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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
stat eines gnug samen Beweißtuhms/ daß alle Kriege/ deren man irgend kan müssig gehen/
den Gläubigen keines weges erläubet sind; haben auch solche Kriegsüchtige schon die ge-
dräuete Straffe/ daß sie Gott zustreuen wolle. Sie wurden endlich in dieser Unterredung
verstöret/ weil bey den Völkern ein überaus grosses Geschrey sich erhub/ dessen ursach zu
erfahren sie aus ihrem Gezelt hervor gingen/ und sahen/ daß etliche hundert Mann einen
Kranz von Graß/ Korn/ Laub und Blumen hinzu trugen/ in solcher grösse und weite/ daß
alle Fürsten sich dessen verwunderten; weil alle Träger in dessen Kreise stehen/ und darin-
nen rings umher gehen kunten. Es wahren aber lauter Friesische Untertahnen/ welche ihn
gemacht hatten/ brachten auch denselben ihrer neuen Königin Fr. Lukrezien herzu/ legten
ihn zu ihren Füssen/ und wünscheten ihr so mannichen glüklichen Tag/ als Blumen/ Graß/
Kornhalme und Laub an diesem Kranze währen. Welches ihr Gemahl/ König Baldrich
mit guter Freundligkeit beantwortete/ und allen Trägern eine sonderliche milde Gabe ver-
sprach. Sie machten sich darauf wieder in ihr Gezelt/ und suchten durch allerhand Unterre-
dungen sich zuergetzen; aber es wolte dannoch die Fröligkeit bey den Königl. Häuptern nit
volkommen seyn/ wegen der eingemischeten Trauer- und Leidgespräche/ welche von dem verlor-
ne Fräulein/ bald von einem bald vom andern angeführet wurden; da insonderheit die liebe
Mutter sich immerzu ängstete/ und sich gar nit wolte bereden lassen/ dz sie annoch im Leben seyn
solte/ insonderheit als ihr um dieselbe Zeit im Schlaffe vorkam/ wie sie zwey tieffe Wasser
sähe/ in deren einem ihre liebe Tochter biß an den Halß wadete/ und mannichmahl gar unter die
Wellen kam; in dem andern aber Fürst Arbianes noch grössere gefahr ausstund/ weil unter-
schiedliche ungeheure Fische auff ihn ansetzeten/ und ihn zuverschlingen dräueten. Sie er-
zählete solches ihren lieben Kindern nicht ohn Trähnen/ welche daher auch wenig gutes
zu deuten wusten/ ohn daß Königin Valiska sie versicherte; es währe ihrer Gn. Fr. Mut-
ter dieses zweifels ohn noch zum troste von Gott also vorgestellet/ massen sie daher die siche-
re Hofnung fassete/ daß sie noch beyderseits im leben/ aber in unterschiedlicher Gefahr/ auch
wol von einander getrennet seyn möchten. In welcher Auslegung sie dann nicht umb ein
Haar fehlete. Des andern Tages nach der geendigten Fehde ließ Baldrich seine Friesen
wieder zurük gehen/ gegen welche er sich gebührlich bedankete/ und wegen geträuen beystan-
des ihnen alle Königliche Gnade versprach/ neben der Verheissung/ daß allen die ihm zu-
gezogen währen noch ein halbes freies Jahr/ nach dem schon versprochenen ganzen Jahre/
solte geschenket seyn; über welche mildigkeit sie sich zum höchsten verwunderten. Er behielt
aber auff Herkules gutachten deren 9000 bey sich/ die er biß nach Prag mitführen solte/ ob
etwa der Teufel auch in Böhmen loß werden wolte/ daß man einen nohtschuz bey sich hät-
te/ und wurden dieselben mit den 6000 Wenden in ein Heer zusammen gesezt/ doch daß je-
de Landes-Art ihre eigene Befehlichshaber und Geschwader hatten. Die Teutschen mu-
sten gleicher gestalt ausser 12000/ alle miteinander nach hause gehen/ die genennete aber bey
ihren nunmehr bestätigten Königen bleiben/ da alles Volk nebest den Pfaffen angeloben
musten/ daß sie von der Christen Gott und ihrem Glauben nichts spöt- oder verächt-
liches/ vielweniger lästerliches reden wolten; dagegen solten sie in ihrem Gottesdienste
auch ungestöret/ unangefochten und unbespottet bleiben; wiewol einem jeden Untertahnen
freistehen solte/ wann ihm aus ungezwungenem freien willen belieben würde/ den Christli-

chen

Siebendes Buch.
ſtat eines gnug ſamen Beweißtuhms/ daß alle Kriege/ deren man irgend kan muͤſſig gehen/
den Glaͤubigen keines weges erlaͤubet ſind; haben auch ſolche Kriegſuͤchtige ſchon die ge-
draͤuete Straffe/ daß ſie Gott zuſtreuen wolle. Sie wurden endlich in dieſer Unterredung
verſtoͤret/ weil bey den Voͤlkern ein uͤberaus groſſes Geſchrey ſich erhub/ deſſen urſach zu
erfahren ſie aus ihrem Gezelt hervor gingen/ und ſahen/ daß etliche hundert Mann einen
Kranz von Graß/ Korn/ Laub und Blumen hinzu trugen/ in ſolcher groͤſſe und weite/ daß
alle Fuͤrſten ſich deſſen verwunderten; weil alle Traͤger in deſſen Kreiſe ſtehen/ und darin-
nen rings umher gehen kunten. Es wahren aber lauter Frieſiſche Untertahnen/ welche ihn
gemacht hatten/ brachten auch denſelben ihrer neuen Koͤnigin Fr. Lukrezien herzu/ legten
ihn zu ihren Fuͤſſen/ und wuͤnſcheten ihr ſo mannichen gluͤklichen Tag/ als Blumen/ Graß/
Kornhalme und Laub an dieſem Kranze waͤhren. Welches ihr Gemahl/ Koͤnig Baldrich
mit guter Freundligkeit beantwortete/ und allen Traͤgern eine ſonderliche milde Gabe ver-
ſprach. Sie machten ſich darauf wieder in ihr Gezelt/ uñ ſuchten durch allerhand Unterre-
dungen ſich zuergetzen; aber es wolte dañoch die Froͤligkeit bey den Koͤnigl. Haͤuptern nit
volkom̄en ſeyn/ wegen der eingemiſcheten Trauer- uñ Leidgeſpꝛaͤche/ welche von dem verlor-
ne Fraͤulein/ bald von einem bald vom andern angefuͤhret wurdẽ; da inſonderheit die liebe
Mutter ſich im̄erzu aͤngſtete/ und ſich gar nit wolte bereden laſſen/ dz ſie añoch im Leben ſeyn
ſolte/ inſonderheit als ihr um dieſelbe Zeit im Schlaffe vorkam/ wie ſie zwey tieffe Waſſer
ſaͤhe/ in deꝛen einem ihꝛe liebe Tochter biß an dẽ Halß wadete/ uñ mañichmahl gar unter die
Wellẽ kam; in dem andern aber Fuͤrſt Arbianes noch groͤſſere gefahr ausſtund/ weil unter-
ſchiedliche ungeheure Fiſche auff ihn anſetzeten/ und ihn zuverſchlingen draͤueten. Sie er-
zaͤhlete ſolches ihren lieben Kindern nicht ohn Traͤhnen/ welche daher auch wenig gutes
zu deuten wuſten/ ohn daß Koͤnigin Valiſka ſie verſicherte; es waͤhre ihrer Gn. Fr. Mut-
ter dieſes zweifels ohn noch zum troſte von Gott alſo vorgeſtellet/ maſſen ſie daher die ſiche-
re Hofnung faſſete/ daß ſie noch beyderſeits im leben/ aber in unterſchiedlicher Gefahr/ auch
wol von einander getrennet ſeyn moͤchten. In welcher Auslegung ſie dann nicht umb ein
Haar fehlete. Des andern Tages nach der geendigten Fehde ließ Baldrich ſeine Frieſen
wieder zurük gehen/ gegen welche er ſich gebuͤhrlich bedankete/ uñ wegen getraͤuen beyſtan-
des ihnen alle Koͤnigliche Gnade verſprach/ neben der Verheiſſung/ daß allen die ihm zu-
gezogen waͤhren noch ein halbes freies Jahr/ nach dem ſchon verſprochenen ganzen Jahre/
ſolte geſchenket ſeyn; uͤber welche mildigkeit ſie ſich zum hoͤchſten verwundertẽ. Er behielt
aber auff Herkules gutachten deren 9000 bey ſich/ die er biß nach Prag mitfuͤhren ſolte/ ob
etwa der Teufel auch in Boͤhmen loß werden wolte/ daß man einen nohtſchuz bey ſich haͤt-
te/ und wurden dieſelben mit den 6000 Wenden in ein Heer zuſammen geſezt/ doch daß je-
de Landes-Art ihre eigene Befehlichshaber und Geſchwader hatten. Die Teutſchen mu-
ſten gleicher geſtalt auſſer 12000/ alle miteinander nach hauſe gehen/ die genennete aber bey
ihren nunmehr beſtaͤtigten Koͤnigen bleiben/ da alles Volk nebeſt den Pfaffen angeloben
muſten/ daß ſie von der Chriſten Gott und ihrem Glauben nichts ſpoͤt- oder veraͤcht-
liches/ vielweniger laͤſterliches reden wolten; dagegen ſolten ſie in ihrem Gottesdienſte
auch ungeſtoͤret/ unangefochten und unbeſpottet bleiben; wiewol einem jeden Untertahnen
freiſtehen ſolte/ wann ihm aus ungezwungenem freien willen belieben wuͤrde/ den Chriſtli-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/644>, abgerufen am 23.11.2024.