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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
würde. Endlich sahe er einen Lastwagen daher fahren/ welcher zimlich schwehr beladen
wahr/ und baht den Fuhrman/ er möchte diese Frau/ welche sich sehr müde gangen/ biß an
das näheste Dorff auffsitzen lassen. Der boßhaffte unbarmherzige Mensch aber wegerte
sich dessen; seine Pferde währen auch müde/ und den ganzen Tag abgetrieben; so müste er
überdas eilen/ damit er das Dorff vor später Nacht erreichete; sie währe ein junges fri-
sches Weib/ die den Weg noch wol gehen könte/ welcher in einer halben Stunde würde
geendiget seyn; wie wolte sie ihm getahn haben/ wann er gar nicht kommen währe. Das
Fräulein hatte sich ein wenig ausgeruhet/ nur daß sie die Füsse wund gangen/ und erboht
sich gegen Wolffgang/ sie wolte so weit noch wol gehen; weil er aber ihr hinken über sein
Herz nicht bringen kunte/ nam er sie wieder auff den Rücken/ und trug sie fort/ da sie von
dem mehr als halbtrunkenen Fuhrman so viel schimpflicher Reden annehmen muste/ daß
ihr die Trähnen aus den Augen schossen/ und doch alles geduldig erlitte. Du fauler Balg/
sagte er unter andern zu ihr/ lässt du dich als ein jähriges Kind von dem Kerl auff dem
Puckel tragen? pfui schäme dich du Muz; wann ich dein Kerl währe/ ich wolte dich mit
der Peitsche dergestalt wissen zustriegeln/ du soltest mir wie ein Tanzpfer dichen springen.
Bald griff er auch Wolffgangen an; mein Kerl du must lieber tragen als ich/ daß du das
junge faule Weib auff dem Rücken fortschleppest; laß das Weib lauffen auff den Füssen
die ihr angewachsen sind/ und wann du ja etwas tragen wilt/ wil ich dir schon eine Last auf-
legen/ daß meine Pferde etwas Leichterung empfinden. Nun wolte Wolffgang sich mit
ihm nicht gerne überwerffen/ sondern sagte/ er solte ihn seines Weges gehen lassen/ wie er
ihm ja an seinem fahren nicht hinderlich währe; könte er erkennen/ daß seinen Pferden ei-
ne Müdigkeit zustossen könte/ warumb solte dann ein schwaches Weib nicht können matt
werden. Worauff der Unflaht so garstige Reden ausschüttete/ daß das züchtige Fräulein
darüber erstarrete/ insonderheit als er anfing/ sie unzüchtig zubegreiffen/ und ihr bald dar-
auff einen Groschen boht/ seines Willens zupflegen. Wolffgang redete ihm ein/ er solte
wissen/ daß er mit keinem unzüchtigen Weibe fortginge/ und dafern er sie weiter mit schänd-
lichen Worten und anderer Ungebühr antasten würde/ solte ers mit ihm zutuhn haben/
nachdem er schuldig währe/ sich seiner Schwägerin anzunehmen. Ja du Knolle/ antwor-
tete er/ ich fürchte mich gleich so wenig vor dir/ als vor dieser jungen Metzen/ und nun sol
und muß sie meines Willens seyn/ oder ich wil euch beyden die Hälse umdrehen; fassete
zugleich die Peitsche/ und hiebe das Fräulein umb die Beine unbarmherzig gnug; worü-
ber Wolffgang alle Geduld verlohr/ und in solchen Eifer geriet/ daß er einen Stein fassete/
und damit auff den Buben loßging. Derselbe nun fiel ihm alsbald in die Haar/ und ge-
dachte ihn zur Erde niderzureissen/ welches ihm aber fehlete/ kahmen mit einander zurin-
gen/ und weil Wolffgang sich durch das gehen zimlich abgemattet hatte/ solte der ander
ihm schier überlegen gewesen seyn/ arbeitete sich endlich von ihm loß/ und als er sahe/ daß
jener sein Brodmesser hervor suchete/ ihn damit zuerstechen/ er aber den Stein noch in der
Hand hatte/ schlug er ihm damit die Hirnschale ein/ daß er alsbald niderfiel/ und nach we-
nig zappeln das Leben auffgab. Erst geriet das Fräulein in die allergrösseste Angst/ und sa-
gete: O du barmherziger Gott/ nun fallen wir ja erst in die allerschlimmeste Lebensgefahr.
Ach Wolffgang/ Wolffgang/ hättet ihr ihn doch nur immerhin peitschen lassen/ er würde

vielleicht

Siebendes Buch.
wuͤrde. Endlich ſahe er einen Laſtwagen daher fahren/ welcher zimlich ſchwehr beladen
wahr/ und baht den Fuhrman/ er moͤchte dieſe Frau/ welche ſich ſehr muͤde gangen/ biß an
das naͤheſte Dorff auffſitzen laſſen. Der boßhaffte unbarmherzige Menſch aber wegerte
ſich deſſen; ſeine Pferde waͤhren auch muͤde/ und den ganzen Tag abgetrieben; ſo muͤſte er
uͤberdas eilen/ damit er das Dorff vor ſpaͤter Nacht erreichete; ſie waͤhre ein junges fri-
ſches Weib/ die den Weg noch wol gehen koͤnte/ welcher in einer halben Stunde wuͤrde
geendiget ſeyn; wie wolte ſie ihm getahn haben/ wann er gar nicht kommen waͤhre. Das
Fraͤulein hatte ſich ein wenig ausgeruhet/ nur daß ſie die Fuͤſſe wund gangen/ und erboht
ſich gegen Wolffgang/ ſie wolte ſo weit noch wol gehen; weil er aber ihr hinken uͤber ſein
Herz nicht bringen kunte/ nam er ſie wieder auff den Ruͤcken/ und trug ſie fort/ da ſie von
dem mehr als halbtrunkenen Fuhrman ſo viel ſchimpflicher Reden annehmen muſte/ daß
ihr die Traͤhnen aus den Augen ſchoſſen/ und doch alles geduldig erlitte. Du fauler Balg/
ſagte er unter andern zu ihr/ laͤſſt du dich als ein jaͤhriges Kind von dem Kerl auff dem
Puckel tragen? pfui ſchaͤme dich du Muz; wann ich dein Kerl waͤhre/ ich wolte dich mit
der Peitſche dergeſtalt wiſſen zuſtriegeln/ du ſolteſt mir wie ein Tanzpfer dichen ſpringen.
Bald griff er auch Wolffgangen an; mein Kerl du muſt lieber tragen als ich/ daß du das
junge faule Weib auff dem Ruͤcken fortſchleppeſt; laß das Weib lauffen auff den Fuͤſſen
die ihr angewachſen ſind/ und wann du ja etwas tragen wilt/ wil ich dir ſchon eine Laſt auf-
legen/ daß meine Pferde etwas Leichterung empfinden. Nun wolte Wolffgang ſich mit
ihm nicht gerne uͤberwerffen/ ſondern ſagte/ er ſolte ihn ſeines Weges gehen laſſen/ wie er
ihm ja an ſeinem fahren nicht hinderlich waͤhre; koͤnte er erkennen/ daß ſeinen Pferden ei-
ne Muͤdigkeit zuſtoſſen koͤnte/ warumb ſolte dann ein ſchwaches Weib nicht koͤnnen matt
werden. Worauff der Unflaht ſo garſtige Reden ausſchuͤttete/ daß das zuͤchtige Fraͤulein
daruͤber erſtarrete/ inſonderheit als er anfing/ ſie unzuͤchtig zubegreiffen/ und ihr bald dar-
auff einen Groſchen boht/ ſeines Willens zupflegen. Wolffgang redete ihm ein/ er ſolte
wiſſen/ daß er mit keinem unzuͤchtigen Weibe fortginge/ uñ dafern er ſie weiter mit ſchaͤnd-
lichen Worten und anderer Ungebühr antaſten würde/ ſolte ers mit ihm zutuhn haben/
nachdem er ſchuldig waͤhre/ ſich ſeiner Schwaͤgerin anzunehmen. Ja du Knolle/ antwor-
tete er/ ich fuͤrchte mich gleich ſo wenig vor dir/ als vor dieſer jungen Metzen/ und nun ſol
und muß ſie meines Willens ſeyn/ oder ich wil euch beyden die Haͤlſe umdrehen; faſſete
zugleich die Peitſche/ und hiebe das Fraͤulein umb die Beine unbarmherzig gnug; woruͤ-
ber Wolffgang alle Geduld verlohr/ und in ſolchen Eifer geriet/ daß er einen Stein faſſete/
und damit auff den Buben loßging. Derſelbe nun fiel ihm alsbald in die Haar/ und ge-
dachte ihn zur Erde niderzureiſſen/ welches ihm aber fehlete/ kahmen mit einander zurin-
gen/ und weil Wolffgang ſich durch das gehen zimlich abgemattet hatte/ ſolte der ander
ihm ſchier uͤberlegen geweſen ſeyn/ arbeitete ſich endlich von ihm loß/ und als er ſahe/ daß
jener ſein Brodmeſſer hervor ſuchete/ ihn damit zuerſtechen/ er aber den Stein noch in der
Hand hatte/ ſchlug er ihm damit die Hirnſchale ein/ daß er alsbald niderfiel/ und nach we-
nig zappeln das Leben auffgab. Erſt geriet das Fraͤulein in die allergroͤſſeſte Angſt/ und ſa-
gete: O du barmherziger Gott/ nun fallen wir ja erſt in die allerſchlimmeſte Lebensgefahr.
Ach Wolffgang/ Wolffgang/ haͤttet ihr ihn doch nur immerhin peitſchen laſſen/ er wuͤrde

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/654>, abgerufen am 23.11.2024.