Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch.
so bald des Königes Rede durch die Völker von einer Schaar zur andern lief/ das rief
umb Gnade/ Gnade/ sonderten sich von den Teutschen ab/ fielen von ihren Pferden/ und
tahten einen wehmühtigen Fußfal/ einwendend/ sie währen verleitet und hintergangen;
die Teutschen Pfaffen währen Lügener und Bösewichter/ und ihr König gerecht und from;
trieben dabey ein solches Geheule/ daß Ladisla selbst zu Mitleiden bewäget ward; gab ihnen
einen freundlichen Wink mit dem abgezogenen Hute/ daß sie auffstehen solten; und als er
sie gestillet hatte/ redete er sie also an: Nun ihr redliche auffrichtige Böhmen/ und liebe Ge-
träue; Ich weiß und sehe vor Augen/ daß ihr nicht aus Boßheit/ sondern blosser Einfalt
gesündiget habet; stehet auff/ setzet euch zu Pferde/ und folget mir nach; wer des ergange-
nen gegen mich im guten oder unguten gedenket/ sol mein Freund nicht seyn. Nam sie hie-
mit auffs neue in Pflicht und äide/ und wahr sehr froh/ daß er noch 28000 Böhmen zähle-
te/ da der Teutschen kaum 16000 mehr sich funden/ weil die übrigen mit Siegward nach
Wendland fortgangen wahren. Diese Teutschen nun erschraken der unvermuhtlichen
Absonderung höchlich/ dann sie sahen/ wie leicht sie von den andern hätten können nider-
gemacht werden/ welches auch auff ihre beharliche Widersezligkeit wol erfolget währe.
Ladisla muhtmassete leicht/ daß ihnen das Herz würde entfallen seyn/ darumb redete er sie
also an: Ihr bißher so redliche Teutsche Herzen/ und gewesene liebe Spießgesellen; mich
wundert nicht wenig/ wie ihr so unbedachtsam verfahret/ und von eurem liebreichen Va-
ter dem Groß Fürsten euch absondern könnet/ welcher sich doch gegen euch dergestalt erklä-
ret hat/ daß ich nimmermehr ein gleiches tuhn würde/ auch kein erbarer Mensch ein meh-
res von ihm fo dern kan; und dannoch wisset ihr nicht/ ob ihr ihn vor euren Herrn erkennen
wollet oder nicht; gedenket ihr nicht/ daß er euch alle auff der Rolle hat/ ja das Hauß weiß/
aus welchem ein jeder entsprossen ist? ich sähe ungerne/ daß euch etwas wiedriges zustehen
solte/ weil ihr in neulicher Schlacht euch so ehrlich und tapffer gehalten/ und kan doch nit
ersinnen/ wie man euch zu hülffe treten sol/ nachdem ihr die Gnadenzeit als recht unsinnige
Leute vorbey streichen lasset; Trotzet ihr aber etwa auff eure auffrührischen Landsleute/ die
sich ohn alle ursach wider ihre Obrigkeit setzen dürffen? Oder machet ihr euch Gedanken/
euer Großfürst werde von allen Menschen verlassen seyn/ weil seine Untertahnen ihn höh-
nen dürffen? O weit gefehlet! Ganz Frießland ist schon im Harnisch; der Schwedische
Fürst ist mit seinem Heer zurük gefodert; nach Böhmen gehen meine Bohten Tag und
Nacht ohn Ruhe fort/ darinnen ich keinen wehrhafften Mann sitzen lassen wil/ er sol auff
das ungehorsame Teutschland angehen/ wo sie sich nicht in kurzem eines bessern bedenken
werden; alsdann werdet ihr aber gar zu späte beklagen/ daß ihr meinen wolgemeineten
Raht so unfinnig verachtet habet; wiewol/ wo ihr eure Vernunfft nicht gar gefressen/ ihr
leicht euch die Rechnung machen werdet/ daß man euren Muhtwillen die längste zeit schon
geduldet habe. So höret nun meinen geträuen Raht/ und folget demselben erstes Augen-
bliks; sendet etliche eures Mittels an eure annoch gutherzige Obrigkeit ab/ welche euren
Frevel verbitten/ und umb Barmherzigkeit und Gnade anhalten; was ich zu eurem besten
werde tuhn können/ sol euch hiemit versprochen seyn; bleibet ihr aber aufrührisch nach wie
vor/ so wil ich unter euch hauen und stechen helffen/ biß mir der Arm erstarret/ und ihr alle
werdet vertilget seyn. Hiedurch ward ihnen eine solche Furcht eingejaget/ daß sie sich auff

ihren
g g g g ij

Siebendes Buch.
ſo bald des Koͤniges Rede durch die Voͤlker von einer Schaar zur andern lief/ das rief
umb Gnade/ Gnade/ ſonderten ſich von den Teutſchen ab/ fielen von ihren Pferden/ und
tahten einen wehmuͤhtigen Fußfal/ einwendend/ ſie waͤhren verleitet und hintergangen;
die Teutſchen Pfaffen waͤhren Luͤgener und Boͤſewichter/ und ihr Koͤnig gerecht uñ from;
trieben dabey ein ſolches Geheule/ daß Ladiſla ſelbſt zu Mitleiden bewaͤget ward; gab ihnen
einen freundlichen Wink mit dem abgezogenen Hute/ daß ſie auffſtehen ſolten; und als er
ſie geſtillet hatte/ redete er ſie alſo an: Nun ihr redliche auffrichtige Boͤhmen/ und liebe Ge-
traͤue; Ich weiß und ſehe vor Augen/ daß ihr nicht aus Boßheit/ ſondern bloſſer Einfalt
geſuͤndiget habet; ſtehet auff/ ſetzet euch zu Pferde/ und folget mir nach; wer des ergange-
nen gegen mich im guten oder unguten gedenket/ ſol mein Freund nicht ſeyn. Nam ſie hie-
mit auffs neue in Pflicht und aͤide/ und wahr ſehr froh/ daß er noch 28000 Boͤhmen zaͤhle-
te/ da der Teutſchen kaum 16000 mehr ſich funden/ weil die uͤbrigen mit Siegward nach
Wendland fortgangen wahren. Dieſe Teutſchen nun erſchraken der unvermuhtlichen
Abſonderung hoͤchlich/ dann ſie ſahen/ wie leicht ſie von den andern haͤtten koͤnnen nider-
gemacht werden/ welches auch auff ihre beharliche Widerſezligkeit wol erfolget waͤhre.
Ladiſla muhtmaſſete leicht/ daß ihnen das Herz wuͤrde entfallen ſeyn/ darumb redete er ſie
alſo an: Ihr bißher ſo redliche Teutſche Herzen/ und geweſene liebe Spießgeſellen; mich
wundert nicht wenig/ wie ihr ſo unbedachtſam verfahret/ und von eurem liebreichen Va-
ter dem Groß Fuͤrſten euch abſondern koͤnnet/ welcher ſich doch gegen euch dergeſtalt erklaͤ-
ret hat/ daß ich nimmermehr ein gleiches tuhn wuͤrde/ auch kein erbarer Menſch ein meh-
res von ihm fo dern kan; und dannoch wiſſet ihr nicht/ ob ihr ihn vor euren Herrn erkeñen
wollet oder nicht; gedenket ihr nicht/ daß er euch alle auff der Rolle hat/ ja das Hauß weiß/
aus welchem ein jeder entſproſſen iſt? ich ſaͤhe ungerne/ daß euch etwas wiedriges zuſtehen
ſolte/ weil ihr in neulicher Schlacht euch ſo ehrlich und tapffer gehalten/ und kan doch nit
erſinnen/ wie man euch zu huͤlffe treten ſol/ nachdem ihr die Gnadenzeit als recht unſinnige
Leute vorbey ſtreichen laſſet; Trotzet ihr aber etwa auff eure auffruͤhriſchen Landsleute/ die
ſich ohn alle urſach wider ihre Obrigkeit ſetzen duͤrffen? Oder machet ihr euch Gedanken/
euer Großfuͤrſt werde von allen Menſchen verlaſſen ſeyn/ weil ſeine Untertahnen ihn hoͤh-
nen duͤrffen? O weit gefehlet! Ganz Frießland iſt ſchon im Harniſch; der Schwediſche
Fuͤrſt iſt mit ſeinem Heer zuruͤk gefodert; nach Boͤhmen gehen meine Bohten Tag und
Nacht ohn Ruhe fort/ darinnen ich keinen wehrhafften Mann ſitzen laſſen wil/ er ſol auff
das ungehorſame Teutſchland angehen/ wo ſie ſich nicht in kurzem eines beſſern bedenken
werden; alsdann werdet ihr aber gar zu ſpaͤte beklagen/ daß ihr meinen wolgemeineten
Raht ſo unfinnig verachtet habet; wiewol/ wo ihr eure Vernunfft nicht gar gefreſſen/ ihr
leicht euch die Rechnung machen werdet/ daß man euren Muhtwillen die laͤngſte zeit ſchon
geduldet habe. So hoͤret nun meinen getraͤuen Raht/ und folget demſelben erſtes Augen-
bliks; ſendet etliche eures Mittels an eure annoch gutherzige Obrigkeit ab/ welche euren
Frevel verbitten/ und umb Barmherzigkeit und Gnade anhalten; was ich zu eurem beſten
werde tuhn koͤnnen/ ſol euch hiemit verſprochen ſeyn; bleibet ihr aber aufruͤhriſch nach wie
vor/ ſo wil ich unter euch hauen und ſtechen helffen/ biß mir der Arm erſtarret/ und ihr alle
werdet vertilget ſeyn. Hiedurch ward ihnen eine ſolche Furcht eingejaget/ daß ſie ſich auff

ihren
g g g g ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0609" n="603"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o bald des Ko&#x0364;niges Rede durch die Vo&#x0364;lker von einer Schaar zur andern lief/ das rief<lb/>
umb Gnade/ Gnade/ &#x017F;onderten &#x017F;ich von den Teut&#x017F;chen ab/ fielen von ihren Pferden/ und<lb/>
tahten einen wehmu&#x0364;htigen Fußfal/ einwendend/ &#x017F;ie wa&#x0364;hren verleitet und hintergangen;<lb/>
die Teut&#x017F;chen Pfaffen wa&#x0364;hren Lu&#x0364;gener und Bo&#x0364;&#x017F;ewichter/ und ihr Ko&#x0364;nig gerecht un&#x0303; from;<lb/>
trieben dabey ein &#x017F;olches Geheule/ daß Ladi&#x017F;la &#x017F;elb&#x017F;t zu Mitleiden bewa&#x0364;get ward; gab ihnen<lb/>
einen freundlichen Wink mit dem abgezogenen Hute/ daß &#x017F;ie auff&#x017F;tehen &#x017F;olten; und als er<lb/>
&#x017F;ie ge&#x017F;tillet hatte/ redete er &#x017F;ie al&#x017F;o an: Nun ihr redliche auffrichtige Bo&#x0364;hmen/ und liebe Ge-<lb/>
tra&#x0364;ue; Ich weiß und &#x017F;ehe vor Augen/ daß ihr nicht aus Boßheit/ &#x017F;ondern blo&#x017F;&#x017F;er Einfalt<lb/>
ge&#x017F;u&#x0364;ndiget habet; &#x017F;tehet auff/ &#x017F;etzet euch zu Pferde/ und folget mir nach; wer des ergange-<lb/>
nen gegen mich im guten oder unguten gedenket/ &#x017F;ol mein Freund nicht &#x017F;eyn. Nam &#x017F;ie hie-<lb/>
mit auffs neue in Pflicht und a&#x0364;ide/ und wahr &#x017F;ehr froh/ daß er noch 28000 Bo&#x0364;hmen za&#x0364;hle-<lb/>
te/ da der Teut&#x017F;chen kaum 16000 mehr &#x017F;ich funden/ weil die u&#x0364;brigen mit Siegward nach<lb/>
Wendland fortgangen wahren. Die&#x017F;e Teut&#x017F;chen nun er&#x017F;chraken der unvermuhtlichen<lb/>
Ab&#x017F;onderung ho&#x0364;chlich/ dann &#x017F;ie &#x017F;ahen/ wie leicht &#x017F;ie von den andern ha&#x0364;tten ko&#x0364;nnen nider-<lb/>
gemacht werden/ welches auch auff ihre beharliche Wider&#x017F;ezligkeit wol erfolget wa&#x0364;hre.<lb/>
Ladi&#x017F;la muhtma&#x017F;&#x017F;ete leicht/ daß ihnen das Herz wu&#x0364;rde entfallen &#x017F;eyn/ darumb redete er &#x017F;ie<lb/>
al&#x017F;o an: Ihr bißher &#x017F;o redliche Teut&#x017F;che Herzen/ und gewe&#x017F;ene liebe Spießge&#x017F;ellen; mich<lb/>
wundert nicht wenig/ wie ihr &#x017F;o unbedacht&#x017F;am verfahret/ und von eurem liebreichen Va-<lb/>
ter dem Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten euch ab&#x017F;ondern ko&#x0364;nnet/ welcher &#x017F;ich doch gegen euch derge&#x017F;talt erkla&#x0364;-<lb/>
ret hat/ daß ich nimmermehr ein gleiches tuhn wu&#x0364;rde/ auch kein erbarer Men&#x017F;ch ein meh-<lb/>
res von ihm fo dern kan; und dannoch wi&#x017F;&#x017F;et ihr nicht/ ob ihr ihn vor euren Herrn erken&#x0303;en<lb/>
wollet oder nicht; gedenket ihr nicht/ daß er euch alle auff der Rolle hat/ ja das Hauß weiß/<lb/>
aus welchem ein jeder ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t? ich &#x017F;a&#x0364;he ungerne/ daß euch etwas wiedriges zu&#x017F;tehen<lb/>
&#x017F;olte/ weil ihr in neulicher Schlacht euch &#x017F;o ehrlich und tapffer gehalten/ und kan doch nit<lb/>
er&#x017F;innen/ wie man euch zu hu&#x0364;lffe treten &#x017F;ol/ nachdem ihr die Gnadenzeit als recht un&#x017F;innige<lb/>
Leute vorbey &#x017F;treichen la&#x017F;&#x017F;et; Trotzet ihr aber etwa auff eure auffru&#x0364;hri&#x017F;chen Landsleute/ die<lb/>
&#x017F;ich ohn alle ur&#x017F;ach wider ihre Obrigkeit &#x017F;etzen du&#x0364;rffen? Oder machet ihr euch Gedanken/<lb/>
euer Großfu&#x0364;r&#x017F;t werde von allen Men&#x017F;chen verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn/ weil &#x017F;eine Untertahnen ihn ho&#x0364;h-<lb/>
nen du&#x0364;rffen? O weit gefehlet! Ganz Frießland i&#x017F;t &#x017F;chon im Harni&#x017F;ch; der Schwedi&#x017F;che<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t i&#x017F;t mit &#x017F;einem Heer zuru&#x0364;k gefodert; nach Bo&#x0364;hmen gehen meine Bohten Tag und<lb/>
Nacht ohn Ruhe fort/ darinnen ich keinen wehrhafften Mann &#x017F;itzen la&#x017F;&#x017F;en wil/ er &#x017F;ol auff<lb/>
das ungehor&#x017F;ame Teut&#x017F;chland angehen/ wo &#x017F;ie &#x017F;ich nicht in kurzem eines be&#x017F;&#x017F;ern bedenken<lb/>
werden; alsdann werdet ihr aber gar zu &#x017F;pa&#x0364;te beklagen/ daß ihr meinen wolgemeineten<lb/>
Raht &#x017F;o unfinnig verachtet habet; wiewol/ wo ihr eure Vernunfft nicht gar gefre&#x017F;&#x017F;en/ ihr<lb/>
leicht euch die Rechnung machen werdet/ daß man euren Muhtwillen die la&#x0364;ng&#x017F;te zeit &#x017F;chon<lb/>
geduldet habe. So ho&#x0364;ret nun meinen getra&#x0364;uen Raht/ und folget dem&#x017F;elben er&#x017F;tes Augen-<lb/>
bliks; &#x017F;endet etliche eures Mittels an eure annoch gutherzige Obrigkeit ab/ welche euren<lb/>
Frevel verbitten/ und umb Barmherzigkeit und Gnade anhalten; was ich zu eurem be&#x017F;ten<lb/>
werde tuhn ko&#x0364;nnen/ &#x017F;ol euch hiemit ver&#x017F;prochen &#x017F;eyn; bleibet ihr aber aufru&#x0364;hri&#x017F;ch nach wie<lb/>
vor/ &#x017F;o wil ich unter euch hauen und &#x017F;techen helffen/ biß mir der Arm er&#x017F;tarret/ und ihr alle<lb/>
werdet vertilget &#x017F;eyn. Hiedurch ward ihnen eine &#x017F;olche Furcht eingejaget/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich auff<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">g g g g ij</fw><fw place="bottom" type="catch">ihren</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[603/0609] Siebendes Buch. ſo bald des Koͤniges Rede durch die Voͤlker von einer Schaar zur andern lief/ das rief umb Gnade/ Gnade/ ſonderten ſich von den Teutſchen ab/ fielen von ihren Pferden/ und tahten einen wehmuͤhtigen Fußfal/ einwendend/ ſie waͤhren verleitet und hintergangen; die Teutſchen Pfaffen waͤhren Luͤgener und Boͤſewichter/ und ihr Koͤnig gerecht uñ from; trieben dabey ein ſolches Geheule/ daß Ladiſla ſelbſt zu Mitleiden bewaͤget ward; gab ihnen einen freundlichen Wink mit dem abgezogenen Hute/ daß ſie auffſtehen ſolten; und als er ſie geſtillet hatte/ redete er ſie alſo an: Nun ihr redliche auffrichtige Boͤhmen/ und liebe Ge- traͤue; Ich weiß und ſehe vor Augen/ daß ihr nicht aus Boßheit/ ſondern bloſſer Einfalt geſuͤndiget habet; ſtehet auff/ ſetzet euch zu Pferde/ und folget mir nach; wer des ergange- nen gegen mich im guten oder unguten gedenket/ ſol mein Freund nicht ſeyn. Nam ſie hie- mit auffs neue in Pflicht und aͤide/ und wahr ſehr froh/ daß er noch 28000 Boͤhmen zaͤhle- te/ da der Teutſchen kaum 16000 mehr ſich funden/ weil die uͤbrigen mit Siegward nach Wendland fortgangen wahren. Dieſe Teutſchen nun erſchraken der unvermuhtlichen Abſonderung hoͤchlich/ dann ſie ſahen/ wie leicht ſie von den andern haͤtten koͤnnen nider- gemacht werden/ welches auch auff ihre beharliche Widerſezligkeit wol erfolget waͤhre. Ladiſla muhtmaſſete leicht/ daß ihnen das Herz wuͤrde entfallen ſeyn/ darumb redete er ſie alſo an: Ihr bißher ſo redliche Teutſche Herzen/ und geweſene liebe Spießgeſellen; mich wundert nicht wenig/ wie ihr ſo unbedachtſam verfahret/ und von eurem liebreichen Va- ter dem Groß Fuͤrſten euch abſondern koͤnnet/ welcher ſich doch gegen euch dergeſtalt erklaͤ- ret hat/ daß ich nimmermehr ein gleiches tuhn wuͤrde/ auch kein erbarer Menſch ein meh- res von ihm fo dern kan; und dannoch wiſſet ihr nicht/ ob ihr ihn vor euren Herrn erkeñen wollet oder nicht; gedenket ihr nicht/ daß er euch alle auff der Rolle hat/ ja das Hauß weiß/ aus welchem ein jeder entſproſſen iſt? ich ſaͤhe ungerne/ daß euch etwas wiedriges zuſtehen ſolte/ weil ihr in neulicher Schlacht euch ſo ehrlich und tapffer gehalten/ und kan doch nit erſinnen/ wie man euch zu huͤlffe treten ſol/ nachdem ihr die Gnadenzeit als recht unſinnige Leute vorbey ſtreichen laſſet; Trotzet ihr aber etwa auff eure auffruͤhriſchen Landsleute/ die ſich ohn alle urſach wider ihre Obrigkeit ſetzen duͤrffen? Oder machet ihr euch Gedanken/ euer Großfuͤrſt werde von allen Menſchen verlaſſen ſeyn/ weil ſeine Untertahnen ihn hoͤh- nen duͤrffen? O weit gefehlet! Ganz Frießland iſt ſchon im Harniſch; der Schwediſche Fuͤrſt iſt mit ſeinem Heer zuruͤk gefodert; nach Boͤhmen gehen meine Bohten Tag und Nacht ohn Ruhe fort/ darinnen ich keinen wehrhafften Mann ſitzen laſſen wil/ er ſol auff das ungehorſame Teutſchland angehen/ wo ſie ſich nicht in kurzem eines beſſern bedenken werden; alsdann werdet ihr aber gar zu ſpaͤte beklagen/ daß ihr meinen wolgemeineten Raht ſo unfinnig verachtet habet; wiewol/ wo ihr eure Vernunfft nicht gar gefreſſen/ ihr leicht euch die Rechnung machen werdet/ daß man euren Muhtwillen die laͤngſte zeit ſchon geduldet habe. So hoͤret nun meinen getraͤuen Raht/ und folget demſelben erſtes Augen- bliks; ſendet etliche eures Mittels an eure annoch gutherzige Obrigkeit ab/ welche euren Frevel verbitten/ und umb Barmherzigkeit und Gnade anhalten; was ich zu eurem beſten werde tuhn koͤnnen/ ſol euch hiemit verſprochen ſeyn; bleibet ihr aber aufruͤhriſch nach wie vor/ ſo wil ich unter euch hauen und ſtechen helffen/ biß mir der Arm erſtarret/ und ihr alle werdet vertilget ſeyn. Hiedurch ward ihnen eine ſolche Furcht eingejaget/ daß ſie ſich auff ihren g g g g ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/609
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/609>, abgerufen am 31.10.2024.