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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
ne würde mit dem Leben bezahlen müssen/ daher sie zu dem Großfürsten sagete: Ich sehe
ungern/ daß der Dänische Fürst keine freundliche Anmuhtung/ weiß nicht/ aus Tapffer-
keit oder Verstockung/ wil gelten lassen/ und dürffte ihm vielleicht die Reue zuspaht kom-
men. Das Gehacke ging unter diesen beyden rechtschaffen an/ und ließ Olaff wol
spüren/ daß er muht und herzens gnug hatte/ umb ein Königreich das Schwert zuführen/
meinete auch/ in dem ersten Anfal der überwindung einen festen Grund zu legen; aber Her-
kules betrachtete/ daß er in seiner Eltern und des ganzen Kriegsheers gegenwart stritte/
wolte demnach sehen lassen/ daß das Gerüchte von seinen Tahten nicht aus blosser gewo-
genheit erschollen währe/ daher er alles mit Doppelhieben dem Dänen dergestalt zusetzete/
daß er in kurzer Zeit an unterschiedlichen Orten seines Leibes die blutigen Merkzeichen der
empfangenen Verwundung von sich gab/ wiewol wegen güte seiner Waffen es nicht tieff
durchgangen wahr. Groß Fürst Henrich/ der bey dem Frauenzimmer auff dem Elefanten
wahr/ fing an: die Streiche hat mein Sohn in Teutschland nicht gelernet/ noch von eini-
gem Kämpfer gesehen. Gn. Herr Vater/ antwortete Valaska/ ich achte dieses Gefechte fast
vor nichts; aber wann man ihn unter einem ganzen Hauffen solte mätschen sehen/ würden
die Hiebe wol anders zischen und krachen/ versichere auch meinen Herr Vater/ daß mein
Herkules noch Höfligkeit gegen Fürst Olaff gebrauchet/ dann sonst würde er ihn schon
längst vom Pferde gerissen und abgeschlachtet haben. Nun hielt sich dannoch der Dähne/
daß ihn niemand tadeln kunte/ und die Warheit zu sagen/ würde ausser Herkules und La-
disla nicht leicht ein ander ihm überlegen gewesen seyn. Dann er ging sehr behutsam/
versetzete so viel ihm möglich wahr/ und gab sich nicht bloß/ ohn wann er meinete/ seinen
Feind mehr zubeschädigen/ als von demselben getroffen zu werden. Nachdem es aber Her-
kules verdroß/ daß er so lange Wiederstand hielt/ taht er einen heftigen Anfal/ gleich da
sein Gegener die Hofnung fassete/ er würde sich nunmehr zimlich abgemattet haben/ und
doch dagegen seine Hiebe nur verzwiefältigte/ ihm auch dergestalt den Helm zuhämmerte/
daß ihm vor den Augen zu funkeln begunte/ und er sich zuerhohlen/ zur Seiten ausweich;
aber Herkules setzete ihm auff dem Fusse nach/ schlug den Helm auff/ und rieff ihm zu; Fürst
Olaff/ lassets dereins gnug seyn gefochten/ und gebet dem Streit anstand/ dann ich wolte
ungerne einen so guten Ritter/ als ihr seid/ tödlich beschädigen; ihr sehet ja vor Augen/ daß
es euch weder an gutem Herzen noch kräftigen Fäusten/ sondern bloß an gerechter Sache
mangelt. Dieser Schimpf/ wie ers auslegete/ schmerzete ihn mehr als die empfangenen
Wunden/ daß er derselben gar darüber vergaß/ kehrete umb/ und antwortete mit kurzen;
O nein Fürst Herkules/ diese Rechnung ist noch zur Zeit zu früh gemacht. Woldann/ sage-
te er/ so werde ich die Kreide zum andernmahl ansetzen müssen; damit erhub sich der Streit
von neuen/ ob hätten sie noch keinen Schwertschlag geführet; aber Glük/ Erfahrenheit und
geschikliche Kraft hing nicht in gleicher Wage/ sondern an Herkules Seite im grossen
Ausschlage/ der seinen Feind zu unterschiedlichen mahlen hätte niderstossen können/ wolte
aber nicht/ sondern da er seinen Vortel ersahe/ warf er ihn vom Pferde herunter und sprang
ihm nach/ wiewol er ihm selber auff die Beine halff/ und ihm Zeit genug gönnete/ sich zum
Fußkampfe zubereiten/ welcher auch ernstlich angetreten/ aber nicht so gar lange geführet
ward; und wahr wunderlich anzusehen/ daß/ nachdem die Kämpfer Sattellos wahren/

die

Siebendes Buch.
ne wuͤrde mit dem Leben bezahlen müſſen/ daher ſie zu dem Großfuͤrſten ſagete: Ich ſehe
ungern/ daß der Daͤniſche Fuͤrſt keine freundliche Anmuhtung/ weiß nicht/ aus Tapffer-
keit oder Verſtockung/ wil gelten laſſen/ und duͤrffte ihm vielleicht die Reue zuſpaht kom-
men. Das Gehacke ging unter dieſen beyden rechtſchaffen an/ und ließ Olaff wol
ſpuͤren/ daß er muht und herzens gnug hatte/ umb ein Koͤnigreich das Schwert zuführen/
meinete auch/ in dem erſten Anfal der uͤberwindung einen feſten Grund zu legen; aber Her-
kules betrachtete/ daß er in ſeiner Eltern und des ganzen Kriegsheers gegenwart ſtritte/
wolte demnach ſehen laſſen/ daß das Geruͤchte von ſeinen Tahten nicht aus bloſſer gewo-
genheit erſchollen waͤhre/ daher er alles mit Doppelhieben dem Daͤnen dergeſtalt zuſetzete/
daß er in kurzer Zeit an unterſchiedlichen Orten ſeines Leibes die blutigen Merkzeichen der
empfangenen Verwundung von ſich gab/ wiewol wegen guͤte ſeiner Waffen es nicht tieff
durchgangen wahr. Groß Fuͤrſt Henrich/ der bey dem Frauenzimmer auff dem Elefanten
wahr/ fing an: die Streiche hat mein Sohn in Teutſchland nicht gelernet/ noch von eini-
gem Kaͤmpfer geſehen. Gn. Herr Vater/ antwortete Valaſka/ ich achte dieſes Gefechte faſt
vor nichts; aber wann man ihn unter einem ganzen Hauffen ſolte maͤtſchen ſehen/ würden
die Hiebe wol anders ziſchen und krachen/ verſichere auch meinen Herr Vater/ daß mein
Herkules noch Hoͤfligkeit gegen Fuͤrſt Olaff gebrauchet/ dann ſonſt wuͤrde er ihn ſchon
laͤngſt vom Pferde geriſſen und abgeſchlachtet haben. Nun hielt ſich dannoch der Daͤhne/
daß ihn niemand tadeln kunte/ und die Warheit zu ſagen/ wuͤrde auſſer Herkules und La-
diſla nicht leicht ein ander ihm uͤberlegen geweſen ſeyn. Dann er ging ſehr behutſam/
verſetzete ſo viel ihm moͤglich wahr/ und gab ſich nicht bloß/ ohn wann er meinete/ ſeinen
Feind mehr zubeſchaͤdigen/ als von demſelben getroffen zu werden. Nachdem es aber Her-
kules verdroß/ daß er ſo lange Wiederſtand hielt/ taht er einen heftigen Anfal/ gleich da
ſein Gegener die Hofnung faſſete/ er würde ſich nunmehr zimlich abgemattet haben/ und
doch dagegen ſeine Hiebe nur verzwiefaͤltigte/ ihm auch dergeſtalt den Helm zuhaͤmmerte/
daß ihm vor den Augen zu funkeln begunte/ und er ſich zuerhohlen/ zur Seiten ausweich;
aber Herkules ſetzete ihm auff dem Fuſſe nach/ ſchlug den Helm auff/ uñ rieff ihm zu; Fuͤrſt
Olaff/ laſſets dereins gnug ſeyn gefochten/ und gebet dem Streit anſtand/ dann ich wolte
ungerne einen ſo guten Ritter/ als ihr ſeid/ toͤdlich beſchaͤdigen; ihr ſehet ja vor Augen/ daß
es euch weder an gutem Herzen noch kraͤftigen Faͤuſten/ ſondern bloß an gerechter Sache
mangelt. Dieſer Schimpf/ wie ers auslegete/ ſchmerzete ihn mehr als die empfangenẽ
Wunden/ daß er derſelben gar daruͤber vergaß/ kehrete umb/ und antwortete mit kurzen;
O nein Fuͤrſt Herkules/ dieſe Rechnung iſt noch zur Zeit zu fruͤh gemacht. Woldann/ ſage-
te er/ ſo werde ich die Kreide zum andernmahl anſetzen muͤſſen; damit erhub ſich der Streit
von neuen/ ob haͤtten ſie noch keinen Schwertſchlag gefuͤhret; aber Glük/ Erfahrenheit uñ
geſchikliche Kraft hing nicht in gleicher Wage/ ſondern an Herkules Seite im groſſen
Ausſchlage/ der ſeinen Feind zu unterſchiedlichen mahlen haͤtte niderſtoſſen koͤnnen/ wolte
aber nicht/ ſondern da er ſeinen Vortel erſahe/ warf er ihn vom Pferde herunter und ſprang
ihm nach/ wiewol er ihm ſelber auff die Beine halff/ und ihm Zeit genug goͤnnete/ ſich zum
Fußkampfe zubereiten/ welcher auch ernſtlich angetreten/ aber nicht ſo gar lange gefuͤhret
ward; und wahr wunderlich anzuſehen/ daß/ nachdem die Kaͤmpfer Sattellos wahren/

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[582/0588] Siebendes Buch. ne wuͤrde mit dem Leben bezahlen müſſen/ daher ſie zu dem Großfuͤrſten ſagete: Ich ſehe ungern/ daß der Daͤniſche Fuͤrſt keine freundliche Anmuhtung/ weiß nicht/ aus Tapffer- keit oder Verſtockung/ wil gelten laſſen/ und duͤrffte ihm vielleicht die Reue zuſpaht kom- men. Das Gehacke ging unter dieſen beyden rechtſchaffen an/ und ließ Olaff wol ſpuͤren/ daß er muht und herzens gnug hatte/ umb ein Koͤnigreich das Schwert zuführen/ meinete auch/ in dem erſten Anfal der uͤberwindung einen feſten Grund zu legen; aber Her- kules betrachtete/ daß er in ſeiner Eltern und des ganzen Kriegsheers gegenwart ſtritte/ wolte demnach ſehen laſſen/ daß das Geruͤchte von ſeinen Tahten nicht aus bloſſer gewo- genheit erſchollen waͤhre/ daher er alles mit Doppelhieben dem Daͤnen dergeſtalt zuſetzete/ daß er in kurzer Zeit an unterſchiedlichen Orten ſeines Leibes die blutigen Merkzeichen der empfangenen Verwundung von ſich gab/ wiewol wegen guͤte ſeiner Waffen es nicht tieff durchgangen wahr. Groß Fuͤrſt Henrich/ der bey dem Frauenzimmer auff dem Elefanten wahr/ fing an: die Streiche hat mein Sohn in Teutſchland nicht gelernet/ noch von eini- gem Kaͤmpfer geſehen. Gn. Herr Vater/ antwortete Valaſka/ ich achte dieſes Gefechte faſt vor nichts; aber wann man ihn unter einem ganzen Hauffen ſolte maͤtſchen ſehen/ würden die Hiebe wol anders ziſchen und krachen/ verſichere auch meinen Herr Vater/ daß mein Herkules noch Hoͤfligkeit gegen Fuͤrſt Olaff gebrauchet/ dann ſonſt wuͤrde er ihn ſchon laͤngſt vom Pferde geriſſen und abgeſchlachtet haben. Nun hielt ſich dannoch der Daͤhne/ daß ihn niemand tadeln kunte/ und die Warheit zu ſagen/ wuͤrde auſſer Herkules und La- diſla nicht leicht ein ander ihm uͤberlegen geweſen ſeyn. Dann er ging ſehr behutſam/ verſetzete ſo viel ihm moͤglich wahr/ und gab ſich nicht bloß/ ohn wann er meinete/ ſeinen Feind mehr zubeſchaͤdigen/ als von demſelben getroffen zu werden. Nachdem es aber Her- kules verdroß/ daß er ſo lange Wiederſtand hielt/ taht er einen heftigen Anfal/ gleich da ſein Gegener die Hofnung faſſete/ er würde ſich nunmehr zimlich abgemattet haben/ und doch dagegen ſeine Hiebe nur verzwiefaͤltigte/ ihm auch dergeſtalt den Helm zuhaͤmmerte/ daß ihm vor den Augen zu funkeln begunte/ und er ſich zuerhohlen/ zur Seiten ausweich; aber Herkules ſetzete ihm auff dem Fuſſe nach/ ſchlug den Helm auff/ uñ rieff ihm zu; Fuͤrſt Olaff/ laſſets dereins gnug ſeyn gefochten/ und gebet dem Streit anſtand/ dann ich wolte ungerne einen ſo guten Ritter/ als ihr ſeid/ toͤdlich beſchaͤdigen; ihr ſehet ja vor Augen/ daß es euch weder an gutem Herzen noch kraͤftigen Faͤuſten/ ſondern bloß an gerechter Sache mangelt. Dieſer Schimpf/ wie ers auslegete/ ſchmerzete ihn mehr als die empfangenẽ Wunden/ daß er derſelben gar daruͤber vergaß/ kehrete umb/ und antwortete mit kurzen; O nein Fuͤrſt Herkules/ dieſe Rechnung iſt noch zur Zeit zu fruͤh gemacht. Woldann/ ſage- te er/ ſo werde ich die Kreide zum andernmahl anſetzen muͤſſen; damit erhub ſich der Streit von neuen/ ob haͤtten ſie noch keinen Schwertſchlag gefuͤhret; aber Glük/ Erfahrenheit uñ geſchikliche Kraft hing nicht in gleicher Wage/ ſondern an Herkules Seite im groſſen Ausſchlage/ der ſeinen Feind zu unterſchiedlichen mahlen haͤtte niderſtoſſen koͤnnen/ wolte aber nicht/ ſondern da er ſeinen Vortel erſahe/ warf er ihn vom Pferde herunter und ſprang ihm nach/ wiewol er ihm ſelber auff die Beine halff/ und ihm Zeit genug goͤnnete/ ſich zum Fußkampfe zubereiten/ welcher auch ernſtlich angetreten/ aber nicht ſo gar lange gefuͤhret ward; und wahr wunderlich anzuſehen/ daß/ nachdem die Kaͤmpfer Sattellos wahren/ die

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/588>, abgerufen am 16.07.2024.