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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
ren wahren/ denen ihr Verbrechen vorgehalten/ die Urtel gesprochen/ und alle durch des
Henkers Schwert abgetahn wurden. Die übrigen Pfaffen wurden vorgefodert/ und be-
fraget/ ob sie mit ihres Groß Fürsten und seiner Söhne gnädigstem anerbieten und gege-
bener Erklärung friedlich/ und wie der Adel und Gemeine gutwillig getahn/ solches anzu-
nehmen bedacht währen; welche alle einen demühtigen Fußfal leisteten/ ihren Irtuhm und
Missetaht bekenneten und beräueten/ auch allen Gehorsam versprachen/ bahten daneben
untertähnigst/ daß die Großfürstliche Zusage wegen des alten Glaubensfreyheit in ihrer
Kraft verbleiben möchte. Der Adel und die Gemeine bahten sehr vor ihr Leben/ und bekah-
men darauff ohn fernere nachforschung ihres verbrechens vollige verzeihung/ und noch-
mahlige versicherung ihrer Geist- und weltlichen Freyheit; daher ein solches Frolocken
unter den Völkern entstund/ daß auch die Pfaffen selbst es bereulich beklageten/ daß sie wie-
der solche fromme gnädige Herrn sich auffgelehnet hätten. Als nun der Groß Fürst sahe/
daß die Untertahnen überal ein gutes Herz gegen ihn gefasset hatten/ ritte er selbst/ von we-
nigen seines Landadels begleitet/ bey ihnen umbher/ hieß sie diesen Abend ruhen/ die Todten
begraben/ und folgenden Morgens mit alle ihrem Gewehr erscheinen/ so daß die Teutschen
alle miteinander allein/ die Böhmen und Friesen aber zur seite halten solten; welches al-
les nach seinem willen ging/ da er den Elefanten ausrüsten hieß/ und vor das Teutsche
Heer stellen/ stieg mit seinen Söhnen und Ladisla hinauff/ welche sich Schneeweiß und Kö-
niglich gekleidet hatten/ und musten von den ädlen/ Pfaffen und gemeinem Manne 300 in
gleicher Anzahl umb den Elefanten hertreten; er aber fing diese Rede zu allen Anwesenden
an: Liebe geträue Untertahnen und Landsassen; ich und wir alle miteinander haben Gott
hoch zu danken/ daß er des bösen Feindes Vorhaben gesteuret/ und das angestiftete Elend
gnädig abgewendet hat/ da die Obrigkeit und Untertahnen/ Väter und Kinder/ Brüder
und Anverwanten einander grimmig auffreiben solten; nun aber/ Gott lob/ an stat dessen/
eine löbliche Vertrauligkeit und fester Friede angerichtet und gestiftet ist/ nachdem gleich-
wol/ welches ich hoch beklage/ über die 30000 meiner Untertahnen dz Leben einbüssen müs-
sen. Euch allen ist wol bewust/ und bedarfs keines weitläuftigen erzählens/ was gestalt vor
wenig Jahren ich meinen herzlieben älteren Sohn/ Fürst Herkules/ aus meinem Reiche
verbannet habe/ umb daß er nicht allein einen fremden/ uns unbekanten Gottesdienst in der
Fremde angenommen/ der uns überal abscheuhlich beschrieben ward/ und wir doch weit
anders befinden/ sondern auch zugleich sich hiemit dem Römischen Reiche als ein Lehnträ-
ger und Untertahn verpflichtet hätte/ so daß bey künftiger seiner Herschaft er der Römer
Willen geleben/ und ihnen die Teutschen Völker zinßbar machen wolte; welches gleicher-
gestalt eine abgefeimete grobe Lügen ist/ und die Ertichter und Aussträuer derselben ihren
Lohn nach Gottes wunderbahrem Gerichte schon empfangen haben. Beklage deßwegen
billich und von Herzen/ daß durch falsches angeben ich mich dazumahl zu ungerechtem
Zorn und Eiser wieder diesen meinen Sohn Herkules/ der mir allernähest alhie zur Linken
stehet/ verleiten lassen/ und ihn als einen Durchächteten halten müssen/ welches doch mein
eigen Herz dergestalt abgezehret hat/ daß wo es länger hätte wehren sollen/ ich in kurzer Zeit
des Todes drüber seyn müssen/ und mich dessen doch gegen niemand habe dürfen merken
lassen. Wie hart und unbillich nun ich mich gleich gegen ihn erzeiget/ so hat er doch hinge-

gen

Siebendes Buch.
ren wahren/ denen ihr Verbrechen vorgehalten/ die Urtel geſprochen/ und alle durch des
Henkers Schwert abgetahn wurden. Die uͤbrigen Pfaffen wurden vorgefodert/ und be-
fraget/ ob ſie mit ihres Groß Fuͤrſten und ſeiner Soͤhne gnaͤdigſtem anerbieten und gege-
bener Erklaͤrung friedlich/ und wie der Adel und Gemeine gutwillig getahn/ ſolches anzu-
nehmen bedacht waͤhren; welche alle einen demuͤhtigen Fußfal leiſteten/ ihren Irtuhm uñ
Miſſetaht bekenneten und beraͤueten/ auch allen Gehorſam verſprachen/ bahten daneben
untertaͤhnigſt/ daß die Großfuͤrſtliche Zuſage wegen des alten Glaubensfreyheit in ihrer
Kraft verbleiben moͤchte. Der Adel und die Gemeine bahten ſehr vor ihr Leben/ und bekah-
men darauff ohn fernere nachforſchung ihres verbrechens vollige verzeihung/ und noch-
mahlige verſicherung ihrer Geiſt- und weltlichen Freyheit; daher ein ſolches Frolocken
unter den Voͤlkern entſtund/ daß auch die Pfaffen ſelbſt es bereulich beklageten/ daß ſie wie-
der ſolche fromme gnaͤdige Herrn ſich auffgelehnet haͤtten. Als nun der Groß Fuͤrſt ſahe/
daß die Untertahnen uͤberal ein gutes Herz gegen ihn gefaſſet hatten/ ritte er ſelbſt/ von we-
nigen ſeines Landadels begleitet/ bey ihnen umbher/ hieß ſie dieſen Abend ruhen/ die Todten
begraben/ und folgenden Morgens mit alle ihrem Gewehr erſcheinen/ ſo daß die Teutſchẽ
alle miteinander allein/ die Boͤhmen und Frieſen aber zur ſeite halten ſolten; welches al-
les nach ſeinem willen ging/ da er den Elefanten ausruͤſten hieß/ und vor das Teutſche
Heer ſtellen/ ſtieg mit ſeinen Soͤhnen und Ladiſla hinauff/ welche ſich Schneeweiß uñ Koͤ-
niglich gekleidet hatten/ und muſten von den aͤdlen/ Pfaffen und gemeinem Manne 300 in
gleicher Anzahl umb den Elefanten hertreten; er aber fing dieſe Rede zu allen Anweſendẽ
an: Liebe getraͤue Untertahnen und Landſaſſen; ich und wir alle miteinander haben Gott
hoch zu danken/ daß er des boͤſen Feindes Vorhaben geſteuret/ und das angeſtiftete Elend
gnaͤdig abgewendet hat/ da die Obrigkeit und Untertahnen/ Vaͤter und Kinder/ Bruͤder
und Anverwanten einander grimmig auffreiben ſolten; nun aber/ Gott lob/ an ſtat deſſen/
eine loͤbliche Vertrauligkeit und feſter Friede angerichtet und geſtiftet iſt/ nachdem gleich-
wol/ welches ich hoch beklage/ über die 30000 meiner Untertahnen dz Leben einbuͤſſen muͤſ-
ſen. Euch allen iſt wol bewuſt/ und bedarfs keines weitlaͤuftigen erzaͤhlens/ was geſtalt vor
wenig Jahren ich meinen herzlieben aͤlteren Sohn/ Fuͤrſt Herkules/ aus meinem Reiche
verbannet habe/ umb daß er nicht allein einen fꝛemden/ uns unbekanten Gottesdienſt in der
Fremde angenommen/ der uns uͤberal abſcheuhlich beſchrieben ward/ und wir doch weit
anders befinden/ ſondern auch zugleich ſich hiemit dem Roͤmiſchen Reiche als ein Lehntraͤ-
ger und Untertahn verpflichtet haͤtte/ ſo daß bey künftiger ſeiner Herſchaft er der Roͤmer
Willen geleben/ und ihnen die Teutſchen Voͤlker zinßbar machen wolte; welches gleicher-
geſtalt eine abgefeimete grobe Luͤgen iſt/ und die Ertichter und Ausſtraͤuer derſelben ihren
Lohn nach Gottes wunderbahrem Gerichte ſchon empfangen haben. Beklage deßwegen
billich und von Herzen/ daß durch falſches angeben ich mich dazumahl zu ungerechtem
Zorn und Eiſer wieder dieſen meinen Sohn Herkules/ der mir allernaͤheſt alhie zur Linken
ſtehet/ verleiten laſſen/ und ihn als einen Durchaͤchteten halten muͤſſen/ welches doch mein
eigen Herz dergeſtalt abgezehret hat/ daß wo es laͤnger haͤtte wehren ſollen/ ich in kurzer Zeit
des Todes druͤber ſeyn müſſen/ und mich deſſen doch gegen niemand habe duͤrfen merken
laſſen. Wie hart und unbillich nun ich mich gleich gegen ihn erzeiget/ ſo hat er doch hinge-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/637>, abgerufen am 23.11.2024.