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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
möchte mit ihnen nach Gnade/ und nicht nach der Stränge verfahren. Ich hieß sie auff-
stehen/ und daß alsbald ihre Leute/ so die Grenze besezt hielten ihr Gewehr von sich geben/
und alsdann meinen gnädigen Vortrag vernehmen solten. Welches sie nicht allein gerne
und willig leisteten/ sondern in 12000 stark/ einen kläglichen Fußfal tahten: da ich sie gutes
muhts seyn hieß/ und ihnen vortrug; sie solten gleich jezt in der Taht erfahren/ was vor ho-
he Gnade der Großmächtige Groß Fürst der Teutschen ihnen durch mich seinen Gevol-
mächtigten antragen liesse: Als nehmlich/ daß ihrer Fürsten verbrechen an keinem einigen
Menschen mehr solte geeifert werden/ sondern alles Tod und abe seyn; das ihr Land und
Fürstentuhm weder mit Geldbusse noch anderer Straffe solte belegt werden; daß alle In-
wohner/ ädel und unädel bey ihren Freiheiten und Gütern solten gelassen werden. Daß al-
le Beschwerung/ welche Krito Zeit seiner Beherschung ihnen auffgebürdet/ solten aller-
dinge auffgehoben und abgeschaffet seyn. Ihre alte fromme Fürstin/ welche der Räuber
eingemauret/ und vor Tod angegeben hätte/ solte und müste alsbald frey gemacht/ und ihr
die völlige Herschaft eingeräumet werden/ jedoch daß ihr Land Raht von lauter eingesesse-
nen Wenden/ aus allen Ständen ihr solte zugeordnet werden/ welche dann nebest der Für-
stin und allen Untertahnen angeloben würden/ daß der Durchleuchtigste Dänische Fürst/
Herr Olaff/ der einige und gewisse Erbe seyn/ und von der Fürstin vor einen Sohn solte
angenommen werden. Als ich meine Rede hiemit beschloß/ entstund eine solche Freude un-
ter dem Volk/ daß sie vor vergnügung nicht wusten was sie tahten; sie rieffen durcheinan-
der her: Verflucht sey Krito und Gotschalk in Ewigkeit/ dagegen lebe und hersche glüklich
der allergnädigste und allerwoltähtigste Großfürst der Teutschen/ welcher uns mehr gu-
tes erzeiget/ als wir nicht wert sind. Ich ließ die vornehmsten vor mich fodern/ und befahl
daß alsbald nachdem mir bewusten Orte geschikt/ und die eingesperrete Fürstin auff mei-
ner Leibgutsche zu mir gebracht würde/ doch daß man ihr von allem verlauff nichts sagete/
welches zuverhüten/ ich Neda mit gehen ließ. Man hatte sie im elenden Stande angetrof-
fen/ und da man sie auff die schöne Gutsche ganz ehrerbietig gesetzet/ hatte sie gefraget/ ob ihr
gottloser Gemahl oder ihr geträuer Sohn sie hohlen liesse; worauff ihr geantwortet wor-
den; weder ihr Gemahl/ noch ihr Sohn/ sondern ein fremder unbekanter Herr/ dem wei-
ter nachzufragen sie sich gnädigst mässigen wolte/ biß er sich selbst meldete. Der Ort wahr
nur eine Meile von meinem Lager/ und ritte ich ihr geharnischt entgegen/ stieg mit blossem
Häupte vom Pferde/ ging zu ihr an die Gutsche/ und nachdem ich sie davon gehoben hatte/
boht ich ihr mit gebogenem Knie den Handkuß. Die fromme Fürstin hatte ihr gänzlich
eingebildet ich würde kein ander als der Dänische Fürst Olaff seyn/ weil sie dessen Liebe
ohndas von Angesicht nicht kennete/ fiel mir umb den Hals/ herzete und küssete mich/ und
mit weinender Stimme sagte sie zu mir. Ach ihr mein allerliebster Obeim und Sohn; wie
schicken die gütigen Götter euch mir zur hülffe und rettung so ganz gnädig zu; und werde
ich meinem Gn. herzlieben Herr Bruder dem Könige in Dännemark nimmermehr gnug
danken können/ daß seine recht brüderliche Liebe und Gnade mich aus meiner elenden Ge-
fängnis loß gemacht/ dessen Liebe flehlich zu bitten ich nicht auffhören werde/ mir diese Gna-
de zuerzeigen/ daß ich dem gottlosen Wüterich Krito ja nimmermehr unter die Augen kom-
me/ sondern in Dännenmark die übrige Zeit meines lebens in stiller einsamkeit und ruhe zu-

bringen

Siebendes Buch.
moͤchte mit ihnen nach Gnade/ und nicht nach der Straͤnge verfahren. Ich hieß ſie auff-
ſtehen/ und daß alsbald ihre Leute/ ſo die Grenze beſezt hielten ihr Gewehr von ſich geben/
und alsdann meinen gnaͤdigen Vortrag vernehmen ſolten. Welches ſie nicht allein gerne
und willig leiſteten/ ſondern in 12000 ſtark/ einen klaͤglichen Fußfal tahten: da ich ſie gutes
muhts ſeyn hieß/ und ihnen vortrug; ſie ſolten gleich jezt in der Taht erfahren/ was vor ho-
he Gnade der Großmaͤchtige Groß Fuͤrſt der Teutſchen ihnen durch mich ſeinen Gevol-
maͤchtigten antragen lieſſe: Als nehmlich/ daß ihrer Fuͤrſten verbrechen an keinem einigen
Menſchen mehr ſolte geeifert werden/ ſondern alles Tod und abe ſeyn; das ihr Land und
Fuͤrſtentuhm weder mit Geldbuſſe noch anderer Straffe ſolte belegt werden; daß alle In-
wohner/ aͤdel und unaͤdel bey ihren Freiheiten und Guͤtern ſolten gelaſſen werden. Daß al-
le Beſchwerung/ welche Krito Zeit ſeiner Beherſchung ihnen auffgebuͤrdet/ ſolten aller-
dinge auffgehoben und abgeſchaffet ſeyn. Ihre alte fromme Fuͤrſtin/ welche der Raͤuber
eingemauret/ und vor Tod angegeben haͤtte/ ſolte und muͤſte alsbald frey gemacht/ und ihr
die voͤllige Herſchaft eingeraͤumet werden/ jedoch daß ihr Land Raht von lauter eingeſeſſe-
nen Wenden/ aus allen Staͤnden ihr ſolte zugeordnet werden/ welche dann nebeſt der Fuͤr-
ſtin und allen Untertahnen angeloben wuͤrden/ daß der Durchleuchtigſte Daͤniſche Fuͤrſt/
Herr Olaff/ der einige und gewiſſe Erbe ſeyn/ und von der Fürſtin vor einen Sohn ſolte
angenommen werden. Als ich meine Rede hiemit beſchloß/ entſtund eine ſolche Freude un-
ter dem Volk/ daß ſie vor vergnuͤgung nicht wuſten was ſie tahten; ſie rieffen durcheinan-
der her: Verflucht ſey Krito und Gotſchalk in Ewigkeit/ dagegen lebe und herſche gluͤklich
der allergnaͤdigſte und allerwoltaͤhtigſte Großfuͤrſt der Teutſchen/ welcher uns mehr gu-
tes erzeiget/ als wir nicht wert ſind. Ich ließ die vornehmſten vor mich fodern/ und befahl
daß alsbald nachdem mir bewuſten Orte geſchikt/ und die eingeſperrete Fuͤrſtin auff mei-
ner Leibgutſche zu mir gebracht wuͤrde/ doch daß man ihr von allem verlauff nichts ſagete/
welches zuverhuͤten/ ich Neda mit gehen ließ. Man hatte ſie im elenden Stande angetrof-
fen/ und da man ſie auff die ſchoͤne Gutſche ganz ehrerbietig geſetzet/ hatte ſie gefraget/ ob ihr
gottloſer Gemahl oder ihr getraͤuer Sohn ſie hohlen lieſſe; worauff ihr geantwortet wor-
den; weder ihr Gemahl/ noch ihr Sohn/ ſondern ein fremder unbekanter Herr/ dem wei-
ter nachzufragen ſie ſich gnaͤdigſt maͤſſigen wolte/ biß er ſich ſelbſt meldete. Der Ort wahr
nur eine Meile von meinem Lager/ und ritte ich ihr geharniſcht entgegen/ ſtieg mit bloſſem
Haͤupte vom Pferde/ ging zu ihr an die Gutſche/ und nachdem ich ſie davon gehoben hatte/
boht ich ihr mit gebogenem Knie den Handkuß. Die fromme Fuͤrſtin hatte ihr gaͤnzlich
eingebildet ich wuͤrde kein ander als der Daͤniſche Fuͤrſt Olaff ſeyn/ weil ſie deſſen Liebe
ohndas von Angeſicht nicht kennete/ fiel mir umb den Hals/ herzete und kuͤſſete mich/ und
mit weinender Stimme ſagte ſie zu mir. Ach ihr mein allerliebſter Obeim und Sohn; wie
ſchicken die guͤtigen Goͤtter euch mir zur huͤlffe und rettung ſo ganz gnaͤdig zu; und werde
ich meinem Gn. herzlieben Herr Bruder dem Koͤnige in Daͤnnemark nimmermehr gnug
danken koͤnnen/ daß ſeine recht bruͤderliche Liebe und Gnade mich aus meiner elenden Ge-
faͤngnis loß gemacht/ deſſen Liebe flehlich zu bitten ich nicht auffhoͤrẽ werde/ mir dieſe Gna-
de zuerzeigen/ daß ich dem gottloſen Wuͤterich Krito ja nimmermehr unter die Augen kom-
me/ ſondern in Daͤñenmark die uͤbrige Zeit meines lebens in ſtiller einſamkeit und ruhe zu-

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[662/0668] Siebendes Buch. moͤchte mit ihnen nach Gnade/ und nicht nach der Straͤnge verfahren. Ich hieß ſie auff- ſtehen/ und daß alsbald ihre Leute/ ſo die Grenze beſezt hielten ihr Gewehr von ſich geben/ und alsdann meinen gnaͤdigen Vortrag vernehmen ſolten. Welches ſie nicht allein gerne und willig leiſteten/ ſondern in 12000 ſtark/ einen klaͤglichen Fußfal tahten: da ich ſie gutes muhts ſeyn hieß/ und ihnen vortrug; ſie ſolten gleich jezt in der Taht erfahren/ was vor ho- he Gnade der Großmaͤchtige Groß Fuͤrſt der Teutſchen ihnen durch mich ſeinen Gevol- maͤchtigten antragen lieſſe: Als nehmlich/ daß ihrer Fuͤrſten verbrechen an keinem einigen Menſchen mehr ſolte geeifert werden/ ſondern alles Tod und abe ſeyn; das ihr Land und Fuͤrſtentuhm weder mit Geldbuſſe noch anderer Straffe ſolte belegt werden; daß alle In- wohner/ aͤdel und unaͤdel bey ihren Freiheiten und Guͤtern ſolten gelaſſen werden. Daß al- le Beſchwerung/ welche Krito Zeit ſeiner Beherſchung ihnen auffgebuͤrdet/ ſolten aller- dinge auffgehoben und abgeſchaffet ſeyn. Ihre alte fromme Fuͤrſtin/ welche der Raͤuber eingemauret/ und vor Tod angegeben haͤtte/ ſolte und muͤſte alsbald frey gemacht/ und ihr die voͤllige Herſchaft eingeraͤumet werden/ jedoch daß ihr Land Raht von lauter eingeſeſſe- nen Wenden/ aus allen Staͤnden ihr ſolte zugeordnet werden/ welche dann nebeſt der Fuͤr- ſtin und allen Untertahnen angeloben wuͤrden/ daß der Durchleuchtigſte Daͤniſche Fuͤrſt/ Herr Olaff/ der einige und gewiſſe Erbe ſeyn/ und von der Fürſtin vor einen Sohn ſolte angenommen werden. Als ich meine Rede hiemit beſchloß/ entſtund eine ſolche Freude un- ter dem Volk/ daß ſie vor vergnuͤgung nicht wuſten was ſie tahten; ſie rieffen durcheinan- der her: Verflucht ſey Krito und Gotſchalk in Ewigkeit/ dagegen lebe und herſche gluͤklich der allergnaͤdigſte und allerwoltaͤhtigſte Großfuͤrſt der Teutſchen/ welcher uns mehr gu- tes erzeiget/ als wir nicht wert ſind. Ich ließ die vornehmſten vor mich fodern/ und befahl daß alsbald nachdem mir bewuſten Orte geſchikt/ und die eingeſperrete Fuͤrſtin auff mei- ner Leibgutſche zu mir gebracht wuͤrde/ doch daß man ihr von allem verlauff nichts ſagete/ welches zuverhuͤten/ ich Neda mit gehen ließ. Man hatte ſie im elenden Stande angetrof- fen/ und da man ſie auff die ſchoͤne Gutſche ganz ehrerbietig geſetzet/ hatte ſie gefraget/ ob ihr gottloſer Gemahl oder ihr getraͤuer Sohn ſie hohlen lieſſe; worauff ihr geantwortet wor- den; weder ihr Gemahl/ noch ihr Sohn/ ſondern ein fremder unbekanter Herr/ dem wei- ter nachzufragen ſie ſich gnaͤdigſt maͤſſigen wolte/ biß er ſich ſelbſt meldete. Der Ort wahr nur eine Meile von meinem Lager/ und ritte ich ihr geharniſcht entgegen/ ſtieg mit bloſſem Haͤupte vom Pferde/ ging zu ihr an die Gutſche/ und nachdem ich ſie davon gehoben hatte/ boht ich ihr mit gebogenem Knie den Handkuß. Die fromme Fuͤrſtin hatte ihr gaͤnzlich eingebildet ich wuͤrde kein ander als der Daͤniſche Fuͤrſt Olaff ſeyn/ weil ſie deſſen Liebe ohndas von Angeſicht nicht kennete/ fiel mir umb den Hals/ herzete und kuͤſſete mich/ und mit weinender Stimme ſagte ſie zu mir. Ach ihr mein allerliebſter Obeim und Sohn; wie ſchicken die guͤtigen Goͤtter euch mir zur huͤlffe und rettung ſo ganz gnaͤdig zu; und werde ich meinem Gn. herzlieben Herr Bruder dem Koͤnige in Daͤnnemark nimmermehr gnug danken koͤnnen/ daß ſeine recht bruͤderliche Liebe und Gnade mich aus meiner elenden Ge- faͤngnis loß gemacht/ deſſen Liebe flehlich zu bitten ich nicht auffhoͤrẽ werde/ mir dieſe Gna- de zuerzeigen/ daß ich dem gottloſen Wuͤterich Krito ja nimmermehr unter die Augen kom- me/ ſondern in Daͤñenmark die uͤbrige Zeit meines lebens in ſtiller einſamkeit und ruhe zu- bringen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/668>, abgerufen am 23.11.2024.