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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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weggezogen hätten/ da er zu ihnen sagete: O ihr leichtfertige Schelmen/ wie handelt ihr
bey mir eurem Herrn; ist das die Träue/ die ihr mir schuldig seyd? fassete hiemit das Mes-
ser/ und stach dem einen eine zimliche Wunde in das Bein/ welcher aber ihm das Messer
bald aus der Hand brach/ und ihm damit die Schulter verletzete. Das Fräulein schickete
einen ab/ ein Licht zuhohlen/ welcher bald wieder kam/ und das Blut auff der Fräulein La-
ger sahe/ auch daß Wolffgang zimlich Macht-loß wahr/ welchen das Fräulein nicht ohn
Trähnen selbst verbinden halff/ da unterdessen die Reuter den Tähter mit Füssen zutraten/
hätten ihn auch umbs Leben gebracht/ wann nicht Wolffgang sie gebehten hätte/ sie solten
ihm nicht weiter Schaden zufügen/ sondern festgebunden verwahren/ und ihm die Wun-
den verbinden. Weil dann Wolffgang noch keine Todes Angst empfand/ sondern nur we-
gen des verblutens von Kräfften kommen wahr/ dankete das Fräulein Gott inniglich und
von Herzen. Die Wirtin/ deren Ehman verreiset/ ward herzu geruffen/ und befraget/ auff
was weise der Bösewicht durch die Kammer Tühr kommen währe/ mit Bedräuung/ da
sie Wissenschafft drumb hätte/ solte sie es bekennen/ oder schwerer Straffe gewärtig seyn.
Worauff sie mit einem Lachen antwortete: ob es dann was neues währe/ daß man den
Bräutigam zu der Braut liesse? massen als sie solches von ihm berichtet worden/ hätte sie
auff sein hefftiges anhalten ihm den Schlüssel abfolgen lassen. O du verwägener Bube/
sagte das Fräulein/ so darffstu dich noch wol darzu vor meinen Bräutigam angeben? Nun
ich wil dir deinen Lohn schon zustellen/ und das Braut Bette dergestalt zurichten lassen/ dz
du kein Königliches Fräulein mehr gewaltsam überfallen solt. Geboht hierauff einem
Reuter/ daß er von dem Hauß Knechte sich geschwinde solte hinbringen lassen/ wo der
Amtman dieses Dorffs wohnete/ und demselben anzeigen/ es sey alhie seines gnädigsten
Königes nahe Anverwantin/ die begehre gnädigst/ daß er auffs schnelleste mit einem guten
Wund Arzt und einer gewapneten Schaar sich hieselbst einstelle. Sie nahmen beyde Pfer-
de/ ranten geschwinde fort/ und brachten den Amtman samt dem Arzt mit sich. Jener/ weil
er offt zu Hofe gewesen wahr/ kennete das Fräulein alsbald/ demütigte sich vor ihr/ und
baht untertähnigst/ ihm die Gnade zuerzeigen/ und ihm zubefehlen/ daß er ihrer Durchl.
Wiederkunfft seinem allergnädigsten Könige anmeldete; Aber sie antwortete ihm: Er
solte ohn das schon gnädigst angesehen werden; Ließ Wolffgang auffs neue verbinden/
und hörete mit Freuden/ daß der Arzt guten Trost gab; wie dann auch des Tähters Scha-
den wol in acht genommen ward/ welcher sich bezeigete/ als wann er von Sinnen kommen
währe/ und nicht wüste/ was er verrichtet hätte. Die gewapnete Begleitung stellete sich
auch bald ein/ daß sie frühzeitig auffbrachen/ und den nähesten Weg nach Magdeburg vor
sich nahmen. Wolffgang muste bey ihr auff der Gutsche sitzen/ dem sie fast schwesterliche
Hulde erzeigete/ welches er doch in einfältiger Untertähnigkeit verbaht/ als der dessen al-
lerdinge unwirdig währe/ und daher gerne mit einem Karren vorlieb nehmen wolte/ weil
er seiner Wunden halben das reiten und gehen nicht ertragen könte. Sie aber sprach ihn
zufrieden: Er solte mit dergleichen Wegerungen sich nit verunruhen/ sondern alle knech-
tische Nidrigkeit ablegen; sie wolte ihm schon wissen Leute zuzugeben/ die ihn in höfischen
Sitten unterrichten würden; welches er mit betrübtem Herzen anhörete/ und noch hoffe-
te/ es zu seiner Zeit abzulehnen. Der freche Reichard ward auff einen Karch gebunden/

und
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Siebendes Buch.
weggezogen haͤtten/ da er zu ihnen ſagete: O ihr leichtfertige Schelmen/ wie handelt ihr
bey mir eurem Herrn; iſt das die Traͤue/ die ihr mir ſchuldig ſeyd? faſſete hiemit das Meſ-
ſer/ und ſtach dem einen eine zimliche Wunde in das Bein/ welcher aber ihm das Meſſer
bald aus der Hand brach/ und ihm damit die Schulter verletzete. Das Fraͤulein ſchickete
einen ab/ ein Licht zuhohlen/ welcher bald wieder kam/ und das Blut auff der Fraͤulein La-
ger ſahe/ auch daß Wolffgang zimlich Macht-loß wahr/ welchen das Fraͤulein nicht ohn
Traͤhnen ſelbſt verbinden halff/ da unterdeſſen die Reuter den Taͤhter mit Fuͤſſen zutratẽ/
haͤtten ihn auch umbs Leben gebracht/ wann nicht Wolffgang ſie gebehten haͤtte/ ſie ſolten
ihm nicht weiter Schaden zufuͤgen/ ſondern feſtgebunden verwahren/ und ihm die Wun-
den verbinden. Weil dann Wolffgang noch keine Todes Angſt empfand/ ſondern nur we-
gen des verblutens von Kraͤfften kommen wahr/ dankete das Fraͤulein Gott inniglich und
von Herzen. Die Wirtin/ deren Ehman verreiſet/ ward herzu geruffen/ und befraget/ auff
was weiſe der Boͤſewicht durch die Kammer Tühr kommen waͤhre/ mit Bedraͤuung/ da
ſie Wiſſenſchafft drumb haͤtte/ ſolte ſie es bekennen/ oder ſchwerer Straffe gewaͤrtig ſeyn.
Worauff ſie mit einem Lachen antwortete: ob es dann was neues waͤhre/ daß man den
Braͤutigam zu der Braut lieſſe? maſſen als ſie ſolches von ihm berichtet worden/ haͤtte ſie
auff ſein hefftiges anhalten ihm den Schluͤſſel abfolgen laſſen. O du verwaͤgener Bube/
ſagte das Fraͤulein/ ſo darffſtu dich noch wol darzu vor meinen Braͤutigam angebẽ? Nun
ich wil dir deinen Lohn ſchon zuſtellen/ und das Braut Bette dergeſtalt zurichten laſſen/ dz
du kein Koͤnigliches Fraͤulein mehr gewaltſam überfallen ſolt. Geboht hierauff einem
Reuter/ daß er von dem Hauß Knechte ſich geſchwinde ſolte hinbringen laſſen/ wo der
Amtman dieſes Dorffs wohnete/ und demſelben anzeigen/ es ſey alhie ſeines gnaͤdigſten
Koͤniges nahe Anverwantin/ die begehre gnaͤdigſt/ daß er auffs ſchnelleſte mit einem gutẽ
Wund Arzt und einer gewapneten Schaar ſich hieſelbſt einſtelle. Sie nahmen beyde Pfer-
de/ ranten geſchwinde fort/ und brachten den Amtman ſamt dem Arzt mit ſich. Jener/ weil
er offt zu Hofe geweſen wahr/ kennete das Fraͤulein alsbald/ demuͤtigte ſich vor ihr/ und
baht untertaͤhnigſt/ ihm die Gnade zuerzeigen/ und ihm zubefehlen/ daß er ihrer Durchl.
Wiederkunfft ſeinem allergnaͤdigſten Koͤnige anmeldete; Aber ſie antwortete ihm: Er
ſolte ohn das ſchon gnaͤdigſt angeſehen werden; Ließ Wolffgang auffs neue verbinden/
und hoͤrete mit Freuden/ daß der Arzt guten Troſt gab; wie dann auch des Taͤhters Scha-
den wol in acht genommen ward/ welcher ſich bezeigete/ als wann er von Sinnen kommẽ
waͤhre/ und nicht wuͤſte/ was er verrichtet haͤtte. Die gewapnete Begleitung ſtellete ſich
auch bald ein/ daß ſie fruͤhzeitig auffbrachen/ und den naͤheſten Weg nach Magdeburg vor
ſich nahmen. Wolffgang muſte bey ihr auff der Gutſche ſitzen/ dem ſie faſt ſchweſterliche
Hulde erzeigete/ welches er doch in einfaͤltiger Untertaͤhnigkeit verbaht/ als der deſſen al-
lerdinge unwirdig waͤhre/ und daher gerne mit einem Karren vorlieb nehmen wolte/ weil
er ſeiner Wunden halben das reiten und gehen nicht ertragen koͤnte. Sie aber ſprach ihn
zufrieden: Er ſolte mit dergleichen Wegerungen ſich nit verunruhen/ ſondern alle knech-
tiſche Nidrigkeit ablegen; ſie wolte ihm ſchon wiſſen Leute zuzugeben/ die ihn in hoͤfiſchen
Sitten unterrichten wuͤrden; welches er mit betruͤbtem Herzen anhoͤrete/ und noch hoffe-
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und
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[685/0691] Siebendes Buch. weggezogen haͤtten/ da er zu ihnen ſagete: O ihr leichtfertige Schelmen/ wie handelt ihr bey mir eurem Herrn; iſt das die Traͤue/ die ihr mir ſchuldig ſeyd? faſſete hiemit das Meſ- ſer/ und ſtach dem einen eine zimliche Wunde in das Bein/ welcher aber ihm das Meſſer bald aus der Hand brach/ und ihm damit die Schulter verletzete. Das Fraͤulein ſchickete einen ab/ ein Licht zuhohlen/ welcher bald wieder kam/ und das Blut auff der Fraͤulein La- ger ſahe/ auch daß Wolffgang zimlich Macht-loß wahr/ welchen das Fraͤulein nicht ohn Traͤhnen ſelbſt verbinden halff/ da unterdeſſen die Reuter den Taͤhter mit Fuͤſſen zutratẽ/ haͤtten ihn auch umbs Leben gebracht/ wann nicht Wolffgang ſie gebehten haͤtte/ ſie ſolten ihm nicht weiter Schaden zufuͤgen/ ſondern feſtgebunden verwahren/ und ihm die Wun- den verbinden. Weil dann Wolffgang noch keine Todes Angſt empfand/ ſondern nur we- gen des verblutens von Kraͤfften kommen wahr/ dankete das Fraͤulein Gott inniglich und von Herzen. Die Wirtin/ deren Ehman verreiſet/ ward herzu geruffen/ und befraget/ auff was weiſe der Boͤſewicht durch die Kammer Tühr kommen waͤhre/ mit Bedraͤuung/ da ſie Wiſſenſchafft drumb haͤtte/ ſolte ſie es bekennen/ oder ſchwerer Straffe gewaͤrtig ſeyn. Worauff ſie mit einem Lachen antwortete: ob es dann was neues waͤhre/ daß man den Braͤutigam zu der Braut lieſſe? maſſen als ſie ſolches von ihm berichtet worden/ haͤtte ſie auff ſein hefftiges anhalten ihm den Schluͤſſel abfolgen laſſen. O du verwaͤgener Bube/ ſagte das Fraͤulein/ ſo darffſtu dich noch wol darzu vor meinen Braͤutigam angebẽ? Nun ich wil dir deinen Lohn ſchon zuſtellen/ und das Braut Bette dergeſtalt zurichten laſſen/ dz du kein Koͤnigliches Fraͤulein mehr gewaltſam überfallen ſolt. Geboht hierauff einem Reuter/ daß er von dem Hauß Knechte ſich geſchwinde ſolte hinbringen laſſen/ wo der Amtman dieſes Dorffs wohnete/ und demſelben anzeigen/ es ſey alhie ſeines gnaͤdigſten Koͤniges nahe Anverwantin/ die begehre gnaͤdigſt/ daß er auffs ſchnelleſte mit einem gutẽ Wund Arzt und einer gewapneten Schaar ſich hieſelbſt einſtelle. Sie nahmen beyde Pfer- de/ ranten geſchwinde fort/ und brachten den Amtman ſamt dem Arzt mit ſich. Jener/ weil er offt zu Hofe geweſen wahr/ kennete das Fraͤulein alsbald/ demuͤtigte ſich vor ihr/ und baht untertaͤhnigſt/ ihm die Gnade zuerzeigen/ und ihm zubefehlen/ daß er ihrer Durchl. Wiederkunfft ſeinem allergnaͤdigſten Koͤnige anmeldete; Aber ſie antwortete ihm: Er ſolte ohn das ſchon gnaͤdigſt angeſehen werden; Ließ Wolffgang auffs neue verbinden/ und hoͤrete mit Freuden/ daß der Arzt guten Troſt gab; wie dann auch des Taͤhters Scha- den wol in acht genommen ward/ welcher ſich bezeigete/ als wann er von Sinnen kommẽ waͤhre/ und nicht wuͤſte/ was er verrichtet haͤtte. Die gewapnete Begleitung ſtellete ſich auch bald ein/ daß ſie fruͤhzeitig auffbrachen/ und den naͤheſten Weg nach Magdeburg vor ſich nahmen. Wolffgang muſte bey ihr auff der Gutſche ſitzen/ dem ſie faſt ſchweſterliche Hulde erzeigete/ welches er doch in einfaͤltiger Untertaͤhnigkeit verbaht/ als der deſſen al- lerdinge unwirdig waͤhre/ und daher gerne mit einem Karren vorlieb nehmen wolte/ weil er ſeiner Wunden halben das reiten und gehen nicht ertragen koͤnte. Sie aber ſprach ihn zufrieden: Er ſolte mit dergleichen Wegerungen ſich nit verunruhen/ ſondern alle knech- tiſche Nidrigkeit ablegen; ſie wolte ihm ſchon wiſſen Leute zuzugeben/ die ihn in hoͤfiſchen Sitten unterrichten wuͤrden; welches er mit betruͤbtem Herzen anhoͤrete/ und noch hoffe- te/ es zu ſeiner Zeit abzulehnen. Der freche Reichard ward auff einen Karch gebunden/ und r r r r iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/691>, abgerufen am 23.11.2024.