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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
euch keines weges von mir zulassen/ sondern auff gelegene Fuhre zuwarten/ und alsdann mit
euch zugleich auffzubrechen; aber weil ihrs anders vor gut ansehet/ wil ich einwilligen/ dz
nach Verlauff dreyen Tagen ihr diese Reise mit einem des Weges kündigen Bohten in
Gottes Nahmen vor euch nehmet/ dafern inzwischen keine gelegenheit zu meiner Mitreise
sich eräugen wird. Aber O wie wol hätte sie getahn/ wann sie seinem Raht gefolget währe;
doch wolte des Allerhöchsten Versehung/ daß sie noch etwas besser in die Kreuz Schuele
solte geführet/ und daselbst bewehret werden.

Der hochbekümmerte Arbianes muste nicht weniger/ als ein angehender Christ
durch die Zucht Ruhte Gottes des HErrn fein zugerichtet/ und zur Geduld angewähnet
werden/ welcher wegen des Verlustes seiner lieben Fräulein in unsäglichen Sorgen wahr/
massen als er im obgedachten Dorffe von ihr nichts erfahren kunte/ lief er wieder zurük/
und rief zu zeiten im offenen Felde den Nahmen Klara mit lauter Stimme/ wie wol ver-
gebens und umsonst; wo er eine Hecke in der ferne oder nähe sahe/ lief er hinzu/ und meine-
te/ sie würde dahinter ruhen/ wendete sich auch zwar nach der Seite hin/ nach welcher sie
gelauffen wahr/ aber da er das auffgeschwollene tieffe Wasser erreichete/ sagete er bey sich
selbst; nun bin ich gewiß/ daß sie diesen Weg nicht gangen ist/ stund also und bedachte sich/
ob er auf oder nider gehen solte; und in diesen Zweifel fiel er nider auff die Knie/ und baht
Gott von Herzen/ er wolte ihn des rechten Weges geleiten/ daß er sein Fräulein antreffen
möchte. Nach vollendetem eyferigen Gebeht lief er mit dem Strohme fort/ biß in die fin-
stere Nacht/ und weil er keinen Menschen in der nähe merkete/ legete er sich hinter einen
Pusch nider zur ruhe/ da er zuvor einen guten Trunk aus der Bach getahn/ und seine Arm-
Wunde aufs neue verbunden hatte/ schlieff auch in der Herzens Angst biß die Mogenröh-
te anbrach. Als er des Tages Gegenwart spürete/ nam er nach getahnem Gebeht seinen
Weg wieder vor sich/ biß er der Bach Ende erreichete/ da sie in das Wasser lief/ welches
bey dem abgebranten Städle in vorüber floß; da ging nun sein Jammer erst recht an; Ach
mein gnädiger Gott/ sagete er/ verlaß mich doch nicht in dieser meiner grossen Noht; ach
HErr zeige mir die rechte Bahn/ daß ich ihrer nicht verfehle. Nun sahe er wol/ daß er noht-
wendig wieder zurük/ und über die Bach muste/ dann unmöglich wahr es/ daß sie solte einen
andern Weg gangen seyn; brachte also drey Stunden auff dem Rükwege zu/ biß er einen
schmalen Steg antraff/ über welchem das Wasser einer Handquer ging/ und ihm unmög-
lich wahr/ einen festen Trit darauff zu tuhn; gedachte endlich/ vielleicht hat das Fräulein
einen bessern Weg angetroffen/ welchen du nicht finden kanst; wagete sich hinein ins Was-
ser/ hielt sich mit der Hand an dem Stege/ und kam mit grosser Lebens Gefahr noch hin-
durch/ weil es in der mitte tieffer wahr/ als daß ers hätte ergründen mögen. Als er das
Ufer erreichet hatte/ ging er in seinen nassen Kleidern immer fort/ und sahe doch keine
Bahn/ blieb in steten Gedanken zu Gott/ und meinete/ wie er seinen Weg fort setzete/ also
geleitete ihn die Göttliche Versehung/ traff doch keinen Menschen an/ sondern ging biß
an den späten Abend/ daß er endlich ungessen sich hinter eine Hecke legen und ausruhen
muste. Des folgenden morgens sahe er weit um sich/ und ward dreyer Männer (welche
Wolffgangen und das Fräulein des vorgestrigen Tages beraubet hatten) gewahr/ ging zu
jhnen hin/ und fragete/ ob man nicht in der Nähe an ein Dorff gelangen könte; auch/ ob sie

nicht
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Siebendes Buch.
euch keines weges von mir zulaſſen/ ſondern auff gelegene Fuhre zuwarten/ und alsdañ mit
euch zugleich auffzubrechen; aber weil ihrs anders vor gut anſehet/ wil ich einwilligen/ dz
nach Verlauff dreyen Tagen ihr dieſe Reiſe mit einem des Weges kuͤndigen Bohten in
Gottes Nahmen vor euch nehmet/ dafern inzwiſchen keine gelegenheit zu meiner Mitreiſe
ſich eraͤugen wird. Aber O wie wol haͤtte ſie getahn/ wann ſie ſeinem Raht gefolget waͤhre;
doch wolte des Allerhoͤchſten Verſehung/ daß ſie noch etwas beſſer in die Kreuz Schuele
ſolte gefuͤhret/ und daſelbſt bewehret werden.

Der hochbekümmerte Arbianes muſte nicht weniger/ als ein angehender Chriſt
durch die Zucht Ruhte Gottes des HErrn fein zugerichtet/ und zur Geduld angewaͤhnet
werden/ welcher wegen des Verluſtes ſeiner lieben Fraͤulein in unſaͤglichen Sorgen wahr/
maſſen als er im obgedachten Dorffe von ihr nichts erfahren kunte/ lief er wieder zuruͤk/
und rief zu zeiten im offenen Felde den Nahmen Klara mit lauter Stimme/ wie wol ver-
gebens und umſonſt; wo er eine Hecke in der ferne oder naͤhe ſahe/ lief er hinzu/ und meine-
te/ ſie würde dahinter ruhen/ wendete ſich auch zwar nach der Seite hin/ nach welcher ſie
gelauffen wahr/ aber da er das auffgeſchwollene tieffe Waſſer erreichete/ ſagete er bey ſich
ſelbſt; nun bin ich gewiß/ daß ſie dieſen Weg nicht gangen iſt/ ſtund alſo und bedachte ſich/
ob er auf oder nider gehen ſolte; und in dieſen Zweifel fiel er nider auff die Knie/ und baht
Gott von Herzen/ er wolte ihn des rechten Weges geleiten/ daß er ſein Fraͤulein antreffen
moͤchte. Nach vollendetem eyferigen Gebeht lief er mit dem Strohme fort/ biß in die fin-
ſtere Nacht/ und weil er keinen Menſchen in der naͤhe merkete/ legete er ſich hinter einen
Puſch nider zur ruhe/ da er zuvor einen guten Trunk aus der Bach getahn/ und ſeine Arm-
Wunde aufs neue verbunden hatte/ ſchlieff auch in der Herzens Angſt biß die Mogenꝛoͤh-
te anbrach. Als er des Tages Gegenwart ſpuͤrete/ nam er nach getahnem Gebeht ſeinen
Weg wieder vor ſich/ biß er der Bach Ende erreichete/ da ſie in das Waſſer lief/ welches
bey dem abgebranten Staͤdle in voruͤber floß; da ging nun ſein Jammer erſt recht an; Ach
mein gnaͤdiger Gott/ ſagete er/ verlaß mich doch nicht in dieſer meiner groſſen Noht; ach
HErr zeige mir die rechte Bahn/ daß ich ihrer nicht verfehle. Nun ſahe er wol/ daß er noht-
wendig wieder zuruͤk/ und uͤber die Bach muſte/ dann unmoͤglich wahr es/ daß ſie ſolte einẽ
andern Weg gangen ſeyn; brachte alſo drey Stunden auff dem Ruͤkwege zu/ biß er einen
ſchmalen Steg antraff/ uͤber welchem das Waſſer einer Handquer ging/ und ihm unmoͤg-
lich wahr/ einen feſten Trit darauff zu tuhn; gedachte endlich/ vielleicht hat das Fraͤulein
einen beſſern Weg angetroffen/ welchen du nicht finden kanſt; wagete ſich hinein ins Waſ-
ſer/ hielt ſich mit der Hand an dem Stege/ und kam mit groſſer Lebens Gefahr noch hin-
durch/ weil es in der mitte tieffer wahr/ als daß ers haͤtte ergründen moͤgen. Als er das
Ufer erreichet hatte/ ging er in ſeinen naſſen Kleidern immer fort/ und ſahe doch keine
Bahn/ blieb in ſteten Gedanken zu Gott/ und meinete/ wie er ſeinen Weg fort ſetzete/ alſo
geleitete ihn die Goͤttliche Verſehung/ traff doch keinen Menſchen an/ ſondern ging biß
an den ſpaͤten Abend/ daß er endlich ungeſſen ſich hinter eine Hecke legen und ausruhen
muſte. Des folgenden morgens ſahe er weit um ſich/ und ward dreyer Maͤnner (welche
Wolffgangen und das Fraͤulein des vorgeſtrigen Tages beraubet hatten) gewahr/ ging zu
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[653/0659] Siebendes Buch. euch keines weges von mir zulaſſen/ ſondern auff gelegene Fuhre zuwarten/ und alsdañ mit euch zugleich auffzubrechen; aber weil ihrs anders vor gut anſehet/ wil ich einwilligen/ dz nach Verlauff dreyen Tagen ihr dieſe Reiſe mit einem des Weges kuͤndigen Bohten in Gottes Nahmen vor euch nehmet/ dafern inzwiſchen keine gelegenheit zu meiner Mitreiſe ſich eraͤugen wird. Aber O wie wol haͤtte ſie getahn/ wann ſie ſeinem Raht gefolget waͤhre; doch wolte des Allerhoͤchſten Verſehung/ daß ſie noch etwas beſſer in die Kreuz Schuele ſolte gefuͤhret/ und daſelbſt bewehret werden. Der hochbekümmerte Arbianes muſte nicht weniger/ als ein angehender Chriſt durch die Zucht Ruhte Gottes des HErrn fein zugerichtet/ und zur Geduld angewaͤhnet werden/ welcher wegen des Verluſtes ſeiner lieben Fraͤulein in unſaͤglichen Sorgen wahr/ maſſen als er im obgedachten Dorffe von ihr nichts erfahren kunte/ lief er wieder zuruͤk/ und rief zu zeiten im offenen Felde den Nahmen Klara mit lauter Stimme/ wie wol ver- gebens und umſonſt; wo er eine Hecke in der ferne oder naͤhe ſahe/ lief er hinzu/ und meine- te/ ſie würde dahinter ruhen/ wendete ſich auch zwar nach der Seite hin/ nach welcher ſie gelauffen wahr/ aber da er das auffgeſchwollene tieffe Waſſer erreichete/ ſagete er bey ſich ſelbſt; nun bin ich gewiß/ daß ſie dieſen Weg nicht gangen iſt/ ſtund alſo und bedachte ſich/ ob er auf oder nider gehen ſolte; und in dieſen Zweifel fiel er nider auff die Knie/ und baht Gott von Herzen/ er wolte ihn des rechten Weges geleiten/ daß er ſein Fraͤulein antreffen moͤchte. Nach vollendetem eyferigen Gebeht lief er mit dem Strohme fort/ biß in die fin- ſtere Nacht/ und weil er keinen Menſchen in der naͤhe merkete/ legete er ſich hinter einen Puſch nider zur ruhe/ da er zuvor einen guten Trunk aus der Bach getahn/ und ſeine Arm- Wunde aufs neue verbunden hatte/ ſchlieff auch in der Herzens Angſt biß die Mogenꝛoͤh- te anbrach. Als er des Tages Gegenwart ſpuͤrete/ nam er nach getahnem Gebeht ſeinen Weg wieder vor ſich/ biß er der Bach Ende erreichete/ da ſie in das Waſſer lief/ welches bey dem abgebranten Staͤdle in voruͤber floß; da ging nun ſein Jammer erſt recht an; Ach mein gnaͤdiger Gott/ ſagete er/ verlaß mich doch nicht in dieſer meiner groſſen Noht; ach HErr zeige mir die rechte Bahn/ daß ich ihrer nicht verfehle. Nun ſahe er wol/ daß er noht- wendig wieder zuruͤk/ und uͤber die Bach muſte/ dann unmoͤglich wahr es/ daß ſie ſolte einẽ andern Weg gangen ſeyn; brachte alſo drey Stunden auff dem Ruͤkwege zu/ biß er einen ſchmalen Steg antraff/ uͤber welchem das Waſſer einer Handquer ging/ und ihm unmoͤg- lich wahr/ einen feſten Trit darauff zu tuhn; gedachte endlich/ vielleicht hat das Fraͤulein einen beſſern Weg angetroffen/ welchen du nicht finden kanſt; wagete ſich hinein ins Waſ- ſer/ hielt ſich mit der Hand an dem Stege/ und kam mit groſſer Lebens Gefahr noch hin- durch/ weil es in der mitte tieffer wahr/ als daß ers haͤtte ergründen moͤgen. Als er das Ufer erreichet hatte/ ging er in ſeinen naſſen Kleidern immer fort/ und ſahe doch keine Bahn/ blieb in ſteten Gedanken zu Gott/ und meinete/ wie er ſeinen Weg fort ſetzete/ alſo geleitete ihn die Goͤttliche Verſehung/ traff doch keinen Menſchen an/ ſondern ging biß an den ſpaͤten Abend/ daß er endlich ungeſſen ſich hinter eine Hecke legen und ausruhen muſte. Des folgenden morgens ſahe er weit um ſich/ und ward dreyer Maͤnner (welche Wolffgangen und das Fraͤulein des vorgeſtrigen Tages beraubet hatten) gewahr/ ging zu jhnen hin/ und fragete/ ob man nicht in der Naͤhe an ein Dorff gelangen koͤnte; auch/ ob ſie nicht n n n n iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/659>, abgerufen am 14.06.2024.