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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
währe/ und bald wieder kommen würde; ging damit wieder davon nach dem Fräulein
auff ein absonderliches Gemach/ da Libussa ihren Leib von der angestrichenen Farbe reinig-
te/ und ihr in die Kleider half/ welche sie von Magdeburg mit gebracht hatte; Arbianes a-
ber auff einem andern Zimmer sich auch ausputzete/ dem die Freude mehr Kraft und stär-
ke verliehe/ als er sonst an sich hatte. Als sie beyde fertig wahren/ fasseten sie einander bey
der Hand/ liessen Leches und Libussen vor sich her treten/ und folgeten denen auff dem Fusse
nach/ daß ihrer niemand gewahr ward/ biß das Fräulein nahe vor ihrer Fr. Mutter stund/
und ihr mit küssen und Trähnen umb den Hals fiel/ welche über der unvermuhtlichen ge-
genwart sich entsetzend/ in Ohmacht nidersank. Arbianes stellete sich vor Valisken/ und wol-
te ihr die Hand küssen/ aber sie umfing ihn schwesterlich/ und sagete: Herzlieber Herr Bru-
der; ach wie hat eure Liebe sich doch so lange Zeit verborgen gehalten? Gott sey Lob/ daß
ich dieselbe wieder vor mir sehe/ wiewol das verfallene Angesicht gnug zu erkennen gibt/ dz
er mehr böse als gute Stunden mus gehabt haben. Ich danke dem allerhöchsten GOtt/
antwortete er/ daß eure Liebe ich gesund und frisch antreffe/ und bin mit meines Gottes
züchtigung wol zu frieden/ nachdem von demselben ich die Gnade gehabt/ das Durchl. Kö-
nigliche Fräulein wieder anzutreffen/ so das mein überstandenes Elend ich nicht allein ger-
ne vergessen/ sondern es als ein Gnadenzeichen/ daß Gott an mich gedacht hat/ rechnen wil.
Die alte Königin kam bald wieder zu sich selbst/ umfing ihr allerliebstes Kind mit herzen
und küssen/ und wolte in einem Augenblik alles ihr ergehen wissen; sie aber gab zur Ant-
wort; Gn. Fr. Mutter/ wir wollen unsere Trähnen heut nicht weiter reitzen/ sondern dem
almächtigen wahren Gott/ und unserm Heylande JEsus Christ von herzen danken/ daß
er nicht weniger meine Ehr und jungfräuliche Keuscheit/ als mein Leben väterlich behü-
tet und errettet hat. Arbianes ward von König Henrich freundlich empfangen/ welchen er
nach geschehener Danksagung und geleistetem Handkusse also anredete: Großmächtig-
ster unüberwindlichster König/ gnädigster Herr; ob zwar zu jener Zeit/ da eure Königl.
Hocheit ich erstmahls angesprochen/ mich unterstanden habe/ das Durchleuchtigste Fräu-
lein/ eurer Königl. Hocheit Frl. Tochter aus Räubers Henden loßzuwirken/ und ihren
Eltern sie wieder zuzuführen/ hat doch ein leidiger Fal/ der gutenteils ans Irtuhm entstan-
den/ nicht allein solches gehindert/ sondern von höchstge dachtem Fräulein mich endlich gar
hinweg gerissen/ welche kaum vor sieben oder acht Stunden ich drey Meile von hinnen/
durch Gottes sonderbahre schickung ohngefehr angetroffen/ und von ihrer Durchl. die Eh-
re gehabt/ daß sie mich im Betlerstande und Kleidern auf ihre Gutsche genommen/ so daß
dannoch nach Gottes Willen dieselbe ich nicht allein gesund und frisch/ sondern auch im
unbestecketen jungfräulichen Stande hieher geleiten können. Wann nun vor diesem umb
eine Heiraht bey ihrer Königl. Hocheit durch meine Gn. Fr. Schwester und Königin/
Fr. Valiska/ ich untertähnige ansuchung getahn/ als wil anjezt ich solche Anwerbung selbst
mündlich in untertähnigstem Gehorsam vortragen/ demühtigst bittend/ ihre Königliche
Hocheit wollen mit angenehmer Antwort und väterlicher neigung mich beseligen/ und ih-
re herzgeliebete Frl. Tochter mir versprechen; dagegen ich mich dann Christlich erklären
und verpflichten wil/ sie Zeit meines lebens als ein hochwirdiges Gemahl zu lieben und eh-
ren/ und nach meinem Tode mit einem Grofürstlichen Leibgedinge versehen. Mein gelieb-

ter

Siebendes Buch.
waͤhre/ und bald wieder kommen wuͤrde; ging damit wieder davon nach dem Fraͤulein
auff ein abſonderliches Gemach/ da Libuſſa ihren Leib von der angeſtrichenen Farbe reinig-
te/ und ihr in die Kleider half/ welche ſie von Magdeburg mit gebracht hatte; Arbianes a-
ber auff einem andern Zimmer ſich auch ausputzete/ dem die Freude mehr Kraft und ſtaͤr-
ke verliehe/ als er ſonſt an ſich hatte. Als ſie beyde fertig wahren/ faſſeten ſie einander bey
der Hand/ lieſſen Leches und Libuſſen vor ſich her treten/ und folgeten denen auff dem Fuſſe
nach/ daß ihrer niemand gewahr ward/ biß das Fraͤulein nahe vor ihrer Fr. Mutter ſtund/
und ihr mit kuͤſſen und Traͤhnen umb den Hals fiel/ welche uͤber der unvermuhtlichen ge-
genwart ſich entſetzend/ in Ohmacht niderſank. Arbianes ſtellete ſich vor Valiſken/ und wol-
te ihr die Hand kuͤſſen/ aber ſie umfing ihn ſchweſterlich/ und ſagete: Herzlieber Herr Bru-
der; ach wie hat eure Liebe ſich doch ſo lange Zeit verborgen gehalten? Gott ſey Lob/ daß
ich dieſelbe wieder vor mir ſehe/ wiewol das verfallene Angeſicht gnug zu erkennen gibt/ dz
er mehr boͤſe als gute Stunden mus gehabt haben. Ich danke dem allerhoͤchſten GOtt/
antwortete er/ daß eure Liebe ich geſund und friſch antreffe/ und bin mit meines Gottes
zuͤchtigung wol zu frieden/ nachdem von demſelben ich die Gnade gehabt/ das Durchl. Koͤ-
nigliche Fraͤulein wieder anzutreffen/ ſo das mein uͤberſtandenes Elend ich nicht allein ger-
ne vergeſſen/ ſondern es als ein Gnadenzeichen/ daß Gott an mich gedacht hat/ rechnen wil.
Die alte Koͤnigin kam bald wieder zu ſich ſelbſt/ umfing ihr allerliebſtes Kind mit herzen
und küſſen/ und wolte in einem Augenblik alles ihr ergehen wiſſen; ſie aber gab zur Ant-
wort; Gn. Fr. Mutter/ wir wollen unſere Traͤhnen heut nicht weiter reitzen/ ſondern dem
almaͤchtigen wahren Gott/ und unſerm Heylande JEſus Chriſt von herzen danken/ daß
er nicht weniger meine Ehr und jungfraͤuliche Keuſcheit/ als mein Leben vaͤterlich behuͤ-
tet und errettet hat. Arbianes ward von Koͤnig Henrich freundlich empfangen/ welchen er
nach geſchehener Dankſagung und geleiſtetem Handkuſſe alſo anredete: Großmaͤchtig-
ſter unuͤberwindlichſter Koͤnig/ gnaͤdigſter Herr; ob zwar zu jener Zeit/ da eure Koͤnigl.
Hocheit ich erſtmahls angeſprochen/ mich unterſtanden habe/ das Durchleuchtigſte Fraͤu-
lein/ eurer Koͤnigl. Hocheit Frl. Tochter aus Raͤubers Henden loßzuwirken/ und ihren
Eltern ſie wieder zuzufuͤhren/ hat doch ein leidiger Fal/ der gutenteils ans Irtuhm entſtan-
den/ nicht allein ſolches gehindert/ ſondern von hoͤchſtge dachtem Fraͤulein mich endlich gar
hinweg geriſſen/ welche kaum vor ſieben oder acht Stunden ich drey Meile von hinnen/
durch Gottes ſonderbahre ſchickung ohngefehr angetroffen/ und von ihrer Durchl. die Eh-
re gehabt/ daß ſie mich im Betlerſtande und Kleidern auf ihre Gutſche genommen/ ſo daß
dannoch nach Gottes Willen dieſelbe ich nicht allein geſund und friſch/ ſondern auch im
unbeſtecketen jungfraͤulichen Stande hieher geleiten koͤnnen. Wann nun vor dieſem umb
eine Heiraht bey ihrer Koͤnigl. Hocheit durch meine Gn. Fr. Schweſter und Koͤnigin/
Fr. Valiſka/ ich untertaͤhnige anſuchung getahn/ als wil anjezt ich ſolche Anwerbung ſelbſt
muͤndlich in untertaͤhnigſtem Gehorſam vortragen/ demuͤhtigſt bittend/ ihre Koͤnigliche
Hocheit wollen mit angenehmer Antwort und vaͤterlicher neigung mich beſeligen/ und ih-
re herzgeliebete Frl. Tochter mir verſprechen; dagegen ich mich dann Chriſtlich erklaͤren
und verpflichten wil/ ſie Zeit meines lebens als ein hochwirdiges Gemahl zu lieben und eh-
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/702>, abgerufen am 23.11.2024.