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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
sondern blieb steiff dabey/ er wolte die Warheit zu seiner Zeit vorstellen; welches dem er-
zürneten Fürsten zuverschmerzen unmöglich wahr/ zog sein Schwert aus/ und schlug ihm
mit einem Hiebe den Schedel reine hinweg/ sagend: Du wirst mir forthin die Auffruhr
wol nicht weiter schüren. Die übrigen Pfaffen erschraken dermassen/ daß sie kein Wort
sprechen kunten; so wahr auch der Groß Fürst selbst nicht allerdinge damit zufrieden/ mei-
nete/ man hätte ihn allemahl noch finden können. Doch die Taht wahr geschehen/ und nu-
mehr zubedenken/ wie sie eine zeitlang vertuschet bliebe; wurden also die fünff übrige Pfaf-
fen fleissig bewachet/ und setzete Baldrich sich alsbald zu Pferde/ ritte in Geselschafft 50
Friesischer Reuter zurücke/ unmb zubefodern/ daß die begehrete Mannschafft aus seinem
neuen Königreiche herzu eilete. Den abgeordenten Reutern und Pfaffen aber ließ der
Großfürst andeuten/ sie solten sich straks angesichts nach den ihrigen machen/ und ihnen
seine getahne Groß Fürstliche Erklärung vortragen; die 6 Pfaffen müsten bey ihm in
freier Hafft bleiben/ biß man sich erkündigen würde/ ob ihre hochmuhtige frevelhaffte An-
werbung nebest angefügeten gräulichen Schmachreden wider die jungen Fürsten/ ihnen
von seinen Untertahnen einhellig auffgetragen währe oder nicht. Zwar die annoch übrige
Pfaffen durfften trotzig anhalten/ daß sie ihre Amts Brüder auff freyen Füssen haben/ und
das Fürstliche Heer sprechen wolten; bekahmen aber von Prinsla zur Antwort: Das lez-
te würde man ihnen durchaus nicht gönnen/ nachdem der Auffwiegeler schon mehr als zu
viel unter dem Heer währen; das erste dürffte niemand als sie selbst bey dem Großfürsten
werben/ welches ihnen dann solte erläubet seyn; aber die guten Herren rochen Lunten/ und
nahmen mit ihren Reutern den Abzug/ wie wol nicht ohn hefftige Dräuungen/ welche doch
Prinsla/ wie ihm befohlen wahr/ unbeantwortet ließ/ als hätte er sie nicht gehöret. Ladisla
wuste nicht/ was er vor Zorn wegen seiner Böhmen Träulosigkeit anfahen solte/ nam
Prinsla und Neklam zu sich/ ritte nach dem Heer/ und hielt zu ihnen diese Rede: Ihr Teut-
schen; ich als Böhmischer König/ habe euch wegen eures tuhns und lassens weder zube-
fehlen noch zuverbieten; nur mit meinen anwesenden Untertahnen des Böhmischen
Reichs rede ich/ und frage dieselben/ ob sie auff mich auch etwas zusprechen haben/ das der
Auffruhr und ihres Ungehorsams wert sey; solches sollen sie alsbald durch einen Gevol-
mächtigten andeuten; Ich erinnere mich/ daß ich den Kern meiner jungen Ritterschafft
alhie bey mir habe; wie es nun ihren frommen redlichen Eltern und Anverwanten gefallen
wird/ wann sie dieses von ihnen erfahren sollen/ stehet zu erwarten; Ich meyne/ sie werden
es empfinden/ wann ihre Söhne erbloß gemacht/ vor ihres Königes Verrähter ausge-
ruffen/ des ganzen Königreichs von meiner Fr. Mutter und den sämtlichen Land Ständen
in Ewigkeit verbannet/ und vor Vogelfrey ausgeruffen/ wo nicht wol gar die Ketten der
Leibeigenschafft ihnen angelegt werden. Darum so vernehmet meine Königliche Gnade/
und gebraucht derselben zu eurer Wolfahrt/ wo euch sonst nicht aller Wiz entgangen ist;
Ein jeder Böhme/ der gleich diese Stunde zu mir treten/ ein Zeichen der Rene an den Tag
legen/ mir auffs neue den äid leisten/ und wie ein redlicher Untertahn sich nach diesem ver-
halten wird/ sol volle Erlassung des jezt ergangenen/ krafft dieses meines Königlichen ver-
sprechens haben/ so gar/ daß dessen/ als währe es nie geschehen/ in Ewigkeit nicht gedacht
werden sol. Da hätte man ein elendes Geschrey hören sollen. Alles was Böhmisch wahr/

so bald

Siebendes Buch.
ſondern blieb ſteiff dabey/ er wolte die Warheit zu ſeiner Zeit vorſtellen; welches dem er-
zuͤrneten Fuͤrſten zuverſchmerzen unmoͤglich wahr/ zog ſein Schwert aus/ und ſchlug ihm
mit einem Hiebe den Schedel reine hinweg/ ſagend: Du wirſt mir forthin die Auffruhr
wol nicht weiter ſchuͤren. Die uͤbrigen Pfaffen erſchraken dermaſſen/ daß ſie kein Wort
ſprechen kunten; ſo wahr auch der Groß Fuͤrſt ſelbſt nicht allerdinge damit zufrieden/ mei-
nete/ man haͤtte ihn allemahl noch finden koͤnnen. Doch die Taht wahr geſchehen/ und nu-
mehr zubedenken/ wie ſie eine zeitlang vertuſchet bliebe; wurden alſo die fünff uͤbrige Pfaf-
fen fleiſſig bewachet/ und ſetzete Baldrich ſich alsbald zu Pferde/ ritte in Geſelſchafft 50
Frieſiſcher Reuter zuruͤcke/ ũmb zubefodern/ daß die begehrete Mannſchafft aus ſeinem
neuen Koͤnigreiche herzu eilete. Den abgeordenten Reutern und Pfaffen aber ließ der
Großfuͤrſt andeuten/ ſie ſolten ſich ſtraks angeſichts nach den ihrigen machen/ und ihnen
ſeine getahne Groß Fuͤrſtliche Erklaͤrung vortragen; die 6 Pfaffen muͤſten bey ihm in
freier Hafft bleiben/ biß man ſich erkuͤndigen wuͤrde/ ob ihre hochmuhtige frevelhaffte An-
werbung nebeſt angefuͤgeten graͤulichen Schmachreden wider die jungen Fuͤrſten/ ihnen
von ſeinen Untertahnen einhellig auffgetragen waͤhre oder nicht. Zwar die annoch uͤbrige
Pfaffen durfften trotzig anhalten/ daß ſie ihre Amts Bruͤder auff freyen Fuͤſſen haben/ und
das Fuͤrſtliche Heer ſprechen wolten; bekahmen aber von Prinſla zur Antwort: Das lez-
te wuͤrde man ihnen durchaus nicht goͤnnen/ nachdem der Auffwiegeler ſchon mehr als zu
viel unter dem Heer waͤhren; das erſte duͤrffte niemand als ſie ſelbſt bey dem Großfuͤrſtẽ
werben/ welches ihnen dann ſolte erlaͤubet ſeyn; aber die guten Herren rochen Lunten/ und
nahmen mit ihren Reutern den Abzug/ wie wol nicht ohn hefftige Draͤuungen/ welche doch
Prinſla/ wie ihm befohlen wahr/ unbeantwortet ließ/ als haͤtte er ſie nicht gehoͤret. Ladiſla
wuſte nicht/ was er vor Zorn wegen ſeiner Boͤhmen Traͤuloſigkeit anfahen ſolte/ nam
Prinſla und Neklam zu ſich/ ritte nach dem Heer/ und hielt zu ihnen dieſe Rede: Ihr Teut-
ſchen; ich als Boͤhmiſcher Koͤnig/ habe euch wegen eures tuhns und laſſens weder zube-
fehlen noch zuverbieten; nur mit meinen anweſenden Untertahnen des Boͤhmiſchen
Reichs rede ich/ und frage dieſelben/ ob ſie auff mich auch etwas zuſprechen haben/ das deꝛ
Auffruhr und ihres Ungehorſams wert ſey; ſolches ſollen ſie alsbald durch einen Gevol-
maͤchtigten andeuten; Ich erinnere mich/ daß ich den Kern meiner jungen Ritterſchafft
alhie bey mir habe; wie es nun ihren frommen redlichen Eltern und Anverwanten gefallen
wird/ wann ſie dieſes von ihnen erfahren ſollen/ ſtehet zu erwarten; Ich meyne/ ſie werden
es empfinden/ wann ihre Soͤhne erbloß gemacht/ vor ihres Koͤniges Verraͤhter ausge-
ruffen/ des ganzen Koͤnigreichs von meiner Fr. Mutter und den ſaͤmtlichen Land Staͤnden
in Ewigkeit verbannet/ und vor Vogelfrey ausgeruffen/ wo nicht wol gar die Ketten der
Leibeigenſchafft ihnen angelegt werden. Darum ſo vernehmet meine Koͤnigliche Gnade/
und gebraucht derſelben zu eurer Wolfahrt/ wo euch ſonſt nicht aller Wiz entgangen iſt;
Ein jeder Boͤhme/ der gleich dieſe Stunde zu mir treten/ ein Zeichen der Rene an den Tag
legen/ mir auffs neue den aͤid leiſten/ und wie ein redlicher Untertahn ſich nach dieſem ver-
halten wird/ ſol volle Erlaſſung des jezt ergangenen/ krafft dieſes meines Koͤniglichen ver-
ſprechens haben/ ſo gar/ daß deſſen/ als waͤhre es nie geſchehen/ in Ewigkeit nicht gedacht
werden ſol. Da haͤtte man ein elendes Geſchrey hoͤren ſollen. Alles was Boͤhmiſch wahr/

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[602/0608] Siebendes Buch. ſondern blieb ſteiff dabey/ er wolte die Warheit zu ſeiner Zeit vorſtellen; welches dem er- zuͤrneten Fuͤrſten zuverſchmerzen unmoͤglich wahr/ zog ſein Schwert aus/ und ſchlug ihm mit einem Hiebe den Schedel reine hinweg/ ſagend: Du wirſt mir forthin die Auffruhr wol nicht weiter ſchuͤren. Die uͤbrigen Pfaffen erſchraken dermaſſen/ daß ſie kein Wort ſprechen kunten; ſo wahr auch der Groß Fuͤrſt ſelbſt nicht allerdinge damit zufrieden/ mei- nete/ man haͤtte ihn allemahl noch finden koͤnnen. Doch die Taht wahr geſchehen/ und nu- mehr zubedenken/ wie ſie eine zeitlang vertuſchet bliebe; wurden alſo die fünff uͤbrige Pfaf- fen fleiſſig bewachet/ und ſetzete Baldrich ſich alsbald zu Pferde/ ritte in Geſelſchafft 50 Frieſiſcher Reuter zuruͤcke/ ũmb zubefodern/ daß die begehrete Mannſchafft aus ſeinem neuen Koͤnigreiche herzu eilete. Den abgeordenten Reutern und Pfaffen aber ließ der Großfuͤrſt andeuten/ ſie ſolten ſich ſtraks angeſichts nach den ihrigen machen/ und ihnen ſeine getahne Groß Fuͤrſtliche Erklaͤrung vortragen; die 6 Pfaffen muͤſten bey ihm in freier Hafft bleiben/ biß man ſich erkuͤndigen wuͤrde/ ob ihre hochmuhtige frevelhaffte An- werbung nebeſt angefuͤgeten graͤulichen Schmachreden wider die jungen Fuͤrſten/ ihnen von ſeinen Untertahnen einhellig auffgetragen waͤhre oder nicht. Zwar die annoch uͤbrige Pfaffen durfften trotzig anhalten/ daß ſie ihre Amts Bruͤder auff freyen Fuͤſſen haben/ und das Fuͤrſtliche Heer ſprechen wolten; bekahmen aber von Prinſla zur Antwort: Das lez- te wuͤrde man ihnen durchaus nicht goͤnnen/ nachdem der Auffwiegeler ſchon mehr als zu viel unter dem Heer waͤhren; das erſte duͤrffte niemand als ſie ſelbſt bey dem Großfuͤrſtẽ werben/ welches ihnen dann ſolte erlaͤubet ſeyn; aber die guten Herren rochen Lunten/ und nahmen mit ihren Reutern den Abzug/ wie wol nicht ohn hefftige Draͤuungen/ welche doch Prinſla/ wie ihm befohlen wahr/ unbeantwortet ließ/ als haͤtte er ſie nicht gehoͤret. Ladiſla wuſte nicht/ was er vor Zorn wegen ſeiner Boͤhmen Traͤuloſigkeit anfahen ſolte/ nam Prinſla und Neklam zu ſich/ ritte nach dem Heer/ und hielt zu ihnen dieſe Rede: Ihr Teut- ſchen; ich als Boͤhmiſcher Koͤnig/ habe euch wegen eures tuhns und laſſens weder zube- fehlen noch zuverbieten; nur mit meinen anweſenden Untertahnen des Boͤhmiſchen Reichs rede ich/ und frage dieſelben/ ob ſie auff mich auch etwas zuſprechen haben/ das deꝛ Auffruhr und ihres Ungehorſams wert ſey; ſolches ſollen ſie alsbald durch einen Gevol- maͤchtigten andeuten; Ich erinnere mich/ daß ich den Kern meiner jungen Ritterſchafft alhie bey mir habe; wie es nun ihren frommen redlichen Eltern und Anverwanten gefallen wird/ wann ſie dieſes von ihnen erfahren ſollen/ ſtehet zu erwarten; Ich meyne/ ſie werden es empfinden/ wann ihre Soͤhne erbloß gemacht/ vor ihres Koͤniges Verraͤhter ausge- ruffen/ des ganzen Koͤnigreichs von meiner Fr. Mutter und den ſaͤmtlichen Land Staͤnden in Ewigkeit verbannet/ und vor Vogelfrey ausgeruffen/ wo nicht wol gar die Ketten der Leibeigenſchafft ihnen angelegt werden. Darum ſo vernehmet meine Koͤnigliche Gnade/ und gebraucht derſelben zu eurer Wolfahrt/ wo euch ſonſt nicht aller Wiz entgangen iſt; Ein jeder Boͤhme/ der gleich dieſe Stunde zu mir treten/ ein Zeichen der Rene an den Tag legen/ mir auffs neue den aͤid leiſten/ und wie ein redlicher Untertahn ſich nach dieſem ver- halten wird/ ſol volle Erlaſſung des jezt ergangenen/ krafft dieſes meines Koͤniglichen ver- ſprechens haben/ ſo gar/ daß deſſen/ als waͤhre es nie geſchehen/ in Ewigkeit nicht gedacht werden ſol. Da haͤtte man ein elendes Geſchrey hoͤren ſollen. Alles was Boͤhmiſch wahr/ ſo bald

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/608>, abgerufen am 23.11.2024.