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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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chen heiligen und allein seligmachenden Glauben anzunehmen/ wiewol gar wenig sich an-
funden/ deren Herz von Gottes Geiste zu solcher heilsamen Bekehrung gerühret ward/ so
gar wahren sie in ihrem heidnischen Irtuhm und väterlicher gewohnheit ersoffen. Als sie
sich auff den Weg nach Magdeburg begaben/ säumeten sie auff der Reise nicht lange/ und
behielt Ladisla umb mehrer sicherheit willen/ alle seine Böhmen bey sich/ biß sie zu Magde-
burg anlangeten/ da musten sie alsbald fort nach ihrer Heimat gehen/ jedoch 9000 bey ih-
rem Könige verbleiben. Weil nun hieselbst auff fleissige Nachfrage kein Mensch das aller-
geringste von dem verlohrnen Fräuleinzu sagen wuste (dann die Mutter hatte Hofnung
gehabt/ hieselbst etwas zuerfahren) da ging das Herzleid von neuen bey ihr an/ so daß sie al-
le Hofnung verlohr/ sie Zeit ihres lebens wieder zu sehen/ drunge auch stark darauff/ daß
man ihres todeswegen die Trauer anlegen solte/ welches sie aber nicht erhalten kunte. Ihr
Hoffgesinde/ so dem Heidentuhm annoch ergeben wahr/ sucheten vor sich selbst bey ihren
Pfaffen an/ aus den Opffer-zeichen oder anderen üblichen nachforschungen ihnen anzu-
melden/ wie es mit dem Fräulein möchte beschaffen seyn/ dann sie ward von hohen und ni-
drigen wegen ihrer Demuht und Frömmigkeit überaus heftig geliebet; aber es wolten die
Pfaffen sich weder durch schenkungen noch verheissung bewägen lassen/ das allergeringste
davon zu melden/ aus furcht/ sie würden ihre Obrigkeit dadurch beleidigen/ weil ihnen be-
wust wahr/ daß die Christen solches alles vor ein Affenwerk und Narrentand hielten. La-
disla währe gerne bald wieder zu Prag gewest/ aber König Henrich wolte ihn vor seiner
und seines Sohns Herkules beschehener Krönung nicht lassen/ welche des neunden Ta-
ges nach ihrer Ankunft angesetzet wahr/ und die Teutschen ädlen/ so voraus gezogen wah-
ren/ solches durch das ganze Land ausbreiten musten. Herkules ließ seine und seines Ge-
mahls Krone bey schneller Botschaft von Prag hohlen/ nebest etlichen Tonnen Goldes
Baarschaft/ vielen Kleinoten/ und 50 Fuder der mitgebrachten köstlichsten Italianischen
und Griechischen Weine/ ward auch eine herliche Bahn zum Ringelrennen vor dem Schlos-
se angeleget/ und bemüheten sich die Jäger allerhand Wildbrät herbey zuschaffen/ da die
Fürsten selbst alle Tage dem Weidewerk oblagen. Der Ausschuß von den Landständen
stelleten sich gebührlich ein/ aber über dieselbe eine solche menge Volkes/ welche der König-
lichen Krönung zusehen wolten/ daß umb das Königliche Schloß her von allen seiten fast
eine halbe Meile Zelten und Hütten auffgerichtet wurden. König Henrich und Herkules
wurden mit der Kron gekrönet/ welche der Käyser selbst unserm Herkules zu Padua auff-
gesetzet hatte/ die beyden Königinnen aber mit Valisken Kron/ welche sie eben an dem Ort
hatte empfangen/ und ist unmöglich zubeschreiben was vor ein Freudengeschrey dabey ge-
trieben ward. Man warff ganze Säcke vol Silbergeld/ und ganze Tonnen vol güldener
Münze bey der Krönung aus/ dessen man dazumahl in Teutschland allerdinge ungewoh-
net wahr/ und legten die einfältigen Bauren solches also aus/ als wann sie es nur auflesen/
und alles wieder einliefern müsten. Wie sie aber ein wiedriges vernahmen/ daß ein jeder
behalten solte/ was er ergriffen hätte/ da speiete sich mannicher selber an/ daß er das auffge-
lesene andern hingereichet hatte/ und doch nicht wuste wem. Ja etliche durften fragen/ wie
viel Tage solches Geldaus säen wehren würde. Bey der Königlichen Gästerey ging alles
prächtig zu/ nur daß die rechte Kunstweise zu Singen und auff Seiten zu spielen/ von Kö-

nig

Siebendes Buch.
chen heiligen und allein ſeligmachendẽ Glauben anzunehmen/ wiewol gar wenig ſich an-
funden/ deren Herz von Gottes Geiſte zu ſolcher heilſamen Bekehrung geruͤhret ward/ ſo
gar wahren ſie in ihrem heidniſchen Irtuhm und vaͤterlicher gewohnheit erſoffen. Als ſie
ſich auff den Weg nach Magdeburg begaben/ ſaͤumeten ſie auff der Reiſe nicht lange/ und
behielt Ladiſla umb mehrer ſicherheit willen/ alle ſeine Boͤhmen bey ſich/ biß ſie zu Magde-
burg anlangeten/ da muſten ſie alsbald fort nach ihrer Heimat gehen/ jedoch 9000 bey ih-
rem Koͤnige verbleiben. Weil nun hieſelbſt auff fleiſſige Nachfrage kein Menſch das aller-
geringſte von dem verlohrnen Fraͤuleinzu ſagen wuſte (dann die Mutter hatte Hofnung
gehabt/ hieſelbſt etwas zuerfahren) da ging das Herzleid von neuen bey ihr an/ ſo daß ſie al-
le Hofnung verlohr/ ſie Zeit ihres lebens wieder zu ſehen/ drunge auch ſtark darauff/ daß
man ihres todeswegen die Trauer anlegen ſolte/ welches ſie aber nicht erhalten kunte. Ihr
Hoffgeſinde/ ſo dem Heidentuhm annoch ergeben wahr/ ſucheten vor ſich ſelbſt bey ihren
Pfaffen an/ aus den Opffer-zeichen oder anderen üblichen nachforſchungen ihnen anzu-
melden/ wie es mit dem Fraͤulein moͤchte beſchaffen ſeyn/ dann ſie ward von hohen und ni-
drigen wegen ihrer Demuht und Froͤmmigkeit uͤberaus heftig geliebet; aber es wolten die
Pfaffen ſich weder durch ſchenkungen noch verheiſſung bewaͤgen laſſen/ das allergeringſte
davon zu melden/ aus furcht/ ſie wuͤrden ihre Obrigkeit dadurch beleidigen/ weil ihnen be-
wuſt wahr/ daß die Chriſten ſolches alles vor ein Affenwerk und Narrentand hielten. La-
diſla waͤhre gerne bald wieder zu Prag geweſt/ aber Koͤnig Henrich wolte ihn vor ſeiner
und ſeines Sohns Herkules beſchehener Kroͤnung nicht laſſen/ welche des neunden Ta-
ges nach ihrer Ankunft angeſetzet wahr/ und die Teutſchen aͤdlen/ ſo voraus gezogen wah-
ren/ ſolches durch das ganze Land ausbreiten muſten. Herkules ließ ſeine und ſeines Ge-
mahls Krone bey ſchneller Botſchaft von Prag hohlen/ nebeſt etlichen Tonnen Goldes
Baarſchaft/ vielen Kleinoten/ und 50 Fuder der mitgebrachten koͤſtlichſten Italianiſchen
und Griechiſchẽ Weine/ ward auch eine herliche Bahn zum Ringelreñen vor dem Schloſ-
ſe angeleget/ und bemuͤheten ſich die Jaͤger allerhand Wildbraͤt herbey zuſchaffen/ da die
Fuͤrſten ſelbſt alle Tage dem Weidewerk oblagen. Der Ausſchuß von den Landſtaͤnden
ſtelleten ſich gebührlich ein/ aber uͤber dieſelbe eine ſolche menge Volkes/ welche der Koͤnig-
lichen Kroͤnung zuſehen wolten/ daß umb das Koͤnigliche Schloß her von allen ſeiten faſt
eine halbe Meile Zelten und Huͤtten auffgerichtet wurden. Koͤnig Henrich und Herkules
wurden mit der Kron gekroͤnet/ welche der Kaͤyſer ſelbſt unſerm Herkules zu Padua auff-
geſetzet hatte/ die beyden Koͤniginnen aber mit Valiſken Kron/ welche ſie eben an dem Ort
hatte empfangen/ und iſt unmoͤglich zubeſchreiben was vor ein Freudengeſchrey dabey ge-
trieben ward. Man warff ganze Saͤcke vol Silbergeld/ und ganze Tonnen vol guͤldener
Muͤnze bey der Kroͤnung aus/ deſſen man dazumahl in Teutſchland allerdinge ungewoh-
net wahr/ und legten die einfaͤltigen Bauren ſolches alſo aus/ als wann ſie es nur aufleſen/
und alles wieder einliefern muͤſten. Wie ſie aber ein wiedriges vernahmen/ daß ein jeder
behalten ſolte/ was er ergriffen haͤtte/ da ſpeiete ſich mannicher ſelber an/ daß er das auffge-
leſene andern hingereichet hatte/ und doch nicht wuſte wem. Ja etliche durften fragen/ wie
viel Tage ſolches Geldaus ſaͤen wehren wuͤrde. Bey der Koͤniglichen Gaͤſterey ging alles
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[639/0645] Siebendes Buch. chen heiligen und allein ſeligmachendẽ Glauben anzunehmen/ wiewol gar wenig ſich an- funden/ deren Herz von Gottes Geiſte zu ſolcher heilſamen Bekehrung geruͤhret ward/ ſo gar wahren ſie in ihrem heidniſchen Irtuhm und vaͤterlicher gewohnheit erſoffen. Als ſie ſich auff den Weg nach Magdeburg begaben/ ſaͤumeten ſie auff der Reiſe nicht lange/ und behielt Ladiſla umb mehrer ſicherheit willen/ alle ſeine Boͤhmen bey ſich/ biß ſie zu Magde- burg anlangeten/ da muſten ſie alsbald fort nach ihrer Heimat gehen/ jedoch 9000 bey ih- rem Koͤnige verbleiben. Weil nun hieſelbſt auff fleiſſige Nachfrage kein Menſch das aller- geringſte von dem verlohrnen Fraͤuleinzu ſagen wuſte (dann die Mutter hatte Hofnung gehabt/ hieſelbſt etwas zuerfahren) da ging das Herzleid von neuen bey ihr an/ ſo daß ſie al- le Hofnung verlohr/ ſie Zeit ihres lebens wieder zu ſehen/ drunge auch ſtark darauff/ daß man ihres todeswegen die Trauer anlegen ſolte/ welches ſie aber nicht erhalten kunte. Ihr Hoffgeſinde/ ſo dem Heidentuhm annoch ergeben wahr/ ſucheten vor ſich ſelbſt bey ihren Pfaffen an/ aus den Opffer-zeichen oder anderen üblichen nachforſchungen ihnen anzu- melden/ wie es mit dem Fraͤulein moͤchte beſchaffen ſeyn/ dann ſie ward von hohen und ni- drigen wegen ihrer Demuht und Froͤmmigkeit uͤberaus heftig geliebet; aber es wolten die Pfaffen ſich weder durch ſchenkungen noch verheiſſung bewaͤgen laſſen/ das allergeringſte davon zu melden/ aus furcht/ ſie wuͤrden ihre Obrigkeit dadurch beleidigen/ weil ihnen be- wuſt wahr/ daß die Chriſten ſolches alles vor ein Affenwerk und Narrentand hielten. La- diſla waͤhre gerne bald wieder zu Prag geweſt/ aber Koͤnig Henrich wolte ihn vor ſeiner und ſeines Sohns Herkules beſchehener Kroͤnung nicht laſſen/ welche des neunden Ta- ges nach ihrer Ankunft angeſetzet wahr/ und die Teutſchen aͤdlen/ ſo voraus gezogen wah- ren/ ſolches durch das ganze Land ausbreiten muſten. Herkules ließ ſeine und ſeines Ge- mahls Krone bey ſchneller Botſchaft von Prag hohlen/ nebeſt etlichen Tonnen Goldes Baarſchaft/ vielen Kleinoten/ und 50 Fuder der mitgebrachten koͤſtlichſten Italianiſchen und Griechiſchẽ Weine/ ward auch eine herliche Bahn zum Ringelreñen vor dem Schloſ- ſe angeleget/ und bemuͤheten ſich die Jaͤger allerhand Wildbraͤt herbey zuſchaffen/ da die Fuͤrſten ſelbſt alle Tage dem Weidewerk oblagen. Der Ausſchuß von den Landſtaͤnden ſtelleten ſich gebührlich ein/ aber uͤber dieſelbe eine ſolche menge Volkes/ welche der Koͤnig- lichen Kroͤnung zuſehen wolten/ daß umb das Koͤnigliche Schloß her von allen ſeiten faſt eine halbe Meile Zelten und Huͤtten auffgerichtet wurden. Koͤnig Henrich und Herkules wurden mit der Kron gekroͤnet/ welche der Kaͤyſer ſelbſt unſerm Herkules zu Padua auff- geſetzet hatte/ die beyden Koͤniginnen aber mit Valiſken Kron/ welche ſie eben an dem Ort hatte empfangen/ und iſt unmoͤglich zubeſchreiben was vor ein Freudengeſchrey dabey ge- trieben ward. Man warff ganze Saͤcke vol Silbergeld/ und ganze Tonnen vol guͤldener Muͤnze bey der Kroͤnung aus/ deſſen man dazumahl in Teutſchland allerdinge ungewoh- net wahr/ und legten die einfaͤltigen Bauren ſolches alſo aus/ als wann ſie es nur aufleſen/ und alles wieder einliefern muͤſten. Wie ſie aber ein wiedriges vernahmen/ daß ein jeder behalten ſolte/ was er ergriffen haͤtte/ da ſpeiete ſich mannicher ſelber an/ daß er das auffge- leſene andern hingereichet hatte/ und doch nicht wuſte wem. Ja etliche durften fragen/ wie viel Tage ſolches Geldaus ſaͤen wehren wuͤrde. Bey der Koͤniglichen Gaͤſterey ging alles praͤchtig zu/ nur daß die rechte Kunſtweiſe zu Singen und auff Seiten zu ſpielen/ von Koͤ- nig

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/645>, abgerufen am 23.11.2024.