Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Siebendes Buch. vielleicht nichts ungebührliches vorgenommen haben. Davor wolte ich zehnmahl sterben/ ant-wortete er/ ich habe den gottlosen Schelm schon viel zuviel zu gute gehalten/ und schäme mich/ dz ich ihm nicht gleich anfangs das Schandmaul gestillet habe; grif dem schon verschiede- nen in den Schiebsak/ fand einen zimlichen Beutel mit Gelde/ und eine frische Semmel bey ihm/ gab solche dem Fräulein/ und steckete das Geld zu sich/ schleppete hernach die Lei- che hinter einen dicken Pusch/ trieb den Wagen nach der andern Seite vom Wege ab/ da die Pferde einen jehen Hügel hinunter renneten/ und der Wagen gar umschlug/ daß die Pferde weder hinter noch vor sich kunten; Er aber fassete das Fräulein wieder auff/ und lief/ so viel ihn Angst und Gefahr treiben kunte/ biß er endlich vor dem Dorffe anlangete/ da es schon zimlich finster wahr/ ging nach der Baurschenke/ und ließ ihm Speise und Trank geben/ so gut es zubekommen wahr/ da dann das Fräule in sich des Schreckens zimlich er- hohlete/ auch eine gute Mahlzeit hielt/ und bald darauff ihr eine Sträu machen ließ/ darauf sie die ganze Nacht hindurch wegen der grossen Müdigkeit schlief. Zwo Stunden nach ihrer Ankunfft entstund das Geschrey im Dorffe/ des Schenken Wage läge mit samt den Pferden unten am Hügel/ eine halbe Viertelmeile vom Dorffe/ und währe kein Mensch dabey; welches seinem Weibe angesaget ward/ die darauff anfing über ihren Mann sich hefftig unnütze zumachen; es währe des versoffenen Bier Tölpels sein Brauch also/ daß er in allen Krügen schwabbelte/ und die Pferde ihren Weg vor sich hingehen liesse/ weil er sich darauff tröge/ daß sie die Strasse kenneten; würde demnach wol wieder kommen/ wann er den Rausch hinter etwa einem Zaune ausgeschlaffen hätte/ wo er wol nicht gar mit ei- nem unzüchtigen Balge abfeit gangen währe; doch schickete sie ihre beyden Hausknechte hin/ den Wagen auffzuheben/ und nach Hause zubringen/ damit nichts von den auffgela- denen Sachen davon gestohlen würde. Aus welchem allen Wolffgang leicht muhtmasse- te/ er läge bey der Wirtin zur Herberge/ und hätte ihr den Mann erschlagen. Es wahr ihm das beschwerlichste/ daß er nicht wuste/ wo er wahr/ setzete sich zu einem reisenden Boh- ten/ der das Nachtlager auch daselbst suchete/ bezahlete vor ihm eine Kanne Bier/ und fra- gete/ welchen Weg man nehmen müste/ wann man an den und den Ort an der Isel belegen/ reisen wolte. Dieser berichtete ihn/ es läge ein Städchen fünff Meile von hinnen an einem Wässerchen dadurch man reisen müste. Nun wahr dieses eben dasselbe/ welches gleich diesen Morgen abgebrand wahr und sie mit Lebensgefahr verlassen hatten; daß er dem- nach leicht sahe/ wie so gar er des Weges verfehlet/ und sich vergangen hätte/ wuste also diesen Abend keinen Schluß zumachen/ weil er das Fräulein in ihrer süssen Ruhe nicht verstören wolte. Früh morgens taht er ihr alles zuwissen/ und baht/ sich heraus zulassen/ ob ihr nicht gefallen könte/ daß er einen Karren im Dorffe mietete/ und sie an einen sichern Ort führen liesse/ woselbst sie sich in einer Herberge auffhielte/ biß er nach ihrem Herr Va- ter lieffe/ und sie mit gnugsamer Begleitung abhohlete; welches sie aber durchaus nicht eingehen wolte/ sondern er solte selbst mit ihr hinfahren/ und sehen wo sie bliebe; dann wann er sich alhie von ihr scheidete/ und sie auff dem Wege in grössere Gefahr geriete/ daß sie den vorgenommenen Ort nit erreichen könte/ währe es abermal vergebens/ und sie überdas ohn alle Geselschafft. Also muste er bey ihr bleiben/ dingete einen Karren/ und setzete sich früh morgens mit ihr darauff/ noch ehe die Zeitung von dem erschlagenen Wirte eingebracht ward; n n n n
Siebendes Buch. vielleicht nichts ungebuͤhrliches vorgenom̃en habẽ. Davor wolte ich zehnmahl ſterbẽ/ ant-wortete er/ ich habe dẽ gottloſen Schelm ſchon viel zuviel zu gute gehaltẽ/ uñ ſchaͤme mich/ dz ich ihm nicht gleich anfangs das Schandmaul geſtillet habe; grif dem ſchon verſchiede- nen in den Schiebſak/ fand einen zimlichen Beutel mit Gelde/ und eine friſche Semmel bey ihm/ gab ſolche dem Fraͤulein/ und ſteckete das Geld zu ſich/ ſchleppete hernach die Lei- che hinter einen dicken Puſch/ trieb den Wagen nach der andern Seite vom Wege ab/ da die Pferde einen jehen Huͤgel hinunter renneten/ und der Wagen gar umſchlug/ daß die Pferde weder hinter noch vor ſich kunten; Er aber faſſete das Fraͤulein wieder auff/ und lief/ ſo viel ihn Angſt und Gefahr treiben kunte/ biß er endlich vor dem Dorffe anlangete/ da es ſchon zimlich finſter wahr/ ging nach der Baurſchenke/ und ließ ihm Speiſe uñ Trank geben/ ſo gut es zubekommen wahr/ da dann das Fraͤule in ſich des Schreckens zimlich er- hohlete/ auch eine gute Mahlzeit hielt/ und bald darauff ihr eine Straͤu machen ließ/ darauf ſie die ganze Nacht hindurch wegen der groſſen Muͤdigkeit ſchlief. Zwo Stunden nach ihrer Ankunfft entſtund das Geſchrey im Dorffe/ des Schenken Wage laͤge mit ſamt den Pferden unten am Huͤgel/ eine halbe Viertelmeile vom Dorffe/ und waͤhre kein Menſch dabey; welches ſeinem Weibe angeſaget ward/ die darauff anfing uͤber ihren Mann ſich hefftig unnuͤtze zumachen; es waͤhre des verſoffenen Bier Toͤlpels ſein Brauch alſo/ daß er in allen Kruͤgen ſchwabbelte/ und die Pferde ihren Weg vor ſich hingehen lieſſe/ weil er ſich darauff troͤge/ daß ſie die Straſſe kenneten; würde demnach wol wieder kommen/ wañ er den Rauſch hinter etwa einem Zaune ausgeſchlaffen haͤtte/ wo er wol nicht gar mit ei- nem unzuͤchtigen Balge abfeit gangen waͤhre; doch ſchickete ſie ihre beyden Hausknechte hin/ den Wagen auffzuheben/ und nach Hauſe zubringen/ damit nichts von den auffgela- denen Sachen davon geſtohlen wuͤrde. Aus welchem allen Wolffgang leicht muhtmaſſe- te/ er laͤge bey der Wirtin zur Herberge/ und haͤtte ihr den Mann erſchlagen. Es wahr ihm das beſchwerlichſte/ daß eꝛ nicht wuſte/ wo er wahr/ ſetzete ſich zu einem reiſenden Boh- ten/ der das Nachtlager auch daſelbſt ſuchete/ bezahlete vor ihm eine Kanne Bier/ und fra- gete/ welchen Weg man nehmen muͤſte/ wann man an den und den Ort an der Iſel belegẽ/ reiſen wolte. Dieſer berichtete ihn/ es laͤge ein Staͤdchen fuͤnff Meile von hinnen an einem Waͤſſerchen dadurch man reiſen muͤſte. Nun wahr dieſes eben daſſelbe/ welches gleich dieſen Morgen abgebrand wahr und ſie mit Lebensgefahr verlaſſen hatten; daß er dem- nach leicht ſahe/ wie ſo gar er des Weges verfehlet/ und ſich vergangen haͤtte/ wuſte alſo dieſen Abend keinen Schluß zumachen/ weil er das Fraͤulein in ihrer ſuͤſſen Ruhe nicht verſtoͤren wolte. Fruͤh morgens taht er ihr alles zuwiſſen/ und baht/ ſich heraus zulaſſen/ ob ihr nicht gefallen koͤnte/ daß er einen Karren im Dorffe mietete/ und ſie an einen ſichern Ort fuͤhren lieſſe/ woſelbſt ſie ſich in einer Herberge auffhielte/ biß er nach ihrem Herr Va- ter lieffe/ und ſie mit gnugſamer Begleitung abhohlete; welches ſie aber durchaus nicht eingehen wolte/ ſondern er ſolte ſelbſt mit ihr hinfahren/ und ſehen wo ſie bliebe; dann wañ er ſich alhie von ihr ſcheidete/ und ſie auff dem Wege in groͤſſere Gefahr geriete/ daß ſie den vorgenom̄enen Ort nit erreichen koͤnte/ waͤhre es abermal vergebens/ und ſie uͤberdas ohn alle Geſelſchafft. Alſo muſte er bey ihr bleiben/ dingete einen Karren/ und ſetzete ſich fruͤh morgens mit ihr darauff/ noch ehe die Zeitung von dem erſchlagenen Wirte eingebracht ward; n n n n
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Siebendes Buch.
vielleicht nichts ungebuͤhrliches vorgenom̃en habẽ. Davor wolte ich zehnmahl ſterbẽ/ ant-
wortete er/ ich habe dẽ gottloſen Schelm ſchon viel zuviel zu gute gehaltẽ/ uñ ſchaͤme mich/
dz ich ihm nicht gleich anfangs das Schandmaul geſtillet habe; grif dem ſchon verſchiede-
nen in den Schiebſak/ fand einen zimlichen Beutel mit Gelde/ und eine friſche Semmel
bey ihm/ gab ſolche dem Fraͤulein/ und ſteckete das Geld zu ſich/ ſchleppete hernach die Lei-
che hinter einen dicken Puſch/ trieb den Wagen nach der andern Seite vom Wege ab/ da
die Pferde einen jehen Huͤgel hinunter renneten/ und der Wagen gar umſchlug/ daß die
Pferde weder hinter noch vor ſich kunten; Er aber faſſete das Fraͤulein wieder auff/ und
lief/ ſo viel ihn Angſt und Gefahr treiben kunte/ biß er endlich vor dem Dorffe anlangete/
da es ſchon zimlich finſter wahr/ ging nach der Baurſchenke/ und ließ ihm Speiſe uñ Trank
geben/ ſo gut es zubekommen wahr/ da dann das Fraͤule in ſich des Schreckens zimlich er-
hohlete/ auch eine gute Mahlzeit hielt/ und bald darauff ihr eine Straͤu machen ließ/ darauf
ſie die ganze Nacht hindurch wegen der groſſen Muͤdigkeit ſchlief. Zwo Stunden nach
ihrer Ankunfft entſtund das Geſchrey im Dorffe/ des Schenken Wage laͤge mit ſamt den
Pferden unten am Huͤgel/ eine halbe Viertelmeile vom Dorffe/ und waͤhre kein Menſch
dabey; welches ſeinem Weibe angeſaget ward/ die darauff anfing uͤber ihren Mann ſich
hefftig unnuͤtze zumachen; es waͤhre des verſoffenen Bier Toͤlpels ſein Brauch alſo/ daß er
in allen Kruͤgen ſchwabbelte/ und die Pferde ihren Weg vor ſich hingehen lieſſe/ weil er
ſich darauff troͤge/ daß ſie die Straſſe kenneten; würde demnach wol wieder kommen/ wañ
er den Rauſch hinter etwa einem Zaune ausgeſchlaffen haͤtte/ wo er wol nicht gar mit ei-
nem unzuͤchtigen Balge abfeit gangen waͤhre; doch ſchickete ſie ihre beyden Hausknechte
hin/ den Wagen auffzuheben/ und nach Hauſe zubringen/ damit nichts von den auffgela-
denen Sachen davon geſtohlen wuͤrde. Aus welchem allen Wolffgang leicht muhtmaſſe-
te/ er laͤge bey der Wirtin zur Herberge/ und haͤtte ihr den Mann erſchlagen. Es wahr
ihm das beſchwerlichſte/ daß eꝛ nicht wuſte/ wo er wahr/ ſetzete ſich zu einem reiſenden Boh-
ten/ der das Nachtlager auch daſelbſt ſuchete/ bezahlete vor ihm eine Kanne Bier/ und fra-
gete/ welchen Weg man nehmen muͤſte/ wann man an den und den Ort an der Iſel belegẽ/
reiſen wolte. Dieſer berichtete ihn/ es laͤge ein Staͤdchen fuͤnff Meile von hinnen an einem
Waͤſſerchen dadurch man reiſen muͤſte. Nun wahr dieſes eben daſſelbe/ welches gleich
dieſen Morgen abgebrand wahr und ſie mit Lebensgefahr verlaſſen hatten; daß er dem-
nach leicht ſahe/ wie ſo gar er des Weges verfehlet/ und ſich vergangen haͤtte/ wuſte alſo
dieſen Abend keinen Schluß zumachen/ weil er das Fraͤulein in ihrer ſuͤſſen Ruhe nicht
verſtoͤren wolte. Fruͤh morgens taht er ihr alles zuwiſſen/ und baht/ ſich heraus zulaſſen/ ob
ihr nicht gefallen koͤnte/ daß er einen Karren im Dorffe mietete/ und ſie an einen ſichern
Ort fuͤhren lieſſe/ woſelbſt ſie ſich in einer Herberge auffhielte/ biß er nach ihrem Herr Va-
ter lieffe/ und ſie mit gnugſamer Begleitung abhohlete; welches ſie aber durchaus nicht
eingehen wolte/ ſondern er ſolte ſelbſt mit ihr hinfahren/ und ſehen wo ſie bliebe; dann wañ
er ſich alhie von ihr ſcheidete/ und ſie auff dem Wege in groͤſſere Gefahr geriete/ daß ſie den
vorgenom̄enen Ort nit erreichen koͤnte/ waͤhre es abermal vergebens/ und ſie uͤberdas ohn
alle Geſelſchafft. Alſo muſte er bey ihr bleiben/ dingete einen Karren/ und ſetzete ſich fruͤh
morgens mit ihr darauff/ noch ehe die Zeitung von dem erſchlagenen Wirte eingebracht
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/655>, abgerufen am 16.07.2024. |