Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch.
zwar als den schweresten Knoten: unsere junge Herschafft/ ist daran nicht vergnüget/ daß
sie einen fremden Gott vor sich haben/ sondern sie wollen denselben auch ihren Untertahnen
auffdringen/ und die alten Land-Götter abschaffen/ auch zugleich die Teutsche Freiheit in
Römische Dienstbarkeit und Leibeigenschafft verwandeln. Hilf Gott! wer hat eine solche
erschrekliche schandbahre Verleumdung auff die Beine setzen dürfen? können dann mei-
ne Söhne ein solches durch sich selbst verrichten? oder haben sie euch darum jemals be-
grüsset/ daß ihr ihnen hierzu möchtet behülfflich seyn? oder ist etwa Frießland in Bestal-
lung genommen/ solches ins Werk zustellen? O ihr nicht mehr beherzete/ sondern furcht-
same Teutschen! werden dann zween einzelne Männer/ die den Jahren nach noch unter
die Jünglinge zurechnen sind/ euch und alle eure Götter zum Lande außjagen? Ich meine
ja/ Teutschland habe noch seine Grenz Völker liegen/ die werdens ohn Zweifel nicht ver-
schlaffen/ wann etwa die Römer kommen/ und uns als Leibeigene auß dem Lande schleppen
wolten. Doch ihr lieben Spieß Gesellen/ vielleicht möchte sich jemand finden/ der meinen
Söhnen solches zeihen dürfte/ lasset deswegen den Schreier ankündigen/ daß er hervortre-
te/ als wahr ich ein ehrlicher Großfurst bin/ und ein solcher zu sterben begehre/ wil ich ihm
wieder meine Söhne Schuz halten/ und wann er nur die aller geringste glaubwirdige an-
zeige tuht/ daß meine Söhne des einen oder andern sich nur haben verlauten lassen/ wil ich
sie dem Heer zur wilkührlichen Straffe übergeben. Verflucht sey/ wer einem Römer/ zum
Nachteil des Vaterlandes hold ist/ und solte ein solches von meinen Söhnen mit War-
heit können gesagt werden/ solte diese Faust sie vom Leben zum Tode richten. Aber O nein/
diese haben der Freiheit süsse Wollust und Ergezligkeit viel zu tieff in ihr Herz gesenket/
und würden sich lieber zehnmahl henken als unter der Römer Joch zwingen lassen. Drum
so höret nun/ wessen ich mich/ und zugleich meine Söhne sich beständig erklären/ dabey es
auch sein verbleiben haben sol: In ganz Teutschland sol keinem einigen Menschen/ er sey
adel oder unadel/ der alte gebräuchliche Gottesdienst verbohten oder verwehret sein/ sondern
ein ieder mag dabey nach Gewohnheit seiner Vorfahren verbleiben. Eure Landes und Le-
bens Freiheit sol im wenigsten nicht gekränket werden/ die jetzige Wiederspenstigkeit sol
tod und vergessen seyn/ ohn daß man die Redlensführer und ersten Auffwiegeler/ andern
zum Abscheu mit gebührlicher Straffe ansehen muß/ deren doch/ ob ihrer etwa viel währen/
nicht über vier ihre Köpffe verlieren/ die übrigen begnadet werden sollen. Habt ihr nun
hieran ein Genügen oder nicht/ so erkläret euch bald/ auffdaß ich wissen möge/ ob ich noch
der Teutschen Großfürst/ oder ihr Verbanneter sol genennet werden. Hierauff fing das
ganze Heer/ da es ihnen durchgehends kund getahn ward/ an zuruffen: Der Großfürst
und unsere junge Herschafft lebe/ und halte der Teutschen Freiheit und ihren Göttern
Schuz. Mit welcher Erklärung unsere Fürstliche Geselschafft vor dismahl wol zufriden
wahr/ wurden auch etliche Häuptleute außgewählet/ welche mit Prinsla nach den abge-
schickten 4000 Reutern sich hinmachen solten/ daselbst anzuhören/ was Gestalt derselbe
jenen ihres Großfürsten anffrichtiges erbieten anmelden solte/ dann erselbst vor sein Häupt
wolte sich mit den Aufrührern in keinen Zank einlassen/ viel weniger auff ihren ungegrün-
deten Argwohn Rede und Antwort geben/ und gleichsam vor ihrem Gerichte stehen. Als
aber jenen die vorgemeldete gnädige Erklärung des Großfürsten von Prinsla vorgetra-

gen

Siebendes Buch.
zwar als den ſchwereſten Knoten: unſere junge Herſchafft/ iſt daran nicht vergnuͤget/ daß
ſie einen fremden Gott vor ſich haben/ ſondern ſie wollen denſelben auch ihren Untertahnẽ
auffdringen/ und die alten Land-Goͤtteꝛ abſchaffen/ auch zugleich die Teutſche Freiheit in
Roͤmiſche Dienſtbarkeit und Leibeigenſchafft verwandeln. Hilf Gott! wer hat eine ſolche
erſchrekliche ſchandbahre Verleumdung auff die Beine ſetzen dürfen? koͤnnen dann mei-
ne Soͤhne ein ſolches durch ſich ſelbſt verrichten? oder haben ſie euch darum jemals be-
gruͤſſet/ daß ihr ihnen hierzu moͤchtet behülfflich ſeyn? oder iſt etwa Frießland in Beſtal-
lung genommen/ ſolches ins Werk zuſtellen? O ihr nicht mehr beherzete/ ſondern furcht-
ſame Teutſchen! werden dann zween einzelne Maͤnner/ die den Jahren nach noch unter
die Jünglinge zurechnen ſind/ euch und alle eure Goͤtter zum Lande außjagen? Ich meine
ja/ Teutſchland habe noch ſeine Grenz Voͤlker liegen/ die werdens ohn Zweifel nicht ver-
ſchlaffen/ wann etwa die Roͤmer kommen/ und uns als Leibeigene auß dem Lande ſchleppẽ
wolten. Doch ihr lieben Spieß Geſellen/ vielleicht moͤchte ſich jemand finden/ der meinen
Soͤhnen ſolches zeihen dürfte/ laſſet deswegen den Schreier ankuͤndigen/ daß er hervortre-
te/ als wahr ich ein ehrlicher Großfurſt bin/ und ein ſolcher zu ſterben begehre/ wil ich ihm
wieder meine Soͤhne Schuz halten/ und wann er nur die aller geringſte glaubwirdige an-
zeige tuht/ daß meine Soͤhne des einen oder andern ſich nur haben verlauten laſſen/ wil ich
ſie dem Heer zur wilkuͤhrlichen Straffe uͤbergeben. Verflucht ſey/ wer einem Roͤmer/ zum
Nachteil des Vaterlandes hold iſt/ und ſolte ein ſolches von meinen Soͤhnen mit War-
heit koͤnnen geſagt werden/ ſolte dieſe Fauſt ſie vom Leben zum Tode richten. Aber O nein/
dieſe haben der Freiheit ſuͤſſe Wolluſt und Ergezligkeit viel zu tieff in ihr Herz geſenket/
und wuͤrden ſich lieber zehnmahl henken als unter der Roͤmer Joch zwingen laſſen. Drum
ſo hoͤret nun/ weſſen ich mich/ und zugleich meine Soͤhne ſich beſtaͤndig erklaͤren/ dabey es
auch ſein verbleiben haben ſol: In ganz Teutſchland ſol keinem einigen Menſchen/ er ſey
adel oder unadel/ der alte gebraͤuchliche Gottesdienſt verbohtẽ oder verwehret ſein/ ſondern
ein ieder mag dabey nach Gewohnheit ſeiner Vorfahren verbleiben. Eure Landes und Le-
bens Freiheit ſol im wenigſten nicht gekraͤnket werden/ die jetzige Wiederſpenſtigkeit ſol
tod und vergeſſen ſeyn/ ohn daß man die Redlensfuͤhrer und erſten Auffwiegeler/ andern
zum Abſcheu mit gebuͤhrlicher Straffe anſehen muß/ deren doch/ ob ihrer etwa viel waͤhrẽ/
nicht uͤber vier ihre Koͤpffe verlieren/ die uͤbrigen begnadet werden ſollen. Habt ihr nun
hieran ein Genuͤgen oder nicht/ ſo erklaͤret euch bald/ auffdaß ich wiſſen moͤge/ ob ich noch
der Teutſchen Großfuͤrſt/ oder ihr Verbanneter ſol genennet werden. Hierauff fing das
ganze Heer/ da es ihnen durchgehends kund getahn ward/ an zuruffen: Der Großfuͤrſt
und unſere junge Herſchafft lebe/ und halte der Teutſchen Freiheit und ihren Goͤttern
Schuz. Mit welcher Erklaͤrung unſere Fuͤrſtliche Geſelſchafft vor diſmahl wol zufriden
wahr/ wurden auch etliche Haͤuptleute außgewaͤhlet/ welche mit Prinſla nach den abge-
ſchickten 4000 Reutern ſich hinmachen ſolten/ daſelbſt anzuhoͤren/ was Geſtalt derſelbe
jenen ihres Großfürſten anffrichtiges erbieten anmelden ſolte/ dañ erſelbſt vor ſein Haͤupt
wolte ſich mit den Aufruͤhrern in keinen Zank einlaſſen/ viel weniger auff ihren ungegruͤn-
deten Argwohn Rede und Antwort geben/ und gleichſam vor ihrem Gerichte ſtehen. Als
aber jenen die vorgemeldete gnaͤdige Erklaͤrung des Großfuͤrſten von Prinſla vorgetra-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0605" n="599"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch.</hi></fw><lb/>
zwar als den &#x017F;chwere&#x017F;ten Knoten: un&#x017F;ere junge Her&#x017F;chafft/ i&#x017F;t daran nicht vergnu&#x0364;get/ daß<lb/>
&#x017F;ie einen fremden Gott vor &#x017F;ich haben/ &#x017F;ondern &#x017F;ie wollen den&#x017F;elben auch ihren Untertahne&#x0303;<lb/>
auffdringen/ und die alten Land-Go&#x0364;tte&#xA75B; ab&#x017F;chaffen/ auch zugleich die Teut&#x017F;che Freiheit in<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;che Dien&#x017F;tbarkeit und Leibeigen&#x017F;chafft verwandeln. Hilf Gott! wer hat eine &#x017F;olche<lb/>
er&#x017F;chrekliche &#x017F;chandbahre Verleumdung auff die Beine &#x017F;etzen dürfen? ko&#x0364;nnen dann mei-<lb/>
ne So&#x0364;hne ein &#x017F;olches durch &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verrichten? oder haben &#x017F;ie euch darum jemals be-<lb/>
gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ daß ihr ihnen hierzu mo&#x0364;chtet behülfflich &#x017F;eyn? oder i&#x017F;t etwa Frießland in Be&#x017F;tal-<lb/>
lung genommen/ &#x017F;olches ins Werk zu&#x017F;tellen? O ihr nicht mehr beherzete/ &#x017F;ondern furcht-<lb/>
&#x017F;ame Teut&#x017F;chen! werden dann zween einzelne Ma&#x0364;nner/ die den Jahren nach noch unter<lb/>
die Jünglinge zurechnen &#x017F;ind/ euch und alle eure Go&#x0364;tter zum Lande außjagen? Ich meine<lb/>
ja/ Teut&#x017F;chland habe noch &#x017F;eine Grenz Vo&#x0364;lker liegen/ die werdens ohn Zweifel nicht ver-<lb/>
&#x017F;chlaffen/ wann etwa die Ro&#x0364;mer kommen/ und uns als Leibeigene auß dem Lande &#x017F;chleppe&#x0303;<lb/>
wolten. Doch ihr lieben Spieß Ge&#x017F;ellen/ vielleicht mo&#x0364;chte &#x017F;ich jemand finden/ der meinen<lb/>
So&#x0364;hnen &#x017F;olches zeihen dürfte/ la&#x017F;&#x017F;et deswegen den Schreier anku&#x0364;ndigen/ daß er hervortre-<lb/>
te/ als wahr ich ein ehrlicher Großfur&#x017F;t bin/ und ein &#x017F;olcher zu &#x017F;terben begehre/ wil ich ihm<lb/>
wieder meine So&#x0364;hne Schuz halten/ und wann er nur die aller gering&#x017F;te glaubwirdige an-<lb/>
zeige tuht/ daß meine So&#x0364;hne des einen oder andern &#x017F;ich nur haben verlauten la&#x017F;&#x017F;en/ wil ich<lb/>
&#x017F;ie dem Heer zur wilku&#x0364;hrlichen Straffe u&#x0364;bergeben. Verflucht &#x017F;ey/ wer einem Ro&#x0364;mer/ zum<lb/>
Nachteil des Vaterlandes hold i&#x017F;t/ und &#x017F;olte ein &#x017F;olches von meinen So&#x0364;hnen mit War-<lb/>
heit ko&#x0364;nnen ge&#x017F;agt werden/ &#x017F;olte die&#x017F;e Fau&#x017F;t &#x017F;ie vom Leben zum Tode richten. Aber O nein/<lb/>
die&#x017F;e haben der Freiheit &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Wollu&#x017F;t und Ergezligkeit viel zu tieff in ihr Herz ge&#x017F;enket/<lb/>
und wu&#x0364;rden &#x017F;ich lieber zehnmahl henken als unter der Ro&#x0364;mer Joch zwingen la&#x017F;&#x017F;en. Drum<lb/>
&#x017F;o ho&#x0364;ret nun/ we&#x017F;&#x017F;en ich mich/ und zugleich meine So&#x0364;hne &#x017F;ich be&#x017F;ta&#x0364;ndig erkla&#x0364;ren/ dabey es<lb/>
auch &#x017F;ein verbleiben haben &#x017F;ol: In ganz Teut&#x017F;chland &#x017F;ol keinem einigen Men&#x017F;chen/ er &#x017F;ey<lb/>
adel oder unadel/ der alte gebra&#x0364;uchliche Gottesdien&#x017F;t verbohte&#x0303; oder verwehret &#x017F;ein/ &#x017F;ondern<lb/>
ein ieder mag dabey nach Gewohnheit &#x017F;einer Vorfahren verbleiben. Eure Landes und Le-<lb/>
bens Freiheit &#x017F;ol im wenig&#x017F;ten nicht gekra&#x0364;nket werden/ die jetzige Wieder&#x017F;pen&#x017F;tigkeit &#x017F;ol<lb/>
tod und verge&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn/ ohn daß man die Redlensfu&#x0364;hrer und er&#x017F;ten Auffwiegeler/ andern<lb/>
zum Ab&#x017F;cheu mit gebu&#x0364;hrlicher Straffe an&#x017F;ehen muß/ deren doch/ ob ihrer etwa viel wa&#x0364;hre&#x0303;/<lb/>
nicht u&#x0364;ber vier ihre Ko&#x0364;pffe verlieren/ die u&#x0364;brigen begnadet werden &#x017F;ollen. Habt ihr nun<lb/>
hieran ein Genu&#x0364;gen oder nicht/ &#x017F;o erkla&#x0364;ret euch bald/ auffdaß ich wi&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;ge/ ob ich noch<lb/>
der Teut&#x017F;chen Großfu&#x0364;r&#x017F;t/ oder ihr Verbanneter &#x017F;ol genennet werden. Hierauff fing das<lb/>
ganze Heer/ da es ihnen durchgehends kund getahn ward/ an zuruffen: Der Großfu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
und un&#x017F;ere junge Her&#x017F;chafft lebe/ und halte der Teut&#x017F;chen Freiheit und ihren Go&#x0364;ttern<lb/>
Schuz. Mit welcher Erkla&#x0364;rung un&#x017F;ere Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Ge&#x017F;el&#x017F;chafft vor di&#x017F;mahl wol zufriden<lb/>
wahr/ wurden auch etliche Ha&#x0364;uptleute außgewa&#x0364;hlet/ welche mit Prin&#x017F;la nach den abge-<lb/>
&#x017F;chickten 4000 Reutern &#x017F;ich hinmachen &#x017F;olten/ da&#x017F;elb&#x017F;t anzuho&#x0364;ren/ was Ge&#x017F;talt der&#x017F;elbe<lb/>
jenen ihres Großfür&#x017F;ten anffrichtiges erbieten anmelden &#x017F;olte/ dan&#x0303; er&#x017F;elb&#x017F;t vor &#x017F;ein Ha&#x0364;upt<lb/>
wolte &#x017F;ich mit den Aufru&#x0364;hrern in keinen Zank einla&#x017F;&#x017F;en/ viel weniger auff ihren ungegru&#x0364;n-<lb/>
deten Argwohn Rede und Antwort geben/ und gleich&#x017F;am vor ihrem Gerichte &#x017F;tehen. Als<lb/>
aber jenen die vorgemeldete gna&#x0364;dige Erkla&#x0364;rung des Großfu&#x0364;r&#x017F;ten von Prin&#x017F;la vorgetra-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[599/0605] Siebendes Buch. zwar als den ſchwereſten Knoten: unſere junge Herſchafft/ iſt daran nicht vergnuͤget/ daß ſie einen fremden Gott vor ſich haben/ ſondern ſie wollen denſelben auch ihren Untertahnẽ auffdringen/ und die alten Land-Goͤtteꝛ abſchaffen/ auch zugleich die Teutſche Freiheit in Roͤmiſche Dienſtbarkeit und Leibeigenſchafft verwandeln. Hilf Gott! wer hat eine ſolche erſchrekliche ſchandbahre Verleumdung auff die Beine ſetzen dürfen? koͤnnen dann mei- ne Soͤhne ein ſolches durch ſich ſelbſt verrichten? oder haben ſie euch darum jemals be- gruͤſſet/ daß ihr ihnen hierzu moͤchtet behülfflich ſeyn? oder iſt etwa Frießland in Beſtal- lung genommen/ ſolches ins Werk zuſtellen? O ihr nicht mehr beherzete/ ſondern furcht- ſame Teutſchen! werden dann zween einzelne Maͤnner/ die den Jahren nach noch unter die Jünglinge zurechnen ſind/ euch und alle eure Goͤtter zum Lande außjagen? Ich meine ja/ Teutſchland habe noch ſeine Grenz Voͤlker liegen/ die werdens ohn Zweifel nicht ver- ſchlaffen/ wann etwa die Roͤmer kommen/ und uns als Leibeigene auß dem Lande ſchleppẽ wolten. Doch ihr lieben Spieß Geſellen/ vielleicht moͤchte ſich jemand finden/ der meinen Soͤhnen ſolches zeihen dürfte/ laſſet deswegen den Schreier ankuͤndigen/ daß er hervortre- te/ als wahr ich ein ehrlicher Großfurſt bin/ und ein ſolcher zu ſterben begehre/ wil ich ihm wieder meine Soͤhne Schuz halten/ und wann er nur die aller geringſte glaubwirdige an- zeige tuht/ daß meine Soͤhne des einen oder andern ſich nur haben verlauten laſſen/ wil ich ſie dem Heer zur wilkuͤhrlichen Straffe uͤbergeben. Verflucht ſey/ wer einem Roͤmer/ zum Nachteil des Vaterlandes hold iſt/ und ſolte ein ſolches von meinen Soͤhnen mit War- heit koͤnnen geſagt werden/ ſolte dieſe Fauſt ſie vom Leben zum Tode richten. Aber O nein/ dieſe haben der Freiheit ſuͤſſe Wolluſt und Ergezligkeit viel zu tieff in ihr Herz geſenket/ und wuͤrden ſich lieber zehnmahl henken als unter der Roͤmer Joch zwingen laſſen. Drum ſo hoͤret nun/ weſſen ich mich/ und zugleich meine Soͤhne ſich beſtaͤndig erklaͤren/ dabey es auch ſein verbleiben haben ſol: In ganz Teutſchland ſol keinem einigen Menſchen/ er ſey adel oder unadel/ der alte gebraͤuchliche Gottesdienſt verbohtẽ oder verwehret ſein/ ſondern ein ieder mag dabey nach Gewohnheit ſeiner Vorfahren verbleiben. Eure Landes und Le- bens Freiheit ſol im wenigſten nicht gekraͤnket werden/ die jetzige Wiederſpenſtigkeit ſol tod und vergeſſen ſeyn/ ohn daß man die Redlensfuͤhrer und erſten Auffwiegeler/ andern zum Abſcheu mit gebuͤhrlicher Straffe anſehen muß/ deren doch/ ob ihrer etwa viel waͤhrẽ/ nicht uͤber vier ihre Koͤpffe verlieren/ die uͤbrigen begnadet werden ſollen. Habt ihr nun hieran ein Genuͤgen oder nicht/ ſo erklaͤret euch bald/ auffdaß ich wiſſen moͤge/ ob ich noch der Teutſchen Großfuͤrſt/ oder ihr Verbanneter ſol genennet werden. Hierauff fing das ganze Heer/ da es ihnen durchgehends kund getahn ward/ an zuruffen: Der Großfuͤrſt und unſere junge Herſchafft lebe/ und halte der Teutſchen Freiheit und ihren Goͤttern Schuz. Mit welcher Erklaͤrung unſere Fuͤrſtliche Geſelſchafft vor diſmahl wol zufriden wahr/ wurden auch etliche Haͤuptleute außgewaͤhlet/ welche mit Prinſla nach den abge- ſchickten 4000 Reutern ſich hinmachen ſolten/ daſelbſt anzuhoͤren/ was Geſtalt derſelbe jenen ihres Großfürſten anffrichtiges erbieten anmelden ſolte/ dañ erſelbſt vor ſein Haͤupt wolte ſich mit den Aufruͤhrern in keinen Zank einlaſſen/ viel weniger auff ihren ungegruͤn- deten Argwohn Rede und Antwort geben/ und gleichſam vor ihrem Gerichte ſtehen. Als aber jenen die vorgemeldete gnaͤdige Erklaͤrung des Großfuͤrſten von Prinſla vorgetra- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/605
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/605>, abgerufen am 23.11.2024.