein das Gluͤkwuͤnſchen/ ſondern auch das wilkom̄ẽ
erſt recht an/ und erfꝛeueten ſich Koͤnigin Sophia/ Lukrezia und Fuͤrſtin Sibylla von Her-
zen/ als die hoͤreten/ daß das liebe zuͤchtige Fraͤulein ſie mit dieſen Worten in lateiniſcher
Sprache anredete: Großmaͤchtigſte Koͤniginnen/ Durchleuchtigſte Fuͤrſtin; weil der al-
maͤchtige Gott mir dieſe Barmherzigkeit erzeiget/ uñ ihrer ſehr angenehmen Kundſchaft
mich gewirdiget hat/ als bitte ihre Liebden ich demuͤhtig/ ſie wollen meine gering-ſchatzige
Gegenwart ihnen nicht laſſen verdrießlich ſeyn/ ſondern ſich verſichern/ daß denen ſamt
und ſonders aufzuwarten ich begierig bin/ wie dann in meiner ſieben Woͤchigen Magd-
ſchaft ich viel geringern Leuten habe müſſen die Haͤnde kuͤſſen/ daß mich das Angeſicht da-
von geſchmerzet hat. Die lezten Worte bewaͤgeten die ganze Geſelſchaft zuweinen/ ſo daß
die Koͤniginnen ihr kein Wort antworten kunten/ ſondern an Stat der Rede ihr um den
Hals fielen/ uñ noch endlich Fr. Sophia zu dieſen kurzen Worten ſich zwang: Durchleuch-
tigſtes Koͤnigliches Fraͤulein/ herzallerliebſte Frl. Schweſter; unſerm Heilande JEſus
Chriſt ſey Lob und Preiß vor ihre Beſchuͤtz- und Erhaltung; wir unſers teils freuen uns
deſſen von ganzem Herzen/ freundſchweſterlich bittend/ ihre Liebe wolle mit ſo tiefen Ehr-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/703>, abgerufen am 23.11.2024.