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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Pfaffengeschmeiß fing darauff ihr Zetergeschrey an/ und ermahneten die ihrigen zur Ra-
che; nun sähe man augenscheinlich/ wie es gemeynet währe; ohn zweifel würden alle ihre
abgeschikte Amts Brüder schon solcher gestalt hingerichtet seyn/ auff daß man die gesam-
te Geistligkeit abschlachtete/ und keiner übrig bliebe/ der sich ihrer Götter geträulich annäh-
me/ und den alten Gottesdienst erhielte. Aber Valiska fiel ihnen in die Rede/ und fing mit
freundlichen Geberden an: Ihr redliche fromme Teutschen/ lasset euch ja von diesen Bu-
ben nicht zu weiterem Auffruhr verleiten; Ihr sehet/ daß man euch gewachsen ist; befodert
euren Untergang nicht selber mutwillig; ich habe den Schand Buben wegen seiner Läste-
rung billich gestraffet/ ihr aber sollet so viel grössere Gnade zugewarten haben. Doch rahte
ich euch als eure geträue Freundin; lasset die Pfaffen abtreten/ oder zum wenigsten das
Schände-Maul halten/ dann sie verhindern eure Wolfahrt; und erkläret euch/ ob ihr eu-
res gnädigsten Groß Fürsten gehorsame Untertahnen oder muhtwillige Auffrührer seyn
wollet; werdet ihr aber länger schweigen/ muß man solches vor eine augenscheinliche Wi-
derspenstigkeit halten/ welche euch den garaus machen wird. Das gemeine Volk/ ohndas
der Pfaffheit ergeben/ ward hierüber entrüstet/ meineten/ man verführe mit ihnen gar zu
stränge/ begunten sich auch fertig zum Streit zumachen/ und wahr an dem/ daß sie den
Angriff auff Herkules Völker wagen wolten. Aber der Adel begütigete sie/ mit dem ver-
sprechen/ es würde noch alles nach ihrem Willen ergehen/ lauffen und kauffen wolte nicht
zu hauffe; die ansehnliche Groß Fürstin hätte den ihr angelegten Schimpf nach Teutschen
Gebrauch gerochen; Der Pfaffe solte höflicher gefahren seyn/ dessen ungestüme verächtli-
che Reden kein vernünfftiger Mensch billichen könte; Könige und Fürsten müsten dan-
noch ihre Wirde und Hocheit behalten/ und währe kein Untertahn befuget/ dieselbe solcher
gestalt zubeschimpffen/ massen auch fremde den hohen Häuptern Ehrerbietigkeit zuerzei-
gen schuldig währen. Herkules/ so bald er des Pövels Vorhaben merkete/ taht den 20000
Reutern die ihm folgeten/ Befehl/ umb des Feindes Völker herzuhauen/ und ihnen den
Weg nach ihrem Lager zuverlegen/ seine 40000 Reuter aber stellete er ihnen entgegen in
einer ausgedehneten ansehnlichen Schlachtordnung/ und wahren 8000 Schützen aus
den fünff Schanzen mit herzu gefodert. Die Kriegserfahrne unter den Auffrührern sahen
wol/ mit was Vorsaz Herkules (den sie noch nicht kenneten) umging/ daß er sie einschlies-
sen/ und aller gelegenheit zur Gegenwehr berauben wolte/ daher sie die Obersten warneten/
ihres Tuhns wahrzunehmen/ und sich weit genug von einander zusetzen; aber ehe sie dieses
ins werk richten kunten/ wahren sie dergestalt schon eingefasset/ daß ihnen unmöglich war/
sich der unsern zuerwehren; worüber der Adel höchlich erschrak/ den großsprechigen Pfaf-
fen ihren Hochmuht verwieß/ und zu ihnen sagte: Weil sie alles nach ihrem steiffen Sinne
richten wolten/ solten sie sich nun auch des Streits annehmen/ und die Schlacht ordnen/
nun sie von allen Seiten her umgeben währen/ daß sie sich nicht regen noch wenden/ noch
das Gewehr gebrauchen könten. Herkules fuhr in seiner Bereitschafft immer fort/ hatte
sein Reuterheer in zween gleiche Flügel geteilet/ die sich von beyden Seiten zimlich nahe
an den Feind gehenket hatten. Hinter ihnen/ wie gesagt/ stunden auch 20000 Reuter unter
Prinsla Anführung/ und die Schützen hielten Stand vor dem Feinde. Neklam muste
mit 500 Reutern nahe hinzu reiten/ und ihnen anmelden/ es tähte dem Großfürstlichen

Heer-

Siebendes Buch.
Pfaffengeſchmeiß fing darauff ihr Zetergeſchrey an/ und ermahneten die ihrigen zur Ra-
che; nun ſaͤhe man augenſcheinlich/ wie es gemeynet waͤhre; ohn zweifel wuͤrden alle ihre
abgeſchikte Amts Bruͤder ſchon ſolcher geſtalt hingerichtet ſeyn/ auff daß man die geſam-
te Geiſtligkeit abſchlachtete/ uñ keiner uͤbrig bliebe/ der ſich ihrer Goͤtter getraͤulich annaͤh-
me/ und den alten Gottesdienſt erhielte. Aber Valiſka fiel ihnen in die Rede/ und fing mit
freundlichen Geberden an: Ihr redliche fromme Teutſchen/ laſſet euch ja von dieſen Bu-
ben nicht zu weiterem Auffruhr verleiten; Ihr ſehet/ daß man euch gewachſen iſt; befodert
euren Untergang nicht ſelber mutwillig; ich habe den Schand Buben wegen ſeiner Laͤſte-
rung billich geſtraffet/ ihr aber ſollet ſo viel groͤſſere Gnade zugewarten haben. Doch rahte
ich euch als eure getraͤue Freundin; laſſet die Pfaffen abtreten/ oder zum wenigſten das
Schaͤnde-Maul halten/ dann ſie verhindern eure Wolfahrt; und erklaͤret euch/ ob ihr eu-
res gnaͤdigſten Groß Fuͤrſten gehorſame Untertahnen oder muhtwillige Auffruͤhrer ſeyn
wollet; werdet ihr aber laͤnger ſchweigen/ muß man ſolches vor eine augenſcheinliche Wi-
derſpenſtigkeit halten/ welche euch den garaus machen wird. Das gemeine Volk/ ohndas
der Pfaffheit ergeben/ ward hieruͤber entruͤſtet/ meineten/ man verfuͤhre mit ihnen gar zu
ſtraͤnge/ begunten ſich auch fertig zum Streit zumachen/ und wahr an dem/ daß ſie den
Angriff auff Herkules Voͤlker wagen wolten. Aber der Adel begütigete ſie/ mit dem ver-
ſprechen/ es wuͤrde noch alles nach ihrem Willen ergehen/ lauffen und kauffen wolte nicht
zu hauffe; die anſehnliche Groß Fuͤrſtin haͤtte den ihr angelegten Schimpf nach Teutſchẽ
Gebrauch gerochen; Der Pfaffe ſolte hoͤflicher gefahren ſeyn/ deſſen ungeſtuͤme veraͤchtli-
che Reden kein vernuͤnfftiger Menſch billichen koͤnte; Koͤnige und Fuͤrſten müſten dan-
noch ihre Wirde und Hocheit behalten/ und waͤhre kein Untertahn befuget/ dieſelbe ſolcheꝛ
geſtalt zubeſchimpffen/ maſſen auch fremde den hohen Haͤuptern Ehrerbietigkeit zuerzei-
gen ſchuldig waͤhren. Herkules/ ſo bald er des Poͤvels Vorhaben merkete/ taht den 20000
Reutern die ihm folgeten/ Befehl/ umb des Feindes Voͤlker herzuhauen/ und ihnen den
Weg nach ihrem Lager zuverlegen/ ſeine 40000 Reuter aber ſtellete er ihnen entgegen in
einer ausgedehneten anſehnlichen Schlachtordnung/ und wahren 8000 Schuͤtzen aus
den fuͤnff Schanzen mit herzu gefodert. Die Kriegserfahrne unter den Auffruͤhrern ſahen
wol/ mit was Vorſaz Herkules (den ſie noch nicht kenneten) umging/ daß er ſie einſchlieſ-
ſen/ und aller gelegenheit zur Gegenwehr berauben wolte/ daher ſie die Oberſten warnetẽ/
ihres Tuhns wahrzunehmen/ und ſich weit genug von einander zuſetzen; aber ehe ſie dieſes
ins werk richten kunten/ wahren ſie dergeſtalt ſchon eingefaſſet/ daß ihnen unmoͤglich war/
ſich der unſern zuerwehren; woruͤber der Adel hoͤchlich erſchrak/ den großſprechigen Pfaf-
fen ihren Hochmuht verwieß/ und zu ihnen ſagte: Weil ſie alles nach ihrem ſteiffen Sinne
richten wolten/ ſolten ſie ſich nun auch des Streits annehmen/ und die Schlacht ordnen/
nun ſie von allen Seiten her umgeben waͤhren/ daß ſie ſich nicht regen noch wenden/ noch
das Gewehr gebrauchen koͤnten. Herkules fuhr in ſeiner Bereitſchafft immer fort/ hatte
ſein Reuterheer in zween gleiche Fluͤgel geteilet/ die ſich von beyden Seiten zimlich nahe
an den Feind gehenket hatten. Hinter ihnen/ wie geſagt/ ſtunden auch 20000 Reuter unter
Prinſla Anfuͤhrung/ und die Schuͤtzen hielten Stand vor dem Feinde. Neklam muſte
mit 500 Reutern nahe hinzu reiten/ und ihnen anmelden/ es taͤhte dem Großfuͤrſtlichen

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[620/0626] Siebendes Buch. Pfaffengeſchmeiß fing darauff ihr Zetergeſchrey an/ und ermahneten die ihrigen zur Ra- che; nun ſaͤhe man augenſcheinlich/ wie es gemeynet waͤhre; ohn zweifel wuͤrden alle ihre abgeſchikte Amts Bruͤder ſchon ſolcher geſtalt hingerichtet ſeyn/ auff daß man die geſam- te Geiſtligkeit abſchlachtete/ uñ keiner uͤbrig bliebe/ der ſich ihrer Goͤtter getraͤulich annaͤh- me/ und den alten Gottesdienſt erhielte. Aber Valiſka fiel ihnen in die Rede/ und fing mit freundlichen Geberden an: Ihr redliche fromme Teutſchen/ laſſet euch ja von dieſen Bu- ben nicht zu weiterem Auffruhr verleiten; Ihr ſehet/ daß man euch gewachſen iſt; befodert euren Untergang nicht ſelber mutwillig; ich habe den Schand Buben wegen ſeiner Laͤſte- rung billich geſtraffet/ ihr aber ſollet ſo viel groͤſſere Gnade zugewarten haben. Doch rahte ich euch als eure getraͤue Freundin; laſſet die Pfaffen abtreten/ oder zum wenigſten das Schaͤnde-Maul halten/ dann ſie verhindern eure Wolfahrt; und erklaͤret euch/ ob ihr eu- res gnaͤdigſten Groß Fuͤrſten gehorſame Untertahnen oder muhtwillige Auffruͤhrer ſeyn wollet; werdet ihr aber laͤnger ſchweigen/ muß man ſolches vor eine augenſcheinliche Wi- derſpenſtigkeit halten/ welche euch den garaus machen wird. Das gemeine Volk/ ohndas der Pfaffheit ergeben/ ward hieruͤber entruͤſtet/ meineten/ man verfuͤhre mit ihnen gar zu ſtraͤnge/ begunten ſich auch fertig zum Streit zumachen/ und wahr an dem/ daß ſie den Angriff auff Herkules Voͤlker wagen wolten. Aber der Adel begütigete ſie/ mit dem ver- ſprechen/ es wuͤrde noch alles nach ihrem Willen ergehen/ lauffen und kauffen wolte nicht zu hauffe; die anſehnliche Groß Fuͤrſtin haͤtte den ihr angelegten Schimpf nach Teutſchẽ Gebrauch gerochen; Der Pfaffe ſolte hoͤflicher gefahren ſeyn/ deſſen ungeſtuͤme veraͤchtli- che Reden kein vernuͤnfftiger Menſch billichen koͤnte; Koͤnige und Fuͤrſten müſten dan- noch ihre Wirde und Hocheit behalten/ und waͤhre kein Untertahn befuget/ dieſelbe ſolcheꝛ geſtalt zubeſchimpffen/ maſſen auch fremde den hohen Haͤuptern Ehrerbietigkeit zuerzei- gen ſchuldig waͤhren. Herkules/ ſo bald er des Poͤvels Vorhaben merkete/ taht den 20000 Reutern die ihm folgeten/ Befehl/ umb des Feindes Voͤlker herzuhauen/ und ihnen den Weg nach ihrem Lager zuverlegen/ ſeine 40000 Reuter aber ſtellete er ihnen entgegen in einer ausgedehneten anſehnlichen Schlachtordnung/ und wahren 8000 Schuͤtzen aus den fuͤnff Schanzen mit herzu gefodert. Die Kriegserfahrne unter den Auffruͤhrern ſahen wol/ mit was Vorſaz Herkules (den ſie noch nicht kenneten) umging/ daß er ſie einſchlieſ- ſen/ und aller gelegenheit zur Gegenwehr berauben wolte/ daher ſie die Oberſten warnetẽ/ ihres Tuhns wahrzunehmen/ und ſich weit genug von einander zuſetzen; aber ehe ſie dieſes ins werk richten kunten/ wahren ſie dergeſtalt ſchon eingefaſſet/ daß ihnen unmoͤglich war/ ſich der unſern zuerwehren; woruͤber der Adel hoͤchlich erſchrak/ den großſprechigen Pfaf- fen ihren Hochmuht verwieß/ und zu ihnen ſagte: Weil ſie alles nach ihrem ſteiffen Sinne richten wolten/ ſolten ſie ſich nun auch des Streits annehmen/ und die Schlacht ordnen/ nun ſie von allen Seiten her umgeben waͤhren/ daß ſie ſich nicht regen noch wenden/ noch das Gewehr gebrauchen koͤnten. Herkules fuhr in ſeiner Bereitſchafft immer fort/ hatte ſein Reuterheer in zween gleiche Fluͤgel geteilet/ die ſich von beyden Seiten zimlich nahe an den Feind gehenket hatten. Hinter ihnen/ wie geſagt/ ſtunden auch 20000 Reuter unter Prinſla Anfuͤhrung/ und die Schuͤtzen hielten Stand vor dem Feinde. Neklam muſte mit 500 Reutern nahe hinzu reiten/ und ihnen anmelden/ es taͤhte dem Großfuͤrſtlichen Heer-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/626>, abgerufen am 23.11.2024.