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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
meine Woltahten nicht erkennen/ sondern meinen Gottesdienst aufheben und einen neuen
dir aufdringen lassen/ so wil ich dir hiemit zeigen/ durch was vor eine grausame Straffe
ich mich an dir rächen wil; nam einen Topf mit Sand gefüllet und streuete ihn auß über
die Wiesen und Felder/ wovon alles Gewächse im Augenblik verdorrete; über die Wäl-
der goß er einen giftigen Dampf auß/ welcher dieselben versengete und algemehlich ver-
zehrete; über die Städte und Dörffer aber speyete er ein grosses Feur auß seinem Rachen/
wovon sie biß auff den Grund verbrennet wurden/ daß weder Stok noch Stiel davon ü-
brig wahr. Worauff er zu der Freia sagete/ sihe meine Schwester und Mit Göttin/ gleich
also sol Teutschland zugerichtet werden/ wo die Inwohner so frech und verwägen sind/
daß sie von uns ab zu neuen Göttern treten. Ach nein/ mein Bruder/ schone schone/ antwor-
tete Freia/ wir wollen ein besseres von den frommen Teutschen hoffen/ und uns dieses un-
sers geträuen Dieners Siegwieß gebrauchen/ welcher des Landes bestes wissen/ und sein
eigenes nicht unter die Füsse treten wird. Damit verschwand alles/ und erwachete dieser
auß dem Traum/ voller Angst und kummers/ wie er dann vor vielen andern ein Andächti-
ger Diener der Freia wahr/ und bey dem gemeinen Volk wegen seiner äusserlichen Schein-
heiligkeit in grossem ansehen: wolte demnach solchen vermeineten göttlichen Befehl nicht
in den Wind schlagen/ sattelte alsbald früh morgens sein Pferd/ und begehrete von seinem
Obersten Urlaub/ nach Hause zureiten/ unter dem einwenden/ er hätte sein Weib daheime
gelassen/ welche der Geburt sehr nahe währe/ und er auß seinem gestrigen Opfer und ange-
merketen Vogelgeschrey/ gewisse Merkzeichen genommen/ daß die Geburt sehr gefährlich
zugehen dürffte/ wann er nicht solte dabey seyn/ welches Unglük von seinem Hause abzu-
wenden/ er billich müste gefliessen seyn. Sein Obrister wolte ihm solches weder verbieten
noch zulassen/ gab ihm doch zum Bescheide/ er als einer der bey der Schlacht das Schwert
nicht führen wolte/ würde wol können Erlassung erhalten/ nur müste er den jungen Fürsten
Baldrich selbst darumb begrüssen. Dieser taht solches mit eben dem vorbringen/ und ward
von dem Fürsten mit freundlicher Antwort angesehen; es solte ihm seine Heimreise/ und
allen Pfaffen/ die es begehren würden/ nicht gehindert noch gehemmet werden; habt euch
aber/ sagte er/ wegen eures lieben Weibes nicht so hart zubefürchten/ dann ich wil euch ihret
wegen bessere Nachricht geben/ als eure Opffer und lügenhaffte Vogel nicht getahn/ nehm-
lich/ sie hat einen jungen Sohn zur Welt gebracht/ der nach verlauff eines Jahrs wird an-
fangen zu gehen und zusprechen. Dieses redete er auß blossem Scherze/ und wahr doch in
der wahrheit also ergangen. Damit er aber keinem Pfaffen ursach geben möchte/ ihn zuver-
leumden/ gab er diesem 12 Kronen Zehrgeld/ mit dem versprechen/ er wolte auff seine An-
kunft in Teutschland ihm eine bessere Verehrung tuhn. Dieser bezeigete sich äusserlich zim-
lich demühtig/ und setzete alsbald seine Reise fort. So bald er in Teutschland kam/ suchete
er hin und wieder die Pfaffen heim/ erzählete ihnen seine gehabte Erscheinung/ hielt ihnen
alles mit einem sonderlichen Eifer vor/ und unterließ nicht/ es zum ärgesten außzudeuten/
daß Baldrich von seinen Opffern und Vogelgemerk so verächtlich hätte reden dürfen; wo-
bey er als ein sonderliches Wunderwerk vermeldete/ daß sein Pferd/ sonst von geringer
Kraft/ ihn auff dieser Reise täglich 12 Meilen fortgetragen/ und kein Spier Graß oder
ander Futter dabey gefressen/ welches die unfehlbahre göttliche Begleitung ausser Zwei-

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Siebendes Buch.
meine Woltahten nicht erkennen/ ſondern meinen Gottesdienſt aufheben und einen neuẽ
dir aufdringen laſſen/ ſo wil ich dir hiemit zeigen/ durch was vor eine grauſame Straffe
ich mich an dir raͤchen wil; nam einen Topf mit Sand gefuͤllet und ſtreuete ihn auß uͤber
die Wieſen und Felder/ wovon alles Gewaͤchſe im Augenblik verdorrete; uͤber die Waͤl-
der goß er einen giftigen Dampf auß/ welcher dieſelben verſengete und algemehlich ver-
zehrete; uͤber die Staͤdte und Doͤrffer aber ſpeyete er ein groſſes Feur auß ſeinem Rachen/
wovon ſie biß auff den Gꝛund verbrennet wurden/ daß weder Stok noch Stiel davon uͤ-
brig wahr. Worauff er zu der Freia ſagete/ ſihe meine Schweſter und Mit Goͤttin/ gleich
alſo ſol Teutſchland zugerichtet werden/ wo die Inwohner ſo frech und verwaͤgen ſind/
daß ſie von uns ab zu neuen Goͤttern tꝛeten. Ach nein/ mein Bꝛuder/ ſchone ſchone/ antwor-
tete Freia/ wir wollen ein beſſeres von den frommen Teutſchen hoffen/ und uns dieſes un-
ſers getraͤuen Dieners Siegwieß gebrauchen/ welcher des Landes beſtes wiſſen/ und ſein
eigenes nicht unter die Fuͤſſe treten wird. Damit verſchwand alles/ und erwachete dieſer
auß dem Traum/ voller Angſt und kummers/ wie er dann vor vielen andern ein Andaͤchti-
ger Diener der Freia wahr/ und bey dem gemeinen Volk wegen ſeiner aͤuſſerlichen Schein-
heiligkeit in groſſem anſehen: wolte demnach ſolchen vermeineten goͤttlichen Befehl nicht
in den Wind ſchlagen/ ſattelte alsbald fruͤh morgens ſein Pferd/ und begehrete von ſeinem
Oberſten Urlaub/ nach Hauſe zureiten/ unter dem einwenden/ er haͤtte ſein Weib daheime
gelaſſen/ welche der Geburt ſehr nahe waͤhre/ und er auß ſeinem geſtrigen Opfer und ange-
merketen Vogelgeſchrey/ gewiſſe Merkzeichen genommen/ daß die Geburt ſehr gefaͤhrlich
zugehen duͤrffte/ wann er nicht ſolte dabey ſeyn/ welches Ungluͤk von ſeinem Hauſe abzu-
wenden/ er billich muͤſte geflieſſen ſeyn. Sein Obriſter wolte ihm ſolches weder verbieten
noch zulaſſen/ gab ihm doch zum Beſcheide/ er als einer deꝛ bey deꝛ Schlacht das Schweꝛt
nicht fuͤhren wolte/ würde wol koͤnnen Erlaſſung erhalten/ nur muͤſte er den jungen Fuͤrſtẽ
Baldrich ſelbſt darumb begruͤſſen. Dieſeꝛ taht ſolches mit eben dem vorbꝛingen/ und ward
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allen Pfaffen/ die es begehren wuͤrden/ nicht gehindert noch gehemmet werden; habt euch
aber/ ſagte er/ wegen eures lieben Weibes nicht ſo hart zubefuͤrchten/ dañ ich wil euch ihret
wegen beſſere Nachricht geben/ als eure Opffer und luͤgenhaffte Vogel nicht getahn/ nehm-
lich/ ſie hat einen jungen Sohn zur Welt gebracht/ der nach verlauff eines Jahrs wird an-
fangen zu gehen und zuſprechen. Dieſes redete er auß bloſſem Scherze/ und wahr doch in
der wahrheit alſo eꝛgangen. Damit er abeꝛ keinem Pfaffen urſach geben moͤchte/ ihn zuveꝛ-
leumden/ gab er dieſem 12 Kronen Zehrgeld/ mit dem verſprechen/ er wolte auff ſeine An-
kunft in Teutſchland ihm eine beſſere Verehrung tuhn. Dieſer bezeigete ſich aͤuſſerlich zim-
lich demuͤhtig/ und ſetzete alsbald ſeine Reiſe fort. So bald er in Teutſchland kam/ ſuchete
er hin und wieder die Pfaffen heim/ erzaͤhlete ihnẽ ſeine gehabte Erſcheinung/ hielt ihnen
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daß Baldrich von ſeinen Opffern und Vogelgemerk ſo veraͤchtlich haͤtte reden duͤrfen; wo-
bey er als ein ſonderliches Wunderwerk vermeldete/ daß ſein Pferd/ ſonſt von geringer
Kraft/ ihn auff dieſer Reiſe taͤglich 12 Meilen fortgetragen/ und kein Spier Graß oder
ander Futter dabey gefreſſen/ welches die unfehlbahre goͤttliche Begleitung auſſer Zwei-

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[593/0599] Siebendes Buch. meine Woltahten nicht erkennen/ ſondern meinen Gottesdienſt aufheben und einen neuẽ dir aufdringen laſſen/ ſo wil ich dir hiemit zeigen/ durch was vor eine grauſame Straffe ich mich an dir raͤchen wil; nam einen Topf mit Sand gefuͤllet und ſtreuete ihn auß uͤber die Wieſen und Felder/ wovon alles Gewaͤchſe im Augenblik verdorrete; uͤber die Waͤl- der goß er einen giftigen Dampf auß/ welcher dieſelben verſengete und algemehlich ver- zehrete; uͤber die Staͤdte und Doͤrffer aber ſpeyete er ein groſſes Feur auß ſeinem Rachen/ wovon ſie biß auff den Gꝛund verbrennet wurden/ daß weder Stok noch Stiel davon uͤ- brig wahr. Worauff er zu der Freia ſagete/ ſihe meine Schweſter und Mit Goͤttin/ gleich alſo ſol Teutſchland zugerichtet werden/ wo die Inwohner ſo frech und verwaͤgen ſind/ daß ſie von uns ab zu neuen Goͤttern tꝛeten. Ach nein/ mein Bꝛuder/ ſchone ſchone/ antwor- tete Freia/ wir wollen ein beſſeres von den frommen Teutſchen hoffen/ und uns dieſes un- ſers getraͤuen Dieners Siegwieß gebrauchen/ welcher des Landes beſtes wiſſen/ und ſein eigenes nicht unter die Fuͤſſe treten wird. Damit verſchwand alles/ und erwachete dieſer auß dem Traum/ voller Angſt und kummers/ wie er dann vor vielen andern ein Andaͤchti- ger Diener der Freia wahr/ und bey dem gemeinen Volk wegen ſeiner aͤuſſerlichen Schein- heiligkeit in groſſem anſehen: wolte demnach ſolchen vermeineten goͤttlichen Befehl nicht in den Wind ſchlagen/ ſattelte alsbald fruͤh morgens ſein Pferd/ und begehrete von ſeinem Oberſten Urlaub/ nach Hauſe zureiten/ unter dem einwenden/ er haͤtte ſein Weib daheime gelaſſen/ welche der Geburt ſehr nahe waͤhre/ und er auß ſeinem geſtrigen Opfer und ange- merketen Vogelgeſchrey/ gewiſſe Merkzeichen genommen/ daß die Geburt ſehr gefaͤhrlich zugehen duͤrffte/ wann er nicht ſolte dabey ſeyn/ welches Ungluͤk von ſeinem Hauſe abzu- wenden/ er billich muͤſte geflieſſen ſeyn. Sein Obriſter wolte ihm ſolches weder verbieten noch zulaſſen/ gab ihm doch zum Beſcheide/ er als einer deꝛ bey deꝛ Schlacht das Schweꝛt nicht fuͤhren wolte/ würde wol koͤnnen Erlaſſung erhalten/ nur muͤſte er den jungen Fuͤrſtẽ Baldrich ſelbſt darumb begruͤſſen. Dieſeꝛ taht ſolches mit eben dem vorbꝛingen/ und ward von dem Fuͤrſten mit freundlicher Antwort angeſehen; es ſolte ihm ſeine Heimreiſe/ und allen Pfaffen/ die es begehren wuͤrden/ nicht gehindert noch gehemmet werden; habt euch aber/ ſagte er/ wegen eures lieben Weibes nicht ſo hart zubefuͤrchten/ dañ ich wil euch ihret wegen beſſere Nachricht geben/ als eure Opffer und luͤgenhaffte Vogel nicht getahn/ nehm- lich/ ſie hat einen jungen Sohn zur Welt gebracht/ der nach verlauff eines Jahrs wird an- fangen zu gehen und zuſprechen. Dieſes redete er auß bloſſem Scherze/ und wahr doch in der wahrheit alſo eꝛgangen. Damit er abeꝛ keinem Pfaffen urſach geben moͤchte/ ihn zuveꝛ- leumden/ gab er dieſem 12 Kronen Zehrgeld/ mit dem verſprechen/ er wolte auff ſeine An- kunft in Teutſchland ihm eine beſſere Verehrung tuhn. Dieſer bezeigete ſich aͤuſſerlich zim- lich demuͤhtig/ und ſetzete alsbald ſeine Reiſe fort. So bald er in Teutſchland kam/ ſuchete er hin und wieder die Pfaffen heim/ erzaͤhlete ihnẽ ſeine gehabte Erſcheinung/ hielt ihnen alles mit einem ſonderlichen Eifer vor/ und unterließ nicht/ es zum aͤrgeſten außzudeuten/ daß Baldrich von ſeinen Opffern und Vogelgemerk ſo veraͤchtlich haͤtte reden duͤrfen; wo- bey er als ein ſonderliches Wunderwerk vermeldete/ daß ſein Pferd/ ſonſt von geringer Kraft/ ihn auff dieſer Reiſe taͤglich 12 Meilen fortgetragen/ und kein Spier Graß oder ander Futter dabey gefreſſen/ welches die unfehlbahre goͤttliche Begleitung auſſer Zwei- fel f f f f

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/599>, abgerufen am 23.11.2024.