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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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massen dieselben aus Furcht des Todes bekenneten/ was gestalt ihr Herr es ihnen hart ein-
gebunden/ ihnen auch Geschenke versprochen/ daß sie den Ursprung des Brandes seinem
Nachbar zulegen solten; daher dann dieser unschuldige Mann nicht allein von der Bür-
gerschafft frey gesprochen/ sondern sein Verleumder gefänglich gelegt/ und nachgehends
des Landes verwiesen ward. Prinsla freuete sich anfangs dieser Gewißheit/ dz die unsern
nicht im Feur drauff gangen wahren/ hatte aber daran noch kein genügen/ sondern ließ sich
den Weg zeigen/ welchen sie ohngefehr müsten gereiset seyn/ da er dann nicht irrete/ sondern
in dem Dorffe anlangete/ woselbst Arbianes seiner Fräulein Ankunfft etliche Stunden
erwartet hatte; ließ die Inwohner zusammen ruffen/ und erfuhr so viel: Es währe des Ta-
ges/ da der Brand sich zugetragen/ ein junger sehr betrübter Mann daselbst angelanget/
hätte nach einem andern jungen Manne und einer Jungefrauen ernstlich gefraget/ ob sie
daselbst nicht durchgereiset währen/ und als er Nein vernommen/ hätte er ihrer etliche Stun-
den vergeblich gewartet/ hernach mit Vergiessung vieler Trähnen sich wieder auff den
Rükweg begeben/ von dem sie fieder dem nicht das allergeringste vernommen; meldeten
auch dabey/ er hätte eine frische Wunde am linken Arme gehabt/ welche er selbst verbun-
den. Ein mehres zuerforschen wahr den unsern unmöglich/ deswegen sie wieder umkehre-
ten/ der Fürstlichen Geselschafft alles hinterbrachten/ und dieselbe zimlich zufrieden stelle-
ten/ weil sie gewiß wahren/ daß das Feur sie nit verzehret hätte/ und demnach der Hofnung
lebeten/ Gott würde sie in ihrem vermuhtlichen Elende/ und auff der Reise gnädiglich be-
wahren/ und sie wieder zu Lande bringen; und wer weiß/ sagte Valiska/ ob sie nicht schon
ihren Weg nach Magdeburg/ oder wol gar nach Prag genommen haben. Der alte Wittho
hatte Ekharten angezeiget/ wessen das Fräulein/ seine Unterhaltung betreffend/ sich gegen
ihn gnädigst erbohten hätte; deswegen gab man ihm eine bequeme Wohnung in einer
Stad/ und daß er die mitgebrachten Gelder sicher angreiffen/ und nach belieben alle Wo-
chen drey oder vier Kronen davon verzehren/ nachgehend von der Obrigkeit ein mehres
fodern solte; sein Oheim/ wann er ankähme/ solte das seine schon wieder bekommen. Unse-
re Fürstliche Geselschafft machte sich hierauff zur Heimreise fertig/ welches Valiska aus
verlangen nach ihrem Söhnlein sehr besoderte. Zwar die Land Stände des Königreichs
hatten ihnen die Hoffnung gemacht/ ihr König Baldrich würde nunmehr bey ihnen blei-
ben/ und das Reich selbst in guten Stand bringen/ als sie aber vernahmen/ daß er wieder
mit nach Prag reisen/ und doch bald sich wieder einstellen wolte/ gaben sie sich zufrieden/ dann
er hatte die Gerichts Stüle und hohen ämter alle mit den verständigsten auffrichtigsten
Leuten bestellet/ und dem Reiche aus eigener Bewägung diese Freyheit erteilet/ daß er kei-
nen einzigen Ausländer zu einem Amte im Königreiche befodern wolte/ sondern lauter
Landsassen/ es währe dann/ daß die Stände aus eigenem Wilkühr einen oder andern wol-
ten befodert haben. Sie wolten ihn aber vor dißmahl nicht ohn seine eigene Leute zihen las-
sen/ sondern gaben ihm 8000 Reuter mit zum Leib Schutze/ und erbohten sich/ da es nöh-
tig seyn würde/ ihm und seinen Anverwanten mit des ganzen Landes Macht beyzusprin-
gen. Die übrigen Teutschen und Böhmischen Völker bestunden annoch in 46000 Mann/
welche nicht allein alle zu Pferde wahren/ sondern (gar wenig ausgenommen) ihre Hand-
Pferde aus der Schlacht mit sich führeten. Prinsla wahr Feldmarschalk/ dann die Fürst-

liche

Siebendes Buch.
maſſen dieſelben aus Furcht des Todes bekenneten/ was geſtalt ihr Herr es ihnen hart ein-
gebunden/ ihnen auch Geſchenke verſprochen/ daß ſie den Urſprung des Brandes ſeinem
Nachbar zulegen ſolten; daher dann dieſer unſchuldige Mann nicht allein von der Buͤr-
gerſchafft frey geſprochen/ ſondern ſein Verleumder gefaͤnglich gelegt/ und nachgehends
des Landes verwieſen ward. Prinſla freuete ſich anfangs dieſer Gewißheit/ dz die unſern
nicht im Feur drauff gangen wahren/ hatte aber daran noch kein genuͤgen/ ſondern ließ ſich
den Weg zeigen/ welchen ſie ohngefehr muͤſten gereiſet ſeyn/ da er dañ nicht irrete/ ſondern
in dem Dorffe anlangete/ woſelbſt Arbianes ſeiner Fraͤulein Ankunfft etliche Stunden
erwartet hatte; ließ die Inwohner zuſammen ruffen/ und erfuhr ſo viel: Es waͤhre des Ta-
ges/ da der Brand ſich zugetragen/ ein junger ſehr betruͤbter Mann daſelbſt angelanget/
haͤtte nach einem andern jungen Manne und einer Jungefrauen ernſtlich gefraget/ ob ſie
daſelbſt nicht durchgereiſet waͤhren/ und als er Nein vernom̄en/ haͤtte er ihrer etliche Stun-
den vergeblich gewartet/ hernach mit Vergieſſung vieler Traͤhnen ſich wieder auff den
Ruͤkweg begeben/ von dem ſie fieder dem nicht das allergeringſte vernommen; meldeten
auch dabey/ er haͤtte eine friſche Wunde am linken Arme gehabt/ welche er ſelbſt verbun-
den. Ein mehres zuerforſchen wahr den unſern unmoͤglich/ deswegen ſie wieder umkehre-
ten/ der Fuͤrſtlichen Geſelſchafft alles hinterbrachten/ und dieſelbe zimlich zufrieden ſtelle-
ten/ weil ſie gewiß wahren/ daß das Feur ſie nit verzehret haͤtte/ und demnach der Hofnung
lebeten/ Gott wuͤrde ſie in ihrem vermuhtlichen Elende/ und auff der Reiſe gnaͤdiglich be-
wahren/ und ſie wieder zu Lande bringen; und wer weiß/ ſagte Valiſka/ ob ſie nicht ſchon
ihren Weg nach Magdeburg/ oder wol gar nach Prag genom̄en haben. Der alte Wittho
hatte Ekharten angezeiget/ weſſen das Fraͤulein/ ſeine Unterhaltung betreffend/ ſich gegen
ihn gnaͤdigſt erbohten haͤtte; deswegen gab man ihm eine bequeme Wohnung in einer
Stad/ und daß er die mitgebrachten Gelder ſicher angreiffen/ und nach belieben alle Wo-
chen drey oder vier Kronen davon verzehren/ nachgehend von der Obrigkeit ein mehres
fodern ſolte; ſein Oheim/ wann er ankaͤhme/ ſolte das ſeine ſchon wieder bekommen. Unſe-
re Fuͤrſtliche Geſelſchafft machte ſich hierauff zur Heimreiſe fertig/ welches Valiſka aus
verlangen nach ihrem Soͤhnlein ſehr beſoderte. Zwar die Land Staͤnde des Koͤnigreichs
hatten ihnen die Hoffnung gemacht/ ihr Koͤnig Baldrich wuͤrde nunmehr bey ihnen blei-
ben/ und das Reich ſelbſt in guten Stand bringen/ als ſie aber vernahmen/ daß er wieder
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er hatte die Gerichts Stuͤle und hohen aͤmter alle mit den verſtaͤndigſten auffrichtigſten
Leuten beſtellet/ und dem Reiche aus eigener Bewaͤgung dieſe Freyheit erteilet/ daß er kei-
nen einzigen Auslaͤnder zu einem Amte im Koͤnigreiche befodern wolte/ ſondern lauter
Landſaſſen/ es waͤhre dann/ daß die Staͤnde aus eigenem Wilkuͤhr einen oder andern wol-
ten befodert haben. Sie wolten ihn aber vor dißmahl nicht ohn ſeine eigene Leute zihen laſ-
ſen/ ſondern gaben ihm 8000 Reuter mit zum Leib Schutze/ und erbohten ſich/ da es noͤh-
tig ſeyn wuͤrde/ ihm und ſeinen Anverwanten mit des ganzen Landes Macht beyzuſprin-
gen. Die uͤbrigen Teutſchen und Boͤhmiſchen Voͤlker beſtunden annoch in 46000 Mañ/
welche nicht allein alle zu Pferde wahren/ ſondern (gar wenig ausgenommen) ihre Hand-
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[591/0597] Siebendes Buch. maſſen dieſelben aus Furcht des Todes bekenneten/ was geſtalt ihr Herr es ihnen hart ein- gebunden/ ihnen auch Geſchenke verſprochen/ daß ſie den Urſprung des Brandes ſeinem Nachbar zulegen ſolten; daher dann dieſer unſchuldige Mann nicht allein von der Buͤr- gerſchafft frey geſprochen/ ſondern ſein Verleumder gefaͤnglich gelegt/ und nachgehends des Landes verwieſen ward. Prinſla freuete ſich anfangs dieſer Gewißheit/ dz die unſern nicht im Feur drauff gangen wahren/ hatte aber daran noch kein genuͤgen/ ſondern ließ ſich den Weg zeigen/ welchen ſie ohngefehr muͤſten gereiſet ſeyn/ da er dañ nicht irrete/ ſondern in dem Dorffe anlangete/ woſelbſt Arbianes ſeiner Fraͤulein Ankunfft etliche Stunden erwartet hatte; ließ die Inwohner zuſammen ruffen/ und erfuhr ſo viel: Es waͤhre des Ta- ges/ da der Brand ſich zugetragen/ ein junger ſehr betruͤbter Mann daſelbſt angelanget/ haͤtte nach einem andern jungen Manne und einer Jungefrauen ernſtlich gefraget/ ob ſie daſelbſt nicht durchgereiſet waͤhren/ und als er Nein vernom̄en/ haͤtte er ihrer etliche Stun- den vergeblich gewartet/ hernach mit Vergieſſung vieler Traͤhnen ſich wieder auff den Ruͤkweg begeben/ von dem ſie fieder dem nicht das allergeringſte vernommen; meldeten auch dabey/ er haͤtte eine friſche Wunde am linken Arme gehabt/ welche er ſelbſt verbun- den. Ein mehres zuerforſchen wahr den unſern unmoͤglich/ deswegen ſie wieder umkehre- ten/ der Fuͤrſtlichen Geſelſchafft alles hinterbrachten/ und dieſelbe zimlich zufrieden ſtelle- ten/ weil ſie gewiß wahren/ daß das Feur ſie nit verzehret haͤtte/ und demnach der Hofnung lebeten/ Gott wuͤrde ſie in ihrem vermuhtlichen Elende/ und auff der Reiſe gnaͤdiglich be- wahren/ und ſie wieder zu Lande bringen; und wer weiß/ ſagte Valiſka/ ob ſie nicht ſchon ihren Weg nach Magdeburg/ oder wol gar nach Prag genom̄en haben. Der alte Wittho hatte Ekharten angezeiget/ weſſen das Fraͤulein/ ſeine Unterhaltung betreffend/ ſich gegen ihn gnaͤdigſt erbohten haͤtte; deswegen gab man ihm eine bequeme Wohnung in einer Stad/ und daß er die mitgebrachten Gelder ſicher angreiffen/ und nach belieben alle Wo- chen drey oder vier Kronen davon verzehren/ nachgehend von der Obrigkeit ein mehres fodern ſolte; ſein Oheim/ wann er ankaͤhme/ ſolte das ſeine ſchon wieder bekommen. Unſe- re Fuͤrſtliche Geſelſchafft machte ſich hierauff zur Heimreiſe fertig/ welches Valiſka aus verlangen nach ihrem Soͤhnlein ſehr beſoderte. Zwar die Land Staͤnde des Koͤnigreichs hatten ihnen die Hoffnung gemacht/ ihr Koͤnig Baldrich wuͤrde nunmehr bey ihnen blei- ben/ und das Reich ſelbſt in guten Stand bringen/ als ſie aber vernahmen/ daß er wieder mit nach Prag reiſen/ uñ doch bald ſich wieder einſtellen wolte/ gaben ſie ſich zufrieden/ dañ er hatte die Gerichts Stuͤle und hohen aͤmter alle mit den verſtaͤndigſten auffrichtigſten Leuten beſtellet/ und dem Reiche aus eigener Bewaͤgung dieſe Freyheit erteilet/ daß er kei- nen einzigen Auslaͤnder zu einem Amte im Koͤnigreiche befodern wolte/ ſondern lauter Landſaſſen/ es waͤhre dann/ daß die Staͤnde aus eigenem Wilkuͤhr einen oder andern wol- ten befodert haben. Sie wolten ihn aber vor dißmahl nicht ohn ſeine eigene Leute zihen laſ- ſen/ ſondern gaben ihm 8000 Reuter mit zum Leib Schutze/ und erbohten ſich/ da es noͤh- tig ſeyn wuͤrde/ ihm und ſeinen Anverwanten mit des ganzen Landes Macht beyzuſprin- gen. Die uͤbrigen Teutſchen und Boͤhmiſchen Voͤlker beſtunden annoch in 46000 Mañ/ welche nicht allein alle zu Pferde wahren/ ſondern (gar wenig ausgenommen) ihre Hand- Pferde aus der Schlacht mit ſich fuͤhreten. Prinſla wahr Feldmarſchalk/ dann die Fuͤrſt- liche

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/597>, abgerufen am 23.11.2024.