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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
bringen möge. Ich gab ihr zur Antwort: Ihre Durchl. möchte mir gnädig verzeihen/ dz
ich derselbe Fürst nicht währe/ wiewol sie gleich einen solchen gehorsamen untertähnigen
Sohn und diener an mir haben solte; sagte ihr auch meinen Nahmen/ und daß von dem
Großmächtigen Groß Fürsten aus Teutschland ich abgeschicket währe/ ihre Durchl. nicht
allein aus ihrem Gefängnis loßzureissen/ sondern dieselbe auch als eine mächtige und vol-
kommene Beherscher in des ganzen Wendlandes einzusetzen und zubestätigen; welches
da sie aus verwunderung es nicht begreiffen kunte/ meldete ich ihr kürzlich ihres gewesenen
Gemahls freveltaht und lebens verlust an/ auch daß ihr Sohn in der Schlacht als ein tap-
ferer Held mit drauff gangen währe; welches lezte ihr die Trähnen hervor trieb/ und sich
doch bald zufrieden gab/ insonderheit/ da sie vernam/ wer ihr künftiger Erbe und Nachfol-
ger in der Herschung seyn würde. Sonsten wahr eine solche Freude bey den Untertahnen/
daß es zubeschreiben unmöglich ist/ ward mir auch angezeiget/ daß wann man ihnen die freie
Wahl gegeben/ würden sie keinen andern als den Dänischen Fürsten gekieset haben. Ich
muste auff der frommen Fürstin heftiges anhalten mit ihr nach ihrem Schlosse zihen/ und
alle meine Völker in ihre Städte und Festungen verlegen/ daß ich mühe hatte/ meine mit-
gebrachten loß zu bitten; und weil man unvermuhtlich einen sehr grossen Fürstlichen Schaz/
auff viel Tonnen Goldes in den heimlichen Gewölben fand/ davon der Fürstin nichts kund
wahr/ musten nicht allein meine Völker drey Monat Sold/ sondern mein Gemahl und ihr
Frauenzimmer Königliche Schenkungen wieder ihren willen annehmen; da dann das
ganze Land nebest ihrer redlichen Fürstin sich willig anerbeut/ dem Großfürsten der Teut-
schen und allen den seinen mit Leib/ Gut und Blut allemahl auffwärtig und bereit zu seyn.
Die unsern erfreueten sich sehr/ daß alles so wol und friedlich abgangen wahr/ aber die freu-
de durch ganz Wendland wahr nicht auszusprechen; dann Krito hatte sie unter sehr schwe-
ren Frohndiensten und Schatzungen gedrücket/ daß sie von ihm biß aufs Blut ausgesogen
wurden. Fürst Olaff stellete sich bey dieser Erzählung/ als ginge einsolches ihn gar nichts
an/ ohn daß er Siegwarden/ wegen der seiner Wasen erzeigeten freundschaft und dienste/
höchlich dankete/ und sich zu aller mögligkeit hinwiederum erboht. Herkules redete ihn an/
mit bitte/ er möchte ihm gefallen lassen/ sich den Landständen des Wendischen Fürstentuhms
zustellen/ damit er samt der alten Fürstin die Huldigung zugleich annehmen könte. Valis-
ka kam auch darzu/ und hielt freundlich an/ ein solches zu leisten/ und sie zu Prag wieder zu
besuchen. Er aber gab zur Antwort/ er hoffetete von der König- und Fürstlichen Geselschaft
die Gnade zuerhalten/ daß ihm gegönnet würde/ mit ihnen in Böhmen zuzihen/ nachdem
ihm unmöglich währe/ ihre Geselschaft so schleunig zuverlassen. Worauff Königin Va-
liska/ die ihn schwesterlich liebete/ ihm diese Erklärung taht; es würde seine Liebe schwer-
lich gläuben können/ wie angenehm ihnen allen und jeden dieses sein Erbieten währe; rech-
neten auch in Warheit seine brüderliche Freundschaft höher als das erworbene König-
reich. Er wolte ihr auff gegebene Antwort den Handkuß bieten/ aber sie umfing an dessen
stat ihn als einen Bruder/ welches auch von den jungen Königen und Fürsten geschahe/
die sich ihm mit Gut und Blut anerbohten/ und wahr insonderheit zwischen ihn und Kö-
nig Baldrich eine solche innigliche Liebe/ daß sie nicht wol kunten lange von einander seyn.
Noch hielt aber Valiska an/ er möchte sich erklären/ wie bald ihm gefällig seyn könte/ nach

Wend-

Siebendes Buch.
bringen moͤge. Ich gab ihr zur Antwort: Ihre Durchl. moͤchte mir gnaͤdig verzeihen/ dz
ich derſelbe Fuͤrſt nicht waͤhre/ wiewol ſie gleich einen ſolchen gehorſamen untertaͤhnigen
Sohn und diener an mir haben ſolte; ſagte ihr auch meinen Nahmen/ und daß von dem
Großmaͤchtigen Groß Fürſten aus Teutſchland ich abgeſchicket waͤhre/ ihre Durchl. nicht
allein aus ihrem Gefaͤngnis loßzureiſſen/ ſondern dieſelbe auch als eine maͤchtige und vol-
kommene Beherſcher in des ganzen Wendlandes einzuſetzen und zubeſtaͤtigen; welches
da ſie aus verwunderung es nicht begreiffen kunte/ meldete ich ihr kuͤrzlich ihꝛes geweſenen
Gemahls freveltaht und lebens verluſt an/ auch daß ihr Sohn in der Schlacht als ein tap-
ferer Held mit drauff gangen waͤhre; welches lezte ihr die Traͤhnen hervor trieb/ und ſich
doch bald zufrieden gab/ inſonderheit/ da ſie vernam/ wer ihr kuͤnftiger Erbe und Nachfol-
ger in der Herſchung ſeyn würde. Sonſten wahr eine ſolche Freude bey den Untertahnen/
daß es zubeſchreiben unmoͤglich iſt/ ward mir auch angezeiget/ daß wañ man ihnen die freie
Wahl gegeben/ wuͤrden ſie keinen andern als den Daͤniſchen Fuͤrſten gekieſet haben. Ich
muſte auff der frommen Fuͤrſtin heftiges anhalten mit ihr nach ihrem Schloſſe zihen/ und
alle meine Voͤlker in ihre Staͤdte und Feſtungen verlegen/ daß ich muͤhe hatte/ meine mit-
gebrachten loß zu bitten; uñ weil man unvermuhtlich einen ſehr groſſen Fuͤrſtlichẽ Schaz/
auff viel Tonnen Goldes in den heimlichen Gewoͤlben fand/ davon der Fuͤrſtin nichts kund
wahr/ muſten nicht allein meine Voͤlker drey Monat Sold/ ſondern mein Gemahl und ihr
Frauenzimmer Koͤnigliche Schenkungen wieder ihren willen annehmen; da dann das
ganze Land nebeſt ihrer redlichen Fürſtin ſich willig anerbeut/ dem Großfuͤrſten der Teut-
ſchen und allen den ſeinen mit Leib/ Gut und Blut allemahl auffwaͤrtig und bereit zu ſeyn.
Die unſern erfreueten ſich ſehr/ daß alles ſo wol und friedlich abgangen wahr/ abeꝛ die freu-
de durch ganz Wendland wahr nicht auszuſprechen; dañ Krito hatte ſie unter ſehr ſchwe-
ren Frohndienſten und Schatzungen gedruͤcket/ daß ſie von ihm biß aufs Blut ausgeſogẽ
wurdẽ. Fuͤrſt Olaff ſtellete ſich bey dieſer Erzaͤhlung/ als ginge einſolches ihn gar nichts
an/ ohn daß er Siegwarden/ wegen der ſeiner Waſen erzeigeten freundſchaft und dienſte/
hoͤchlich dankete/ und ſich zu aller moͤgligkeit hinwiederum erboht. Herkules redete ihn an/
mit bitte/ er moͤchte ihm gefallen laſſen/ ſich den Landſtaͤndẽ des Wendiſchen Fuͤrſtentuhms
zuſtellen/ damit er ſamt der alten Fuͤrſtin die Huldigung zugleich annehmen koͤnte. Valiſ-
ka kam auch darzu/ und hielt freundlich an/ ein ſolches zu leiſten/ und ſie zu Prag wieder zu
beſuchen. Er aber gab zur Antwort/ er hoffetete von der Koͤnig- und Fuͤrſtlichen Geſelſchaft
die Gnade zuerhalten/ daß ihm gegoͤnnet wuͤrde/ mit ihnen in Boͤhmen zuzihen/ nachdem
ihm unmoͤglich waͤhre/ ihre Geſelſchaft ſo ſchleunig zuverlaſſen. Worauff Koͤnigin Va-
liſka/ die ihn ſchweſterlich liebete/ ihm dieſe Erklaͤrung taht; es wuͤrde ſeine Liebe ſchwer-
lich glaͤuben koͤnnen/ wie angenehm ihnen allen und jeden dieſes ſein Erbieten waͤhre; rech-
neten auch in Warheit ſeine bruͤderliche Freundſchaft hoͤher als das erworbene Koͤnig-
reich. Er wolte ihr auff gegebene Antwort den Handkuß bieten/ aber ſie umfing an deſſen
ſtat ihn als einen Bruder/ welches auch von den jungen Koͤnigen und Fuͤrſten geſchahe/
die ſich ihm mit Gut und Blut anerbohten/ und wahr inſonderheit zwiſchen ihn und Koͤ-
nig Baldrich eine ſolche innigliche Liebe/ daß ſie nicht wol kunten lange von einander ſeyn.
Noch hielt aber Valiſka an/ er moͤchte ſich erklaͤren/ wie bald ihm gefaͤllig ſeyn koͤnte/ nach

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[663/0669] Siebendes Buch. bringen moͤge. Ich gab ihr zur Antwort: Ihre Durchl. moͤchte mir gnaͤdig verzeihen/ dz ich derſelbe Fuͤrſt nicht waͤhre/ wiewol ſie gleich einen ſolchen gehorſamen untertaͤhnigen Sohn und diener an mir haben ſolte; ſagte ihr auch meinen Nahmen/ und daß von dem Großmaͤchtigen Groß Fürſten aus Teutſchland ich abgeſchicket waͤhre/ ihre Durchl. nicht allein aus ihrem Gefaͤngnis loßzureiſſen/ ſondern dieſelbe auch als eine maͤchtige und vol- kommene Beherſcher in des ganzen Wendlandes einzuſetzen und zubeſtaͤtigen; welches da ſie aus verwunderung es nicht begreiffen kunte/ meldete ich ihr kuͤrzlich ihꝛes geweſenen Gemahls freveltaht und lebens verluſt an/ auch daß ihr Sohn in der Schlacht als ein tap- ferer Held mit drauff gangen waͤhre; welches lezte ihr die Traͤhnen hervor trieb/ und ſich doch bald zufrieden gab/ inſonderheit/ da ſie vernam/ wer ihr kuͤnftiger Erbe und Nachfol- ger in der Herſchung ſeyn würde. Sonſten wahr eine ſolche Freude bey den Untertahnen/ daß es zubeſchreiben unmoͤglich iſt/ ward mir auch angezeiget/ daß wañ man ihnen die freie Wahl gegeben/ wuͤrden ſie keinen andern als den Daͤniſchen Fuͤrſten gekieſet haben. Ich muſte auff der frommen Fuͤrſtin heftiges anhalten mit ihr nach ihrem Schloſſe zihen/ und alle meine Voͤlker in ihre Staͤdte und Feſtungen verlegen/ daß ich muͤhe hatte/ meine mit- gebrachten loß zu bitten; uñ weil man unvermuhtlich einen ſehr groſſen Fuͤrſtlichẽ Schaz/ auff viel Tonnen Goldes in den heimlichen Gewoͤlben fand/ davon der Fuͤrſtin nichts kund wahr/ muſten nicht allein meine Voͤlker drey Monat Sold/ ſondern mein Gemahl und ihr Frauenzimmer Koͤnigliche Schenkungen wieder ihren willen annehmen; da dann das ganze Land nebeſt ihrer redlichen Fürſtin ſich willig anerbeut/ dem Großfuͤrſten der Teut- ſchen und allen den ſeinen mit Leib/ Gut und Blut allemahl auffwaͤrtig und bereit zu ſeyn. Die unſern erfreueten ſich ſehr/ daß alles ſo wol und friedlich abgangen wahr/ abeꝛ die freu- de durch ganz Wendland wahr nicht auszuſprechen; dañ Krito hatte ſie unter ſehr ſchwe- ren Frohndienſten und Schatzungen gedruͤcket/ daß ſie von ihm biß aufs Blut ausgeſogẽ wurdẽ. Fuͤrſt Olaff ſtellete ſich bey dieſer Erzaͤhlung/ als ginge einſolches ihn gar nichts an/ ohn daß er Siegwarden/ wegen der ſeiner Waſen erzeigeten freundſchaft und dienſte/ hoͤchlich dankete/ und ſich zu aller moͤgligkeit hinwiederum erboht. Herkules redete ihn an/ mit bitte/ er moͤchte ihm gefallen laſſen/ ſich den Landſtaͤndẽ des Wendiſchen Fuͤrſtentuhms zuſtellen/ damit er ſamt der alten Fuͤrſtin die Huldigung zugleich annehmen koͤnte. Valiſ- ka kam auch darzu/ und hielt freundlich an/ ein ſolches zu leiſten/ und ſie zu Prag wieder zu beſuchen. Er aber gab zur Antwort/ er hoffetete von der Koͤnig- und Fuͤrſtlichen Geſelſchaft die Gnade zuerhalten/ daß ihm gegoͤnnet wuͤrde/ mit ihnen in Boͤhmen zuzihen/ nachdem ihm unmoͤglich waͤhre/ ihre Geſelſchaft ſo ſchleunig zuverlaſſen. Worauff Koͤnigin Va- liſka/ die ihn ſchweſterlich liebete/ ihm dieſe Erklaͤrung taht; es wuͤrde ſeine Liebe ſchwer- lich glaͤuben koͤnnen/ wie angenehm ihnen allen und jeden dieſes ſein Erbieten waͤhre; rech- neten auch in Warheit ſeine bruͤderliche Freundſchaft hoͤher als das erworbene Koͤnig- reich. Er wolte ihr auff gegebene Antwort den Handkuß bieten/ aber ſie umfing an deſſen ſtat ihn als einen Bruder/ welches auch von den jungen Koͤnigen und Fuͤrſten geſchahe/ die ſich ihm mit Gut und Blut anerbohten/ und wahr inſonderheit zwiſchen ihn und Koͤ- nig Baldrich eine ſolche innigliche Liebe/ daß ſie nicht wol kunten lange von einander ſeyn. Noch hielt aber Valiſka an/ er moͤchte ſich erklaͤren/ wie bald ihm gefaͤllig ſeyn koͤnte/ nach Wend-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/669>, abgerufen am 23.11.2024.